Kirchenjahr 1953/54 - 20 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:25/04/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 5-4-1959 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Quasimodogeniti 1954 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jesaja 52, 7 | | |
Skopus: Die Boten der Freudenbotschaft | | Kirchenjahr 1953/54 - 20 - Jesaja 52, 7 "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König."
Das Wort, das wir gerade gelesen haben, gilt dem alten Volk Gottes, das zerschlagen am Boden liegt. Der größte Teil schmachtet schon seit 50 Jahren in der babylonischen Gefangenschaft. Das ganze Unglück, das über die Kinder Gottes hereingebrochen ist, ist nicht einfach ein blindes Schicksal, sondern es ist die Strafe Gottes über sein Volk, das nichts mehr nach ihm fragte und glaubte, seine eigenen Wege gehen zu können. Und die Propheten dieser Zeit haben sich durch alle möglichen Drohungen und Schickanierungen und Verleumdungen nicht irre machen lassen, diesem Volke immer und immer wieder zu bezeugen, daß es an seinem Unglück einzig und allein selbst schuldig sei,daß es auf Grund seines Ungehorsams nun auch den Zorn Gottes bis zum letzten auszukosten habe. O, wie hat dieses Volk mit den Zähnen geknirscht über diese Propheten, die ihnen die Wahrheit ihrere Schuld vor Augen führten. Wir Menschen möchten nicht gerne etwas von unserer dunklen Vergangenheit vor unsere Augen gemalt bekommen. Wir kneifen nur zu leicht die Augen zu und behaupten, in unserem Leben und im Leben unseres Volkes ist alles gar nicht so schlimm gewesen. Und dazu schieben wir dann auch noch alle Schuld auf andere ab. Aber die Propheten wußten es, daß es nur dann eine Rettung für das Volk Gottes gibt, wenn es seine Schuld nicht vertuscht, sondern sie ins helle Licht der Gegenwart Gottes rückt. 50 Jahre lang mußten die Kinder Gottes diese Gerichtsbotschaft der Propheten vernehmen, kaum ein Lichtstrahl der Gnade und der Liebe Gottes war zu erkennen. Daß unser Vater im Himmel nicht der ist, der seine Augen zudrückt und zu allem Ja und Amen sagt, das erlebten wir ja am Karfreitag, da er unsere ganze Schuld so ernst nahm, daß er seinem Sohn die schwerste Strafe für unsere Schuld auferlegte und ihn am Kreuz wie einen Verbrecher sterben ließ. Nein, nein, Gott geht über unseren Ungehorsam nicht mit einer Handbewegung hinweg. Er nimmt ihn so ernst, wie man ihn nur ernst nehmen kann. Das haben dann die Kinder Gottes damals schon in der babylonischen Gefangenschaft vor der Zeit Jesu zu spüren bekommen. Doch das dürfen wir als Kinder Gottes sowohl des alten wie auch des neuen Bundes immer wissen und wir dürfen es niemals vergessen: Gottes Zorn währet keine Ewigkeit! Gottes Zorn nimmt ein Ende und Gott zeigt uns in seiner ganzen Gröe, wie er uns unsagbar lieb hat. Ja, das bezeugt uns immer wieder die Heilige Schrift, daß selbst seine Drohungen und Strafen über uns nur Zeichen seiner Liebe zu uns sind. Diese Liebe ist es, die uns von unserem verkehrten Wege auch durch Strafen zurückholt. Gottes Zorn hat ein Ende. Seine Boten haben nicht mehr das Gericht zu verkündigen. Ihre Botschaft lautet jetzt: Noch einen Augenblick, so werdet ihr alle seine große Liebe zu euch wieder zu sehen und zu spüren bekommen: "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: DEIN GOTT IST KÖNIG!" Dem Volk in der Knechtschaft wird damit zugerufen, eure Freiheitsstunde hat bei Gott bereits geschlagen. Gott, der Herr, der es zugelassen hat, daß seine Wohnsitz in Jerusalem, der Tempel, zerstört wurde, will aufs neue seinen Wohnsitz in Jerusalem aufschlagen. Das Volk Gottes darf wieder in die