Markus - Evangelium 093 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:25/11/1965 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 14, 17 - 21 | | |
Skopus: Das Abendmahl b) | | Markus - Evangelium 93 - 14, 17 - 21 "Und am Abend kam Jesus mit den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch. Einer unter euch, der mit mir ißt, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem anderen: Bin ich's? Er aber sagte zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. Des Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht, aber weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre."
Die Vorbereitungen zur Abendmahlzeit sind beendet. Jesus findet sich zur gegebenen Zeit mit seinen Jüngern ein. Und während des Essens sagt er ein inhaltsschweres Wort: "Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten." Es liegt darin eine große Tragik. Aus dem Kreise derer, die mit Jesus eine Tischgemeinschaft bilden, wird einer nicht nur sich von ihm abwenden, sondern sogar ihn, seinen Meister, den Feinden ausliefern. Tischgemeinschaft gehört zu den innigsten Verbindungen, die es zwischen uns Menschen geben kann. Und innerhalb solch einer Gemeinschaft geschieht das Unglaubliche. Es wird uns hier nicht gesagt, wer das sein wird, der das tut. Diese Frage bleibt durchaus noch offen. Und gerade, weil es eine offene Frage bleibt, werden alle Jünger dadurch bewegt und beunruhigt: "Bin ich's?" Wenn auch diese Auslieferung Jesu an seine Feinde eine einmalige geschichtliche Tatsache ist, so hat die christliche Kirche von Anfang an diese Frage "Bin ich's?" doch für sich selbst sehr ernst genommen. Und diese Frage will auch von uns Christen, von uns als einer christlichen Gemeinde, sehr ernst genommen werden "Bin ich's?", der durch mein Reden, Handeln und Tun mich von meinem Herrn abgewandt habe? Ja, nicht nur das, sondern habe ich sogar durch mein Reden, Handeln und Tun mitgeholfen, meinen Herrn und seine Kirche in die Hände seiner Feinde zu spielen? Wir sagten schon, daß dieses eine offene Frage ist. Am Ende allen Geschehens wird es sichtbar, ob diese Frage von uns mit einem Ja unseres Herrn Jesus Christus beantwortet werden müßte. Wir erfahren es später denn auch, welcher von den 12 Jüngern es gewesen ist: Judas Ischariot. Zum Glück ist hier die Frage noch offen, dadurch ist es noch möglich, daß wir in eine heilvolle Unruhe über unser Reden, Tun und Handeln, kommen, über die Frage, ob wir auf dem Wege eines Judas sind. Zum Glück ist die Frage noch offen, haben wir gesagt. Darum besteht noch immer die Möglichkeit, den Weg des Judas zu verlassen und einen anderen Weg einzuschlagen. Um diese Frage noch offen zu halten, gibt der Herr auf die Frage der Jünger "Bin ich's?" keine klare Antwort: "Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel taucht." Allerdings fährt der Herr weiter fort: "Zwar des Menschensohn geht dahin, wie von ihm geschrieben steht. Weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschensohn verraten wird." Er deutet hier das Geheimnis des kommenden Geschehens an, das mit der Gestalt verbunden ist, die Jesus von Nazaret an seine Feinde ausliefert. Jesus sagt damit einmal: Diese Auslieferung an meine Feinde als der Anfang des grausamen Weges zum Verbrechertod am Kreuz auf Golgatha ist nicht ein Zufall, auch nicht ein blindes Schicksal, sondern ein vorausbestimmtes Ereignsis zum Heil der Menschen, zu unserem Heil. Es klang ja schon in einigen anderen Versen an, die wir bereits betrachtet haben: "Jesus mußte solches alles leiden." Und doch bleibt die Verantwortung des Menschen, durch den dieses alles seinen Lauf nehmen wird, voll und ganz bestehen. Der Mensch, der das macht, tut das nicht gezwungen, von Gott nicht gezwungen, sondern willentlich, vielleicht gebunden an den Willen des Gegenspielers Gottes, des Satans, des Teufels, des Urfeindes Gottes. "Weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschensohn ausgeliefert wird. Es wäre dem Menschen besser, daß er nie geboren wäre." Aus einer überirdischen Bestimmung und einem eigenen persönlichen Handeln des Judas Ischariot heraus, ist dieses Geschehen der Auslieferung des Herrn an seine Feinde erklärbar, wenn auch nicht verstehbar. Unser Text macht auch nicht den Versuch, es uns zu erklären, damit wir alles versehen könnten. So, wie uns es hier an der Stelle nicht gesagt wird, wer der ist, von dem Jesus redet, genauso wenig wird uns mitgeteilt, wie sich dieser Nicht-Genannte nach dieser Rede Jesu verhält. Aber es besteht kein Grund, nicht anzunehmen, daß es so geschehen ist, wie es uns im Johannes-Evangelium überliefert worden ist: "Da Judas nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht." Gott, der Herr, bewahre uns davor, daß wir einmal in unserem Reden, Tun und Handeln in eine solche dunkle Nacht hineinkommen, wie dieser Judas Iskariot.
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