Kirchenjahr 1953/54 - 01b - | Lugar/Ort:Haus Villigst an der Ruhr -Pastoren-Rüstzeit
Fecha/Datum:08/12/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Advent | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Joel 3, 1-5 | | |
Skopus: Ausgießung des Geistes | | Kirchenjahr 1953/54 - 1b- Joel 3, 1-5 "Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen; eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen; auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden; Blut, Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen, wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der Herr verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der Herr berufen wird."
Der Prophet sieht eine Zeit vor sich, die er teils als eine Schreckenszeit sieht, teils aber auch weiß, daß damit die große Heilszeit für das Volk Israel anbrechen wird. Er ist nicht der Erste, der im Volke Gottes auf dieses Ereignis hinweist,so ist es dann leicht verständlich, daß er in seinen Prophetensprüchen Begriffe und Anschauungen über den großen Jahwetag übernommen hat, die damals schon anfingen, geläufig zu werden. Unser heutige Text umfaßt 3 Prophetensprüche, die alle hinweisen auf das, was kommen soll, wenn die Endzeit, wenn der große Jahwetag einbrechen wird. Vers 1-2 = Ausgießung des Geistes Vers 3-4 = Vorzeichen des Tages Vers 5 = Errettung der Gläubigen Wenn auch Joel die Sprüche der damaligen Apokalyptik spricht, mit allen Feinheiten und Ausmalungen der Ereignisse, die "da kommen sollen", so geht es ihm dennoch im letzten Grunde nicht um dieses Ausmalen, sondern durch die Beschreibung des WAS ? soll und muß hindurchleuchten, daß es der Herr selber es ist, der das alles heraufführt. Was wird Jahwe heraufführen, wenn sein großer Tag gekommen ist? Es wird das eintreten, was schon Mose in seiner Zeit ersehnt hat: 2. Mose 11, 29 "Aber Mose sprach zu Josua: Wollte Gott, daß all das Volk des Herrn weissagte und der Herr seinen Geist über sie gäbe." Und ein Zeichen dr Endzeit wird sein: "Daß Gott seinen Geist allen Menschen schenkt." In der ganzen Geschichte des alten Volkes Gottes war durchaus Gott mit seinem Geiste nahe, aber er kam nur hier und da über einzelne Menschen. Wollte das Volk die Stimme Gottes vernehmen, dann mußte es sich an die einzelnen geistbegabten Menschen halten. Wir denken da an Mose, Saul, Samuel, David und an die Propheten. Die Gesamtheit des Volkes Gottes war von diesem Gnadengeschenk ausgeschlossen und es wurde vom Volke sofort verstanden, daß eine besondere Zeit anbrechen wird, wenn das gesamte Volk von Gott mit seinem Geist beschenkt werden wird. So ist schon beim Propheten Jesaja, aber auch bei Sacharja die Endezeit verbunden mit der Ausgießung des Geistes. Es wird die große Heilszeit kommen, dann wird Gott allem Fleisch seinen Geist schenken. Der Prophet Joel sagt, was darunter zu verstehen sei, wenn Gott seinen Geist schenkt: a) Weissagen b) Träume haben c) Gesichte sehen. Damit sind die Gaben der Propheten gemeint. Das Volk wird also dann nicht mehr auf die Propheten angewiesen sein, sondern es wird einen direkten Zugang zu Gott erhalten. Es entsteht eine neue Gemeinschaft mit Gott, in der man den besonderen Mittler, den besonderen Träger nicht mehr braucht. Sie werden alle von Gott selbst gelehrt werden. Wenn hier der Prophet sagt, daß sogar die Sklaven und Sklavinnen Geistträger werden, dann wird durch den Propheten die Tür zum Heidentum weit aufgetan, denn die Sklaven waren ja zum größten Teil Nichtjuden, also Heiden. Das Heil bleibt nicht auf Israel beschränkt. Es kommt die Zeit, da werden alle Menschen Träger des Heiligen Geistes sein. Die verschlossene Tür zum Heidentum wird aufgeschlossen, Gott, der Herr, der Gott Israels, ist der Gott und Herr aller Menschen und hat das Heil aller Menschen, unser aller Heil, im Auge. Die Apostel sehen unsere Verheißung am Pfingstfest in Jerusalem in Erfüllung gegangen. - Apostelgeschichte 2, 16-21 ".. Und sie wurden alle voll des heiligen Geistes." Die große Heilszeit Gottes ist damit hereingebrochen. Seit diesem Pfingsfest, seit der Ausgießung des Heiligen Geistes, wissen wir, daß wir jeden Tag, den wir leben dürfen, als einen Tag des Heils von Gott geschenkt erhalten. Jeder Tag, den uns unser Gott leben läßt, lädt uns ein, das Heil, das Heil, daß er uns in seinem Sohne geschenkt hat, nicht fortzustoßen, sondern es uns gefallen zu lassen. Wir dürfen es uns gefallen lassen, in die neue Gemeinschaft mit Gott, in seine Gemeinde, in die Kirche Jesu Christi, hineingestellt zu werden. Gott hält auch für uns die Gabe des Heiligen Geistes bereit. Er spricht jetzt wieder mit einem jeden eizelnen von uns. Sein Wort ist uns in einer ganz neuen Weise geschenkt worden: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein."