Kirchenjahr 1953/54 - 13 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:01/03/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1. Passionsandacht 1954 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 26, 14 - 16 | | |
Skopus: Judas aus Ischarioth | | Kirchenjahr 1953/54 - 13 - Matthäus 26, 14 - 16 "Da ging hin der Zwölf einer, mit Namen Judas Ischarioth, zu den Hohenpriester und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. Und von dem an suchte er Gelegenheit, daß er ihn verriete."
Tun wir doch nicht so und weisen energisch mit der Hand zurück und behaupten, daß das, was uns hier durch unseren Text mitgeteilt wird, uns nichts anginge. Meinen wir doch nur nicht, daß wir nicht hingingen und Tag für Tag unseren Herrn verraten. Ja, gerade das, was uns von dem Jünger Judas Ischarioth gesagt wird, ist im letzten Grunde doch unser Verrat an unseren Herrn Jesus Christus. Das wird bei dr Betrachtung unseres Textabschnitts mit aller Deutlichkeit klar. Wir könnten uns sicherlich denken, daß der Jünger Petrus, als er von diesem Verrat des Judas hörte, entsetzt war, wie wir auch oft entsetzt sind, wenn wir hören, wie unser Herr von Menschen verraten wird, die vielleicht noch bis vor kurzer Zeit, vielleicht bis noch vor wenigen Stunden, mit uns Seite an Seite hinter Jesus hergingen und die nun Jesu Feinde fragen: "Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten." Der Verrat des Judas ist der Verrat, der sich immer wieder im Raum der Kirche, der sich unter seinen Jüngern ereignet. Das ist doch das Entsetzliche, daß es von jedem Kreise seiner Jünger heißen kann: "Einer unter euch wird mich verraten." Neben der Maria, die in ihrer ganz großen Liebe das Beste an Jesus verschwendet, steht auch immer der Judas, der Jesu Feinden den Verrat anbietet: "Ich will ihn euch verraten." So ist die Geschichte der Kirche durch alle Zeiten hindurch immer eine Geschicht der Liebe und des Verrates. Müssen wir das auch von unserer eigenen Gemeinde sagen?? Wenn wir aber auch um uns her von Verrat und Zerstörung hören, vielleicht sogar bei denen, die uns einmal nahe gestanden haben, so laßt uns doch nicht dabei heute auf das hohe Pferd steigen und behaupten: Da seht ihr mal wieder, das habe ich von dem und dem schon immer gesagt, bei mir könnte so etwas nicht passieren. Nein, nein, wenn wir uns das vor Augen führen, was der Judas, was die Judasse aller Zeiten innerhalb der Gemeinde angerichtet haben und noch heute tun, dann laßt uns dabei nie von oben herab auf sie schauen. Was ist uns vom Apostel Petrus berichtet, der ein wenig großmäulig behauptete: "Und wenn sie sich alle an dir ärgern und wenn es sogar in den Tod gehen sollte, ich werde dich niemals verraten." Wir wissen von diesem Petrus, daß er kurze Zeit später nicht besser handelte als Judas. Er schwur und beteuerte: "Ich kenne diesen Jesus von Nazareth nicht." Seine Verleugnung ist genauso scheußlich wie der Verrat des Judas. Wenn wir das Bild des Judas sehen, dann geschieht es deshalb, weil der Verräter Judas, der Jesus auf eine gemeine Art für lumpige 30 Silberlinge verraten hat, dennoch mit diesem Verrat einen wichtigen Auftrag Gottes an uns tat. Petrus hat diesen Auftrag des Judas an uns nicht erkannt oder nicht erkennen wollen, denn sonst hätte er nicht in gleicher Weise wie Judas fallen brauchen bei seiner Verleugnung. Und es kommt alles darauf an, daß wir diesen Auftrag Gottes durch den Verräter Judas, durch alle Judasse aller Zeiten erkennen und auf diese Botschaft hören. Wir können diesen Auftrag, diese Bottschaft, so charakterisieren: 1. Judas ist uns von Gott als ein Spiegel vor unsere Augen gestellt. 2. Judas ist das hochgehobene Warnungssignal für unseren Weg als Christen. 