Kirchenjahr 1952/53 - 14 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:31/05/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Brüderkonferenz in Ramirez, April 1956 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Kantate 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:2. Timotheus 2, 8 - 13 | | |
Skopus: Wir gehören zu Jesus Christus, dem Auferstandenen | | Kirchenjahr 1952/53 - 14 - 2. Timotheus 2, 8 - 13 "Vergiß nicht Jesus Christus, der von den Toten ayferstanden ist, der aus dem Geschlechte Davids stammt, wie es mein Evangelium lehrt. Für dieses leide ich sogar in Fesseln, wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gefesselt. Darum dulde ich das alles um der Auserwählten willen, damit sie durch Christus Jesus gerettet werden und die ewige Herrlichkeit empfangen. Wahr ist das Wort: Sterben wir mit ihm, so werden wir mit ihm leben, dulden wir, so werden wir mit ihm herrschen; verleugnen wir ihn, so wird er uns auch verleugnen; sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen."
JESUS CHRISTUS IST AUFERSTANDEN! So erklang zu Ostern die Botschaft von den Kanzeln und erwartete, daß sie auch in unserem Herzen ein Echo fand. Nun sind einige Wochen vergangen. Was ist aus dieser Botschaft bei uns geworden? Wir leben trotz dieses Siegesrufes in unserem alten Trott weiter und meinen, es reiche aus, wenn wir von Zeit zu Zeit etwas für unsere Seele tun. Ostern entgleitet uns so nach und nach aus unseren Gedanken, Gefühlen und unserem Handeln. Der Apostel Paulus weiß und kennt die Not nur zu gut; darum fordert er seinen Mitstreiter Timotheus auf, sein Leben ganz nach Ostern, nach dieser Botschaft JESUS CHRISTUS IST AUFERSTANDEN! auszurichten. Er ruft ihm zu: "Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist!" An dieser Mahnung des Paulus braucht Timotheus und brauchen auch wir nicht lange herumzubuchstabieren. Es ist ja kein schwerer dogmatischer Satz, sondern diese Mahnung ist so klar, daß wir sie alle miteinander verstehen können, wenn wir verstehen wollen. Paulus fordert doch darin uns alle auf: Rufe dir an einem jeden neuen Morgen, der dir geschenkt wird, diese Osterfreude in dein Gedächtnis zurück: JESUS IST SIEGER! Die Osterbotschaft will uns nicht nur am Osterfest verkündigt und gehört werden, sondern sie steht an einem jeden Tag unseres Lebens vor uns und fragt: Bist du bereit, dieser Freudenbotschaft zu glauben und sie in deinem Leben Wirklichkeit werden zu lassen? Wir wissen alle sehr gut, wenn wir an die vergangenen Wochen seit Ostern denken, wie wir alle möglichst dabei waren, unser Leben nicht so zu gestalten, als ob Jesus Christus der Sieger ist. Meinten wir trotz Ostern nicht alle, was wir da gehört haben, ist alles gut und schön, aber mit dem Alltag und seinen Sorgen und Nöten und Anfechtungen und mit unserer Schuld, da müssen wir schließlich selbst fertig werden, da hilft uns doch keiner. Wir als Christen meinen insgeheim doch auch alle: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott! Daher kommt es dann auch, daß wir Christen auf Krücken gehen, dabei dürfen wir als Sieger hinter dem einen Sieger Jesus Christus einherschreiten. Wenn wir uns diesem Rufe JESUS IST SIEGER gestellt haben, dann haben wir auch etwas von diesem Siege spüren dürfen. Aber der Apostel schaut hier vorwärts und sagt: Fangt heute endlich an, euer Leben unter diese Freude von Ostern zu stellen. Wenn er sagt: "Halt im Gedächtnis Jesus Christus, den Auferstandenen!" dann heißt das doch: Laßt die helle Sonne des Auferstehungsmorgen auch in den heutigen und morgigen Tag und in alle kommenden Tage hineinstrahlen! Denkt in allen Anfechtungen und Versuchungen daran: Jesus ist Sieger. Das, was uns bedrängt, ist längst schon durch Jesus Christus besiegt. Es sind die letzten Züge eines