Kirchenjahr 1953/54 - 22 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:23/05/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Crespo, 6-11-1955 Reffino, 6-2-1957 -Bibelstunde- Vizcacheras, 24-2-1957 Hernandarias, 24-2-1957 Paraná, 3-3-1957 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Rogate 1954 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jakobus 1, 22-27 | | |
Skopus: Seid Täter des Wortes Gottes | | Kirchenjahr 1953/54 - 22 - Jakobus 1, 22 - 27 "Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget. Denn so jemand ist ein Hörer des Worts und nicht ein Täter, der ist gleich einem Mann, der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschaut. Denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergißt von Stund an, wie er gestaltet war. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharret und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat. So sich jemand unter euch läßt dünken, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern täuscht sein Herz, des Gottesdienst ist eitel. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: die Witwen und Waisen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt erhalten."
Durch das Wort "Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein!" spricht der Apostel Jakobus eine Gruppe in der Gemeinde an, die bei aller Verkündigung von Jesus Christus, dem Sohne Gottes, der auf diese Erde gekommen, gekreuzigt wurde und gestorben ist und wieder auferstanden, ruhig und still dabei sitzt, fromm die Hände faltet und nach dem Amen, ja, ja sagt und dann mit einem Wonnegefühl nach Hause geht. Sie ist zufrieden, daß sie das Wort von der großen Liebe Gottes hören konnte. Wenn wir recht beobachten, dann stellen wir fest, daß diese Gruppe, daß diese Menschen, es nicht nur damals gegeben hat, sondern sie leben in ihrer Haltung bis auf den heutigen Tag unter uns weiter. Gerade wir als Glieder der Evangelischen Kirche haben doch die Meinung, daß im Unterschied zu der Katholischen Kirche, die in besonderer Weise die Betonung auf das Tun des Menschen legt, wir als evangelische Christen das Tun überhaupt nicht nötig haben. Deswegen ist ja das Leben in unserer Kirche leider dadurch geprägt, daß wir alle wohl genießen und fromm sein wollen, aber wenn es um eine Arbeit geht, dann legen wir unsere Hände in den Schoß und wimmeln alle Dienste, die uns aufgetragen werden, einfach ab. Wie lange suchen wir zum Beispiel bei uns hier in Hassel nach Menschen, die uns beim Kirchbauverein noch helfen, aber wir sind ja evangelisch, wir brauchen nichts zu tun, uns fliegt alles in den Schoß, auch unsere neue Markus-Kirche. Gott tut ja alles für uns, und wenn dann andere für uns auch noch etwas machen, desto schöner ist es. Wer aber glaubt, daß das richtig ist, der wird durch unser Wort des Jakobus schnell eines anderen belehrt. Jakobus steht vor uns und ruft uns zu: So geht das nicht weiter, "seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein." Wir brauchen auf keinen Fall Angst zu haben, daß Jakobus uns mit diesem Aufruf zu Katholiken machen will, die durch eigene Kraft und durch eigenes Tun die Seligkeit erwerben wollen. Jakobus will uns nur ganz entschieden zurückrufen von einem falschverstandenen Protestantiusmus, der meint, daß der Glaube immer mit einem Hände in den Schoß legen oder mit Genießen oder mit frommen Gemütswallungen zu tun haben muß, aber niemals uns in Marsch setzen darf, um mitten in dieser Welt für Jesus Christus etwas zu tun. Wer das bisher gemeint hat, der wird durch das Wort "Wodurch ihr euch selbst betrüget, " schärfstens vor einer solchen Haltung gewarnt. Mit einer solchen Haltung wären wir wir sehr nahe einem dunklen Abgrund und es gilt höchster Alarm. Warum kann der Apostel, ohne daß er uns in den Katholizismus stürzen will, zu einem tätigen Glauben im Unterschied zu unserem nichtstuenden Glauben aufrufen? Wenn er sagt: "Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget!", dann zeigt er uns, woher er kommt. Er kommt vom lebenspendenden Wort Gottes her, das Fleisch, Mensch, geworden ist, der für alle unsere Schuld den Kreuzes Tod erlitten hat und zu dem sich der Vater im Himmel in der Auferstehung in einer einmaligen Weise bekannt hat. Nun darf von Ostern her überalll in der ganzen Welt der