Vater Unser 01 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:15/05/1955 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Camarero, 12. Juni 1955 Meroú, 19. Juni 1955 Hernandarias, 26. Juni 1955 Vizcacheras, 26. Juni 1955 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Rogate | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 11, 1-9 | | |
Skopus: Das Gebet | | VATERUNSER 1 Lukas 11, 1-9 "Und es begab sich, dass Jesus war an einem Ort und betete. Und da er aufgehört hatte, sprach seiner Jünger einer: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Gib uns unser täglich Brot immerdar. Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem übel. Und er sprach zu ihnen: Welcher unter euch, der einen Freund hat und ginge zu ihm zu Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leihe mir drei Brote; denn es ist mein Freund zu mir gekommen von der Strasse, und ich habe nicht. was ich ihm vorlege;- und er drinnen würde antworten und sprechen: Mache mir keine Unruhe! die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir geben. Ich sage euch: Und ob er nicht aufsteht und gibt ihm darum, dass er sein Freund ist, so wird er doch um seines unverschämten Geilens willen aufstehen und ihm geben, wieviel er bedarf. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan."
Unser Text beginnt mit den Worten: "Und es begab sich, dass Jesus war an einem Ort und betete." Wenn wir diese Tatsache bedenken, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und dass er als Sohn Gottes einfach nicht auskommt, ohne dass er mit seinem Vater im Himmel spricht und ihm alle Freude und alles Leid sagt und von ihm alles das erbittet, was er nötig hat; wenn wir das recht bedenken, dann werden wir unsere Augen tief senken und uns sehr schämen müssen. Hier müssen wir alle einmal die Frage hören müssen: Wie ist es mit dem Gebet bei uns bestellt? Wir wollen alle doch Christen sein, darum sind wir doch auch versammelt zum Gottesdienst. Beten wir, wie es eigentlich für einen Christen selbstverständlich sein sollte? Sagen wir alles, was uns bewegt, unserem Vater im Himmel im Gebet oder meinen wir, dass das Beten eine Angelegenheit für kleine Kinder ist? Wir Menschen sind ja so geartet, dass wir fest überzeugt sind, dass wir das Leben auch schon allein meistern können, dazu brauchen wir Gott nicht, dazu brauchen wir Jesus Christus nicht. Sind wir solche, die ihr Leben auf ihre eigene Arbeit und auf ihre eigene Kraft aufbauen, ohne Gott, ohne den Glauben an Jesus Christus, ohne die Kirche? Es wäre dann allerdings sehr schlecht um uns bestellt. Denken wir daran, dass Jesus Christus selbst auf seinem Erdenwege ohne das Gespräch mit seinem Vater nicht auskam und wir wollen es im Trotz gegen Gott nicht tun? Da tun die Jünger, die bei Jesus sind, etwas viel besseres:: "Und da Jesus aufgehört hatte, zu beten, sprach seiner Jünger einer zu ihm: Herr, lehre uns beten." Die Jünger Jesu erkannten. als sie Jesus beten sahen und hörten, was für ein Gestammel ihr Beten bisher gewesen war; sie erkannten aber auch, dass für sie, die vielleicht schon lange, lange Zeit nicht mehr gebetet haben, das Gebet zu Gott für ein Kind Gottes eine dringende und notwendige Sache ist. Ein Christ, der nicht mehr betet, ist nur ein halber Christ, und ein halber Christ ist überhaupt kein Christ mehr, er gehört nicht mehr zum Volk Gottes. Die Jünger waren nicht besser dran als wir. Sie wussten ebenso wenig wie wir, was denn rechtes Beten ist. Aber sie taten dann etwas, was wir möglichst schnell auch tun sollten und tun dürfen. Sie baten Jesus in ihrer Not des NIchtbetenkönnens: "Herr, lehre uns beten!" Es bleibt für uns alle heute auch noch die