Predigten im Jahre 1952 - 15 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum: / / | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Wattenscheid-Höntrop, im Januar 1955 Aldea Protestante, 1-5-1955 Camarero, 8-5-1955 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1952 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 9, 57 - 522 | | |
Skopus: Nachfolge Jesu | | Predigten im Jahre 1952 - 15 - Lukas 9, 57 - 62 "Jesus und seine Jünger gingen in einen anderen Markt.Es begab sich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wo du hin gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hin lege. Und er sprach zu einem anderen: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Laß die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein anderer sprach zu ihm: Herr, ich will dir nachfolgen, aber erlaube mir zuvor, daß ich einen Abschied mache mit denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes."
Das Herz eines jeden großen Mannes, der nach der Gunst der Menschen ausschaut, auch das Herz eines jeden Religionsstifters, würde höherschlagen, wenn Menschen mit dieser Begeisterung zu ihm kämen, wie hier der Mann, der zu Jesus kam: "Ich will dir folgen, wo du hin gehst." Ein Vertrauen ohnegleichen spricht aus diesen Worten. Jesus kann wahrhaftig stolz sein, daß da ein Mann ist, der sein ganzes Leben auf eine Karte setzt, der sich bedingungslos ihm ausliefert. Wenn wir die Menschen unserer Zeit betrachten, wie sie achtlos an Jesus vorübergehen, dann mutet uns diese Begeisterung wie ein Märchen an. Schauen wir uns einmal den Gottesdienst in unserer Gemeinde an! Wie ist es mit unserem gemeindlichen Leben, mit unseren Jugendkreisen, bestellt? Wir könnten schon eine große Sehnsucht nach Menschen bekommen, die auch voll Begeisterung ausrufen: "Ich will dir folgen, wo du hin gehst!" Ich will meine Kraft für die christliche Gemeinde einsetzen. Hätten wir doch auch unter uns noch einige Menschen, die sich für das Wohl und Wehe ihrer Gemeinde verantwortlich wissen und mit einer großen Begeisterung und viel Idealismus ihre ganze Kraft und freie Zeit für diese Arbeit einsetzen! Wie schreien wir nach solchen Menschen! So wäre es nur zu verständlich und nur zu natürlich, wenn wir jetzt von Jesus erwarteten, daß er diesem Menschen da, der vor ihm steht, beglückt in die Arme nimmt und ausruft: Endlich wieder einer! Allerdings muß uns unser Text enttäuschen, denn davon wird uns nichts berichtet. Mit einer Nüchternheit, die uns vielleicht seltsam anrührt, setzt Jesus dem Enthusiasmus und der Begeisterung dieses Menschen ein Halt entgegen: "Die Füchse haben Gruben, die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege." Er fragt diesen Mann, ob er es sich genau überlegt habe, welchen Schritt er tun wird, wenn er ihm nachfolgt. Christsein bedeutet in vielen Fällen, auf manches zu verzichten. Jesus will damit durchaus nicht allem Idealismus und aller Begeisterung ein Ende setzen, aber das sagt er damit klar und deutlich, daß eine noch so große menschliche Hingabebereitschaft für ihn nicht ausreicht, ihm nachzufolgen. Alles, was Menschen aus eigener Kraft aufbieten, genügt nicht, bei diesem Herrn Jesus Christus auszuhalten. Dieser Mensch, der da auf Jesus stößt, hat keine Ahnung, daß Jesu Weg nach Jerusalem kein Weg auf Rosen ist, sondern ein Weg voller Leidensqualen und Todesschmerzen. Und vor dieser harten Wirklichkeit bricht alle eigene Bereitwilligkeit des Menschen zusammen. Wer wollte denn sein ruhiges und angenehmes und bequemes Leben vertauschen mit einem Leben, da man nicht weiß, was in der kommenden Stunde sich ereignen wird, oder wo man in der kommenden Nacht sein Haupt zur Ruhe bringen kann. Jesus vermag seinen Jüngern nichts zu bieten, was die Nachfolge, was das Christsein, äußerlich erstrebenswert erscheinen läßt. Nachfolge bedeutet nicht Sicherheit, sondern größte Unsicherheit. Nachfolge bedeutet nicht Ruhe, sondern Unruhe. Nachfolge bedeutet nicht Bequemlichkeit, sondern die Bereitschaft für Jesus Christus, zu jeder Zeit, mag sie noch so unangenehm sein. Nachfolge