Markus - Evangelium 014 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:29/03/1962 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Markus 1, 40-45 | | |
Skopus: Heilung eines Aussätzigen | | Markus - Evangelium 14 - 1, 40-45 "Und ein Aussätziger kam zu ihm; der kniete vor ihm nieder und bat ihn: Wenn du willst, so kannst du mich reinigen. Und er hatte Erbarmen mit ihm und streckte die Hand aus, rührte ihn an und sagte zu ihm: Ich will's tun, sei rein! Und sogleich verschwand der Aussatz, und er wurde rein. Und Jesus fuhr ihn an, wies ihn sogleich von sich und sagte zu ihm: Sieh zu, daß du niemand etwas sagst, sondern geh hin, zeige dich dem Priester und bringe das Reinigungsopfer dar, das Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis. Er aber ging weg und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte überall bekannt zu machen, sodaß Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen in einsamen Gegenden; doch sie kamen zu ihm von allen Ecken und Enden."
Es wurde bisher schon viel davon gesprochen, daß Jesus Christus Macht und Gewalt hat über die Krankheiten. Allerdings wurde außer der kurzen Schilderung der Heilung der fieberkranken Schwiegermutter des Petrus noch keine Krankenheilung näher berichtet. Hier in der Predigt von der Heilung eines Leprakranken durch Jesus haben wir den ersten ausführlichen Bericht über eine Krankenheilung vor uns. Und nicht nur damals galt der Aussatz, die Lepra, als die entsetzlichste Krankheit unter den Menschen. Noch heute sind Afrika und große Teile Asiens mit dieser Krankheit verseucht. Selbst hier bei uns in Argentinien ist sie nicht unbekannt. Wenn heute auch fleißig an der Bekämpfung der Lepra gearbeitet wird und man darin schon weit vorgeschritten ist, besiegt ist sie noch lange nicht. Wer in alter Zeit leprakrank war, galt als ein lebendiger Toter. Er wurde aus der Gemeinschaft der Lebenden ausgestoßen. Sie hausten normalerweise auf den Friedhöfen in den Grabhöhlen, in denen die Leichen und Skelette der Verstorbenen lagen. So, wie die Toten, galten die Leprakranken als unrein. Die Lepra und der Tod standen dicht beieinander. Solch ein aussätziger Mensch kommt zu Jesus. Er verstößt gegen die Vorschrift des damaligen Gesetzes, daß ein Leprakranker sich keinem Gesunden nähern darf. Jedem Gesunden, der sich näherte, mußte er aus dem Wege gehen. Aber was macht es aus im Angesichte dessen, der gekommen ist als Gottes Sohn und der Macht und Gewalt hat über alle Krankheiten, auch über die Lepra. Welch ein Zutrauen und Vertrauen spricht aus seinem Verhalten Jesus gegenüber und auch aus seinen Worten: "Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach: WILLST DU, SO KANNST DU MICH WOHL REINIGEN." Daß er vor ihm niederfällt ist ein Zeichen dafür, daß er ihn für den von Gott Gesandten oder Gesalbten hält, ja für Gott selbst. Der vom Tode Gekennzeichnete erkennt diesen Menschen Jesus von Nazareth als Gottes Sohn. Ist es da verwunderlich, daß er keinerlei Zweifel darüber hat, ob Jeus ihm helfen kann. Ist er Gottes Sohn, dann hat er auch Gewalt und Macht über die Krankheiten, selbst über die Lepra, von der er befallen ist. Für ihn kommt alles darauf an, ob es auch Jesu Wille ist, ihn gesund zu machen, ob es Jesu Wille ist, ihn als einen lebendigen Toten wieder der Welt der Lebendigen zurückzugeben: "Willst du, so kannst du mich wohl gesund machen." Ach, welch eine Bitte liegt doch in dieser Frage und dieser Feststellung: Herr, ich sehne mich danach, wieder gesund zu werden und ich weiß, daß, wenn es einen gibt, der mich gesund machen kann, dann bist du es und sonst kein anderer. Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Merken wir es, daß wir von diesem Leprakranken lernen können, was rechtes Beten ist? Was kommt in einem rechten Gebet zum Ausdruck? Die große Sehnsucht nach Hilfe. Das Wissen und Vertrauen, daß Gott uns helfen kann und die Demut dabei: Nicht wie ich will, sondern wie du willst. Wie verhält sich Jesus diesem Leprakranken gegenüber? Es heißt hier:: "Und es jammerte ihn." Vielleicht lesen wir besser mit einigen alten Handschriften, die erst in jüngster Zeit gefunden wurden: "Und Jesus ergrimmte in seinem Zorn." Jesus ergrimmte in seinem Zorn darüber, daß es dem Widersacher Gottes durch die Schuld der Menschheit gelungen ist, solche entsetzlichen Zerstörungen und Verstümmelungen am Menschen anzurichten. Denken wir dabei daran, daß normalerweise der Leprakranke am lebendigen Leibe verfault. Er aber, der Herr, ist ja gekommen, die Werke des Teufels zunichte zu machen, damit auch das, was dieser Widersacher im Menschen und am Menschen verheert. Darum hat Jesus auch die Gewalt und die Herrschaft über die Krankheiten, selbst über die Lepra. Und was Jesus jetzt tut, ist nicht nur gegen die Gebote des Volkes Israels, sondern doch auch rein menschlich gesehen, gegen alle Vernunft, "er rührte ihn an". Er begibt sich damit nicht nur in die Gefahr, selbst krank zu werden, sondern er wird vor dem Gesetz selbst unrein, ein Ausgestoßener, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit. Wir wissen, daß die Frommen der alten Zeit es Jesus sehr übel nahmen, daß er sich nicht nach dem Gesetz und den Vorschriften des alten Volkes Gottes gerichtet hat. Aber wie unverständig sind sie dabei. Hier steht ja in Jesus nicht ein Frommer unter Frommen, ein Kind unter Gottes Kindern, sondern hier steht Jesus Christus als der Sohn Gottes, der auch der Herr des Gesetzes ist. Was er sagt und was er tut, ist für uns Menschen immer Gottes Gesetz und Gottes Wille. Er ist als der Sohn Gottes nicht von Haus aus dem Gesetz Gottes unterstellt, das Gott am Berge Sinai seinem Volk gegeben hat. Er ist selbst der Gesetzgeber. Und indem er den Leprakranken anrührt, spricht er die Worte aus, die den Kranken wieder der Welt der Lebendigen zurückgibt: "Ich will's, sei gereinigt, sei gesund!" Und nun bewahrheitet es sich daß dieser Jesus von Nazareth Gottes Sohn ist, daß er göttliche Macht und Autorität über die Krankheit hat. So wie Gott am Anfang Himmel und Erde durch sein Wort geschaffen hat, so spricht Jesus Christus hier in göttlicher Vollmacht sein Wort aus. Und in demselben Augenblick muß selbst eine so furchtbare Krankheit wie die Lepra weichen. Gottes Wort wirkt selbst das, was es sagt; durch Gottes Wort wird ein lebendiger Toter der Welt der Lebenden wieder zurückgegeben: "Und alsbald ging der Aussatz von ihm, und er ward rein." Ob wir es uns je richtig vorstellen können, was im Herzen des jetzt Gesunden vor sich ging? Was für eine Freude überwältigt ihn! Wir wissen, daß in der Christenheit der Aussatz, die Lepra, als ein Bild, als ein Gleichnis gebraucht wurde. So wie der Aussatz den menschlichen Körper bei lebendigen Leibe verfaulen läßt, so läßt die Sünde, unsere Schuld, unsere abgrundtiefe Bosheit, unsere Seele, unseren inneren Menschen verfaulen und nur durch das Eingreifen des Sohnes Gottes gibt es eine Heilung für den inneren Menschen. Wir sagten schon, was für eine Freude wohl den Gesundgewordenen bewegte und wir können uns vorstellen, daß er am liebsten diese Freude über sein neugeschenktes Leben allen Menschen laut zugerufen hätte. Aber merkwürdig, daß Jesus ihm das verwehrte, es nicht zuließ und ihn mit scharfen Worten davor warnte: "Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, daß du niemand davon sagst." Wir können zwei