Markus - Evangelium 019 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:14/06/1962 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 2, 18-22 | | |
Skopus: Vom Fasten | | Markus - Evangelium 19 - 2, 18 - 22 "Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten regelmäßig; und es kamen einige, die sagten zu Jesus: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, doch deine Jünger fasten nicht? Und Jesus sagte zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam ihnen genommen ist, dann werden sie immer an diesem Tage fasten. Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; sonst reißt der Neue Lappen doch vom alten ab, und der Riß wird schlimmer. Und niemand füllt jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein ist verloren und die Schläuche auch; sondern man soll jungen Wein in neue Schläuche füllen."
Die Auseinadersetzung Jesu mit den Frommen seiner Zeit geht auch in unserem heutigen Text weiter. Wir hörten schon, wie sie Anstoß nahmen daran, daß Jesus mit den Unreinen und Ausgestoßenen und Gesetzesübertretern an einem Tisch sitzt und damit mit ihnen Tischgemeinschaft hat. Nun geht es darum, daß sie sich ärgern, daß er sich überhaupt an den Tisch setzt und ißt und mit den anderen fröhlich beisammen ist und nicht fastet wie sie und der Täufer Johannes mit seinen Jüngern. Es ist ihnen unverständlich, daß er sich nicht an die Regel der Frommen hält, die glauben, wenn sie fasten, würden sie Gott wohlgefälliger sein. Unter Fasten verstehen wir vollständigen Verzicht auf Essen und Trinken bei kurzen Fastenzeiten, oder große Einschränkungen beim Essen und Trinken auf das Allernotwendigste bei langen Fastenzeiten. Zum Fasten gehört auch der Verzicht auf schöne Kleidung und Schmuck, auf besondere Haar- und Körperpflege und auf ehelichen Verkehr. Die Fastenzeit war verbunden mit den entsprechenden Gebeten. Die Fastenzeit stand unter dem Eindruck der Trauer um den Abfall des Volkes oder des Einzelnen von seinem Gott. Sie war eine Sühne, in gewisser Weise eine Wiedergutmachung dieses Abfalls, dieser Schuld. Gott sollte dadurch wieder gnädig gestimmt werden. Diese Übung der Buße und der Demütigung war schon immer bekannt. Wir kennen das Wort: "In Sack und Asche gehen", als Zeichen der Buße. Besonders haben allerdings die Pharisäer und Johannes der Täufer mit seinen Jüngern dieses Fasten geübt. Das Fasten war Ausdruck auch einer besonderen Frömmigkeit. An den Sabbattagen, an Fest- und Feiertagen war allerdings das Fasten nicht erlaubt Wenn wir hier das Fasten des Täufers Johannes und der Pharisäer zusammengesehen wird, dann ist doch ganz besonders die Gegenüberstellung des Täufers mit Jesus zu beachten. Die, die einst die Botschaft des Täufers ernstgenommen und Buße getan und gefastet haben, sind nun zu dem gekommen, auf den er sie mit den Worten hingewiesen hat: "Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse." Und die, die nun zu Jesus gekommen sind, stellen fest, daß Jesus sich in vielen Dingen ganz anders verhält als ihr Täufer Johannes. Der Täufer legt Wert darauf, daß er gesehen wird in der gleichen Reihe wie die Propheten und auch wie die strengsten der strengen Frommen. Das ist auch nicht besonders verwunderlich, beginnt doch mit seinem Kommen eine ganz besondere Vorbereitunsgzeit, eine ganz besondere Bußzeit, zu der eben auch das Fasten gehört und diese Verkündigung der Buße verbindet ihn mit den Propheten und den Frommen. Aber nun stehen die, die auf den Täufer gehört hatten, vor Jesus. Sie hören sein Wort, das auch den Menschen zuruft: "Tut Buße!" und müssen dabei feststellen, da dieser Jesus sich anders verhält als der Täufer, als die Frommen seiner Zeit. Zu diesem Sichandersverhalten Jesu gehört auch, daß er mit seinen Jüngern nicht fastet. So kommt es zu dieser Frage: "Warum fasten die Jünger des Johannes und die Schüler der Pharisäer, aber deine Jünger fasten nicht?" Eines fällt uns bei dieser Frage auf: Bis jetzt wandten sich die Fragenden an seine Jünger oder sie bewegten diese Fragen in ihrem Herzen, hier aber wird die Frage bereits direkt an Jesus selbst gerichtet. Wir können vielleicht aus dieser Tatsache schließen, daß ihre Unsicherheit über Jesus, über das, was er verkündigt, gewichen ist und seine Gegner schon besser wissen, woran sie sind, sodaß sie jetzt offen ihre Fragen vorlegen, um vielleicht Jesu zu Antworten hervorzulocken, die ihn erweisen als einen, der gegen den alten Glauben, gegen das Gesetz Gottes, gegen die Gesetze der Frommen ist. Hinter dieser Frage stehen also einmal die, die wirklich eine echte Antwort zu erhalten wünschen. Zum anderen aber stehen in besonderer Weise seine Gegner hinter dieser Frage, die ihn in Widersprüche zum Gesetz Gottes und zu den Gesetzen der Frommen verwickeln wollen, um später dann Beweise für eine Gefangennahme und Verurteilung in der Hand zu haben: "Warum fasten die Jünger des Johannes und die Schüler der Pharisäer, aber deine Jünger fasten nicht." Auf diese Frage antwortet Jesus in einer dreifachen