-Apostelgeschichte 1, 8- Wenn die Ausgießung des Heiligen Geistes das Kennzeichen der Endzeit ist, dann müssen wir heute sagen, daß wir in der Endzeit leben. Wir wissen ja auch aus anderen Schriftstellen, daß seit dem Kommen unseres Herrn und Heilandes unsere Zeit das Gefälle zum Ende hin bekommen hat. Das größte Ereignis aller Ereignisse ist: Jesus Christus, der Sohn Gottes, geboren, gelebt, gelitten, gekreuzigt und gestorben, auferstanden, zum Himmel aufgefahren. Dieses größte Ereignis hat der Zeit ihre Erfüllung gebracht, worauf sollten wir jetzt noch warten können? Jesus Christus ist Sinn und Erfüllung und Ende aller Zeit. Unser Text spricht nicht nur von einer Endzeit, als von einem Tage Jahwes. Wir leben wohl in der Endzeit, aber in einer Endzeit, die einem großen Tage entgegeneilt, einem Tage, an dem allem Kreatürlichem ein letztes Halt, ein letztes Ende geboten wird. Es wird uns in der apokalyptischen Sprache von damals mitgeteilt, daß der weite Kosmos den schwersten Erschütterungen ausgesetzt sein wird, bevor der Tag Jahwe kommt: "Und ich will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden; Blut, Feuer und auch Dampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große schreckliche Tag des Herrn kommen wird." Alles das, was uns bis dahin in unserem Leben vielleicht noch Kraft und Halt gegeben hat, wird zerbrechen. Niemand steht neben uns und stützt uns. Wir eilen dem Tage entgegen, da wir ganz allein vor dem allmächtigen Gott stehen und Rechenschaft ablegen müssen. Wer von uns könnte, so wie er ist, ohne alle Fluchtmöglichkeit, vor Gott bestehen? Wer könnte vor ihm stehen ohne vor Entsetzen und Grauen zusammenzusinken? Es hat durchaus schon seine Berechtigung, daß der Tag Jahwes, der der Jüngste Tag ist, ein schrecklicher Tag genannt wird. Die Propheten haben etwas davon gewußt, daß es schrecklich ist, in die Hände Gottes zu fallen. Allerdings weiß der Prophet Joel, daß in allem Gerichtsernst des letzten Tages es einen Ort gibt, da seinem Volke Rettung zuteil werden kann. Er ruft seinen Volksgenossen zu: Dort auf dem Berge Zion, dort im Tempel zu Jerusalem, wo der Name des Herrn angerufen wird, ist eine Stätte gegeben, wo im Zusammenbrechen der Welten, des Himmels und der Erde, ihr Schutz und Rettung erhalten könnt, Schutz vor den zusammenbrechenden Gewalten und Rettung vor dem zürnenden Gott. Wir wissen, welch eine Bedeutung der Berg Zion und der Tempel in Jerusalem für den Glauben des alten Volkes Gottes hatte. Dort wohnte Jahwe, der sein Volk trotz seines Ungehorsams liebte, der dort eine Stätte des Heiles und der Zuflucht geschaffen hatte. Joel sah ja wieder den Tempel aus den Trümmern neu erstehen. Gott war ja wieder mitten unter ihnen. Wenn wir uns an die Worte des Propheten Joel binden, dann müssen wir sagen, hier hat er sich vertan. Der Berg Zion mit der Königsburg und der Tempel haben nicht einmal kleineren Erschütterungen standgehalten. Sie sind in Schutt und Asche gelegt worden, bevor der große und schreckliche Tag kam. Die Burg Zion und der Tempel zu Jerusalem haben sich nicht als der feste Ort der Errettung Gottes erwiesen. Aber müssen wir nicht dennoch sagen, daß Joel schon etwas in den Blick bekam, was von entscheidender Bedeutung wurde, was dann wirklich Rettung, einzige Rettung im letzten Gericht bedeutete. Dort in Jerusalem hat es sich ja ereignet, daß Gott den sandte, der die Rettung war, nicht nur für das Volk Israel, sondern für alle Völker der Erde. Dort zeigte Gott uns, seinen Menschenkindern, wie lieb er uns hatte: HOCH RAGT DAS KREUZ AUF GOLGATHA, HEIMAT FÜR HEIMATLOSE. Dieser Jesus Christus, unser Herr und Heiland, ist der, der uns in allem Zerbrechen rings um uns her hält und trägt. Er ist es auch, der am letzten Tage uns aus dem Gericht Gottes herausrettet. Er ist der Einzige, der sich uns in allen Nöten, hier und im Gericht, als unser Eretter und Erlöser, als unser Heiland erweist. Indem Joel sein Volk nach Jerusalem weist als dem Ort der Rettung, gehört er, wenn auch indirekt, zu den Zeugen Jesu Christi. Es könnte doch merkwürdig erscheinen, daß wir uns in dieser Adventszeit mit einem Text beschäftigen, der so offensichtlich nichts Adventliches an sich hat. Das liegt aber nicht am Text, sondern an der falschen Auffassung von Advent. In unserer heutigen Zeit, wo alles herhalten muß, um die Adventszeit noch kitschiger zu gestalten, wo es keine Zeit mehr für ein Stündchen Ruhe bleibt. In unserer heutigen Zeit wissen wir auch nicht mehr, daß Adventszeit ernste Bußzeit ist. Die Christenheit feierte diese Zeit in ernster Vorbereitung auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus. Mit ihm bricht dann auch der letzte große und schreckliche Tag herein, schrecklich allerdings nur für den, der nicht auf dieses Kreuz von Golgatha schaut; schrecklich für den, der Jesu Wort gehört hat: DU BIST MEIN und der dann die ausgestreckte Hand wegschlägt. Nein, nein, wir wollen allein auf ihn schauen und uns mit allem Ernst, aber auch mit aller Freude zurufen: ER KOMMT! Wir wollen uns mit allem Ernst, aber auch mit aller Freude zurufen und uns ermuntern lassen: WIRKET, SOLANGE ES TAG IST!
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