Kirchenjahr 1952/53 - 17 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:25/05/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Brüderkonferenz in Viale, 6-4-1957 Vizcacheras, 229-5-1955 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:2. Pfingsttag 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Apostelgeschichte 5, 1-11 | | |
Skopus: Ananias und Saphira | | Kirchenjahr 1952/53-17- Apostelgeschichte 5, 1-11 "Ein Mann aber mit Namen Ananias samt seinem Weibe Saphira verkaufte sein Gut und entwandte etwas vom Gelde mit Wissen seines Weibes und brachte einen Teil und legte ihn zu der Apostel Füßen. Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du dem heiligen Geist lögest und entwendetest etwas vom Gelde des Ackers? Hättest du ihn doch wohl mögen behalten, da du ihn hattest; und da er verkauft war, war es auch in deiner Gewalt. Warum hast du denn solches in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen. Da Ananias aber diese Worte hörte, fiel er nieder und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. Es standen aber die Jünglinge auf und taten ihn beiseite und trugen ihn hinaus und begruben ihn. Und es begab sich über eine Weile, bei drei Stunden, daß sein Weib hineinkam und wußte nicht, was geschehen war. Aber Petrus antwortete ihr: Sage mir: Habt ihr den Acker so teuer verkauft? Sie sprach: Ja, so teuer. Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr denn eins geworden, zu versuchen den Geist des Herrn? Siehe, die Füße dere, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden dich hinaustragen. Und alsbald fiel sie zu seinen Füßen und gab den Geist auf. Da kamen die Jünglinge und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihren Mann. Und es kkam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die solches hörten."
"Ein Mann aber mit dem Namen Ananias samt seinem Weibe Saphira verkaufte sein Gut." Mit diesen Worten beginnt unser Text und läßt etwas aufleuchten von dem, was dort in Jerusalem geschehen war. Durch die Erfüllung des Herrenwortes: "Ich will meinen Tröster, den Heiligen Geist, senden", war in Jerusalem aus Menschen, die sich nicht kannten, die einander vorbeiliefen, eine christliche Gemeinde geworden. Der Heilige Geist hatte es fertiggebracht, daß aus den verschiedensten Menschen eine Gemeinde wurde, von der es heißt: "Sie waren ein Herz und eine Seele." Diese Gemeinschaft hatte nichts mit einem erhabenen Gefühl zu tun, sondern sie zeigte sich darin, daß der einzelne sich nicht mehr um sich selbst und um sein Hab und Gut drehte. Der Heilige Geist befreit von den Scheuklappen, die wir alle miteinander so gern uns anlegen, damit wir ja den anderen Menschen in seinen Nöten und Problemen nicht zu sehen brauchen. Es war Wirklichkeit geworden, daß jetzt der andere gesehen wurde in seiner Not und Armut. Ach, welche Arbeit hat der Heilige Geist schon mit uns gehabt, um uns von unseren Scheuklappen zu befreien, damit wir nun endlich den anderen Menschen in seiner Hilfsbedürftigkeit erkennen. Wird es ihm diesmal gelingen, uns von uns selbst, von unserem Egoismus zu befreien? Aber der Heilige Geist befreit uns nicht nur von unseren Scheuklappen, sondern er macht Menschen willig, dem anderen das zu geben, was er zum Leben bedarf. So waren hin und her in der ersten christlichen Gemeinde Menschen dazu übergegangen, ihre Besitztümer zu verkaufen und den Erlös zu Füßen der Apostel zu legen, damit auch die Armen in der Gemeinde es erfahren durften, was es bedeutet: "Sie waren ein Herz und eine Seel." Nach dem Bericht der Apostelgeschichte waren es nicht wenige, denen der Heilige Geist die Geldbörse öffneten. Es waren nicht wenige, die der Heilige Geist willig machte, auf ihr Reichtum, auf ihr Hab und Gut zu verzichten. Vielleicht ahnen wir, in welch nüchternen Weise der Heilige Geist bei uns wirken will, daß er sogar unsere Geldtasche, die wir so gern zuhalten, öffnen möchte. Ist es doch wahrhaftig eine traurige Sache, daß wir bei uns in der Synode und auch bei uns in Hassel uns dem Wirken des Heiligen Geistes verschlossen haben, als wir um ein Opfer für die Ostzone gebeten wurden. Es kam bei dieser Sammlung nicht einmal so viel zusammen wie im vergangenen Jahr. Da warten und beten wir immer und immer wieder um den Heiligen Geist und wenn der bei uns wirkt, dann sind wir erstaunt oder sogar entsetzt und jagen ihn fort. Wer auf den Heiligen Geist wartet, den man wie feurige