bedeutet, nicht auf dem Geldsack sitzen zu bleiben, sondern sich der Armen und Notleidenden anzunehmen. Es ist nun nicht leicht, zu sagen, wem von uns hier im Gottesdienst dieser Mensch im Text zu vergleichen ist. Wir könnten heute sogar fragen, ob es überhaupt noch einen Menschen unter uns gibt, der zu solch einem Vertrauen fähig wäre, wie dieser Mann es Jesus gegenüber zeigt. Vielleicht ist aber doch hier und da ein Mensch unter uns, der ein junges Herz mit einer großen Begeisterungsfähigkeit für Jesus und für seine Gemeinde hat. Wird dieser dann nicht durch das Wort Jesu vor den Kopf gestoßen? Allerdings gilt es gerade jetzt, im Angesichte dieses Wortes nicht wegzulaufen, sondern bei Jesus auszuhalten und mit ihm zu gehen, komme, was da kommen wolle. Seine Hurra-Hingabe wird schon einer rechten Nachfolge, wie sie Jesus allein uns schenken kann, weichen. Aus unserer Geschichte wissen wir nicht, was dieser Mensch tat. Eines wiossen wir, daß auf alle Fälle Jesus seinen Leidensweg nach Jerusalem fortsetzt, mot ihm oder ohne ihn. Nun steht auf diesem Wege nach Jerusalem wieder ein anderer Mann vor Jesus, näheres wird uns von ihm nicht berichtet. Nur das eine ist wichtig: Ihn trifft der Ruf des Herrn: "Folge mir nach!" Er hört den Ruf, wie wir alle heute den Ruf zur Nachfolge hören. Es gilt diese Aufforderung: "Folge mir nach!" Und davon kann in unserem Text nicht die Rede sein, daß dieser Mann sich weigert, auf diesen Ruf zu hören oder ihm zu gehorchen. Wir können es ihm doch nicht verübeln, daß er seines Sohne Pflicht gegenüber seinem toten Vater ausüben möchte: "Herr, erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe!" Gott selbst hat uns ja geboten: "Ehre Vater und Mutter!" Eine Nichtbeachtung dieses Gebotes wurde als eine schwere Schuld angesehen. Jesus will mit dem Worte: "Laß die Toten ihre Toten begraben!" nicht das 4. Gebot außer Kraft setzen. Darum geht es hier nicht. Jesus ist ja auf dem Wege nach Jerusalem, um durch sein Leiden und Sterben dem Tode die Macht zu nehmen. Der Tod ist vor Jesus schon eine Geschlagener und ein Besiegter. Daher ist es unmöglich für einen, der mit diesem Lebensfürsten weiter ziehen will, noch Kniefälle und Verbeugungen vor dem Tode zu machen. Wie kann da dieser Mann mit den Klageweibern um seinen toten Vater weinen, während es doch darum geht, das Leben zu verkündigen. Wenn das damals schon galt, da Jesus noch vor der endgültigen Schlacht mit dem Tode stand, wieviel mehr gilt es uns, die wir wissen, daß Jesus Christus wirklich und wahrhaftig diese Schlacht bereits gewonnen hat. Wir haben ja erst vor wenigen Wochen das Osterfest gefeiert: "Der Tod ist verschlungen in den Sieg: Tod, wo ist dein Stachel; Hölle, wo ist dein Sieg; Gott aber sei Dank, daß er uns den Sieg gegeben hat durch unseren Herrn Jesus Christus." Wenn dieser Mensch Jesus nachfolgen will, dann hat er sein Leben und seine Kraft mit dem Siegesfürsten zu widmen und nicht dem Tod seinen Tribut zu zahlen; dabei spielt es keine Rolle, ob es der Vater oder die Mutter oder die Kinder oder sonstige liebe Menschen sind. "Laß die Toten ihre Toten begraben!" Höhnisch erklingt dieser Ruf des Herrn durch alle Zeiten hindurch und über alle Friedhöfe der Welt hinweg. Wo Jesus Christus ist, da gibt es nur noch das Leben in ihm. Dieser Hohn, den Jesus ausspricht, gilt dem Tode selbst, der von ihm besiegt wurde. Diesen Hohn müssen auch wir hören, wenn wir an den Gräbern unserer Lieben stehen und meinen, uns würde der Boden unter den Füßen weggerissen. Wehe uns, wenn wir das Grab unserer Lieben, wenn wir den Friedhof zu unserer Kirche machen. Die Stimme der Toten, die wir dort zu vernehmen meinen, ist niemals die Stimme Jesu Christi, die uns in die Nachfolge des Lebens ruft und uns zum Dienst auffordert. Der Modergeruch des Grabes hat mit der Nachfolge Jesu nichts zu tun. In der Nachfolge geht es darum, daß das Reich Gottes verkündigt werde: "Gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes!", sagt Jesus. Es geht darum, das die Botschaft vom Leben in alle Welt hinausgerufen wird. In der Nachfolge des