Sterbenden. Wenn wir von Ostern herkommen, dann brauchen wir unsere Schuld, dann brauchen wir Tod und Teufel nicht mehr so ernst zu nehmen. Aber einen dürfen wir ganz ernstnehmen, Jesus Christus, der Tod und Teufel besiegt und sich jetzt auch in unserem Leben als Sieger erweisen möchte. Wenn unser Reformator Martin Luther in große Anfechtungen kam, schrieb er auf seinen Tisch mit Kreide das Wort ER LEBT. Und diese Gewißheit JESUS CHRISTUS IST AUFERSTANDEN gab ihm in allen Nöten neue Kraft. Der folgende Vers "Für welches ich leide bis zu den Banden wie ein Übeltäter", zeigt uns den Paulus, wie er gerade um dieser Botschaft willen verfolgt und ins Gefängnis geworfen wurde. Für Paulus ist diese Freudenbotschaft so wertvoll und so wichtig, daß er bereit ist, dafür zu leiden, ja, dafür in den Tod zu gehen. Wo die Botschaft von dem Auferstandenen in rechter Weise verkündigt wird, da regt sich auch der Widerstand und es kommt zum offenen Kampf. Wer davon lebt, daß Jesus als der Sieger auch in seinem Leben der Herr ist, der kann keinem anderen Herrn mehr die alleinige Ehre geben, ganz gleich, was das für ein Herr ist. Wir hier im sogenannten ruhigen Westen, wir haben es schon längst wieder verlernt, was es heißt, um Jesu Christi willen Schmach und Verfolgungen zu leiden. Die Zeit vor 20 Jahren, die Zeit der Konzentrationslager und des Kirchenkampfes liegt ja schon so weit zurück und es geht uns doch so gut. Der Staat tut uns doch nichts, überall ist die Kirche wieder hier im Westen auf den Leuchter gestellt worden. Wir haben allerdings bei dieser Feststellung uns ernstlich zu fragen, ob bei uns als Christen etwas faul ist, daß solch eine Ruhe herrschen kann? Haben wir als Christen oder als Kirche bereits vor dem Staat kapituliert? Haben wir uns bereits willig als Ochsen vor den Staatswagen spannen lassen? Professor Harder aus Wuppertal sagte vor einiger Zeit in einem Vortrag: Wo Christen den Herrn Christus als den Sieger, als den auferstandenen Herrn bekennen, da fallen Fensterscheiben ein, da gibt es krach in der Bude, ganz gleich, ob diese Bude ein Verein oder eine Partei oder eine sonstige Gemeinschaft ist. Haben wir bereits verlernt, mit Worten und Werken unseren Herrn zu bekennen? Wir denken in diesen Tagen in ganz besonderer Weise an unsere Brüder und Schwestern in der Ostzone, über die im Augenblick eine Verfolgungswelle dahinbraust, bei der in besonderer Weise die Junge Gemeinde erfaßt wird. Aus den Berichten, die vom Osten kommen, spüren wir etwas davon, daß mitten in der Verfolgung sich Jesus Christus als der Sieger erweist. Da stehen junge Christen auf und bekennen sich zum auferstandenen Herrn und fragen nicht danach, ob für sie damit alle Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem Beruf dahinfallen oder ob sie ins Gefängnis wandern müssen. Sie wissen, es ist Ostern gewesen, Jesus bleibt der Sieger. Ob wir hier im Westen auch noch solch einen Bekennermut aufbringen könnten? Oder sind wir alle so träge und so satt geworden, daß es uns nichts mehr ausmacht, wenn man uns mit dem Stückchen Brot wieder die Knarre in die Hand gibt, die uns Gott aus der Hand geschlagen hat? Und es ist wahrlich die große Frage, ob gerade wir als Christen des Westens dadurch, daß wir begeistert den Kreuzzug des Westens gegen den Osten mitmachen oder stillschweigend dulden, die Verfolgunswelle über die Christen in der Ostzone direkt heraufbeschwören? Wir spielen den ostzonalen Machthabern die Möglichkeit der Verfolgung direkt in die Hand. Wenn die kommunistischen Machthaber sehen, wie sich Christen im Westen bedingungslos einer STARKENMANNPOLITIK gegen Rußland verschreiben und voran die Kreuzesfahne flattern lassen, dann kann man es ihnen nicht verdenken, daß sie von ihren Christen verlangen, daß sie sich bedingungslos