Predigten im Jahre 1952 - 20 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum: / / | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1952 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Johannes 7, 33 - 39 | | |
Skopus: Vorbereitung auf Pfingsten | | Predigten im Jahre 1952 - 20 - Johannes 7, 33 - 39 "Da sprach Jesus zu ihnen: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen, und nicht finden; und wo ich bin, könnt ihr nicht hin kommen. Da sprachen die Juden untereinander: Wo will dieser hin gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er zu den Zerstreuten unter den Griechen gehen und die Griechen lehren? Was ist das für eine Rede, daß er sagte: Ihr werdet mich suchen, und nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hin kommen? Aber am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der heilige Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verklärt." Wir alle sind heute hier in diesem Gottesdienst zusammengekommen, um uns in rchter Weise vorzubereiten auf das Fest, das vor uns liegt. Es gibt viele Möglichkeiten, sich auf ein Fest vorzubereiten. Da kann man von den äußeren Vorbereitungen auf ein Fest so aufgefressen werden, daß man am Fest selbst müde umfällt. Und leider tragen unsere christlichen Feiertage nur allzusehr von diesen äußeren Vorbereitsungen an sich. Wer Fragt überhaupt noch nach dem echten Sinn eines Weihnachts- oder Ostertages. Wenn das schon schwierig ist, dann wird die Schwieirgfkeit unermeßbar, wenn wir an das Pfingstfest denken, an den Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes. Wenn wir jetzt einmal einzelne fragen würden, was der Pfingsttag bedeutet, würden wir wohl alle in eine große Verlegenheit kommen. Wir wissen nicht, was der Pfingsttag bedeutet. Und wenn selbst einer da wäre, der nicht die Frage dadurch beantwortet, das er sagt, der Pfingsttag ist dazu da, um Familienausflüge zu machen, sondern der ernsthaft von der Ausgießung des Heiligen Geistes spräche, der hätte uns außer dieser formalen Fetstellung nicht mehr viel zu berichten. Und es ist wahrlich auch so, daß man nicht viele Worte über den Heiligen Geist machen kann, sondern wir können ihn uns nur schenken lassen. Laßt uns da warten auf das große Ereignis zu Pfingsten und uns danach ausstrecken! Aber heute will uns unser Text sagen, welche Widerstände der Heilige Geist bei uns zu überwinden hat und worin die rechte Vorbereitung auf Pfingsten, auf die Ausgießung des Heiligen Geistes besteht. Jesus Christus ist im Gespräch mit den Frommen seines Volkes; mit den Frommen, die so fromm sind, daß sie mit dem Jesus von Nazareth, der sich ja mit den Sündern abgibt, nichts zu tun haben wollen. Und wahrlich, wer wollte sich erdreisten, ihre Frömmigkeit nicht ernstzunehmen?! Sie ließen es sich an Opfer, Geld und Schweiß, schon etwas kosten, um fromm zu sein. Und wer nahm zum Beispiel das Wort Gottes, das sie von den Vätern übernommen hatten, so ernst wir sie?! Da könnten wir wahrlich, die wir auch das Bekenntnis unserer Väter ernst nehmen, noch eine Menge hinzu lernen. UNd da kommt doch dieser Jesus von Nazareth und streicht das Wort an die Väter durch: "Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist, ich aber sage euch", einfach durch und setzt sich also an die Stelle der Väter, ja, sogar mehr, an die Stelle Gottes. Zeigt er nicht dadurch klar an, daß er sich mit dem Volk Gottes, das eben unter dem von den Vátern übernommenen Bekenntnis lebte, nichts zu tun hat? Und das Schlimmste dabei war, daß dieser Jesus von Nazareth von ihrem Gott dazu noch sagte, er sei sein Vater. Ist es nun nicht einwandfrei erwiesen, daß er ein Lästermaul ist, der Gott und sein Volk lästert?! Und ein Gottes Lästerer ist es nicht wert, daß er überhaupt lebt. Er muß ausgerottet werden. So jagen die Frommen, die sich von Jesus in ihrer Frömmigkeit, in ihrem Bekenntnis und in ihrem Eifer um die Ehre Gottes. bedroht fühlen, ihre Polizisten mit einem Haftbefehl hinter Jesus her. Wir alle sind jetzt nur allzuleicht geneigt, zu sagen, was sind das für schlechte Menschen, uns könnte so etwas