Markus - Evangelium 018 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:17/05/1962 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 2, 13-17 (II) | | |
Skopus: Berufung des Levi | | Markus-Evangelium 18 - 2, 13-17 (II) "Text in der vorhergehenden Auslegung!" Wir hörten schon davon, daß Jesus Christus einen Zöllner, also einen Unreinen, also einen moralisch schlechten Menschen, einen Gesetzesübertreter, aus seinem alltäglichen Beruf herausrief und ihn zu seinem Jünger machte. Es lag über diesem ganzen Geschehen eine Fortsetzung dessen, was in der Geschichte vom Gichtbrüchigen, vom Gelähmten, angefangen hatte. Der Herr vergibt dem Menschen seine Schuld, seine Sünde, seine Bosheit, seinen Ungehorsam gegen Gott. Beim Gelähmten geschieht es dadurch, daß Jesus Christus ihm mit seinem eigenen Munde die Vergebung zusprach, bei dem Zöllner dadurch, daß er ihn als seinen Jünger annahm. Selbstverständlich ist es, daß dieses alles den offenen Widerspruch der Frommen der damaligen Zeit herausfordert, da das Handeln und Sprechen Jesu oft entgegengesetzt dem war, das sie als gottgewollt ansahen. Diesen ganzen Gegensatz bekommen wir noch schärfer zu spüren in der Fortsetzung dieser Geschichte von der Berufung eines Zöllners in die Nachfolge Jesu. Jesus sitzt in einem Hause zu Tische, besser können wir vielleicht sagt, er liegt zu Tisch. Tische und Stühle gab es nur bei den ganz Reichen und Vornehmen. Normalerweise lag man zu Tisch auf sogenannten Liegepolstern oder einfach auf Fellen. Der Tisch wurde ebenfalls durch eine Matte oder ein Fell ersetzt. In welchem Hause geschieht das? Hier haben wir eine Schwierigkeit, die wir nicht völlig klären können. Wir können es nicht klären, ob es nämlich das Haus des Zöllners Levi oder des Simon Petrus in Kapernaum gewesen ist. Las letztere Haus war ja oft das Absteigequartier für Jesus und seine Jünger. Es kann sich alles zugetragen haben auch im Hause der Familie Jesu. Bei Lukas ist es ganz klar das Haus des Zöllners gewesen. Hier nach dem Markus-Evangelium kann es das Haus der Familie Jesu gewesen sein. Der Evangelist Johannes berichtet zum Beispiel, da Jesus mit seiner Mutter und seinen Brüdern eine zeitlang in Kapernaum gewohnt hat, daher ist es durchaus anzunehmen, daß Jesus dort ein eigenes Haus bewohnte. Und wir haben daneben ebenfalls schon bei der Auslegung unseres Evangeliums gesehen, daß das Haus des Petrus auch als ein Haus bezeichnet wurde, in dem Jesus eben einfach "su Hause" war. Trotzdem paßt es hier im Gesamtrahmen der Geschichte besser, wenn wir es so annehmen, wie es uns der Evangelist Lukas berichtet, daß nämlich das Ereignis unseres Textes im Hause des Zöllners Levi geschehen ist. Wir dürfen über solche Schwierigkeiten, wie sie hier aufgetreten sind und immer wieder neu auftreten, nicht erstaunt sein, Als Johannes Markus unser Evangelium schrieb, sind nach diesem Geschehen bereits ungefähr 40 Jahre vergangen und es ist kaum anzunehmen, daß dieses Ereignis von einem anderen bereits schriftlich festgehalten wurde, sondern es wurde von Mensch zu Mensch mündlich weitergegeben. Und nach 40 Jahren ist es selbstverständlich, daß sich einige Ungenauigkeiten und Verschiebungen beim Erzählen und Weitersagen eingeschlichen haben. Aber wir haben schon gehört, daß der Evangelist Johannes Markus uns ja keine Historie, keine Lebensgeschichte Jesu überliefern will, sondern daß er uns predigen und verkündigen will, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat, damit auch wir zum Glauben an Jesus Christus kommen. Alles andere in den Evangelien ist demgegenüber nebensächlich. Wir finden also also Jesus mit seinen Jüngern im Hause des Zöllners Levi zu Tisch liegen. Der Zöllner hat ihn in sein Haus