Zungen oder Flammen sehen kann, der kann noch lange auf ihn warten. Wer aber bereit ist, ihn auch als unseren Geldschrankknacker aufzunehmen, der könnte ihm vielleicht schon heute in dieser Stunde begegnen. Nachdem in den Versen vor unserem Text davon berichtet wird, wie der Heilige Geist Menschen willig macht, ihr Hab und Gut in den Dienst für die Armen zu stellen, könnten wir vielleicht jetzt erwarten, daß unser Text einen weiteren Bericht von dem Wirken des Heiligen Geistes bei Ananias und Saphira bringt. Der Anfang läßt es jedenfalls erwarten, wo es doch heißt: "Ein Mann mit Namen Ananias samt seinem Weibe Saphira verkaufte sein Gut." Nichts liegt näher als daß wir eine gute Fortsetzung erwarten, aber wir werden enttäuscht werden. Schon beim zweiten Vers bekommt unser Bericht eine entscheidende Wendung. Es heißt dort: "Und Ananias unterschlug etwas vom Geld mit Wissen seines Weibes und brachte einen Teil und legte ihn zu der Apoostel Füßen." Bei den meisten von uns wird das Wort "Annanias veruntreute" oder "Ananias unterschlug" oder "Ananias stahl" ein Stein des Anstoßes sein und vielleicht sind wir dann auf diese Weise leicht mit dem Ananias und überhaupt mit der Geschichte fertig. Aber so leicht geht das doch nicht, wie wir meistens meinen. Es wird uns allen gut tun, Ananias nicht mit einer Handbewegung abzutun. Es besteht überhaupt kein Anlaß für uns, daran etwa zu zweifeln, daß die Beiden wirklich fromme Menschen gewesen seien, sonst wären sie ja keine Glieder der christlichen Gemeinde geworden. Und war das wirklich ein Verbrechen, daß er etwas von dem Erlös seines Gutes für sich behielt? Niemand konnte ihm nachweisen, daß er eine Unterschlagung begangen hatte. War es nicht sein Geld, mit dem er machen konnte, was er wollte? Wir könnten sicher sogar sagen, dadurch daß er doch "SOVIEL" gab, zeigte er, daß er ein wahrhaftiger frommer Mensch gewesen war. Wer von uns z.B. hat in seinem Leben schon im entfernstesten soviel für das Reich Gottes gegeben wie dieser Ananias? Müssen wir nicht beschämt beiseite treten, wenn wir daran denken, wie oft wir bei der Verlesung einer Kollekte, nachdem uns der Heilige Geist das Herz und die Geldbörse ganz weit aufgetan hatte, den Enschluß faßten, heute gebe ich DM 5,-- oder auch DM 2,-- und dann, mit jeder Minute ist es weniger geworden und schließlich ist es bei den lumpigen 10 bzw. 5 Pfennigen geblieben. Sind wir besser als Ananias? Wenn jeder von uns den gleichen Anteil seines Einkommens wie Ananias zur Verfügung stellen würde wie Ananias und Saphira, dann gäbe es hier in Hassel keine notleidenden Menschen mehr. Aber trotz der Frömmigkeit und trotz der Opferfreudigkeit sagt Petrus dem Ananias: "Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt?" Welch eine erschütternde Tatsache: Trotz der Zugehörigkeit zur Gemeinde Jesu Christi und trotz seiner Fömmigkeit und Opferbereitschaft hat der Satan, der Gegenspielert Gottes, von seinem Herzen Besitz ergriffen. Wenn das stimmt, dann heißt es doch: Unsere Zugehörigkeit zur Gemeinde, unsere Frömmigkeit und unsere Opferbereitschaft geben uns noch keinen Garantieschein, daß der Teufel in unserem Herzen sitzt. "Ananias, du hast in deinem Herzen dem Teufel einen Platz eingeräumt." Petrus läßt den Ananias keinen Augenblick im Unklaren, wo dieser Widersacher ihn, den frommen Christen, zu Fall, zu dem schwersten Fall, gebracht hat. Dabei geht uns dann auf, was wir schon andeuteten, daß die Tatsache, daß Ananias ein Teil des Geldes für sich behielt, noch keine fluchbeladene Tat gewesen war. Ja, Petrus sagt ihm deutlich genug: Du durftest doch über dein Geld verfügen, wie du wolltest. Es stand in deiner Macht. Es heißt in unserem Text: "Hättest du ihn doch wohl mögten behalten, da du ihn hattest; und da er verkauft war, war es auch in deiner Gewalt." Die Schuld des Ananias liegt an einer ganz anderen Stelle. Ananias hatte einen Teil des Geldes beiseite gelegt und von dem übriggeblieben Rest so getan, als ob es das ganze Geld gewesen sei. Er tat so, al ob. Indem Ananias sich der "als-ob"-Haltung verschreibt, hat er sich einem frommen Unglauben verschrieben oder anders ausgedrúckt: Dadurch hat er sich bei aller seiner Frömmigkeit dem Widersacher Gottes verschrieben. Viele von uns laufen wie Ananias in der "als-ob"-Haltung herum und brüsten sich vielleicht noch über ihre Frömmigkeit, Wo ist die Wurzel einer solchen Haltung? Wo ist die Wurzel dieses gefährlichen