Kirchenjahr 1953/54 - 02 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:13/12/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:3. Advent 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jesaja 40, 1 - 2 | | |
Skopus: Grundlegender Trost für das Volk Gottes | | Kirchenjahr 1953/54 - 2- Jesaja 40, 1 - 2 "Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott; redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat, denn ihr Missetat ist vergeben; denn sie hat Zwiefältiges empfangen von der Hand des Herrn, für alle ihre Sünden."
Wieder, wie an allen Sonntagen, dürfen wir nun stille werden und Gottes Wort hören. Vielleicht werden wir es niemals ganz verstehen können, was es bedeutet, daß Gott der Herr, mit uns sprechen will. Gerade jetzt wieder in aller Hast der Wochentage der Adventszeit, haben wir die Adventsbotschaft Gottes so notwendig. Wir wollen nicht darüber klagen, daß die christliche Adventszeit zu einem heidnischen Jahrmarktrummel geworden ist, sondern wir wollen desto mehr hören auf die Botschaft Gottes. Wir wollen nicht müde werden, Gottes Stimme zu vernehmen. Da sollte einer sagen können, Gott wollte uns nicht fröhlich sehen, ist doch seine Aufforderung: "Tröstet, tröstet mein Volk!" eine nicht zu überhörende Aufforderung zur Freude. Es könnte ja bei dem Anblick des ganzen Zaubers in den Städten und Häusern der Eindruck entstehen, daß niemand mehr vorhanden sei, der den Trost nötig hätte. Wir sind dabei, uns selbst zu trösten, uns selbst Stimmungen und Feierlichkeiten zu bereiten. Wer möchte dann auch schon verglichen werden mit dem Volke, dem dieses Trostwort zuerst zugerufen wurde. Damals, ja, da stand das alte Volk Gottes in einer Zeit der Not und des Elends, weitab von der Heimat in der Gefangenschaft. Wir leben doch wieder herrlich und in Freuden. Not und Elend liegen doch schon so weit zurück. Wir können es uns schon wieder leisten, unser schwerverdientes Geld für allerlei Tand und Flitterkram auszugeben. Nein, wahrhaftig, wenn wir wir durch die Straßen der Stadt gehen, dann können wir sehen, daß wir nicht mehr ein armes und notleidendes Volk sind. Allerdings ist das deutlich, das dieses Wort TRÖSTET, TRÖSTET, MEIN VOLK! nur die Menschen recht hören können, die sich aus einer großen Not heraus nach Trost sehnen. Nun brauchen wir uns nicht anzustrengen. um zu zeigen, wie wir uns haben täuschen lassen, als ob wir wirklich solche Menschen wären, die auf den Trost Gottes nicht mehr angewiesen sind. Denken wir an die vielen Familien, auch bei uns, die nicht wissen, was sie heute mittag auf den Tisch bringen sollen; denken wir an die vielen Menschen, die schon jahrelang auf dem Krankenlager liegen und der Verzweiflung nahe sind. Sie werden durch unseren billigen Trost nicht satt und nicht gesund. Verbirgt sich nicht überhaupt hinter der stimmungsvollen Fassade dieser Adventszeit die ganze Erbärmlichkeit des Menschen unserer Tage? Wir brauchen dabei garnicht daran zu denken, daß im letzten Grunde hinter den geschmückten Straßen die Gier nach Geld steht, sondern schauen wir uns den Menschen an, der hinter der Adventsstimmung lebt. Wir müssen erschrecken vor uns selbst. Ich frage euch Mütter, die ihr an diesen Tagen die Weihnachtsvorbereitungen trefft, vergeßt ihr nicht vor lauter KUCHENBACKEN und Weihnachtsvorbereitungen euren Kindern die Botschaft vom Kind in der Krippe zu bezeugen? Findet ihr überhaupt noch Zeit, euch selbst in rechter Weise auf das Christfest vorzubereiten? Ich frage euch Väter, die ihr jetzt vielleicht eifrig dabei seid, durch Überstunden und -schichten mehr Geld zu verdienen, um euren Kindern Weihnachtsgeschenke kaufen zu können, die sich sehen lassen, habt ihr auch Zeit gefunden, euren Kindern die herrlichen Adventsverheißungen aus der Heiligen Schrift vorzulesen? Alle miteinander müssen wir uns schämen, daß wir doch im letzten Grunde mit Advent und Weihnachten nichts anzufangen wissen. Aber gerade darin zeigt sich ja unsere Armut und unser Elend, daß wir meinen, Gottes herrliches Geschenk an uns nicht nötig zu haben. Eigentlich müßten wir