Gründe angeben, warum er das tat. Einmal denken wir daran, daß er verhindern will, daß das Volk glaubt, er sei ein Wunderdoktor, ein Zauberer oder Curandero. Er weiß, hört das Volk von Krankenheilungen, dann gehen die Wellen der Sympathie für den Wunderdoktor sehr hoch. Er aber ist kein Wunderdoktor, sondern der Sohn Gottes, der dem Volk eine Botschaft seines Vaters im Himmel zu verkündigen hat. Seine Krankenheilungen sollen nur seine Botschaft unterstreichen und bekräftigen, sollen bezeugen, daß er der Sohn Gottes ist. Der Geheilte soll nun schweigen, damit Jesus nicht in den Ruf eines Curanderos kommt. Zum anderen soll er schweigen, damit es die Frommen bei einem genauen Erzählen der Heilung des Leprakranken noch nicht erfahren, daß Jesus bei der Heilung gegen das Gesetz verstoßen hat. Noch ist die Auseinandersetzung mit den Frommen des alten Volkes Gottes nicht gekommen, aber wir spüren es, daß die ersten Auseinandersetzungen nahe sind. Wenn Jesus auch selbst der Herr des Gesetzes und darum diesem Gesetz nicht verpflichtet ist, so respektiert er es doch als göttliches Gesetz für die Menschen des alten Volkes Gottes, darum sagt er dem Geheilten: "Sieh zu, daß du niemand davon sagst, sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis." Jesus fordert darum den von der Lepra Geheilten auf, genau danach zu verfahren, wie das Gesetz es vorschreibt. Der Priester, gewissermaßen als Beamter der Gesundheitsbehörde, sollte feststellen, daß er an ihm keine Zeichen der Lepra festgestellt habe und darauf sollte er die Erlaubnis ausstellen, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Auch sollte er die vorgeschrieben Opfer vollziehen. Mit dem kleinen Zusatz "ihnen zum Zeugnis" macht Jesus darauf aufmwerksam, daß durch das Erscheinen des von der Lepras Geheilten den Priestern und Schriftgelehrten des alten Volkes Gottes bezeugt wird: Jetzt ist die Heilszeit herbeigekommen. Das Menschenunmögliche ist Wirklichkeit geworden, und zwar durch mich, dem von Gott gesandten Messias. Es wird uns nicht berichtet, ob der Geheilte zum Tenpel gegangen ist, aber es ist doch wohl anzunehmen. Aber es wird uns mitgeteilt, daß er sich an Jesu Verbot, das Erlebte nicht weiterzusagen, nicht gehalten hat: "Der Geheilte aber, da er hinauskam, hob er an und sagte viel davon und macht die Geschichte kund." Verübeln können wir es ihm nicht, daß er seinen Mund nicht halten kann. Wie heißt es in einem Sprichwort: Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Ist das Erlebte nicht geradezu angetan, es laut in die Welt hineinzurufen? Aber Jesus wußte schon, warum er es dem Geheilten verboten hatte. Da jener aber das Wort Jesu nicht ernstnahm und Jesus dadurch bei den Ungläubigen in den falschen Ruf eines Wundertäters brachte und die Frommen gegen ihn als Übertreter des Gesetzes aufbrachte, war Jesus gezwungen, sich verborgen zu halten: "Jesus konnte hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen, sondern er war draußen an einem einsamen Ort." Trotzdem er sich verborgen hielt, haben es die Menschen bald heraus, wo er sich befindet und eilen zu ihm. Ist das auch überhaupt möglich, daß das, was dort durch Jesus Christus geschieht, verborgen bleiben kann? Wenn wir genau auf den Text heute gehört haben, dann wurde es uns klar und deutlich, daß schon am Anfang der Tätigkeit Jesu eine Auseinandersetzung, ein Streit, sich abzeichnet, eine Auseinandersetzung mit den Frommen seiner Zeit, denen er nicht fromm genug ist, weil er als Sohn Gottes in souveräner Freiheit über dem Gesetz steht. Diese kommende Auseinandersetzung treibt dahin, daß die Gottlosen und die Frommen in den Ruf ausbrechen: "Kreuziget, kreuziget ihn!"
|
|