Mensch, wir, du und ich, alle seine Schuld abladen. Sie zählt nicht mehr, sie ist ausgestrichen durch Jesu Leiden und Sterben. Jakobus hat also in keinster Weise daran gedacht, mit seiner Mahnung uns zuzurufen: Ihr könnt durch euer Tun eure Seligkeit erlangen!, sondern er weiß, woher uns Befreiung wird, vom fleischgewordenen Wort Gottes, von Jesus Christus. Er weiß aber nocht mehr, was wir aber vergessen haben, er weiß, daß Vergebung unserer Schuld immer auch bedeutet: Du bist von Jesus Christus in Beschlag genommen. Dein ganzes Leben, dein Tun und Lassen gehört von nun an nur ihm allein. Glauben wir, daß wir durch Jesus Christus unsere Schuld vergeben bekommen haben, sind dabei aber der Meinung, daß wir als die Begnadeten, als die von ihrer Schuld befreiten Menschen nicht von dem Herrn zum Tun aufgefordert worden sind, dann stehen wir vor diesem Abgrund, den Jakobus zeigt: "Womit ihr euch selbst betrüget!" Dann stimmt es mit der Vergebung auch nicht; dann müssen wir uns fragen, ob wir überhaupt Jesus Christus begegnet sind. Jesus Christus verschenkt nämlich niemals einen nichts-tuenden Glauben, einen genügsamen, einen selbstgenügsamen Glauben, sondern er schenkt uns in seiner ganzen Fülle einen tätigen Glauben, der sich fortan vom Herrn aller Herren in Marsch setzen läßt, der fragt: "Herr, was willst du, daß ich tun soll?" So ruft uns der Apostel Jakobus in unserem Text zu diesem tätigen Glauben: "Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget!" Jakobus macht uns dieses in einem Bilde deutlich. Er sieht einen Menschen, der von einem anderen gesagt bekommen hat, daß er sich im Spiegel beschauen soll, dann würde er bemerken, daß in seinem Gesicht etwas nicht in Ordnung ist, vielleicht ist es schmutzig oder das Gesicht zeigt eine schwere Krankheit an., Wir schauen in den Spiegel, um zu sehen, wo etwas nicht in Ordnung ist, wofür wir etwas tun müssen, damit der Schaden behoben wird. Vielleicht müssen wir auch unsere Haarfrisur wieder in Ordnung bringen. Mit Jakobus sind wir aber erstaunt, daß der Betreffende das alles festgestellt hat, allerdings in keinster Weise daran denkt, die nötigen Schritte zu unternehmen, um sich etwa zu waschen oder die Frisur wieder zu ordnen oder zum Arzt zu gehen. Der Blick in den Spiegel hätte uns eigentlich zum Tun bewegen müssen: "Denn so jemand, der ein Hörer des Wortes und nicht ein Täter ist, der ist gleich einem Mann, der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschaut, dann nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergißt von Stund an, wie er gestaltet war." Der Mensch, der meint, mit einem nichtstuenden Glauben auszukommen, wird solch einem Menschen verglichen, der in den Spiegel schaut und doch weggeht und nichts tut und nicht die Folgen daraus zieht. Für ihn ist der Blick in den Spiegel nur eine bloße Formsache gewesen, ohne irgendeine Bedeutung. Wer vor Jesus Christus gestanden hat und den Ruf zum Dienst nicht hören wollte, für den ist die ganze Begegnung, mag sie noch so erhebend und ergreifend und schön gewesen sein, gänzlich ohne Bedeutung. Er hat das Heil, die Liebe Gottes, noch nicht empfangen. Nur der, der vor Jesus Christus stehen geblieben ist und seinen Auftrag gehört hat und diesen Auftrag auch ausführt, der ist der, der den rechten Glauben hat, der immer ein tätiger Glaube ist. Denn das darf dabei nicht vergessen werden und das unterscheidet den echten Glauben von aller Werkgerechtigkeit des Katholizismus, daß der, der den Auftrag bekommen hat, ihn nicht ausführen kann mit eigener Kraft und Fähigkeit, sondern der, der uns das Wort zugesprochen hat: "Dir sind deine Sünden vergeben!", hat uns mit diesem seinem Worte auch die Kraft gegeben, seinen Auftrag auszuführen. Mit der Vollmacht Jesu Christi sind wir ohne alle Selbst- und Werkgerechtigkeit in der Lage, seinen Auftrag auszuführen. Zu diesem tätigen Glauben sind wir als Christen gerufen. Versuchen wir doch endlich einmal in dieser Vollmacht unseren Glauben zu einem tätigen Glauben werden zu lassen: "Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharrt, und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird glücklich gepriesen in seiner Tat." Jetzt zeigt unser Text an Hand von 2 Beispielen auf, was das rechte Tun sein kann, was ein tätiger Glaube bedeutet: "So sich jemand