1. Merken wir nicht, wenn wir unseren Blick auf den Verräter richten, der sich zu denen schleicht, die Jesus fangen wollen, um ihnen in ihrem schändlichen Handwerk zu helfen, daß auf einmal der Verräter wie in einem Spiegel unsere Gesichtszüge annimmt? Müssen wir noch lange darüber sprechen, daß wir alle miteinander solche sind, die tagtäglich Jesus verraten? Fragen wir uns heute einmal, wie der Tag bis jetzt verlaufen ist; war unser Tun und Handlen und unser Reden wirklich so, daß wir uns wie Maria an Jesus Christus, unserm Herrn, verschwendeten? Wer wollte von sich behaupten: Unser Leben heute glich doch, das müssen wir alle bekennen, mehr dem Judas. Wie oft haben wir schon heute unserem Herrn Schande bereitet?! Wissen wir noch, wie wir uns auf die Seite der Feinde Jesu stellten, als es im Gespräch mit dem Kameraden um die Wahrheit ging? Unzählig waren die Möglichkeiten heute, bei einem jeden Einzelnen von uns, zum Verräter zu werden. Müssen wir das nicht im Spiegel des Judas erkennen: Wir sind Verräter gwesen. 2. Aber auch noch das andere wird deutlich, wenn wir den Blick auf Judas richten. Gott hat ihn auf unserem Weg als Christen als eine große Warnungstafel aufgerichtet. Wenn das, was wir heute erkannt haben im Spiegel des Judas, daß nämlich auch wir Verräter gewesen sind, wenn das uns deutlich wurde, dann wissen wir, daß dieser Weg, sollten wir ihn weitergehen wollen, da endet, wo Judas geendet ist, nämlich in der tiefsten Verzweiflung. Und das kann doch in der Tat nicht unser Wille sein, daß wir in eine solche Verzweiflung geraten wie der Judas. Judas ist diesen Weg des Verrates bis zum bitteren Ende gegangen. Er zeigte mit seiner Konsequentheit das Ende aller Verräterei in der Gemeinde Jesu Christi. Er zeigt uns in aller Deutlichkeit: In diesen Dingen kann es keine Spielerei geben, sondern es geht um Leben und Tod. Judas steht an unserem Lebensweg und sagt dem, der auf dem Weg des Abfalls und des Verrates geraten ist: Halt! Bevor du diesen Weg weitergehst, möchte ich dir sagen, dieser Weg endet im Verderben, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Das schreit er mit seinem Handeln und mit seinem Selbstmord uns entgegen, damit wir es ja nicht überhören: Dieser Wegt führt ins Verderben! So wird die Gestalt des Judas uns zum Spiegel für unser verräterisches Handeln, aber auch zum Warnungssignal, das uns zuruft: Dieser Weg, auch wenn es am Anfang nicht so aussieht, geht ins Verderben, geht in den Tod! Allerdings, das spüren wir, wenn auch der Verräter Judas uns auf diese Weise noch so Wichtiges zu sagen hat, so wird uns doch bei dieser Botschaft etwas unheimlich zumute. Und diese Botschaft ist in der Tat unheimlich, weil sie uns nur Spiegel und nur Warnungssignal ist. Diese Botschaft des Judas kann uns nicht helfen. Wir können mir ihr durchaus ins Verderben rennen. Darum kann es nicht anders sein, als daß wir, auch wenn in unserem Text nicht davon die Rede ist, unseren Blick hinlenken zu dem, der durch Judas verraten wird. Dieser Jesus von Nazareth, unser Herr und Heiland, hat durch sein Leiden und Sterben, durch seinen Kreuzestod, uns wissen lassen, daß er uns an die Hand nehmen will, damit er uns von unserem verkehrten Weg wieder zurückbringt auf den rechten Weg. Er steht neben Judas und ruft uns zu: Für dich ist der Weg ins Verderben gesperrt. Du darfst den Weg des Lebens an meiner Seite gehen. Und dem, der noch auf diesem verkehrten Weg geht, ruft er zu: Sei getrost, auch dich hole ich wieder zurück auf den rechten Weg, auf den Weg, da auch etwas von der Liebe zu mir, deinem Heiland zu spüren ist, auf den Weg, der ins Leben führt. So ist der Verleugner Petrus und der Christushasser und Gemeindeverfolger Saulus von dem gekreuzigten Herrn auf den rechten Weg gesetzt worden und da sollte es einen von uns geben, den Jesus nicht an die Hand nehmen und sagen würde: "Dir sind deine Sünden vergeben!" Nein, es gibt keinen unter uns, zu dem er das nicht sagte, denn daß wir auch jetzt noch, nachdem Jesus Christus uns unsere Sünden vergeben hat, den Weg ins Verderben gehen wollen, daß wir die Vergebung unseres Ungehorsams in den Wind schlagen wollen, das ist doch wohl eine unmögliche Möglichkeit, vor der uns Judas warnen will.
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