erwarten, daß Gott mit seinem strafenden Zorn zwischen uns fährt und uns zeigt, daß wir ihn nicht links liegen lassen können. Und stattdessen hören wir das Wort: "Tröstet, tröstet mein Volk!" Habt ihr es gehört, ihr Männer und ihr Frauen und ihr KInder, wenn ihr es auch bis jetzt nicht habt wahrhaben wollen,, daß ihr die Hilfe Gottes braucht wie das tägliche Brot, nötiger als alle menschlichen Weihnachtsgeschenke, so ist es noch nicht zu spät, die Adventsbotschaft zu vernehmen und euch beschenken zu zu lassen. Noch gilt uns allen das Angebot Gottes: "Tröstet, tröstet mein Volk!" Wir spüren, wie Gott, der Herr, uns in seiner Liebe zu sich zieht und lockt. Und wenn wir auch immerwieder aufs neue versuchen, von ihm wegzulaufen, uns in eine adventliche und weihnachtliche Betriebsamkeit zu flüchten, er läßt uns trotzdem nicht laufen, sondern holt uns ein und spricht uns mit freundlichen Worten an, ob wir nicht endlich uns von ihm an die Hand nehmen lassen wollen. Wir dürfen heute in einer ganz besonderen Weise spüren, daß er mit uns freundlich redet. Es geht um die eine Freude, die allem Volk widerfahren wird. Unser Text bleibt nicht einfach bei dem Begriff Freude oder Trost stehen, sondern sagt uns auch, was denn Freude oder Trost bedeuten, die wir in Empfang nehmen sollen. Es heißt dort: "Daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat." Das heißt doch, daß ihre Sklaverei ein Ende hat. Wir sehen ganz klar, Gott kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Wir meinen, daß wir von Gott weglaufen und von ihm nichts wissen können. Wir meinen, wir wären unsere eigenen Herren und könnten machen, was wir wollen. Nein, auf keinen Fall! Wer von Gott wegläuft, wird nicht sein eigener Herr, wird auch nicht ein kleiner Herrgott, sondern wird ein Sklave des Durcheinanderbringers und Gegenspielers Gottes. Und das ist die Lage des Menschen auf dieser Erde. Das ist unsere Lage: Entweder ein Kind Gott oder ein Sklave des Teufels. Aber wir haben es doch gehört, wir dürfen wieder Kinder Gottes sein. Durch die Zeit, da wir dem Herrn dieser Welt, dem Gegenspieler Gottes, Sklavendienst leisteten, macht Gott einen dicken Strich, denn es heißt: "Verkündige, daß ihre Sklaverei ein Ende habe!" Du bist frei vom Sklavendienst des Teufels, dabei spielt es keine Rolle, was das für eine Gebundenheit an den Durcheinanderbringer gewesen war, ob es dein dauernder Zweifel an Gott ist oder ob es eine Sucht ist, der du verfallen bist oder es deine Betriebsamkeit ist, das Unvermögen, einmal im Getriebe des Tages stille werden im Gebet. Du sollst und du darfst und du wirdst davon frei werden. Unser Wort sagt es uns allen: "Unsere Gebundenheit an den Teufel wird ein Ende haben." Wer wollt jetzt nicht vor Freuden springen und singen?! Die Freude über die Entlassung aus der Gefangenschaft der dunklen Mächte, aus der Gebundenheit an deine Begierden und an deine Wünsche, darf größer sein als die Freude eines Kriegsgefangenen, der aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen wird. Durch alles, was in deinem Leben dunkel und schmutzig ist, durch alles, woran du mit Angst und Trauer denkst, wenn du die Vergangenheit deines Lebens betrachtest, durch dieses alles, macht Gott einen dicken Strich. Das alles braucht dich nicht mehr zu ängstigen, Gott, der Herr, hat "dir alle deine Missetaten vergeben." Du fragst, das kann doch nicht möglich sein? Du sagst, was du getan hat, ist so furchtbar gewesen und wir denken dabei besonders auch an die von uns begangenen Grausamkeiten im letzten Kriege, daß uns das nicht vergeben werden kann. Denke aber daran, daß unser Text begann: "Tröste, tröste mein Volk!" Das ist es ja, was dir heute geschenkt werden soll: Trost und Freude, daß nichts in deinem Leben vorhanden ist, worüber nicht Gott seine liebenden und vergebenden Hände gelegt hätte. Hast du es gehört: Du bist frei, du bist nicht mehr ein Sklave des Durcheinanderbringers der Welt, sondern wieder von Gott angenommen und kannst wieder recht Advent und Weihnachten feiern.
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