Lebensfürsten hat also ein Dienst für den Tod und an den Toten keinen Platz mehr. Unser Text redet dann noch von einem dritten, der Jesus nachfolgen will. Er ist einer, der sicherlich bekennen kann, mich hält der Tod nicht von der Nachfolge ab, an dieser Stelle erfülle ich wirklich Jesu Willen. "Aber", da kommt wieder das so entscheidende Wörtlein ABER. Er möchte dem Herrn nachfolgen, allerdings will er es nicht tun, ohne daß er auch Bedingungen stellt: "Aber erlaube mir zuvor, daß ich meinen Lieben zu Hause einen Abschied bereite." Daß wir bei einem solchen entscheidenden Schritt uns von den Angehörigen und Freunden verabschieden wollen, ist doch eine Selbstverständlichkeit. Wer weiß, wann dieser Mann wieder einmal nach Hause kommt. Ist denn dem Herrn alles menschliche und natürliche fremd, daß er eine solch unverständliche harte Forderung stellt: "Wer sein Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes." Warum verwehrt Jesus ihm den Weg zurück zu seinen Lieben, obwohl doch die Gründe so einleuchtend sind? Nicht das können wir ihm vorwerfen, das er hart uns und unseren Lieben gegenüber ist, sondern er stellt damit in aller Deutlichkeit fest,das JA zu Jesus und seiner Nachfolge kann nicht unter Bedingungen gegeben werden, Jesus erwartet ein bedingungsloses Ja. Es geht bei der Nachfolge immer um das Heute. Heute steht der Herr vor uns und ruft uns zu: Sei mein Jünger, sei mein Diener! Hilf mir hier in dieser Gemeinde an der Stelle, wo noch Menschen gebraucht werden. Wie oft müssen wir Pfarrer bei Besuchen unserer Gemeindeglieder erleben, wenn wir die Erwachsenen und die Jugendlichen zu den Veranstaltungen einladen, daß sie sagen: Ich werde es mir überlegen, oder heute habe ich keine Zeit, aber in der nächsten Woche werde ich ganz bestimmt kommen. Das Ende vom Lied ist, daß alles beim Alten bleibt. Wer den Ruf in die Nachfolge hört, hat heute, noch in dieser Stunde, und zwar bedingungslos, mit Jesus durch das Leben zu gehen. Gegenüber diesem Rufe in die Nachfolge gelten keine Verpflichtungen den Toten gegenüber, aber auch keine Verpflichtungen, die Lebende und Tote uns gegenüber haben könnten. Der Herr vergleicht diese Tatsache mit einem Ackersmann, der sein Feld pflügt. Was wäre das für ein schlechter Bauer, der beim Pflügen dauernd hinter sich schauen würde und nun kreuz und quer die Furchen ziehen würde? Von diesem Bauer würde man mit Recht sagen, er sei als Bauer ungeeignet; "Der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes." So hat der, der von Jesus in die Nachfolge gerufen worden ist und allerlei Bedingungen stellt und manche "ABER" vorzubringen hat, schon längst ein NEIN zu Christus gesagt. Auf ihn allein sollen wir unseren Blick richten und nicht auf irgendwelche andere Möglichkeiten. Es sind 3 verschiedene Menschen bei Jesus gewesen. Alle 3 sind bereit, Jesus nachzufolgen, aber bei allen 3 muß Jesus sagen: So geht das leider nicht. Nachfolge bedeutet etwas anderes, wie wir gesehen haben. Ob diese 3 den Weg mit Jesus gegangen sind, den ihnen Jesus gezeigt hat, wissen wir nicht, aber das wissen wir, daß er mit seiner Richtigstellung die Möglichkeit gegeben hat, doch noch seine Jünger zu werden. Auch wir dürfen es für uns wissen, wenn wir uns in einer Lage vorfinden, die den besprochenen ähnlich ist, und wer von uns sollte sich nicht in einer ähnlichen Lage befinden: Jesus schenkt auch uns durch das heutige Wort die Möglichkeit, ihm in rechter Weise nachzufolgen. Laßt uns nur kurz eine Gestalt erwähnen, die beim Rufe in die Nachfolge keine Bedingungen stellte, Matthäus am Zoll. Am Ort seiner Sünden ruft Jesus ihm zu: "Folge mir nach!" und dann heißt es: "Und er folgte ihm nach," Möchte es doch auch von uns heißen "und sie folgten ihm alle nach." Viele nun, die von uns das hören, werden sagen, wer wird das fertigbringen? Das ist in der Tat eine ernste Frage. Doch kann es darauf nur eine Antwort geben, aus eigener Kraft ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich, Bitte darum!
(Das exakte Datum ist nicht vorhanden.)
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