Kirchenjahr 1952/53 - 23 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:23/08/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:12. Sonntag nach Trinitatis 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Apostelgeschichte 9, 36 - 42 | | |
Skopus: Die Frau Tabea in der Gemeinde | | Kirchenjahr 1952/53 -23 - Apostelgeschichte 9, 36 - 42 "Zu Joppe aber war eine Jüngerin mit Namen Tabea (welches verdolmetscht heißt: Rehe), die war voll guter Werke und Almosen, die sie tat. Es begab sich aber zu der Zeit , daß sie krank ward und starb. Da wuschen sie dieselbe und legten sie auf den Söller. Nun aber Lydda nahe bei Joppe ist, da die Jünger hörten, daß Petrus daselbst war, sandten sie 2 Jünger zu ihm und ermahnten ihn, daß er sich's nicht ließe verdrießen, zu ihnen zu kommen. Petrus aber stand auf und kam mit ihnen. Und als er hingekommen war, führten sie ihn hinauf auf den Söller, und traten um ihn alle Witwen, und weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, welche die Rehe machte, als sie noch bei ihnen war. Und als Petrus sie alle hinausgetrieben hatte, kniete er nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam und sprach: Tabea, stehe auf! Und sie tat ihre Augen auf; und da sie Petrus sah, setzte sie sich wieder. Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf und rief die Heiligen und die Witwen und stellte sie lebendig dar. Und es ward kund durch ganz Joppe und viele wurden gläubig an den Herrn."
Immer wieder von Jahrzehnt zu Jahrzehnt hören wir es neu: Was will heute schon noch die christliche Kirche? Sie erscheint vielen als ein Museumsstück oder direkt als ein Museum, in das man alte, längst nicht mehr gebrauchte und gewünschte Gegenstände hineinbringt. Die christliche Kirche läuft da einem Manne nach, der schon fast 2.000 Jahre tot ist. Was wollen eigentlich diese Menschen von dem verstorbenen Jesus? Man faßt sich dabei an den Kopf und denkt, bei diesen Menschen, die sich Christen nennen, muß doch etwas im Oberstübchen nicht in Ordnung sein, daß sie an diesen Jesus glauben. Wird es nicht längst Zeit, die Totenverehrung gegenüber diesem Jesus einzustellen? Aber es ist doch erstaunlich, daß trotz aller Reden, es immer Menschen gibt, die sich durch nichts irre machen lassen und treu bei ihrem Herrn ausharren. Dies ist nicht nur heute so, sondern war schon zu allen Zeiten so gewesen, auch kurz nach der Himmelfahrt Jesu. Wie kommt es denn, daß Menschen nach diesem Jesus fragen und mit ihm durch das Leben gehen und auf ihn allein ihre Hoffnung setzen und von ihm alles erwarten? Es liegt daran, daß sie nicht an einen toten Jesus glauben, sondern daß sie dem lebendigen Herrn selbst begegnet sind. Jesus ist ja garnicht tot, er lebt, er ist auferstanden. Und er lebt jetzt mitten unter uns. Er hat uns gesagt, wo 3 oder 3 versammelt sind in seinem Namen, da ist er mitten unter ihnen. Auf Karfreitag folgte Ostern, der Kreuzigung die Auferstehung. Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist nicht tot, nein, er lebt. Und daß Jesus Christus lebt und noch heute unter uns wirkt, davon will uns diese Geschichte, die wir gelesen haben, berichten. Da hatte sich dann in der Stadt Joppe am Meer eine kleine Schar von Menschen gebildet, die an den lebendigen Herrn glaubten und da hatten sich diese in den Dienst von ihrem Herrn rufen lassen. Nur so können wir das Tun und Lassen der Jüngerin TABEA aus der Gemeinde verstehen. Sie nahm sich der Elenden und Armen an. Wo Menschen gerufen sind zur Gemeinde des Herrn, da gibt es auch Dienst und Hilfe für die Armen. Leider haben wir das in unseren Gemeinden weithin vergessen. Wir meinen, uns mit 5 Pfennigen in der Kollekte von diesem Dienst freikaufen zu können. Und Tabea hatte nichts anderes getan als den Armen und