Heimat zurückkehren, in der Gott alles regiert und lenkt und der Mittelpunkt ist. Wenn wir auch wissen, daß der Prophet hier die richtige Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verkündigt und die frohe Botschaft, daß Gott der Mittelpunkt in dem Gelobten Lande, im Tempel zu Jerusalem, sein wird, so ist das doch nicht alles. Der Prophet mit seiner Botschaft über die Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft weist hinaus auf ein ganz besonderes Ereignis. Nicht umsonst ist dieser Text ausgewählt für einen Sonntag, der noch ganz im Lichte von Ostern steht, im Lichte der Botschaft: "Jesus Christus ist von den Toten auferstanden!" Unser Text will also im letzten Grunde auch das Ostereignis verkündigen. So wird ein Zeugnis des Alten Testamentes, vielleicht ohne daß er es will, zum Zeugen Jesu Christi. Denken wir daran, daß unser Text dem alten Volke Gottes das zugerufen hat: Gott will wieder der sein, der mitten unter euch ist, der euch regiert und lenkt. Er, Gott, der Herr, ist der Gott der Geschichte seines Volkes und in der Geschichte der ganzen Welt: "Dein Gott hat die Königsherrschaft angetreten." Und damit hat er allen Mächten und Gewalten der Welt ihre ganze Ohnmacht bezeugt. Haben wir nur ihn, dann kann keine Macht der Welt uns anhaben. Worin kommt dieser Antritt der Königsherrschaft Gottes besser und vollkommener zum Ausdruck als in der Auferstehung Jesu Christi, da Gott, der Herr, seinen eigenen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckte und ihn zum König Himmels und der Erde machte. Wir lesen im Philipperbrief im 2. Kapitel: "Jesus Christus erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn Gott erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller dere Kniee, die im Himmel und auf Erden sind und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters." Diese Stelle zeigt uns,daß Jeus Christus in der Auferstehung zum Herrn und König über alles von seinem Vater im Himmel erhöht worden ist. Zu diesem Ereignis, daß Gottes Sohn die Königsherrschaft antritt, gehört es auch, daß nun die Kinder Gottes aus ihrer Knechtschaft befreit werden und heimkehren dürfen. In unserm Text ist zuerst die Heimkehr der Kinder Gottes aus der Gefangenschaft Babylons gemeint, aber wir sagten ja schon, der Text weist hin auf Ostern, das mit der Auferstehung des Herrn verbunden ist. Ostern ist das helle Zeichen dafür, daß Jesus Christus, der König Gottes, uns befreit hat von der Knechtschaft des Widersachers Gottes. Wir brauchen diesem Gegenspieler nicht mehr zu gehorchen. Seine Macht ist gebrochen. Wir sind frei. Wir brauchen nur den Namen unseres Königs Jesus Christus zu rufen und alle Mächte dieser Welt liegen zerschlagen am Boden. Eine gute Botschaft ist es, die uns damit verkündigt wird. Im Lichte der Auferstehungssonne ruft uns der König Gottes zu: "Heil euch!" Wir wissen ja, wir haben es noch in den Ohren, das HEILSCHREIEN in unserem Land. Aber hier spricht einer das Heil über uns, der das Heil wirklich nicht nur sprechen kann, sondern es uns schenken kann, das Heil in unserem Leben. Durch alle unsere Schuld, durch all das Unheil, das wir im Leben anderer und in unserem eigenen Leben schon angerichtet haben, macht Gott einen dicken Strich und ruft uns zu: Gehe hin, deine Sünden sind dir vergeben! Und wir dürfen dann getrost und gewiß sein, daß uns wirklich alle unsere Schuld vergeben worden ist. Noch ein Letztes ruft uns der König Jesus Christus nach unserem Text zu: "Ich will dir Frieden schenken!" Der auferstandene Herr öffnet uns wieder den Zugang zum Vater. Die alte Feindschaft, die wir gegen Gott gehegt haben, ist