Kirchenjahr 1952/53 - 16 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:17/05/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Exaudi 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Apostelgeschichte 1, 10 - 14 | | |
Skopus: Jesu Jünger nach seiner Himmelfahrt | | Kirchenjahr 1952/53 -16- Apostelgeschichte 1,10-14 "Und als sie Jesus nachsahen, wie er zum Himmel fuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel fahren sehen. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt und in der Nähe von Jerusalem liegt, einen Sabbatweg weit. Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern."
Wer wollte es den Jüngern verdenken, daß sie wie vor den Kopf gestoßen dastanden. Wie ein Traum mußte ihnen doch die Zeit der 40 Tage vorgekommen sein, da sie mit Jesus zusammen waren. Sie sahen ihn von Angesicht zu Angesicht, sie hörten seine Stimme und Thomas hatte seinen Leib betasten dürfen. Daran war kein Zweifel gewesen, Jesus ist von den Toten auferstanden, ER LEBT. Wenn sie damals gefragt worden wären, was es um die Auferstehung Jesu Christi gewesen sei, so hätten sie sicher gesagt: So wie 2 x 2 = 4 ist, so wahr ist unser Herr auferstanden, denn er ist doch Tag für Tag unter uns. Sie hätten auf die vielen Begegnungen hinweisen und sagen können: Die Auferstehung Jesu ist für uns jetzt keine Glaubenssache mehr, sondern ein exaktes Wissen oder meint ihr, unser Verstand hätte gelitten und wäre bei all diesen Erlebnissen mit Jesus nicht normal gewesen? Nein, nein, da könnt ihr sagen, was ihr wollt, verrückt sind wir noch lange nicht. Gern hätten sie noch weiter den schönen Traum geträumt, den Traum, da ihr Verhältnis sich nicht auf den Glauben, sondern auf das Wissen um die Gegenwart des leibhaftig auferstandenen Herrn gründete. Alles lag so sonnenklar vor ihnen. Uns Menschen liegt das Wissen um die verschiedensten Dinge mehr als der Glaube, der unserem menschlichen Sein immer aufs neue entgegengesetzt ist. Es ist auch ein zu schöner Traum, nicht mehr im Glauben, sondern im Schauen zu leben und dann geschieht das Ereignis, daß ihnen die Puste wegnimmt: Jesus ist verschwunden; sie sind allein. Mit einem Schlage ist ihnen alle Sicherheit, die sie aus ihrem Wissen um den auferstandenen Herrn hatten, entglitten. Entsetzt starren sie zu der Stelle, da Jesus Christus ihren Blicken entschwunden ist. Unser Text sagt uns davon, daß sie Jesus nachschauten. Aber jetzt hilft das Sehen nicht mehr, mögen sie noch so sehr dahinstarren, wo Jesus noch vor wenigen Augenblicken gestanden hat. Er ist und bleibt verschwunden. Die Zeit der Erniedrigung des Sohnes Gottes ist zu Ende. Er ist wieder in die Herrlichkeit, auf die er um unsretwillen verzichtet hatte, zurückgekehrt. Die Rückkehr des Sohnes Gottes in die Herrlichkeit nennt die Heilige Schrift HIMMELFAHRT. Da das geschieht, da sind die Jünger mit ihrer Weisheit und ihrem Wissen am Ende. Gleichsam als ob sie Jesus wieder aus seiner Herrlichkeit herauszerren wollen, blicken sie zum Ort, da er verschwunden ist. Aber alles Starren ändert nichts daran, Jesus ist seit diesem Zeitpunkt unseren menschlichen Sinnen verborgen. Er kann hier leibhaftig nicht mehr gesehen werden. Hier wird etwas deutlich, was Jesus zu Thomas gesagt hatte: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." Diese Situation, in der die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu sehen, ist bis auf den heutigen Tag dieselbe geblieben. Jesus Christus bleibt für unsere Sinne verborgen. Alle Versuche, ihn wieder in unsere Welt herabzuzerren, bleiben erfolglos. Und das müssen wir zugeben, mannigfach sind die Versuche, Jesus Christus aus seiner Herrlichkeit herauszuzerren. Denken wir doch nur an das geheimnisvolle Getue der katholischen Kirche, die versucht, Jesus Christus beim Meßopfer in die Oblaten und den Wein hineinzuzaubern. Oder denken wir daran, wie oft Christen, selbst evangelische Christen, meinen, wenn sie das KRUZIFIX ansehen, dann würden sie Jesus sehen können. Oder denken wir daran, wie oft die Heilige Schrift dazu verwandt worden ist, um