Hilfsbedürftigen geholfen, und zwar dadurch, daß sie diesen Kleider und Röcke genäht hatte, umsonst genäht hatte. Dieser an und für sich so kleiner Liebesdienst der Tabea, hatte aber eine solche Bedeutung, daß wir heute noch davon sprechen. Wir meinen dagegen, wir würden uns etwas vergeben, wir würden uns schon ein Bein ausreißen, wenn wir einmal für einen, der in Not ist, etwas tun sollen. Das gibt es jedenfalls noch in der Gemeinde, in der der lebendige Christus im Mittelpunkt steht, daß man sich der Armen annimmt. Wir haben allerdings den Eindruck, daß in unseren Gemeinden die Tabeas ausgestorben sind. Wir meinen, es sei schon damit getan, wenn wir dem, der in Not ist, ein frommes Traktätchen zustecken oder ein Bibelwort zurufen. Die Tabea ließ sich von dem lebendigen Herrn führen und half den Armen. Hier wird also das Eine deutlich: Wer achtlos an dem Armen vorübergeht und nicht hilft, der ist auch noch nicht dem lebendigen Herrn begegnet. Nun bricht über diese Frau das herein, was auch, früher oder später, über uns hereinbrechen wird, Krankheit und Tod. Können wir uns jetzt die Traurigkeit der Armen vorstellen, die nun niemanden mehr haben, der sich ihrer annimmt. Es ist eine entsetztliche Zeit für die Armen und die Zukurzgekommenen, wenn die Tabeas aussterben, wenn sich die für sie geregten Hände müde und schlapp werden. Da kann man sich schon das Weinen und Jammern dieser Menschen vorstellen. Was soll nun aus ihnen werden? Aber dieses Weinen wiederum entspricht nicht dem Wesen eines Christen. Wer weiß, daß Jesus, der Herr, lebt, der braucht nicht zu weinen, der braucht auch nicht zu verzweifeln, selbst wenn er nicht wissen sollte, wo er für den nächsten Tag das Essen für sich und seine Familie hernehme. Auch da, wo die Herzen der Helfenden sich verschließen, wo die Türen, an die man anklopft, zugeschlagen werden, wo man wirklich mit all seiner Armut und all seinem Elend ganz allein dasitzt, so wie ein Hiob von allen verlassen darniederliegt, auch in allen solchen Fällen brauchen wir nicht zu verzagen. Wissen diese klagenden Frauen, die da am Sarge der Tabea weinen, denn garnicht, daß, wenn unsere Wohltäterin auch gestorben ist, Jesus Christus aber, der uns durch diese Wohltäterin geholfen hat, nicht tot ist, sondern lebt. Jesus Christus lebt, darum kann und wird uns geholfen werden, auch wenn es so aussieht, als ob keine Hilfe mehr vorhanden wäre. Diese Gewißheit hat Hiob in allen seinen Nöten und Anfechtungen geschenkt bekommen: "Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." Wo ist nun Jesus Christus sichtbar, wo zeigt sich der lebendige Christus? Hier in unserer Geschichte von der Tabea wird uns gesagt: Der lebendige Herr Christus begegnet uns in den Menschen, die seine Vollmacht haben, die in seiner Vollmacht Taten tun. In der damaligen Zeit waren es die Apostel. Wir wissen, daß die Zeit der Apostel vergangen ist. Aber dennoch gibt es auch heute Menschen, die von Jesus Christus Vollmacht bekommen haben, das zu tun, was Jesus getan haben will. Unsere Gemeinden sind allerdings arm an Menschen, denen man es anmerken kann, daß sie ihr ganzes Leben, ihr Tun und Handeln, ihr Dichten und Trachten, in den Dienst des Herrn stellen; die, wenn sie den Mund auftun, das befreiende Wort in alle Not und Sorge und Spannung, gleich welcher Art, heineinsagen. Das wissen wir, daß diese Vollmacht nicht gebunden ist an den Bischofstitel oder an die Pfarrer oder an sonstige besondere Amtsträger, sondern jedem Gläubigen, jedem Christen und das wissen wir auch, daß Jesus Christus uns ebenfalls diese Vollmacht geben möchte, diese innige Verbindung mit ihm. Ja, bitten wir doch darum, daß er, der Herr, uns diese Vollmacht schenke, damit wir uns in allen Dingen als Jünger und Jüngerinnen des Herrn erweisen. Hier