Kirchenjahr 1953/54 - 25 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:13/06/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Trinitatis 1954 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:2. Korinther 13, 13 | | |
Skopus: Segensgruß | | Kirchenjahr 1953/54 - 25 - 2. Korinther 13, 13 "Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen."
Unser Text ist der letzte Vers des 2. Korintherbriefes des Apostels Paulus. Viel Leid und Not der Gemeinde zu Korinth klang in diesem Briefe auf. Scharfe, sogar sehr scharfe Worte, hat er gebrauchen müssen gegen allerlei Irrlehren, die sich in der Gemeinde breitmachen wollten. Hart angefochten ist der Apostel durch die Stimmen in der Gemeinde, die ihm vorwerfen, daß er nicht ein rechter Apostel sei und daß er falsche Lehren verbreite. Sie hatten die Parole ausgegeben: Gegen Paulus - Für Christus, für die rechte Lehre! Können wir es dem Apostel darum verdenken, daß er in klaren und scharfen Worten bezeugt, wer die Wahrheit und wo sie ist? Nein, Paulus bezeugt, daß seine Predigten nur eines zum Ziel hatten: JESUS CHRISTUS, DEN GEKREUZIGTEN! Wo dieser Jesus Christus recht verkündigt wird, da will er, der Herr, selbst zu Worte kommen, da haben alle Meinungen und Wünsche und Lehren, mögen sie noch so fromm sein und erhebend, zu verstummen. Nicht fromme Meinungen sollen verkündigt werden, sondern der gegenwärtige Christus. In dieser Auseinandersetzung des Apostels Paulus hat er keine stille und sanftsäuselnden Worte gebraucht, sondern Worte, die wie ein Blitz einschlugen. Paulus ist auch festen Willens, falls die Korinther auf seinen Brief nicht hören wollen, selbst dort zu erscheinen und mit einem eisernen Besen aufzuräumen. Wo nämlich Jesus Christus nicht mehr in rechter Weise verkündigt und auf ihn gehört wird, da hat die Gemeinde keinen Sinn mehr, da wird sie zu einer Sekte, die ihre eigenen frommen Meinungen und Überzeugungen in den Mittelpunkt stellt. Paulus ruft diese Gemeinde aus der großen Gefahr, zu einer Sekte zu werden, heraus und hofft, daß wieder allein die Stimme des Herrn zu Gehör kommen kann. Aber das ist das Große und Feine, daß der Apostel Paulus bei aller Schärfe und Kompromißlosigkeit nicht nervös wird und die ganze Gemeinde abschreibt und in Grund und Boden verdammt, sondern in allen Auseinandersetzungen vergißt er nicht den einen Herrn Himmels und der Erden zu verkündigen. So steht denn auch am Ende dieses Briefes nicht ein Weheruf oder ein Wort des Abwertens, wie etwa: Jeder ist seines Glückes Schmied! oder : Wie man sich bettet, so liegt man! So beendet Paulus seinen Brief nicht, sondern er tut es mit einem Segensgruß, der alle Blicke weglenken soll von den Nöten und Spannungen in der Gemeinde auf den Gott, der auch diese Gemeinde zu seinem Eigentum gemacht hat und immer wieder machen will: "Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen." Dieser Segensgruß des Apostels hat diese Bedeutung also auch heute noch nicht verloren, wenn er Sonntag fïr Sonntag von dieser Kanzel vor der Predigt an uns ergeht. Er reißt uns weg von uns selbst, von unseren eigenen Meinungen, von dem, was wir als rechten und wahren Glauben verstehen und ruft und lenkt uns hin zu dem, der der Mittelpunkt der Gemeinde sein will, dem dreieinigen Gott, Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geister. Und eben, dieser dreieinige Gott kann nur bezeugt werden aus dem Worte Gottes allein. Darum wird ja auch dieses Wort Gottes von der Kanzel verkündigt. Wehe dem Prediger, der etwas anderes verkündigt als das, was im Worte Gottes steht; wehe der Gemeinde, die von dem Verkündiger etwas anderes erwartet als dieses eine Wort Gottes. Wenn wir unseren Segensspruch hören: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen." dann spüren wir sicherlich schon, daß im eigentlichen Sinne in diesem Segen Gott selbst schon zu Worte kommt, Gott selbst schon verkündigt wird. Heißt es nicht hier klar und