anderen Menschen aus ihr zu beweisen, daß Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, als ob wir die Auferstehung Jesu beweisen könnten. Genauso unsinnig wäre es, wenn wir aus der Heiligen Schrift so, wie bei einer Rechenaufgabe, beweisen wollen, daß Jesus Christus unser Heiland ist. Jesus Christus ist jetzt in seiner Herrlichkeit als Sohn Gottes und kann daher mit unseren menschlichen Möglichkeiten nicht mehr herbeigezaubert werden. Er kann weder mit unserem Verstand erklärt noch verstanden werden. Es ist seit der Himmelfahrt einfach eine Tatsache, daß wir ohne die leibhaftige Gegenwart unseres Herrn durch dieses Leben gehen müssen. Heute kann Jesus, unser Herr, nicht mehr mit unseren Sinnen wahrgenommen werden. Obwohl das schwer hinzunehmen ist, ist es eine Tatsache, die wir als Christen in Rechnung zu stellen haben. Aber was wäre auch ein Verhältnis zu Jesus Christus, das nicht auf den Glauben, sondern auf ein Wissen von Jesus Christus, auf ein leibhaftes Erlebnis mit Jesus Christus aufgebaut wäre. Es wäre wie ein Kartenhaus, das bei dem leisesten Windzug einstürzt. Hier in unserem Text bringt selbst die leibhafte Begegnung mit dem auferstandenen Herrn die Jünger nicht dazu, die Himmelfahrt Jesu in rechter Weise zu begehen. Sie starren in den Himmel, als ob sie, als ob wir mit dem Starren den Herrn wieder aus seiner Herrlichkeit herausholen könnten. Aber das ist in unsrem Text wieder das Große und Herrliche, daß Jesus uns in unserer falschen Haltung nicht allein läßt. Er schickt uns seine Boten, die uns sein Wort sagen, die uns aus der falschen Richtung, in die wir schauen, in die richtige Richtung führen. Hier in unserem Text sagen die Männer: "Was steht ihr Männer und starrt in den Himmel?" Euer Nachblicken hat doch keinen Zweck, denn ihr könnt nicht dorthin eurem Herrn folgen, noch könnt ihr ihn zwingen, zurückzukehren. Aber die Männer, die leidenschaftlich jetzt die Jünger zur Umkehr rufen, verkündigen ihnen etwas, was wir aber nicht mehr durch ein Wissen oder ein Erleben erfassen können, sondern das wir nur ganz schlicht und einfach glauben können: "Jesus Christus wird wiederkommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren." Mit diesem Zeugnis von der Wiederkunft ihres Herrn werden die Jünger aufgefordert, nicht mehr zurückzublicken, sondern vorwärts in die Zukunft zu schauen. Ihr Leben, unser Leben, hat ein Ziel: Wir warten auf die Wiederkunft Jesu Christi. Auf dieses Ziel hin sind wir nun seit der Himmelfahrt unterwegs. Und das ist ein Wagnis des Glaubens und nicht des Wissens. Mit diesem Wort der Boten fällt es wie Schuppen von ihren Augen. Sie hatten geglaubt, mit dem Fortgang Jesu wären sie alleingelassen in dieser Welt. Wir kennen vielleicht auch diese Not in unserem eigenen Leben, daß wir meinen, wir seien von Jesus alleingelassen. Aber das ist ein Hirngespinst. Wenn Jesus durch seine Rückkehr in seine Herrlichkeit nun nicht mehr leibhaftig unter uns weilt, so hat er uns doch in einer ganz anderen Weise seine Gegenwart geschenkt. Jesus Christus ist seit der Himmelfahrt unter uns gegenwärtig durch sein Wort. Da, wo sein Wort erschallt, da, wo seinem Worte, durch seine Boten verkündigt, geglaubt wird, da ist der Herr gegenwärtig, aber eben nur in seinem Worte. Allem Mehr gegenüber dieser Gegenwart in seinem Wort läßt er ein eindeutiges Halt entgegenrufen: "Was stehet ihr da und sehet gen Himmel." Durch sein Wort richtet Jesus Christus seine Königsherrschaft auf. Dadurch, daß den Jüngern zugerufen wird: "Jesus Christus wird wiederkommen", werden sie an sein Wort erinnert, das er ihnen kurz vor seiner Himmelfahrt gesagt hatte und dieses Wort wird jetzt in ihnen lebendig und sie merken, daß mit diesem Worte Jesus bei ihnen bleibt und sie nicht verlassen wird. Sie werden jetzt an das Wort erinnert, daß sie "zu Jerusalem bleiben" sollen. Und da sie daran erinnert werden, schauen sie nicht mehr zurück, sondern eilen von der Stätte des Geschehens, die Lukas als den Ölberg sieht, fort nach Jerusalem, so wie es ihnen der Herr befohlen hatte. "Da wandten sie um