vorbei. Der Sohn Gottes nimmt uns an die Hand und bringt uns zum Vater im Himmel zurück. Wir brauchen jetzt nicht mehr vor Gott und seinem Wort fortzulaufen, denn Gott ist uns wieder gut. Er spricht uns das Wort des Friedens und der Freude zu: "Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!" Gott ist nicht mein Feind, sondern mein Freund. Aber auch das andere gilt, was Jesus Christus uns geschenkt hat, wenn er uns zuruft: "Ich will dir den Frieden schenken!" Jesus Christus hat die Feindschaft zwischen den Menschen aufgehoben, er hat den Frieden auch zwischen uns Menschen ermöglicht. Unser Mitmensch ist nicht mehr der, der uns den Schädel einschlagen will. Allgemein meinen alle rundweg, daß alle unsere Mitmenschen nur das Böse über uns wollen. Nein, sagt der Auferstandene: Ich stifte jetzt auch den Frieden von Mensch zu Mensch, harum habt keine Angst mehr. Packen wir jetzt ruhig die Atombomben weg oder alle die anderen kleinen Bomben und Bömbchen, die wir gegen unsere Mitmenschen so bei uns tragen. Alle unsere Angst ist unbegründet. Wir stehen doch auf der Seite des auferstandenen Herrn, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Das können wir als Christen als solche, die von Ostern herkommen und nicht den Tod der anderen wollen und wünschen. Wer an Jesus Christus glaubt, der sieht in jedem anderen nicht mehr seinen Feind, sondern seinen Freund. Das ändert auch nichts daran, daß es auf den ersten Blick noch so aussieht wie eine bittere unversöhnliche Feindschaft. Das ist ein Schein und dieser Schein trügt immer. Jesus Christus hat uns freigemacht von der Verkrampfung, als könne irgendein Mensch unser Feind sein. In Jesus Christus ist alle Feindschaft aufgehoben. Wie kann der unser Feind sein, für den Jesus Christus auch gelitten hat und gestorben und auferstanden ist. Mitten in dieser feindseligen Welt, mitten unter uns feindlichen Brüdern hat der auferstandene Herr schon längst das Banner des Friedens, das Banner der Freund= und Bruderschaft aufgerichtet. Diese Botschaft an das geknechtete Volk Gottes damals wird von vielen Boten ringsumher verkündigt. Sie werden nicht müde, das große Ereignis der neu angebrochenen Königsherrschaft Gottes und das Ende der Sklaverei zu verkündigen: "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten." Eine wieviel herrlichere Botschaft ist heute zu verkündigen, nachdem Ostern auf dieser Erde geschehen ist, die Auferstehung Jesu Christi, die ihn die Königsherrschaft Gottes antreten ließ. Ein wieviel herrlichere Botschaft ist heute zu verkündigen, da Ostern alle Knechtschaft, auch die schlimmste Knechtschaft unter dem Widersacher Gottes und dem Tode zunichte gemacht worden ist und uns befreit hat zur Herrlichkeit der Kinder Gottes. Auch wenn es so aussieht, als ob die Nachricht, die im Nu die ganze Welt umkreiste, daß wieder eine Atombombe explodiert ist, die noch furchtbarer sein soll als alle vorhergehenden, als ob diese Nachricht gewaltiger und mächtiger sei als der Heroldsruf: "Jesus Christus ist von den Toten auferstanden.", so bleibt es dennoch dabei, bei Jesus Christus allein bleibt alle Macht und Herrschaft. Und seine Boten rufen diese herrliche Wahrheit hinaus in alle Welt. Freuen wir uns aber nicht nur darüber, daß in der ganzen weiten Welt schon der Ruf von Ostern erschallt, sondern setzen wir uns selbst in Marsch, jeder an seinem Wirkungskreis und betätigen wir uns auch als Herolde des großen Königs und rufen es aller Welt zu, denen die es wünschen, aber auch denen, die es nicht wünschen: "Jesus Christus ist von den Toten auferstanden."
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