eingeladen. Wir spüren daraus, daß er immernoch von einer großen unbändigen Freude darüber erfüllt ist, daß Jesus Christus auch ihn gerufen, auch ihn zu seinem Jünger gemacht hat. Aus dieser großen Freude heraus hat er ihn zu einer großen Freudenmahlzeit eingeladen. Die geladenen Gäste sind der Herr mit seinen Jüngern und die ehemaligen Berufskollegen, überhaupt sein Freundeskreis. Da er als ein Zöllner ein von den Frommen Ausgestoßener ist, ist es klar, daß sein Bekannten- und Freundeskreis auch nur aus solchen besteht, die vor dem Gesetz als die Unreinen, als die Gesetzesübertreter gelten. "Und es begab sich, da er zu Tische saß im Hause des Levi, da setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern." Wenn wir das so lesen, dann gehen unwillkürlich unsere Gedanken hin zu dem großen Ereignis am Ende der Tage, wenn Jesus Christus als der eine König und Herr wiederkommt und seine Getreuen einlädt an seine Königstafel zum großen Freudenmahl. Hoffentlich gehören wir dann auch zu den Menschen, die sich nicht nur freuen, daß sie selbst daran teilnehmen dürfen, sondern die sich auch darüber freuen, daß sie dort viele wiedertreffen werden, von denen sie es sich hätten niemals träumen lassen, daß sie auch zu Jesus gehören. Hier jedenfalls sind gerade die Frommen des alten Volkes Gottes, die Schriftgelehrten und die Pharisäer, sehr böse auf Jesus, daß er Tischgemeinschaft hat mit den Unreinen und den Gesetzesübertretern, mit den Zöllnern und Sündern. Sie können es nicht verstehen, daß er, den sie, wenn auch nicht für den Messias oder Sohn Gottes, so doch für einen Propheten, einen frommen Mann oder Rabbi und Lehrer halten, Tischgemeinschaft mit den Unreinen und Gesetzesübertretern hält. Vielleicht aber ahnen sie auch schon etwas von dem Geheimnis der Tischgemeinschaft mit Jesus, das darin liegt, daß dem, der dazu eingeladen ist, Vergebung seiner Bosheit zuteil wird, daß dem die Türe zum Reich Gottes aufgeschlossen wird. In den neuen Arnoldshainer Abendmahlsthesen, die lutherische, reformierte und unierte Theologen der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgearbeitet haben, heißt es im 2. Absatz der 1. These: "Im Abendmahl lädt der erhöhte Herr die Seinen an seinen Tisch und gibt ihnen jetzt schon Anteil an der zukünftigen Gemeinschaft im Reiche Gottes." Tischgemeinschaft mit Jesus, Feier des Heiligen Abendmahls und das Freudenmahl am Ende der Tage sind miteinander verbunden in dem, daß eben dadurch Vergebung unserer Schuld zuteil und die Türe zum Reiche Gottes aufgeschlossen wird. Und das haben die Frommen der damaligen Zeit sehr gut verstanden und darum protestieren sie schärfstens dagegen, daß auch den Unreinen und Gesetzesübertretern die Tür zum Himmelreich aufgeschlossen werden soll. Es wird uns hier nicht gesagt, auf welche Weise die Frommen es erfahren haben, daß Jesus Tischgemeinschaft mit den Zöllnern und Sündern hält, ob sie vor dem Haus alles beobachtet haben oder sogar durchs Fenster guckten? Das ist sicherlich auch nicht wichtig, auch nicht, daß sie es nicht wagten, ihm selbst ihre Kritik und ihre Bedenken zu äußern, sondern seinen Jüngern: "Er isset mit den Zöllnern und Sündern." Dahinter liegt gleichzeitig die feststellende Kritik: Das kann nicht sein; das ist unmöglich; das geht doch gegen alle Gebote der Frömmigkeit, daß Jesus das tut. Vielleicht hat diese Frage selbst die Christen aus den Juden in der ersten Zeit umgetrieben und nicht zur Ruhe kommen lassen und erst durch die Verkündigung dieser Begebenheit durch unseren Text wurde ihnen eine klare Antwort zuteil. Wenn die Schriftgelehrten und Pharisäer auch die Jünger gefragt haben, so war diese Frage doch ganz klar an Jesus gerichtet, der diese Frage auch sofort