gen Jeruslaem von dem Berge, der da heißt der Ölberg, welcher ist nahe bei Jerusalem und liegt einen Sabbatweg davon." Vielleicht haben wir erwartet, daß jetzt in Jerusalem jeder an seine Arbeit geht, jeder für sich auf das wartet, was da kommen soll. Ja, sollen sie denn auf etwas warten? Selbstverständlich! Wir spüren, wie das Wort, das Jesus zu ihnen gesprochen hatte, jetzt wirkt und wie sie diesem Worte gegenüber gehorsam werden. Sie warten auf das besondere Ereignis als eine Gemeinschaft. Sie wissen, durch den einen Herrn sind wir alle zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen. Da finden wir sie alle versammelt in einem Hause in Jerusalem, da sind sie beieinander: "Petrus und Jakobus, Johannes und Andreas, Philippus und Thomas und wie sie alle heißen und unter ihnen auch einige Frauen und Maria und die Brüder Jesu." Sie alle, die dort in einem Hause versammelt sind, warten auf die Kraft, die der gen Himmel Aufgefahrene ihnen verheißen hatte, sie warten dort auf die Kraft des Heiligen Geistes. Jesus hat ihnen die Gabe des Heiligen Geistes nicht versprochen, damit sie besonders heilige Menschen gegenüber den anderen unheiligen Menschen sein könnten, sondern er hat die Gabe des Heiligen Geistes verheißen, damit sie den Auftrag auch in Vollmacht ausführen können. Er hat ihnen doch gesagt: "Ihr werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Welt." Sie, diese Menschen, die da in einer großen Einmütigkeit versammelt sind, warten darauf, ihren Dienst im Namen ihres Herrn anzutreten,bis er wiederkommt. Keiner von uns, der ein Christ ist, der von Jesus Christus in die Nachfolge gerufen wurde und der bekennen kann: Ich glaube an Jesus Christus, der kann sich in sein stilles Kämmerlein einschließen und dort nur sein frommes Leben führen. Nein, das kann auf keinen Fall sein, sondern jeder von uns, der von Himmelfahrt herkommt, hat in vollem Ernst das Wort zu hören: "Ihr werdet meine Zeugen sein bis an das Ende der Welt. Wer wollt sich vor diesem Worte drücken wollen oder sich einen Urlaubsschein geben lassen oder meinen, es ist ja nicht so schlimm, das ist ja nur ein Wort wie es ja viele Wörter gibt. Solch eine Haltung ist einfach unmöglich, denn so sagten wir schon, in diesem Worte begegnet uns jetzt bis zu seiner leibhaften Wiederkunft Jesus Christus selbst. Jesus ruft uns durch sein Wort in seinen Dienst. Ob wir das hören? Jedenfalls, die kleine Schar dort in einem Hause zu Jerusalem weiß jetzt den Ernst der Situation. Diese Schar hat JA zu ihrem Auftrag gesagt. Sie weiß aber auch das andere, daß sie mit ihrer eigenen Kraft im Dienste ihres Herrn erst garnicht anfangen braucht. Wer den Auftrag Jesu ausführen will: "Ihr sollt meine Zeugen sein!", der braucht den Geist, den allein Jesus Christus schenken will. Diener Christi, Zeugen des Herrn, sind Menschen, die immer wissen, was ich aus eigener Kraft beginne, wird Murks, und wenn es noch so gut gemeint war. Sie wissen, daß sie in der Kraft Gottes ihren Auftrag ausführen können und strecken darum ihre Hände zum Herrn und bitten: Schenke mir deinen Heiligen Geist, damit ich meinen Auftrag in der rechten Verantwortung vor dir wahrnehmen kann! Christen wissen, .daß solch ein Beten nie unerhört verschallen wird, sondern es wird dann Wirklichkeit: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen." So sind nun die Jünger dort zusammen und strecken ihre Hände aus und flehen um den Heiligen Geist für ihren Auftrag: "Diese alle waren stets beieinander einmütig mit Beten und Flehen." Wir wissen, daß in kurzer Zeit ihnen diese Ausrüstung für ihren Dienst, Zeuge Jesu Christi zu sein, gegeben worden ist und daß sie ausgerüstet mit dieser Gabe im Auftrage Jesu Christi den Siegeszug durch die weite Welt angetreten haben. Wenn damals die Apostel in solch eindeutiger Weise haben Pfingsten erleben dürfen, dann dürfen auch wir damit rechnen, daß uns diese Gabe geschenkt wird, die wir zu unserem Dienst benötigen: "Laßt uns aber einmütig beieinander sein mit Beten und Flehen."
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