in der anscheinend ausweglosen Situation in Joppe kennen die, die zu der christlichen Gemeinde gehören, die Christi Vollmacht in besonderer Weise. Es ist der Apoostel Petrus, der in der Stadt Lydda, 15 km von Joppe entfernt, das Wort von dem auferstandenen und lebendigen Herrn verkündigt. Schon eilen Boten dahin und bringen die Nachricht: Wir sind in Not, hilf uns, Petrus! Ihr Bitten ist so fest und bestimmt, daß von vornherein ein Ausweichen des Petrus, ein Verweigern ihrer Bitte, nicht möglich ist. Er eilt stehenden Füßes herbei. Wenn es um die Not der Armen geht, da ist ihm kein Weg zu weit und keine Mühe zu viel. In welcher Weise hatte sich doch der Herr selbst während seiner Erdentage der Armen angenommen und wie hat er unermüdlich seine Jünger darauf gestoßen, ja nicht die Elenden und Verlassenen zu vergessen. Wir denken zum Beispiel an die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter und vom reichen Mann und dem armen Lazarus, in denen gleichermaßen unsere Gottes Kindschaft daran gemessen wird, wie wir uns gegenüber den Armen verhalten. Bald steht er denn auch mitten unter ihnen, die da weinen und trauern um die, die ihre Hilfe gewesen ist. Was wird Petrus im Angesichte dieser Not tun? Nein, so können wir nicht fragen. Die Frage muß lauten: Was wird der lebendige Herr im Angesichte dieser Not durch seinen Apostel Petrus tun? Das eine steht daamit von vornherein fest, der Herr wird diesen Menschen helfen, er wird sie nicht im Stich lassen. Das ist eine Botschaft, die für unser ganzes Leben gilt. Der Herr ist mit uns, er wird uns nie und nimmer im Stich lassen. Er wird uns immer mit seiner Hilfe nahe sein. Auf welche Weise er hilft, das spielt nun keine Rolle oder nur eine untergeordnete Rolle. Sollten wir es für möglich halten, daß unsere Not so groß ist, daß er uns nicht helfen kann? Sollten wir das für möglich halten, obwohl wir in unserer Geschichte hören, daß selbst der Tod der Tabea keine Grenze für die Hilfe des Herrn ist? Nein, es ist schon eine Tatsache und will auch zu einer fröhlichen Gewißheit für uns werden, wenn für Jesus, dem lebendigen Herrn, sogar der Tod eine Macht ist, die er besiegt hat, was könnte dann schon bei uns für eine Not vorhanden sein, die er nicht beheben könnte?! Jesus Christus hat Tausende von Wegen, um uns seine Hilfe zukommwen zu lassen. Hier bei den Armen in Joppe weckt er durch Petrus die tote Tabea auf, und er wird auch bei uns die Hilfe wissen, die wir brauchen, die uns wieder froh und getrost macht. Ihm allein gilt es, sich anzuvertrauen. Es ist in unserem Text sehr eindrücklich geschildert, wie Petrus die lebendige Tabea an die Hand nimmt und sie zu der Gemeinde und zu den armen Frauen führt und ihnen zuruft: Da habt ihr sie wieder! Da habt ihr als Gemeinde die Frau zurück, die im Auftrage des Herrn innerhalb der Gemeinde sich der Armen annimmt! Da habt ihr Verlassenen und Witwen die Frau zurück, durch die euer Herr und Meister euch helfen will und helfen wird. Sollte es dem Herrn, nachdem wir das gehört haben, nicht möglich sein, auch uns, die wir der toten Tabea gleichen, wieder zu lebendigen Christen zu machen, die sich der Armen annehmen, so wie der Herr sich der Armen angenommen hat? Und das ist ja wohl nicht unsere Meinung, daß nicht auch vor unserer Tür ein armer Lazarus liegt? Laßt uns alle miteinander den Herrn bitten, daß er uns die freudige Gewißheit schenke, daß er auch in unserer schweren Not mit seiner Hilfe nahe ist. Laßt uns darum bitten, denn unser Herr lebt. Jesus Christus ist wahrhaftig auferstanden. Wenn sich dieses Wunder dann bei uns vollzieht, dann wird es auch bei uns sein wie in Joppe, daß noch viele, die jetzt nicht zur Gemeinde gehören, gläubig werden.
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