aufnahm und ihr eine Antwort gab. Welche Antwort gibt er? Er antwortet mit einem allgemeinen bekannten Sprichwort der damaligen Zeit, also keinem eigenen Worte: "Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken." Allgemein angewandt bedeutet dieses Sprichwort: Es gibt Situationen, da ist jedes Miteinander zu einem jeden erlaubt.Da habe ich in solchen Situationen keine Fragen zu stellen. Solch eine Situation ist zum Beispiel gegeben, wenn ein Arzt zu einem Kranken gerufen wird. Der Arzt hat, wenn er gerufen wird, nicht zu fragen, ob der Kranke ein Frommer oder ein Gesetzesübertreter ist. Den Arzt darf nur eine einzige Frage beschäftigen und diese Frage lautet: Wie kann ich den Kranken wieder gesund machen. Alle anderen Fragen sind ihm verwehrt, sind ihm direkt verboten und es ist selbstverständlich, daß nur die Kranken nach einem Arzt Ausschau halten, die Gesunden und die Starken haben ihn nicht nötig. Und nun wendet Jesus dieses allgemeine Sprichwort auf sich selbst an: "Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten." So wie der Arzt nur von einem Kranken in Anspruch genommen wird, nicht von einem Gesunden, und dabei von keiner anderen Frage bewegt sein darf als der, wie kann ich helfen, daß der Kranke wieder gesund wird, so, in ähnlicher Weise, bin ich gerade gesandt zu denen, die böse sind, die unrein sind, die Gesetzesübertreter und abgrundtief schlecht sind, denen darum der Himmel verschlossen wurde, die Gott verdammt hat. Gerade zu ihnen bin ich gesandt, um ihnen zu helfen, um ihnen die Tür zur Seligkeit wieder zu öffnen. Nur von diesem einen Gedanken bin ich bewegt und frage darum nichts nach euren Vorschriften, mögen sie allgemein noch so gut sein, "Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen", tat ich so Unrecht, den Zöllner Levi zu meinem Jünger zu machen? Tat ich darum Unrecht, mit den Zöllnern und Sündern, den Unreinen und den Gesetesübertretern Tischgemeinschaft zu halten, ihnen die Tür zum Vater im Himmel zu öffnen, ihnen die Vergebung ihrer Schuld zuzusprechen? Gerade um dieser Menschen willen bin ich von meinem Vater im Himmel gesandt worden. Und es liegt darin gewissermaßen die Frage an die Frommen: Warum siehst du so scheel, daß Gott und auch ich so gütig sind? Wir merken, daß hier die Auseinandersetzung Jesu mit den Frommen noch nicht seine Höhe erreicht hat. Hier kann Jesus von den Frommen noch sagen, sie haben ihn nicht nötig. Sie schaffen es schon allein, Kontakt mit Gott zu haben: "Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten." Jesus respektiert hier noch die Frömmigkeit als eine Möglichkeit, damit zu Gott zu kommen, er fordert nur von ihnen, daß sie auch ihn respektieren als den, der gerade dazu gekommen ist, um den Menschen zu helfen, die nicht zu den Frommen gehören. Noch also liegt über dem Weg der Frommen ein Licht des Heils. Allerdiungs wird es sich bald zeigen, daß es nur Schein war, denn ihre Frömmigkeit stand den Frommen immer mehr im Wege.Diese Frömmigkeit stand den Frommen im Wege, Jesus gerade als den Sünderheiland zu erkennen und anzuerkennen, bis sie dann schrieen: "Kreuziget, kreuziget ihn!" Und damit haben sie sich selbst die Türe zu Gott selbst zugeschlagen, den Sündern aber, den Unreinen und den Gottlosen und den Gesetzesübertretern wurde diese Türe geöffnet. Wie herrlich, daß Jesus Christus sich für uns bösen Menschen so eingesetzt hat, für dich und für mich. Aber welch eine Mahnung auch Fúr uns durch die Frommen der damaligen Zeit, daß wir doch ja nicht hochmütig werden über die anderen, daß wir unserem Herrn nicht im Wege stehen, wenn er jetzt auch die anderen schlechten Menschen heimholt in seines Vaters Reich.
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