frommen Unglaubens? Die Wurzel des frommen Unglaubens liegt darin, daß wir wohl Gott zu kennen meinen, aber ihn im letzten Grunde garnicht ernstnehmen. Er ist ja so weit. Er wird ja schon bei uns ein Auge zudrücken. Und wenn dieser unser Gott vor uns steht und von uns unseren Gehorsam erwartet, dann sprechen wir mit ihm wie mit einem guten Alten, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Das wäre doch unerhört, daß Gott aber auch in alle Gebiete unsers Lebens eindringen wollte. Der fromme Unglaube ist bereit, lange und inbrünstige Gebete zu Gott emporzuschicken, wofür ist denn auch Gott da? Wenn es aber darum geht, auf die Befehle und Aufträge Gottes zu achten, sich ihm ganz und gar bedingungslos, ohne eine einzige Einschränkung, hinzugeben und stets auf seinen Wink hin uns von ihm in Marsch setzen zu lassen, dann wird dieser Gott dem frommen Unglauben unangenehm, dann meinen wir, wir könnten so wie beim Radio auf eine andere Welle umschalten. Aber es gilt: Gott, der Herr, legt uns in Beschlag, da ist aber auch nichts ausgeschlossen, sei es deine in Unordnung geratene Ehe, sei es deine Jähzornigkeit, sei es dein Beruf, sei es deine politische Einstellung oder deine Zeiteinteilung. Zu diesem Gehorsam bist du gerufen und diesen Gehorsam kannst du nicht ersetzen durch fromme Redensarten. Aber beileibe ist es nicht so, als ob der fromme Unglaube nicht auch zu einem Opfer fähig wäre. Das sehen wir bei Ananias, wieviel er sogar zu opfern bereit ist. Und zwar sieht alles so aus, als ob er für Jesus Christus dieses Opfer zu bringen bereit ist. Aber der fromme Unglaube glaubt, mit diesem Opfer, mit seiner Frömmigkeit, vor Jesus Christus treten und sagen zu können: Bin ich ich mit all dem, was ich bisher für dich getan habe, nicht ein patenter Christ? Schau dir doch all die bösen Menschen in meiner Nachbarschaft an, schau dir doch die Genossen der anderen Parteien an, ich bin keiner von denen. Ich habe meine Lieben dir geweiht. Ich habe mich ja auch einmal zu dir bekehrt. Siehst du, was du für einen tüchtigen Mitarbeiter an mir hast! Der fromme Unglaube vergißt, daß er vor Jesus Christus keinen Pluspunkt aufzuweisen hat und daß er nur allein davon leben kann, was Jesus Christus für ihn getan hat. In seiner frommen Ungläubigkeit kann Ananias mit einem Opfer vor Jesus Christus stehen und sagen: Gott kann doch noch stolz auf mich sein, daß ich noch so viel geopfert habe. Eigentlich hätte ich es ja nicht nötig gehabt, aber Jesus Christus soll ja auch zu seinem Recht kommen. Gott wird schon zu seinem Recht kommen, auch wenn das Opfer nicht ganz dem entsprciht, was ich für den Acker bekommen habe. Gott, der Gute und Alte, der froh und dankbar sein sollte, daß Ananias soviel für ihn tut, wird es schon nicht so genau nehmen, wenn er dafür vor den Menschen in der Hochachtung steigt. Diese kleine Lüge, die er da vor Petrus getan hat, wird Gott wohl noch verzeihen. Aber hier beginnt es ganz ernst zu werden. Weit gefehlt, daß sich Gott, daß sich Jesus Christus, der hier im Heiligen Geist gegenwärtig ist, dieses Gefallen läßt: "Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten." Der Heilige Geist wacht in scharfer Weise darüber, daß ein frommer Unglaube in der Kirche nicht zur Geltung und zur Herrschaft kommet. Mit einem ungeheuren Ernst endet diese so fromm angefangene Geschichte. Ananias wird vom Heiligen Geist bestraft und kurze Zeit später auch seine Frau Saphira. Sie fallen beide tot zu Boden. Der Glaube an Jesus Christus ist eine furchtbar ernste Sache, mit der man nicht spielen kann und der den ganzen Gehorsam verlangt. "Und da Ananias aber diese Worte hörte, fiel er nieder und gab seinen Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. Es standen aber die Jünglinge auf und taten ihn beiseite und trugen ihn hinaus und begruben ihn. Und alsbald fiel auch Saphira zu den Füßen des Petrus und gab den Geist auf. Da kamen die Jünglinge und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihren Mann." Wenn wir das so hören, dann spüren wir etwas von dem Enst dieser Geschichte. Ananias und Saphira sollen uns davor bewahren, solche frommen Ungläubige zu werden. Es geht immer um Tod oder Leben, entweder ein Leben im vollen Gehorsam gegen Jesus Christus oder mit dem frommen Unglauben ins Verderben. Gott, der Herr, schenke uns diesen völligen Gehorsam durch die Kraft seines Geistes.
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