Markus - Evangelium 091 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:14/10/1965 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 14, 10 - 11 | | |
Skopus: Verrat des Judas | | Markus - Evangelium 91 - 14, 10 + 11 "Judas Ischariot, einer von den Zwölfen. ging zu den Hohenpriestern, um ihn an sie zu verraten. Als sie das hörten, waren sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte eine günstige Gelegenheit, ihn zu verraten."
Wir hörten schon von dem Komplott, den die Feinde Jesu gegen ihn schmieden und der zum Ziele seine Ermordung hat. Wir hörten aber auch schon von der Frau, die in der Salbung ihres Herrn und Meisters ihren starken Glauben und ihre unüberbietbare Liebe zum Ausdruck bringt. Das Teuerste und Wertvollste ist gerade gut genug für Jesus von Nazareth. War der Gegensatz zwischen dieser Frau und den offenen Feinden Jesu schon sehr groß, so wird dieser Gegensatz noch größer, vielleicht können wir sagen, noch unheimlicher, wenn wir an die Gestalt in unseren beiden heutigen Versen denken: Judas Ischariot, oder anders ausgedrückt, Judas aus Isschariot, ein Jünger Jesu. Diese Gestalt ist mit einem undurchdringlichen Geheimnis umgeben. Einmal ist er Jesu Jünger, zum anderen ist er der, der durch sein Tun und Handeln seinen Herrn und Meister den Feinden ausliefert, ihn übergibt. Das Wort in unserer deutschen Lutherbibel VERRATEN gibt das griechische Wort nicht klar wieder. Es ist hier nicht an einen Verrat eines Menschen gedacht, der durch falsche Anzeigen oder nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Mitteilungen aus dem Leben eines anderen, diesen dem Gericht zur Verurteilung übergibt oder ihm auf andere Art und Weise dadurch Schaden zufügt oder zufügen will. Hier ist nur an ein Ausliefern, ein Übergeben, gedacht, ohne von vorherein Schlechtes im Sinne zu haben. Der in der Gewalt eines anderen befindliche soll klare Farbe bekennen, was er vorhat und was er will. Dieses ist es auch, was Judas Ischariot veranlaßt hat, seinen Meister den Hohenpriestern übergeben zu wollen. Jesus von Nazareth soll im Angesichte seiner Feinde öffentlich bekennen, wer er in Wahrheit ist. Dahinter steht einmal die abgrundtiefe Enttäuschung des Judas darüber, daß der, dem er nachgefolgt ist, nicht so gehandelt hat, wie er es als ein idealistischer Mensch geglaubt hatte. Es kann durchaus sogar eine große enttäuschte Liebe aus solch einem Tun und Handeln sprechen. Im letzten Grunde bringt er sogar durch dieses sein Handeln die Meinung aller Jünger Jesu zum Ausdruck. Wie heißt es in der Emmausgeschichte nach dem traurigen Bericht über den grausamen Tod Jesu: "Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen." Wir können schon fragen, ob die christliche Kirche diesen Judas Ischariot nicht moralisch schlechter gemacht hat als er in Wirklichkeit war, und zwar dadurch, daß sie ihn den Verräter genannt hat. Hier in unseren beiden Versen kann man auch nicht erkennen, daß er das alles tun will, um dafür Geld zu bekommen. Das Geld war von den Pharisäern als Ködermittel gedacht und angeboten, nachdem sich Judas bereits bei ihnen gemeldet hatte. Er tat es also nach unserem Text nicht um Geldes willen. Hinter diesem Handeln des Judas Ischariot steht aber nicht nur seine abgrundtiefe Enttäuschung, sondern auch eine letzte Hoffnung: Jetzt im Angesichte seiner Feinde wird Jesus nichts anderes können, als sich endlich zu dem zu bekennen, der er doch nach seiner, Judas Meinung, ist, der Messias Gottes, so wie er ihn sich mit vielen anderen frommen Menschen aus dem alten Volk Gottes gedacht hat. Als einen großen Volksheld, als einen großen Befreier des Volkes Israels aus dem römischen Joch, als einen herrlichen und mächtigen König seines Volkes, hat ihn sich Judas Ischariot gedacht. Rein menschlich könnten wir vielleicht sagen, wenn Judas gewußt hätte, daß die Folge seines Tuns das Kreuz auf Golgatha für seinen Herrn und Meister werden würde, hätte er das nicht getan, was er getan hat. Sein Tun und Handeln verkörpert allgemein uns Menschen, die wir uns Gott nach unserem eigenen Bilde und nach unseren eigenen Gedanken gestalten wollen. Wir wollen Gott nicht so, wie er sich uns repräsentiert, sondern so, wir wir ihn gerne haben möchten, als Brotkönig zum Beispiel oder als Curandero oder als starker Besieger aller unserer Feinde oder als Pförtner eines Paradieses oder eines Schlaraffenlandes. Mit dem Worte ÜBERLIEFERN, ÜBERGEBEN oder wie es im spanischen Neuen Testament richtig heißt ENTREGAR, wird noch etwas ganz Wichtiges gesagt: Gott swlbst hat seine Hand bei diesem Judas Ischariot im Spiele. Die Feinde Jesu, wir Menschen, die böse satanische Macht, gebrauchen diesen Judas um das Heilswerk Gottes durch seinen Sohn Jesus Christus zunichte zu machen und zu zerstören und am Ende sind sie alle, und selbst Judas auch, die, die gerade durch ihr böses Tun mitgeholfen haben, Gottes Liebe in der reinsten Form zur Erfüllung zu bringen. Nur so konnte das Kreuz als Zeichen unserer Feindschaft gegen Gott zum Zeichen der großen Liebe Gottes zu uns Menschen werden. In der 2. Leidensankündigung heißt es darum schon: "Des Menschensohn wird überliefert, ausgeliefert, überantwortet, intregiert, in der Menschen Hände und sie werden ihn töten." Das bedeutet doch, Gott liefert seinen Sohn den Menschen zum Tode aus. Gott benutzt unsere Schlechtigkeit, um trotzdem, um durch sie hindurch, sein Heilswerk zur Vollendung zu bringen. Damit aber bleibt doch Feindschaft wirkliche Feindschaft und Bosheit wirkliche Bosheit und auch die Verantwortung der Menschen, die an Christi Tod beteiligt sind, bleibt bestehen, auch die des Judas Iskariot. So lesen wir später: "Zwar des Menschensohn geht dahin, wie von ihm geschrieben steht, weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschensohn überliefert wird! Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre." Wir sagten am Anfang schon, daß über Judas Ischariot ein undurchdringbares Geheimnis einer enttäuschten Liebe zu Gott liegt, zu Gottes Wegen und eine falsch gesteuerte Hoffnung religiöser Art eröffnet den Leidens- und Sterbensweg unseres Herrn und Heilandes. Gott aber sei Lob und Dank, daß wir durch dieses dunkle Menschenleben eines Judas Ischariot hindurch am Kreuz auf Golgatha das Wort unseres Heilandes hören können: "Es ist vollbracht mein Heilswerk für dich."
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