deutlich: "Die Liebe Gottes sei mit euch allen!" Das ist in der Tat so, daß Gottes Liebe mit uns war, vom ersten Tage der Erschaffung an bis zum heutigen Tag. Das, was wir sind, ist Gottes Liebe zu uns. Er ist es, der uns geschaffen hat, der uns noch Tag für Tag erhält, der uns Kleider und Schuhe, Essen und Trinken und alles, was wir zum Leben nötig haben, gibt. Unübersehbar ist der Gabentisch Gottes, den er für uns in seiner Liebe bereithält. Leider zeigt es sich immer wieder aufs neue, daß wir von dieser Liebe nicht viel halten. Wir schlagen sie, wie ungezogene Kinder in den Wind und vergessen ganz und gar, daß wir jede Sekunde, die wir leben, ausschließlich und allein ihm verdanken. Was er für uns zur Erhaltung schenkt, mißbrauchen wir, um uns damit gegenseitig das Leben schwer zu machen oder sogar einzusetzen, um uns das Leben zu rauben, Wenn wir uns loben wollen, dann zeigen wir voller Stolz auf die Atombomben, die Panzer und die Bombenflugzeuge und auf all die furchtbaren Waffen. Welch ein teuflischer Stolz, der über uns gekommen ist, daß wir stolz werden über Mordgeräte. So mißbrauchen wir wir Gottes Gaben, so mißbrauchen wir Gottes Liebe! Gott hätte ein Recht, uns seine Liebe zu entziehen. Gott müßte uns einfach wurschteln lassen in unserem Hochmut. Er müßte das Todesurteil an uns vollziehen, die wir nicht nach ihm fragen. Aber wie kommt Paulus dazu zu sagen: "Die Liebe Gottes sei mit euch allen!"? Er weiß, das Gottes Liebe nie aufhört, daß alles, was er über uns kommen läßt, mag es manchmal auch sehr hart aussehen, daß alles, was er über uns kommen läßt, im letzten Grunde aus der Liebe Gottes zu uns heraus geschieht. Unser Ungehorsam kann seine große Liebe nicht aufheben. Eigenartig sind die Wege Gottes, die er mit uns ging, um uns doch seine Liebe zu erweisen. Adam und Eva, die seinem Worte untreu wurden, läßt er nicht dem Tode anheimfallen, sondern gibt ihnen doch noch eine Lebensmöglichkeit. Kain, der seinen Bruder Abel erschlug, stellt er unter seinen Schutz, damit er nicht der Blutrache verfällt. Jakob, der seinen Vater und seinen Bruder Esau auf gemeine Art und Weise betrügt, machte er trotzdem zum Stammvater seines Volkes. David, der Ehebruch betreibt und mordet, schenkt er eine Verheißung, die ihm ein ewiges Königtum schenkt. Verstehen können wir diese Liebe Gottes zu uns nicht. Nach unseren Maßstäben kann solch eine Liebe nicht gemessen werden. Wenn das schon zu hoch für uns ist, dann bleibt uns erst recht der Mund offenstehen, wenn wir daran denken, daß Gott aus Liebe zu uns seinen eigenen Sohn auf diese Erde schickte. Hier in seinem Sohn Jesus Christus bekommt die Liebe Gottes eine Ausdehnung, wie sie überhaupt nicht mehr steigerungsfähig ist. Hier in der Gestalt seines Sohnes findet Gottes Liebe zu uns seinen vollsten Ausdruck: "Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben werden." Wir stehen im Augenblick im Kirchenjahr an der Stelle, wo wir noch einmal zurückblicken dürfen auf das, was bisher im Mittelpunkt stand, das war ja doch der Sohn Gottes, Jesus Christus. In der Adventszeit hörten wir all die vielen Verheißungen des alten Bundes, die alle von der Freude zeugten, daß der Messias kommen wird. Und in der Weihnachtszeit erscholl der Ruf der Freude: "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren ist, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids!" Dann zog an uns vorüber die Passionszeit. Wir sahen den Messias mit der Dornenkrone am Kreuz auf Golgatha hängen. Und wir hörten die Worte: Am Todes dieses Gerechten sind wir schuldig geworden. Die Ausgeburt der Menschen, die unter der Herrschaft des Gegenspielers Gottes stehen, feierten hier am Kreuz ihren großen Triumph. Und doch - auf Karfreitag folgte Ostern. Der Vater im Himmel bekennt sich zu seinem Sohn und sagt ein klares JA zu dem, was der Sohn im Gehorsam gegen seinen Vater tat und erlitt. Es wurde deutlich, daß Jesus Christus das für uns tat. Es