hinter ihre Weltanschauung und hinter ihre Politik gegen den Westen stellen. Christen, die von Ostern herkommen, kennen nur einen Herrn, und dieser Herr ist einzig und allein der Sieger, dem sie zu gehorchen und Befehle zu empfangen haben. Darum können Christen sich keinem anderen Herrn verschreiben, weder denen, die im Osten, noch denen, die im Westen sitzen. Christen haben beiden Machthabern zu verkündigen: Vergeßt niemals, daß eure Macht schon den Todeskeim in sich trägt! Denkt daran, daß es nur einen einzigen Herrn gibt, der allein mächtig ist: Jesus Christus, der Auferstandene. Das allein ist auch der Dienst, den wir unseren Brüdern und Schwestern im Osten tun können. Wenn wir diese Osterbotschaft sowohl im Osten als auch im Westen verkündigen, dann werden wir wahrhaftig alle dasselbe erleben müssen, was der Apostel Paulus erlebt hat: "Dafür leide ich bis zu den Banden wie ein Übeltäter." Menschlich-allzumenschlich wäre es für den Apostel Pauslus gewesen, wenn er etwas diplomatischer mit seiner Botschaft gewesen wäre. Er stand doch an solch hervorragender Stelle in der damaligen Gemeinde, daß er sich hätte sagen können: Ich muß vorsichtiger sein; ich darf doch meinen Mund nicht verbrennen, es könnte sonst sein, daß meine ganze Arbeit, die ich angefangen habe, wieder zusammenbricht, wenn ich ins Gefängnis wandre. Nein, Paulus sagt, auf keinen Fall darf ein Christ so denken. Ein Christ hat nicht diplomatisch vorzugehen, sondern seinen Auftrag auszuführen, ohne Rücksicht darauf, was dann mit ihm geschieht. Die Botschaft, die Paulus zu verkündigen hat, die wir zu verkündigen haben, ist nicht an Paulus und nicht an uns gebunden. Sie ist allein an Jesus Christus gebunden, ihm allein dürfen wir es überlassen, was daraus wird. Paulus sagt: "Gottes Wort ist nicht gebunden." Man kann kann wohl die Zeugen des Wortes Gottes verhaften und in die Gefängnisse werfen und sie töten, aber Gottes Wort können sie doch nicht in Fesseln legen. Als beim Kriegsausbruch 194o zwischen Deutschland und Holland alle Missionare auf Sumatra am gleichen Tage interniert wurden, stand die ganze Batakkirche völlig entblößt da. Und man konnte schon fragen, war das das Ende. Nein, auf keinen Fall, Gottes Wort ist nicht gebunden. Über Nacht wuchsen die eingeborenen Prediger heran und übernahmen die ganze Arbeit der Missionare und 2 Monate später wählte die inzwischen selbstständig gewordene Kirche einen eigenen eingeborenen Pastor zu ihrem Bischof: "Gottes Wort ist nicht gebunden." Paulus weiß aber auch noch das andere, daß mit seiner Verhaftung sein Dienst nicht aufgehört hat. Auch im Gefängnis und vor dem Gericht gilt das Zeugnis von dem auferstandenen Herrn. Paulus weiß, daß auch dort bei der Geheimen Staatspolizei, bei den Gefängnisbeamten und bei den Richtern in Rom Menschen sind, denen er das Wort von Jesus Christus schuldig ist. Wir kennen zum Beispiel ja auch die Geschichte vom Kerkermeister in Philippi. Diesem Gefängnisoberaufseher wird er, Paulus, bezeugen: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein haus selig!" Ein Christ ist nie außer Dienst, sondern er hat sowohl im Leben wie im Sterben zu bezeugen: Jesus Christus ist Sieger! Paulus sagt: "Darum erdulde ich alles, um der Auserwählten willen, auf daß auch sie die Seligkeit erlangen in Christo Jesus mit ewiger Herrlichkeit." Wenn auch nur ein Mensch durch einen Christen, der um Christi willen leidet, zum Glauben kommt, dann ist diese Leidenszeit nicht umsonst gewesen. So wollen wir uns durch das heutige Wort mahnen lassen, es wirklich ernst zu nehmen: "Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten!" Die Osterzeit des Kirchenjahres geht dem Ende zu, aber die Osterzeit unseres Lebens soll jetzt beginnen.
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