Möglichkeit, zu unserem Herrn zu eilen und ihn zu bitten: "Herr, lehre uns beten!" Wer mit dieser Bitte zu Jesus kommt, der darf es ganz genau wissen, dass ihn Jesus nicht wegstösst, sondern ihm hilft, damit er das rechte Beten lernt. Er möchte so gerne, dass wir alle miteinander bei ihm das rechte Beten lernen. Er gibt ihnen und uns allen eine Anleitung, wie wir in rechter Weise zzu unserem Vater im Himmel beten können: "Jesus aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Gib uns unser tägliches Brot immerdar. Und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel." Die Anleitung, die Jesus seinen Jüngern gibt und die ich gerade gelesen habe, ist doch uns hinreichend genug bekannt unter dem Namen DAS VATERUNSER. Wenn es hier bei dem Evangelisten Lukas etwas anders überliefert ist, als wir es gelernt haben, so ist es im letzten Grunde doch dasselbe, nur dass einige Zusätze fehlen oder einige Bitten mit anderen Worten gesagt werden. Hier fehlt besonders der Lobpreis am Ende des Gebetes, der durch die urchristliche Gemeinde als Antwort auf die Bitten hinzugefügt worden ist. Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit für einen Christen, dass er das Vaterunser auswendig kann. In jedem Gottesdienst einer christlichen Gemeinde hat es einen besonderen Platz und normalerweise wird es bei uns gemeinsam gebetet. Jesus hat also auf die Bitte der Jünger, ihnen doch das rechte Beten zu lehren, ihnen das Vaterunser als ein Unterrichtsbuch an die Hand gegeben. Jesus hat damit, dass er uns das Vaterunser gab, nicht seinen Jüngern, nicht seiner Gemeinde, zugerufen: Wenn ihr betet, dann müsst ihr diese Worte beten und wenn ihr betet, dann betet ihr recht. O nein! Es soll dieses Gebet nicht möglichst oft dahergeplappert werden und das Gebet wird sogar in manchen Kirchen so dahergeplappert, oft auch bei uns. Wie oft sprechen wird das Gebet nur mit den Lippen und mit unseren Gedanken sind wir ganz wo anders, bei unserem Vieh etwa, oder auf unserem Acker, oder wir sind in Gedanken noch bei dem Mann, der uns gestern noch geärgert hat. Hüten wir uns davor, dass unser Beten des Vaterunser, dass unser Beten überhaupt ein Lippengeplapper wird. Jesus sagt einmal an einer anderen Stelle: "Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen." Jesus Christus hat uns das Vaterunser gegeben, damit wir daran lernen sollen, worauf es ankommt, wenn wir beten. Wir werden nun in Fortsetzung noch eingehend uns gerade mit dem Vaterunser beschäftigen und darauf hören, was rechtes Beten bedeutet und ist, und wie Jesus Christus es will, dass wir zu ihm und seinem Vater im Himmel beten. Allerdings wollen wir heute das schon hören und beachten, dass es in einem echten Gebet immer in erster Linie um Gott und Gottes Reich geht: "Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel." Haben wir es gespürt, wie Jesus uns lehren will, dass es in allen unseren Gebten zuerst um Gott und Gottes Sache gehen soll: Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe." Prüfen wir uns einmal selbst, ob in unseren Gebeten wirklich es an erster Stelle um das Reich Gottes geht, darum, dass sein Name in aller Welt gross werde? Oder dreht sich unser ganzes Beten um uns selbst, um unsere Not, um unsere Angst und um unsere Sorgen und um sonst nichts anderes? Jesus ruft uns zu: Halt erst einbmal mit deinen Problemen stille und denke daran, dass die Dinge des Reiches Gottes den Vorrang haben vor unseren eigenen Nöten, mögen sie noch so gross sein. Erst wenn wir Gottes Sache bedacht haben, können und dürfen wir in rechter Weise auch um die Dinge unseres Lebens, unseres persÓnlichen Lebens bitten: "Gib uns unser täglich Brot immerdar. Vergib