folgte die Himmelfahrt, die Thronbesteigung des Herrn und es kam Pfingsten, die Gründung des neuen Volkes Gottes, der Gemeinde Jesu Christi, durch Jesus Christus, dem einen und wahren Herrn. Das, was da in der Geburt, im Leben und im Sterben und in der Auferstehung des Herrn geschah, war der größte Ausdruck der Liebe Gottes. Deswegen weiß Paulus, wie wichtig es für uns ist, daß wir wissen, daß Jesus Christus, der Sohn Gottes, das aus freiem Entschluß tat für uns, für dich und für mich. Diesen frohmachenden Glauben wünscht der Apostel seiner Gemeinde, und er wird auch auf uns gelegt, der Segen, wenn es im Text heißt: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!." Für Paulus ist das, was Jesus Christus für uns tat, so wichtig, daß er diese " "Gnade unseres Herrn Jesus Christus!" an die erste Stelle setzt. Er tut das deshalb, weil Jesus Christus uns überhaupt erst die Augen öffnet für Gott, den Vater, der uns erschaffen hat und noch erhält. Unsere Augen sind für Gott, den Schöpfer durch unseren Ungehorsam so verdunkelt, da erst der Sohn Gottes kommen mußte, um uns diese Augen wieder zu öffnen. Jesu Leben und Sterben und Auferstehen, seine Gnade, hat den einen Sinn, unsere Verbindung zu Gott wieder in Ordnung zu bringen. Das geschieht in der Vergebung unserer Schuld, die uns Jesus Christus so teuer erkauft hat. Wir dürfen es auch heute wieder hören: "Sei getrost, dir sind deine Sünden vergeben!" Er, der Herr, hat deine ganze dunkle Vergangenheit, die dir vielleicht schon manche Qual bereitet hatte,, durchgestrichen. Den Tod, den wir eigentlich verdienten, hat er auf sich genommen und uns hat er das Leben geschenkt. Wie erstaunlich ist es, daß Paulus das alles noch seinen Korinthernb zuruft: Alles, was ihr an Unruhe und Aufregung in der Gemeinde hervorgerufen habt, auch das, was ihr euch gegen mich als eurem Verkündiger geleistet habt, alles das, fällt unter die Vergebung. Ihr dürft ganz neu wieder anfangen, eine Gemeinde unter dem Kreuz zu werden. Der Segen, den der Apostel auf die Gemeinde legt, hat aber noch einen 2. Teil: "Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!" Paulus kommt von der Wirklichkeit Pfingstens her. Als Jesus Christus von seinen Jüngern schied, hatte er ihnen den Heiligen Geist verheißen. Seitdem die Ausgießung des Geistes Wirklichkeit geworden ist, wird uns das alles geschenkt, was wir gehört haben: Vergebung unserer Schuld, ein neues Herz, den neuen Blick für Gott den Vater und unseren Schöpfer durch den Heiligen Geist. Jesus Christus hält die Verbindung mit uns aufrecht durch den Heiligen Geist, eine andere Möglichkeit, ihm nahe zu sein, gibt es nicht. Darum ist ja die Bitte um diesen Geist im Leben eines jeden Christen so enorm wichtig. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus wird uns nur im Geschenk des Heiligen Geistes zuteil, darum gehört es zum Jüngersein, daß die Gemeinschaft des Heiligen Geistes besteht. Es ist also von Paulus schon zu Recht gesagt: ".Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!" Wenn Paulus so den vollen Segen auf seine Gemeinde legt: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!". dann legt er auf seine Gemeinde die ganze Freudenbotschaft, das ganze Evangelium. Es ist das Evangelium des dreieinigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle, die mehr oder alle, die weniger von ihm, dem Verkündiger, erwarten, sind auf einem falschen Wege. Gerade der dreieinige Gott ist der, der sich in seinem Sohne durch den Heiligen Geist uns kundtut, ist der, der uns errettet und erlöst. Hört doch endlich allein auf ihn, so ruft Paulus seiner Gemeinde und uns zu. Nur von dorther ist euer Heil und eure Errettung zu erwarten. Nur von dem dreieinigen Gott, vom Vater, der sich in seinem Sohne durch den Heiligen Geist kundtut, haben auch wir unser Heil zu erwarten. Nun laßt es uns auch allein von ihm erwarten!
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