Markus - Evangelium 069 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:06/08/1964 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 11, 12 - 14 | | |
Skopus: Der verdorrte Feigenbaum | | Markus - Evangelium 69 - 11, 12-14 "Und am nächsten tag, als sie von Bethanien weggingen, hatte er Hunger. Und von weitem sah er einen Feigenbaum mit Blättern; da ging er auf ihn zu, ob er etwa darauf etwas finden könne. Und als er hinzutrat, fand er nur Blätter, denn es war nicht die Zeit für Feigen. Da sprach Jesus zu ihm: Für alle Zeit soll niemand eine Frucht von dir essen! Und seine Jünger hörten das." Alle Ausleger dieser Geschichte von der Verfluchung eines Feigenbaumes sind von einer großen Ratlosigkeit erfüllt, weil sie mit dem Problem dieses Textes nicht fertig werden. Es ist sicherlich gut, daß wir auch als Gemeinde einmal von solch einer Schwierigkeit eines Textes erfahren und sehen lernen, wie Gott trotz aller menschlichen Unzulänglichkeit eines Textes sich zu Worte meldet und auch zu Worte kommt. Da steht einmal die Tatsache, daß durch Jesu Eingreifen sich ein Wunder ereignet, um einen Fluch Wirklichkeit werden zu lassen. Es scheint vielen Auslegern dieses einfach gegen alles zu sein, was Jesus sonst tut. Jesus segnet. Jesus segnet sogar die, die ihn verfluchen. Das ist Evangelium. Aber daß Jesus selbst durch ein Wunder einen Fluch aussprechen sollte, scheint für ihn als Messias zu ungebräuchlich zu sein. Ferner wird gefragt, ob denn diese Geschichte an der Stelle paßt, da der Evangelist sie eingesetzt hat? Warum wird so gefragt? Weil es unwahrscheinlich ist, daß Jesus, der in Bethanien mit seinen Jüngern übernachtet hat und auch von seinen Freunden bewirtet wurde, bereits wenige Minuten später auf dem Wege nach Jerusalem Hunger hatte. So heißt es doch in unserem Text: "Und des anderen Tages, da siee aus Bethanien gingen, hungerte ihn." Eine weitere Schwierigekeit liegt darin, daß es heißt, daß Jesus Feigen an dem Baum suchte, obwohl keine Feigenerntezeit war, wie es selbst im Text steht. Auf der anderen Seite geben die Feigenbäume 2 x Früchte, wie wir es von unseren eigenen Bäumen wissen. Zu der Zeit damals hätten also Spätfeigen durchaus am Baum hängen können, aber was soll denn wiederum der Zusatz: "Es war nicht die Zeit für Feigen." Oder warum wird uns berichtet, daß Jesus gesehen hat, da der Baum Blätter hatte? Es sollte damit ausgesprochen werden, daß von daher vermutet werden konnte, daß er auch Früchte trage. Aber daß ein Baum Blätter hat, ist noch kein Beweis dafür, daß er Früchte trägt. Und ohne einen Sinn steht am Schluß unseres Textes: "Und seine Jünger hörten das?" Es ist aber literarisch nachzuweisen, daß diese Geschichte sich so, wie sie hier uns berichtet wird, nicht ereignet haben kann. Aber an dieser Geschichte von der Verfluchung des Feigenbaumes kann man ganz besonders deutlich feststellen, daß die Evangelien keine Tatsachenberichte sind und auch nicht sein wollen, auch keine Biographie, keine Lebensbeschreibung des Jesus von Nazareth, sondern PREDIGTEN, auf Grund dessen, was sich im ganzen Leben Jesu ereignet hat. Und diese Predigten haben das eine Ziel, daß kommende menschliche Generationen, also auch wir, an Jesus Christus glauben. Und am Schluß des eigentlichen Johannes-Evangeliums lesen wir so: "Auch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen." Wenn wir nun an die Auslegung trotzdem herangehen wollen, dann müssen wir von den folgenden Versen ausgehen, da Jesus die Geldwechsler und die Händler aus dem Tempel in Jerusalem austreibt: "Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt daraus eine Mórdergrube gemacht." Damit will doch der Evangelist bezeugen, daß das alte Volk Gottes, das Volk Israel, so verderbt ist, sogar bis in das Haus Gottes hinein, daß es reif ist zum Gericht Gottes. Es wird Zeit, daß der Zorn Gottes über dieses Volk seinen Lauf nehmen wird. Und durch unsere Geschichte von der Verfluchung des Feigenbaumes durch Jesus, die sich vielleicht zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen zugetragen hat, die aber in der christlichen Gemeinde damals durchaus noch bekannt war, predigt nun der Evangelist Johannes Markus: Der, der das Gericht Gottes am Volke Israel, also auch am Tempel, vollziehen wird, ist bereits auf dem Wege. Es ist kein anderer als der, der bereits auch an einem Feigenbaum das Gericht Gottes vollzogen hat: Jesus von Nazareth, der der Christus ist. Nur dieses eine also interessiert an dieser Geschichte. Alles andere ist nebensächlich. Der Evangelist hatte die Freiheit, die Geschichte so zu gebrauchen, daß sie seiner Predigt dient. Im biblischen Sinne ist ja als Fluch Gottes zu verstehen, wenn jemand dem Gericht, dem Zorn Gottes, verfallen ist. So interessiert nun Johannes Markus an der Geschichte vom Feigenbaum dieses Eine, daß der Richter Gottes bereits auf dem Wege ist nach Jerusalem und darum hat er diese Geschichte vor der Reinigung des Tempels berichtet, ohne danach zu fragen, ob diese Geschichte in allen Teilen in seine Predigt hineinpaßt, ob es uns paßt, ob wir alles in rechter Weise zurecht reimen können. Auch für uns ist es manchmal gut, zu hören, daß unser Gott nicht nur der ist, der uns in seiner abgrundtiefen Weise lieb hat, sondern auch der, der durchaus die Freiheit hat, mit harter Faust dreinzuschlagen. Das zu hören ist gut, auch wenn wir meinen sollten, daß es in unseren Glauben nicht hineinpaßt.
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