doch gar nicht passieren. Aber seien wir ein wenig vorsichtig. Uns wird dieses Wort nicht gesagt, damit wir mit unserem Finger auf andere Leute zu zeigen, sondern es will uns einen Spiegel vor unsere Augen halten, damit wir uns als soche erkennen, die wir in Wirklichkeit sind. Schauen wir Christen uns einmal in unserer Frömmigkeit an. Ist diese Form unseres Christseins nicht schon so erstarrt, daß wir es nicht mehr fertig bringen, aus unserer Heiligkeit herauszusteigen und uns in den Schmutz der Welt zu begeben, um dort aus der Straßengosse einen Menschen, der in Not geraten ist, herauszuheben? Wir machen um stadtbekannte Sünder einen großen Bogen. Was sind das doch auch für böse Menschen und dazu könnten wir uns ja auch ein wenig beschmutzen. Jesus lädt aber gerade diese Menschen zu sich ein und sie sind seine aufmerksamsten Zuhörer. Und wie ist doch gerade wieder in der letzten Zeit das Pochen auf das eigene Bekenntnis, hier die Lutheraner und dort die Reformierten, so überaus laut geworden, fast übertönt es alle Verkündigung von dem einen Leibe Christi. Da kann es dann geschehen, daß der Lutheraner sich nicht mehr an einen Tisch mit dem Reformierten zu setzen vermag; das Bekenntnis steht zwischen ihnen. Verschwunden ist die Verkündigung Jesu, in der er das Bekenntnis der Väter durchstreicht und demgegenüber ruft: "Ich aber sage euch!" Vielleicht sind wir froh, daß wir uns in diesem Spiegel, der uns vorgehalten wird, uns nicht zu erkennen brauchen, aber Vorsicht! Schaut denn da nicht auch unser Gesicht hervor? Die Frommen der damaligen Zeit warfen Jesus vor, daß er Gott lästert, indem er sich dem Vater im Himmel gleichstellt. So suchen sie Gottes Ehere zu retten. Und werden bei uns in diesen Tagen in der evangelischen Kirche nicht die Stimmen immer lauter, die sagen, wir dürfen Gott und unseren Herrn Jesus Christus nicht in die profanen Dinge unseres öffentlichen Lebens hineinziehen; in der Kirche will der Herr entscheiden und regieren, aber in den anderen Bereichen, zum Beispiel in dem Bereich der Politik, wäre es geradezu eine Gotteslästerung, Gott damit zu belästigen, da hat nicht das Wort Christi zu gelten, sondern da hat man zu handeln nach dem Maßstab der Politik. Wie lange wird es noch dauern, bis von den Menschen, die nicht anderes können als zu verkündigen, daß auch in der Politik allein Jesus Christus zu gelten hat, gesagt wird, sie sind Gotteslästerer, sie verwechseln Gottes Reich mit den weltlichen Reichen? Und von dem Vorwurf der Gottes Lásterung ist kein weiter Schritt mehr bis zur konkreten Beurteilung wegen Landesverrat. Es ist ja auch nicht von ungefähr, daß Jesus Christus wegen Landesverrat verurteilt worden ist. Vielleicht heißt es in unserer Zeit, er sei ein Schrittmacher des Kommunismus. Und so kann es dann kommen, daß man wohl das Wort des Herrn mit den Ohren hört, es aber doch nicht versteht. Da kann es dann geschehen, daß Jesus davon redet, daß er zum Vater geht, durch Leid, Kreuz und Auferstehung hindurch und die Frommen verstehen verächtlich, daß das, was er zu bringen hat, vielleicht für die Menschen, die vom Volk Gottes ausgeschlossen waren, für die Heiden, gut genug wäre. Sie aber, die Frommen des Volkes Gottes, haben Frömmigkeit genug. Danke, von dir, Jesus, wollen wir nichts wissen; wir sind versorgt. Und da kann es geschehen, daß Jesus uns verkündigt, in welch einer Situation wir stehen; nämlich, daß uns unsere Frömmigkeit, das Bekenntnis und unser angeblicher Eifer für Gott und seine Sache den Zugang zu Jesus Christus verwehren, daß wir trotz eifrigen Suchens ihn nicht finden und wir mit unserem eigenem Reichtum an Frömmigkeit niemals dahin kommen, wo Jesus Christus uns begegnen kann; und wir vielleicht sagen, lieber Herr Christus, wir verstehen dich nicht mehr. Sprich doch unsere Sprahce, die Sprache der Frommen, die Sprache Kanaans, die Sprache der Bekenntnisschriften, die Sprache unserer Theologie. Und da sind wir Menschen, die wir uns rüsten auf das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes, des Pfingstfestes 1952, und uns wird es dabei bange. Das bedeutet