Sermones Varios 04 | Lugar/Ort:
Fecha/Datum: / / | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr: | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 11. 25-30 - Mateo 11: 25-30 | | |
Skopus: Zur Vorbereitung einer Predigt. | | Varias 4 -Matthäus 11: 25-30 (Zur Vorbereitung einer Predigt.) "Zu der Zeit antwortete Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir. Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht."
In unserem Text haben wir 3 verschiedene Sprüche vor uns, die ursprünglich nicht zusammengesehen wurden. Der Evangelist Lukas (10, 21 ff) zieht nur die ersten beiden Sprüche zusammen. Den 3. Spruch, den sogenannten HEILANDSRUF finden wir nur noch im THOMAS-EVANGELIUM. Matthäus oder sein Vorgänger haben diesen Spruch den beiden anderen hinzugefügt. Nicht zu verkennen ist, daß die Verse 25/26 und 28/30 (ohne 27) Parallelen in der Weisheitsliteratur haben. (Jesus Sirach Kapitel 51 mit einer fast gleichen Textposition: 1-2 Dank an den Vater; 13-22 Offenbarung der Weisheit; 23-30 der Ruf.) Diesen 3 Abschnitten ist gemeinsam das Interesse an den UNMÜNDIGEN und den BELADENEN. Ob dieses Matthäus veranlaßt oder sein Vorgänger veranlaßt haben, unseren Text mit den 3 Sprüchen in gleicher Weise so auszustellen? Bei ihnen erst wird auch die Gleichstellung der Weisheit mit Jesus deutlich. Im ersten Spruch unseres Textes (25/26) fällt uns auf, daß der Anfang an den Anfang von Sirach 51 erinnert, der ebenfalls mit einem Lobpreis beginnt. Allerdings besteht der große Unterschied darin, daß im Unterschied zu Jesus Sirach unser Jesus Gott lobt für seinen Mißerfolg. Die Verborgenheit der Geheimnisse Gottes wird in ganz besonderer Weise in der jüdischen Sekte von Qumran, deutlich, wie die verschiedenen aufgefundenen Texte bezeugen. Und nur den Gliedern dieser Gruppe ist es gegeben, sie zu erkennen. Solche ähnliche Gedanken sind auch im AT vorhanden und von Paulus und Johannes aufgenommen. Eduard Schweitzer sieht in seinem Kommentar ebenfalls eine enge Verbindung zwischen dem AT und der Qumrangruppe und unserem Spruch in der Wertschätzung der Unmündigen, der Geringsten, der Kinder, der Mühseligen und Beladenen etcta. Durch Jesus Christus sollen gerade sie angesprochen sein und ihnen geholfen werden. Im 2. Spruch (Vers 27) wird das Verhältnis zwischen Jesus und Gott auf eine zweifache Weise beschrieben. Einmal wird, wie in 28, 18 unterstrichen, bezeugt, daß Jesus die Herrschaft Gottes übertragen wurde. Er ist der Stellvertreter, der Repräsentant Gottes auf dieser Erde unter uns. Dabei darf nicht vergessen werden, daß es Jesus ist, von dem in Vers 25 gesagt wird, daß sein Auftreten ein öffentlicher Mißerfolg darstellt. Die Klugen und Weisen wollen nichts von ihm wissen, damit sind besonders die gemeint, die in der Gottes Gelehrtheit bewandert sind und keine Forderungen stellen. Zum anderen wird in diesem unseren Abschnitt bekräftigt, daß diese Machtübertragung begründet ist in dem personalen Verhältnis zwischen Jesus und Gott. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist kein exklusives Verhältnis, sondern nimmt Menschen in dieses Verhältnis hinein und macht sie auch zu KINDERN GOTTES, läßt sie teilnehmen an der Herrschaft Gottes. Jesus lädt direkt Menschen ein, in Gott auch ihren Vater zu erkennen, wie es deutlich im Anfang des Vaterunser-Gebetes zum Ausdruck kommt. Der Gebrauch des Vater-Sohn-Verhältnis in der Predigt könnte heute einige Schwierigkeiten bereiten, da es heute nicht nur ein Vertrauensverhältnis aussagt, sondern auch die Spannungen zwischen den Generationen und eine geforderte Unterordnung so abgelehnt wird, und was gerade besonders im Vater-Sohn-Verhältnis unseres Textes zwischen Jesus und Gott nicht vorhanden ist. Der 3. Spruch (28-30) wird allgemein der HEILANDSRUF genannt. In ihm werden alle die eingeladen, die MÜHSELIG und BELADEN