uns unsere Schuld; denn auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel." Aber wohl aufgepasst in allen unseren Gebeten: Die erste Stelle soll in unseren Gesprächen mit Gott das Bitten um Gottes Reich und Gottes Sache und Gottes Willen einnehmen. Wenn das erfolgt, dürfen wir wirklich ihm alles vor die Füsse legen, was uns beschwert und womit wir uns in unserem Leben herumschlagen und abgeben müssen. Nun kann vielleicht jemand von uns fragen: Hat denn das Beten zu Gott überhaupt einen Sinn? Ist es nicht einfach unmöglich, mit Gott zu sprechen? Gott ist doch so gross und wir Menschen so klein. Wie kann sich dieser grosse Gott denn überhaupt mit all die vielen kleinen Dinge unseres Lebens abgeben? Das solches Fragen über uns kommt, ist nur selbstverständlich. Auch Jesus kennt unsere Gedanken und Meinungen, die uns sagen wollen, dass das Beten zwecklos sei, weil Gott uns nicht hören kann und nicht hören will? Er kennt diese Gedanken und Meinungen bei seinen Jüngern, aber auch bei einem jeden einzeln von uns. Auf solches Fragen von uns antwortet er mit einem kleinen Gleichnis aus dem damaligen alltäglichen Leben: Da ist ein Mensch auf dem Dorf, der bekommt plötzlich unvorgesehenen Besuch mitten in der Nacht. Er hatte mit diesem Besuch nicht gerechnet und steht jetzt vor der Frage, wie kann ich meinem Besuch zu essen geben, denn meine Küche und meine Speisekammer stehen leer da. Er denkt an die Pflicht seiner Gastfreundschaft. Da kommt ihm der Gedanke: Ich will schnell zu meinem Nachbarn laufen, der wird mir schon bis morgen ausborgen. Sagen wir doch selbst, würde der Nachbar uns im Stich lassen und uns sagen, verschwinde von meiner Haustür? Ein rechter Nachbar tut das bestimmt nicht. Jesus sagt nun, wenn du zu deinem Nachbarn gehst und in einer Notlage ihn um etwas bittest, so schickt er dich nicht fort, sondern gibt dir das was du brauchst, wievielmehr wird dir der Vater im Himmel das geben, was du nötig hast und worum du ihn bittest. Und wenn dein Nachbar, zu dem du mitten in der Nacht kommst und ihn um ein Stückchen Brot bittest, ärgerlich wird, was ja wirklich mal vorkommen kann, weil du ihn und seine Familie im Schlaf gestört hast und dich dann fortschickt und dir das Erbetene aus dem Ärger heraus nicht geben will und du ihn daraufhin nochmals bittest, trotz seines Ärgers, dann wird der Nachbar schliesslich doch nicht umhin können, dir das Erwünschte und Erbetene zu geben. Er will doch diesen bittenden Nachbar auf alle Fälle loswerden, der nicht aufhört, an die Fenster und Türe zu klopfen. Jesus sagt dazu: "Ich sage euch: und ob er nicht aufstehe und gibt ihm, darum dass er sein Nachbar ist, so wird er doch um seinens unverschämten Geilens willen aufstehen und ihm geben, wieviel er bedarf." Ist das, liebe Gemeinde, unter Menschen schon üblich, unter Freunden und Bekannten, wievielmehr ist es so, wenn wir Gott um etwas bitten. Vielleicht sieht es manchmal so aus, als ob Gott uns nicht hört, als ob er uns nicht helfen will, aber selbst wenn es so aussieht, dann wollen wir trotzdem nicht aufhören und weiter beten und bitten. O, dass wir doch das machten, was der Mensch gegenüber seinem schlafenden Nachbarn tut, weiter und immer mehr gegen die Fensterscheiben klopfen, bis der Nachbar drinnen es Leid wird und aufsteht und hilft. Bitte, liebe Gemeinde, immer und immer wieder die Hände gefaltet und Gott um Hilfe anflehen, dann kann es gar nicht anders sein, als dass der allmächtige Gott sich über uns herabbeugt und uns das gibt, was wir nötig haben. "Bittet, so wird euch gegeben; Suchet, so werdet ihr finden: Klopfet an, so wird euch aufgetan!"
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