Weise. Als 1. gibt er seine Antwort durch einen Hinweis auf ein festliches Bild im Dorfleben des Orients. Es wird Hochzeit gefeiert. Alle Gäste haben sich zum festlichen Vorhochzeitsmahl im Hause der Braut versammelt. Wäre es in einer solchen Situation nicht direkt unsinnig, vom Fasten, vom Hungern und Dürsten und vom Sicheinschränken zu sprechen und es zu verlangen? Wie unsinnig wäre es doch, wenn auf einer Hochzeitsfeier gefastet werden sollte, sagt Jesus. Indem Jesus dieses sagt, erinnert er an das, was auf religiösem Gebiete im alten Volk Gottes mit dem Begriff HOCHZEIT verbunden ist. Im Propheten Hosea wird das Verhältnis zwischen Gott und seinem Volk Israel als ein Verlöbnis beschrieben. Gott hat sich verlobt mit seinem Volk. Aber das Volk Israel ist eine ungetreue Braut. Darum ist diese Verlobungszeit eine Zeit des Aufrufs zur Reue, zur Buße, zur Umkehr, zur Rückkehr, an diese ungetreue Braut, dieses alte Volk Gottes. Dieser Ruf zur Umkehr zeigt aber, daß Gott trotz der Untreue an seinem Volke festhält. Das Kommen des Täufers Johannes fällt in diese Verlobungszeit Gottes mit seiner ungetreuen Braut, mit dem Aufruf auch des Täufers an das ungetreue Volk, wieder surückzukehren zu Gott. So ist es verständlich, daß in dieser Zeit Buße, Bußpredigt und auch Fasten eine große Rolle spielt. Aber mit der Vorhochzeit im Hause der Braut hat die Hochzeit mit der heimgekehrten Braut begonnen. Mit dem Kommen Jesu beginnt die große Heilszeit für das alte Volks Gottes. Mit dem Kommen Jesu und als ein Zeichen dafür hat Gott seinem ungetreuen Volk alle Schuld und alle Bosheit vergebn. Mit dem Erscheinen Jesu hat die Freudenzeit für das Volk Isarel begonnen. Nun gilt nicht mehr das, was in der Verlobungszeit gegolten hat und auch nicht, was noch für den Täufer Johannes galt, Traurigkeit und Buße und Fasten. Jetzt mit dem Kommen Jesu ist das Neue eingetreten: Gott überschüttet sein Volk mit seiner ganz großen Liebe. Die Freude darf nun in die Herzen aller Gottes Kinder einkehren. Sie haben es nicht mehr nötig, zu fasten, wie auch Hochzeitsleute es nicht nötig haben, zu fasten. Mit diesem Hochzeitsbilde sagt also Jesus den Fragenden: Was für Johannes, dem Täufer, noch gegolten hat, gilt nicht mehr. Mit meinem Kommen, ist für das Volk Gottes, auch für das ehemals untreue Volk Gottes, eine neue Zeit hereingebrochen. In diesen Worten liegt auch die Antwort an seine Gegner und Feinde: Wenn ihr dieses Neue durch mich auch nicht anerkennen wollt, so laßt wenigstens meine Jünger aus dem Spiele, laßt sie in Ruhe. Sie, meine Jünger, sind Repräsentanten einer neuen Zeit. Allerdings deutet Jesus, der sich als Bräutigam des Volkes Gottes sieht, an, daß auch über seine Jünger noch Zeiten der Trauer und des Fastens kommen werden, und zwar dann, wenn er durch seine Feinde gewaltsam von ihnen gerissen werden wird: "Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten an jenem Tage." Damit weist er darauf hin, was am Ende der Auseinandersetzung mit den Frommen am Karfreitag am Kreuz auf Golgatha geschehen wird: Der Tod als ein Gotteslästerer. Man weiß, daß die ersten Christengemeinden in Rom, wo ja der Evangelist Johannes Markus unser Evangelium geschrieben hat, von diesem Worte "an jenem Tage" die Pflicht ableiteten, den Freitag, aber vor allen Dingen den Karfreitag, in Erinnerung an die Kreuzigung, an den Tod Jesu, als Fastentag zu begehen. Manche sagen auch, daß dadurch, daß der Evangelist Johannes Markus dieses Wort "an jenem Tage" gebraucht, der Beweis geliefert sei, daß der Evangelist in Rom bei seinem Kommen bereits den Freitag, besonders den Karfreitag, als Fastentag vorgefunden hat. Nicht alle alten Handschriften des Markus-Evangeliums haben dieses Wort. Die beiden anderen Bilder aus dem palästinensischen Leben, die Jesus gebraucht, sollen uns nicht lange beschäftigen. Es sind die Bilder vom neuen Flicklappen auf einem alten Kleid und vom frischen Wein in alten Schläuchen. Diese beiden Bilder und das bereits ausführlich besprochene Hochzeitsbild wollen die Fragenden in der Sache des Fastens darauf hinweisen: Werft nicht alles in einen Topf, Johannes und mich, erst recht nicht eure Meinung und die Haltung Gottes. Mit mir hat eine neue Zeit begonnen, die mit keiner anderen Zeit zu vergleichen ist. Diese Zeit kann und darf nicht mit euren Maßstäben gemessen werden, vielmer muß euer Reden und Handeln und eure Maßstäbe an dem, was nun in dieser neuen Zeit geschieht, gemessen werden. Ob die Menschen der damaligen Zeit das verstanden haben oder es überhaupt haben verstehen wollen? Ob wir es verstehen lernen wollen, daß auch wir selbst nicht das Maß allerd Dinge sind, wir mit unserer Meinung, sondern daß im Gegenteil für alles, was wir tun und reden und handeln, der das Maß, die Richtschnur, sein will, der damals eine neue Zeit für die Menschheit heraufgeführt hat? Diese Frage muß ein jeder von uns beantworten: Ist Jesus Christus die Richtschnur für mein Reden und mein Handeln?
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