sind. Das sind im Zusammenhang die, die das Gesetz mit allen seinen Ausführungsbestimmungen durch die Frommen und Schriftgelehrten nicht halten können und die darunter stöhnen und seufzen. Durch Jesus werden sie eingeladen, sich durch ihn von diesem Joch des Gesetzes befreien zu lassen. Gerade an diesen Schriftgelehrten und Frommen ist erkennbar, daß sie mit dem Gesetz und aller Freudigkeit zum Gesetz das Heil in Jesus Christus nicht nur nicht sehen, sondern es bewußt ablehnen. Stattdessen ruft Jesus auf, ihm zu folgen. Er erwartet auch einen Gehorsam, der aber als eine leichte Last, als ein sanftes Joch, bezeichntet wird, weil der, der Jesus folgt, gleichzeitig auch die Kraft zu diesem Gehorsam geschenkt erhält und von Freude darüber erfüllt wird, daß er in der Nachfolge Jesu und als sein Mitarbeiter an einem voll ausgefüllten Leben teilnimmt und dieses Leben auch anderen vorbereiten darf, das als ein LEBEN IN DER RUHE beschrieben wird, das die Zeit des Heils oder die Sabbatruhe mit anderen Worten wiedergibt. Eine Predigt über unseren Text müßte von diesem 3. Spruch ausgehen, der ja normal in einer christlichen Gemeinde bekannt ist, allerdings nur zu oft erwecklich und evangelistisch mißverstanden wurde. Darum sollte der Prediger sich streng an die Intention des Textes halten und zu erkennen suchen, wer heute die MÜHSELIGEN und die BELADENEN sind, die unter der Last GÖTTLICHER FORDERUNGEN, frommer Vorschriften, kirchlicher Gesetze und aller sonstigen moralischen und staatlichen Druckmittel stöhnen und seufzen, die alle nach Erfüllung eine bessere Zukunft, Heil und Glúck verheißen und darum eine große bis ins Mark des menschlichen Lebens gehende Frustration verursachen, weil das Ziel nicht erreicht wird und nicht erreicht werden kann. Jesus aber kam und stellte an dem Anfang Heil und GlÚck uns zur Verfügung und machte alles dieses nicht von der Erfüllung irgendwelcher Forderung abhängig, sondern befreite uns von ihnen, sodaß wir nicht mehr darunter stöhnen und seufzen brauchen. In diesem persönlichen Verhältnis zu Jesus erhalten wir wohl Aufträge, sie sind aber unserem Glauben angepaßt und werden darum nicht als eine Last empfunden. Er erwartet das, was wir gern tun und was uns Freude macht und wozu er uns selbst die Kraft schenkt, was aus dem Glauben wie von selbst erwächst. Darum ist eine Frustration ausgeschlossen. Das wird natürlich sofort wieder anders, wenn wir wieder in den alten Zustand zurückfallen und unseren Glauben an Jesus Christus als eine Bündelung, als eine Zusammenfassung, aller göttlichen Forderungen, frommer Vorschriften, kirchlicher Gesetze und aller möglichen sonstigen moralischen und staatlichen Forderungen verstehen, dann würden wir wieder die MÜHSELIGEN und BELADENEN sein und eine Frustration nach der anderen erleiden. Es ist auch davon auszugehen, daß wie zur Zeit Jesu, diese Freiheit unseres christlichen Glaubens von denen, die es eigentlich wissen müßten, mißverstanden, nicht verstanden oder sogar bekämpft wird. Und Menschen, denen von vielen der christliche Glaube abgesprochen wird, sind die, von denen unser Text spricht, die Mühseligen und die Beladenen, die von Jesus die Hilfe bekommen haben. Das ist und bleibt ein Geheimnis. Es ist jedesmal ein Wunder, daß wir nicht erklären können und das im Verhältnis von Jesus zu seinem Vater begründet ist. Wenn wir die Intention unseres Textes herausarbeiten und sie auf unsere Verhältnisse übertragen und bei der frohen Botschaft bleiben, könnte die Predigt vielen eine Hilfe werden, allerdings Menschen, die über den christlichen Glauben bereits schon alles wissen, ärgerlich sein. Nach der Ausarbeitung der Predigt ist es zu empfehlen, die letzte Predigt, die Martin Luther vor seinem Tode gerade über diesen Text am 15.2.1546 in Eisleben gehalten hat, zu lesen.
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