von euch läßt dünken, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern täuscht sein Herz, dessen Gottesdienst ist eitel." In der Tat kann es bei dem einen oder anderen von uns zum tätigen Glauben gehören, daß Jesus Christus uns den Auftrag gibt, unsere Zunge im Zaum zu halten. Wie klein und unbedeutend sieht doch solch ein Auftrag Jesu an uns aus?! Fast sieht es doch sogar wie eine Beleidigung aus. Es geschehen keine weltumwälzende Dinge, nur das Eine: Halt deine Zunge im Zaum! Eine Kleinigkeit, aber welch Unheil hat dieses kleine Glied, unsere Zunge, schon angerichtet?! Und wie schwer nag es dem einem und dem anderen unter uns fallen, gerade an diesem Punkte gehorsam zu sein. Wir sind uns doch darüber im klaren, daß der Apostel Jakobus nicht über die Grenzen der Gemeinde hinausschaut, sondern das Unheil und den Schaden sieht, den solch eine Zunge innerhalb der Gemeinde anrichtet. Da wird gerichtet über den Glauben des anderen, der scheinbat es nicht ernstnimmt mit seinem Glauben. Dem anderen wird überhaupt der Glaube abgesprochen. Dem Dritten bezichtet man der Irrlehre und über den vierten erzählt man sich die scheußlichsten Dinge. Und das alles noch hinter dem Rücken der Betreffenden, über den man solche Märchen ausstreut. Jakobus hat es schon recht gesehen: "So sich jemand von euch läßt dünken, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern täuscht sein Herz, des Gottesdienst ist eitel." Vielleicht haben wir jetzt Angst in der Erkenntnis, daß gerade unsere Zunge solch ein unheilvolles Ding ist, das schon manchen Schaden angerichtet hat. Und wir meinnen, wir schaffen es nie, unsere Zunge im Zaum zu halten. Bitte, vergessen wir es nicht, der Herr, der uns unsere Schuld vergeben hat, hat uns auch bereits die Freiheit geschenkt, ihm auch an diesem Punkte gehorsam zu sein. Das 2. Beispiel, woran uns der Apostel zeigt, was es heißt, einen tätigen Glauben zu haben, steht im letzten Vers: "Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der, die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt halten." Vor diesem Dienst der Jünger Jesu können wir nicht flüchten und sagen, daß dafür ja der Pastor da sei, sondern es gehört zum Dienst eines jeden Christen "die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen,", das heißt doch, allen denen, die unsere Hilfe nötig haben, eine Hilfe zu sein. Dazu ruft uns unser Herr auf. Solch ein Auftrag läßt uns nicht fromm zu Hause sitzen, sondern gibt uns eine heilvolle Unruhe ins Herz. Vielleicht spürte der Posaunengeneral KUHLO, der sich eben durch seine Posaunenmusik auch zum Dienst an den Traurigen und Beladenen gerufen wußte, diese Unruhe, wenn er bei Unterschriften seinem Namen zufügte: "I.U.D.U.", was bedeutete, "In Unruhe, dauernd unterwegs!" Haben auch wir schon etwas von dieser Unruhe gespürt, die uns in Marsch setzen will, aus dem geborgenen Heim in die notvollen Familien- und Lebensgeschichten hinein, um dort den Mühseligen und Beladenen ein Helfer zu sein? Glauben wir vielleicht, das könnten wir nicht? Wahrlich, aus eigener Kraft wäre das durchaus auch nicht möglich, aber wissen wir denn nicht, daß wir nicht allein gehen, sondern in Wirklichkeit nur unseren Herrn begleiten, der die Armen und Notleidenden besucht. Wollen wir uns ihm nicht anschließen, er nimmt uns an die Hand? Er hatte uns in unserer Erbärmlichkeit, ganz gleich, welcher Art, besucht und nun können wir ihm dadurch danken, daß wir uns mit ihm auf den Weg machen, zu helfen, wo es zu helfen gilt. Unser Text zeigt uns heute nur diese 2 Arten von Diensten auf. Sie sind wirklich so sehr verschieden in ihrem Wesen, aber sie stammen beide von dem einen Herrn. Und wenn wir meinen sollten, daß diese beiden Aufgaben nicht speziell unsere Aufgaben sind, was wohl stimmen könnte, dann laßt uns genau auf den Text hinhören, denn trotzdem könnte er uns genau unseren Auftrag sagen, den er für uns bereithält; vielleicht sind es die Stunden unseres Lebens, die wir für einen anderen zur Verfügung stellen sollen. Doch das eine dürfen und müssen wir wissen, auch unser Glaube muß, wenn er ein rechter Glaube sein will, ein tätiger Glaube sein. "Seid aber Täter des Wortes und nicht hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget!"
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