nicht, daß wir nicht Feste zu feiern verstehen. Schauen wir uns doch einmal die fröhlich feiernden Frommen in und um Jerusalem an. Welch prachtvollen Lobgesänge steigen von den aus grünen Zweigen gebauten Lauben zu Gott empor. Was für Massen von Menschen pilgern zum Tempel, um Gott zu opfern und auf sein Wort zu hören. Da sollte nur einer sagen, es wäre kein gottesfürchtiges Volk. Und es sollte nur einer sagen, daß unsere evangelische Kirche keine Feste zu feiern verstand, mit stattlichem Gepränge und feierlichen Reden und eindrucksvollem Glockengeläut. Das fängt schon bei den kleinsten Gruppen und Vereinen in unserer Kirche an. Und da, mitten auf dem Fest in Jerusalem,, da gerade die Wogen der Freude bis in den Himmel schlagen, erscheint Jesus selbst. Wir könnten uns denken, daß die Frommen auf ihn schauen und voller Erwartung hoffen, daß er nun von seinen komischen Ansichten läßt und im Angesicht dieser Lobgesänge und dieses vielen Opferns mit einstimmt in die Freudengesänge und überzeugt wird, daß dieses Volk doch ein gottesfürchtiges Volk ist. Und wenn er sich schon als der Sohn Gottes ausgibt, dann kann man es von ihm erwarten, daß er im Namen seines Vaters im Himmel für so vieles dankt. Und was tut dieser Jesus von Nazareth? Mitten in die Menge der Feiernden ruft er die Worte hinein: "Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!" Daß dieser Jesus auch immer und immer wieder die herrlichsten Feste in einer solch schändlichen Weise stören muß. Wir echt tun doch die Obersten dieser Frommen, daß sie diesem Menschen ein für alle Male das Maul verstopfen wollen. Wie kann mitten auf einem Feste, da die herrlichsten Speisen und Getränke aufgefahren sind, einer ausrufen: "Wen da dürstet?" Übt er nicht eine unhaltbare Kritik an der Kirchenleitung zu Jerusalem, die ja dieses Fest organisiert hat? Ist Jesus nicht ein ewiger Meckerer und Nörgler? Sind nicht seine Verkündiger auch diese ewigen Meckerer und Nörgler, denen auch nichts recht zu machen ist, die in alle Dinge die Nase hineinstecken müssen, sei es Kunst, sei es Erziehung, sei es Politik, sei es das eigene private Leben? Aber wenn Jesus diese Schar der festefeiernden Kinder Gottes sieht, dann sieht er die Hohlheit und die Halbheit in ihrem Leben und in ihrem Gottesdienst. Er sieht, wie ihre eigene Frömmigkeit, wie ihr eigenes Bekenntnis, wie ihre eigene Anschauung über Gottes Handeln und Gottes Ehre einem echten Gottesdienst im Wege stehen. Er erkennt sie als solche, die in ihrem Stande als als Kinder Gottes langsam aber sicher dem Tode preisgegeben sind. Er erkennt uns als solche, die in ihrem Stande als Christen immer mehr herausfallen, darüber täuschen auch die schönsten Feste und Zusammenkünfte und Tagungen nicht hinweg. Welch eine köstliche Stunde hat der Kirche und uns geschlagen, wenn wir diese unsere Erbärmlichkeit erkennen. Das ist eine schönere Stunde als der schönste und feierlichste Festgottesdienst mit den wunderbarsten neuesten Liedern und dem besten Festredener. Und mit dieser Erkenntnis unserer eigenen Erbärmlichkeit fängt die Vorbereitung schon heute in dieser Stunde für die Ausgießung des Heiligen Geistes bei uns an. Denn hier redet Jesus, so wie es uns der der Evangelist berichtet, von der kommenden Ausgießung des Heiligen Geistes. Wer sich so in seiner Armut erkannt hat, wer erkannt hat, daß seine Frömmigkeit, daß sein lutherisches oder reformiertes Bekenntnis oder seine verschiedenen Anschauungen über dieses und jenes Problem im letzten Grunde Christus im Wege stehen, der darf zu Jesus Chgristus kommen und aus der ganzen Fülle des Herrn schöpfen; der wird für das, was er da über Bord geworfen hat, reichlich belohnt, der darf sich ausstrecken nach Pfingsten und etwas ganz Besonderes erwarten. Auf diese Weise wollen wir uns von heute ab auf Pfingsten vorbereiten, und ein köstliches Geschenk wartet dann auf uns, ein Geschenk, das wir in einer solchen Fülle haben werden, daß wir aus dieser Fülle weitergeben können und dürfen: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde."
(Das exakte Datum ist nicht vorhanden.)
|
|