Predigten im Jahre 1952 - 14 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum: / / | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1952 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 15, 37 + 42 - 46 | | |
Skopus: Jesus im Grabe | | Predigten im Jahre 1952 - 14 - Markus 15, 37 + 42 - 46 "Jesus aber schrie laut und verschied. - Und am Abend, dieweil es Rüsttag war, welcher ist der Vorsabbat, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben wäre. Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam. Und er kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Fels gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür."
Jesus Christus hängt tot am Kreuz. Das große Ereignis, worauf das jüdische Volk gewartet hatte und was seine eigenen Jünger sich nicht auszudenken vermochten, ist eingetreten. Jesus von Nazareth weilt nicht mehr unter den Lebenden. Es ist von ihm noch das übriggeblieben, was auch von uns eiunmal übrigbleibt, wenn wir für immer unsere Augen schließen. Und nur ein kümmerlicher Rest von Menschen harrt bei ihm aus. Wo aber sind alle seine Feinde? Nun, da sie ihr Ziel erreicht haben, haben sie nichts mehr mit ihm zu schaffen. Die Gegenwart in seiner Nähe könnte sie ja nach dem Gesetz verunreinigen. Da ist es schon besser, nach Hause zu gehen und sich des Sieges zu freuen, Jesus ist ja tot. Und was machen seine Jünger? Sie halten sich aus Angst vor einer Verhaftung hinter verschlossenen Türen versteckt und geben sich einer großen Verzweiflung hin. Alle ihre Hoffnungen, die sie in ihren Herrn und Meister gesetzt haben, sind dahingeschwunden, Jesus ist ja tot. Und nun taucht heute in unserem Text die Gestalt des Josef von Arimathia vor uns auf, der als ein guter und frommer Mann bekannt war. Und wenn wir das Zeugnis der 4 Evangelisten über diesen Josef von Arimathia zusammen stellen und fragen würden: War er ein Feind Jesu? so müßten wir eindeutig sagen: Nein!. Es wird uns berichtet, daß er sich im HOHEN RAT gegen die Verurteilung Jesu gewandt und auch dagegen gestimmt habe. Ist er dann ein Jünger Jesu gewesen? Fast sieht es nach unseren Berichten so aus. Allerdings wird uns gesagt, daß er ein HEIMLICHER JÜNGER JESU gewesen sei. Er hatte sehr viel Sympathie für diesen Jesus von Nazareth. Vielleicht hatte er auch seine ganze Hoffnung auf das Reich Gottes in Jesus erfüllt gesehen, aber er wagte es doch nicht, sich offen zu ihm zu bekennen. Nur zu oft gleicht seine Haltung und seine Stellung zu Jesus der unsrigen. Selbstverständlich wollen wir nicht gottlos sein. Selbstverständlich gehen wir auch zum Gottesdienst, mehr aber auch nicht. Wenn es einmal darum geht, durch Wort und Tat zu beweisen, daß wir einen Herrn haben, der Jesus Christus heißt, dann kneifen wir, dann drücken wir uns daran vorbei. Es könnte uns ja in unserem Beruf, in unserem Vorwärtskommen und in unserem Ansehen schaden. Und wenn es einmal sogar darum geht, unsere Hand an Aufgaben einzusetzen, dann versagen wir völlig. Denn das ist sicherlich klar, der lebendige Christus läßt uns nicht mehr nach unserem eigenen Willen herumwurschteln. Und da ist es schon besser, sich in ein heimliches Jüngerdasein zu begeben. Aber ein heimlicher Jünger ist ein halber Jünger. Und wir müssen sogar dann so folgern, wie der Herr Präses unserer Evangelischen Kirche in Deutschland einmal getan hat: EIN HALBER CHRIST ABER IST EIN GANZER UNSINN. Und so liegt es ganz klar auf der Linie, daß der halbe Christ Josef von Arimathia, der es nicht wagte, sich offen zu Jesus Christus zu bekennen, bereit ist, sich wohl um den toten Jesus zu bemühren. "Joseph von Arimathia wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu." Es ist keine so schwere Sache, sich um den toten Jesus zu bemühen. Wie klein ist dieses Wagnis gegenüber dem Wagnis, sich zu dem lebendigen Jesus zu halten. Es besteht ja jetzt keine Gefahr mehr von seiten der Feinde. Sie sind verstummt, sie haben den Unruhestifter beseitigt. Aber welch eine Freude für den heimlichen Jünger. Er braucht also keine Angst mehr zu haben, daß der tote Jesus ihm etwas sagt, was ihm unangenehm erscheint, daß er ihn an seinen gottfeindlichen Wandel erinnert; daß er fragt, wie sein Verhältnis zu dem Nächsten bestellt ist, daß er ihm einen Auftrag gibt, der den ganzen Gehorsam verlangt. Nein, der tote Jesus tut das alles nicht mehr. Darum ist es durchaus angenehm, für einen toten Jesus zu sorgen. Auch uns als evangelische Kirche wäre es oftmals lieber, wenn wir nur den TOTEN Jesus, schon eingesargt, bei uns hätten. Wir brauchten uns dann nicht mehr nach ihm zu richten, sondern er steht völlig in unserer Hand und Gewalt. Wo wir ihm eine Grabstätte bereiten, da bleibt er auch liegen, ohne ein Wort zu sagen. Da kann es durchaus geschehen, daß wir dieses alles an ihm in großer Frömmigkeit tun, wie wir es ja einem Toten gegenüber normalerweise immer tun, indem wir ihm den letzten Liebesdienst erweisen, indem wir hinter seinem Sarge in festlicher Trauer einherschreiten. Es ist leichter ein Totengräber als ein Jünger des lebendigen Herrn zu sein. Wir wissen, daß dieser Dienst ja schon einmal getan worden ist, aber an dem lebenden Jesus, und zwar durch Maria. Das war Jüngerdienst. Wir könnten in alledem, was in der Leidens- und Sterbenszeit und auch nach seinem Tode um Jesus geschieht, wirklich trostlos und mutlos werden. In jeder Gestalt, sei es ein Petrus, sei es ein Pilatus, seien es die Pharisäer und Schriftgelehrten, erkennen wir uns selber wieder. Der Gekreuzigte macht ihre und unsere Schande offenbar. Gibt es denn keinen hellen Schein, ist denn aber auch alles so dunkel? Joseph von Arimathia, der Totengräber Jesu, hätte es wissen müssen, daß sein Totengräberdienst überflüssig gewesen ist, denn der lebende Christus hatte in aller Offenheit verkündigt, das der Tod nicht das letzte Stadium auf seinem Wege sei. Hören wir es recht, jeder Dienst, den wir meinen, an einem toten Jesus tun zu müssen, macht unser halbes Christsein offenbar und ist umsonst getan. Der Dienst des Josef von Arimathia ist ein törichter Dienst. Und so macht uns Josef von Arimathia deutlich, uns davor zu hüten, daß wir uns mit dem Leichnam Jesu begnügen. Gerade am Karfreitag tut uns not, auszuschauen auf das Ereignis, das noch aussteht und das auch unser halbes Christsein in ein Ganzes umgestalten möchte, daß uns aus einem Totengräber zu einem Jünger Jesu machen möchte: "In 3 Tagen werde ich den Tempel, der zerbrochen ist, wieder aufbauen!"
(Das exakte Datum ist nicht vorhanden.)
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