Kirchenjahr 1952/53 - 13 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:19/04/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Misericordias Domini 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:1. Petrus 5, 1-5 | | |
Skopus: Mahnungen an die Verantwortlichen | | Kirchenjahr 1952/53 - 13 - 1. Petrus 5, 1-5 "Die Ältesten unter euch ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch an der Herrlichkeit teilhabe, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Gottes, die euch anvertraut ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt, nicht aus Gewinnsucht, sondern von Herzensgrund; nicht als Herrscher über die Gemeinden, sondern als Vorbilder der Herde. Dann werdet ihr, wenn der Erzhirte erscheinen wird, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen. Ebenso, ihr jüngeren Männer, seid den Ältesten gehorsam. Alle aber sollen einander mit Demut begegnen. Denn Gott widerstehet den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade."
Vielleicht klingt uns das Wort Jesu vom guten Hirten, daß wir vom Altar gehört haben, noch immer in den Ohren. Es ist das Wort Jesu, das uns befreien möchte aus aller Angst und Sorge unseres Lebens und das uns in die frohe Gegenwart unseres Herrn stellen könnte, wenn wir es recht vernehmen. Die Irrfahrt unseres Lebens, auf der wir nicht wissen, ob dieser oder jener Weg der richtige ist, auf der wir nicht wissen, welches Ziel unser harrt, soll ein Ende haben. Es bieten sich ja viele kleine Vereine und Gruppen und Parteien an, uns den rechten Weg zu führen, aber sie alle können uns den rechten Lebensweg nicht zeigen. Dieses kann nur einer, JESUS CHRISTUS, der von den Toten auferstanden ist und der uns an die Hand nehmen will um uns zu begleiten. Und wenn wir heute zu diesem Gottesdienst versammelt sind, dann bedeutet das, daß dieser auferstandene Herr mitten unter uns ist und jedem einzelnen von uns zuruft: Willst du mit mir gehen, denn ich will dir deinen Weg zeigen und will dir sogar auf diesem Wege vorangehen. Und allein diese Tatsache schon, daß wir hier zu einer großen Schar versammelt sind, läßt deutlich werden: Du brauchst diesen Weg nicht allein zu gehen, links und rechts neben dir stehen andere, die mit dir den gleichen Weg gehen. So sind wir eine große Schar von Menschen, die ihrem Herrn und Heiland nachfolgt und es kommt jetzt alles darauf an, daß wir nicht aus dieser Schar, die Kirche oder Gemeinde Jesu Christi heißt, ausbrechen, sondern beieinander bleiben, geführt von dem GUTEN HIRTEN. Der Apostel Petrus, der in unserem Text diese Gemeinde seines Herrn, in der er auch nur ein Glied ist, anspricht, erklärt die mannigfache Verschiedenheit dieser Gemeinde. Christen tragen keine einheitliche Uniform. Wir als Christen müssen nicht alle das gleiche denken und meinen. Sie haben auch nicht alle die gleichen Gaben und Fähigkeiten. Sie stehen aber auch nicht alle in gleichen Nöten, sondern was sie einigt, ist ausschließlich und allein ihr Herr und Meister Jesus Christus, der gute Hirte. Der Apostel Petrus zeigt in unserem Text eine Verschiedenheit auf, die darin besteht, daß es junge und alte Christen gibt, obwohl sie alle zur Gemeinde Jesu Christi gehören dürfen. Diese Verschiedenheit kann und soll auch nicht weggeleugnet werden, im Gegenteil, aus dieser Verschiedenheit erwächst für die älteren Christen eine ungeheure Aufgabe: "Weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist!" Wenn dieser Ruf an uns ergeht, dann liegt es vielleicht nahe, vorher zu klären, wer die Älteren sind, die den Auftrag erhalten. Sind es nur die Presbyter oder die, die in verantwortlicher Stellung der Gemeinde stehen. Aber denken wir doch nur an die Konfirmanden, die seit einigen Wochen am Gottesdienst der Erwachsenen teilnehmen dürfen. Denken wir doch nur an die große Schar der Kinder, die heute zum Gottesdienst gekommen sind, um in den kirchlichen Unterricht aufgenommen zu werden. Diese vielen Kinder, die durch die Taufe in die Gemeinde Jesu Christi aufgenommen worden sind, liegen uns als eine nicht zu übersehende Aufgabe vor den Füßen. Und gegenüber diesen Kindern sind alle vollen Glieder unserer Gemeinde die ÄLTESTEN, die von dem Apostel Petrus angeredet werden: "Die Ältesten ermahne ich, weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist." Wir alle also sind dazu gerufen, an unserem Teil beizutragen, daß das, was einmal diesen Kindern in der Taufe verheißen wurde, Frucht bringe. Aber es ist ja nicht von ungefähr, daß zu diesem Gottesdienst besonders auch die Eltern und Paten der Kinder eingeladen wurden, sind doch gerade sie die, die in ganz besonderer Weise für diese Kinder verantwortlich sind. Von ihrer Hand wird einmal Gott diese Kinder fordern. In besonderer Weise sind auch wir, die wir im Kindergottesdienst als Helfer und Helferinnen ihnen das Heil bezeugen, oder die Lehrer, die in der Schule, oder wir, die wir im kirchlichen Unterricht diesen Kindern die frohe Botschaft von Jesus Christus verkündigen, für alle diese Kinder verantwortlich. Petrus, der mit seinen Worten die Verantwortung vor unseren Augen groß erstehen läßt, zeigt, daß es mit einer noch so großen Verantwortung nicht getan ist, er kennt allzu gut die Gefahren, die überall lauern, er ruft uns bei der Wahrnehmung dieser Verantwortung von drei großen Gefahren weg. Die erste große Gefahr ist, daß wir diese Verantwortung den Kindern gegenüber nicht freiwillig, sondern gezwungen annehmen. Petrus sagt: "Sehet wohl zu, daß ihr diese Verantwortung nicht gezwungen, sondern freiwillig wahrnehmt." Eigentlich könnten wir, wenn wir an den kirchlichen Unterricht denken, nur froh darüber sein, daß soviele Eltern unter uns sich dieser Verantwortung bewußt sind und uns Woche für Woche ihre Kinder treu in den Unterricht schicken. Aber genügt das? Wir spüren das sozusagen den Kindern ab, daß der größte Teil von ihnen kommt, weil die Eltern sie nicht deswegen schicken, damit sie in die Gegenwart Jesu Christi kommen, um dann einmal zu bekennen: Dir gehöre ich, Jesus, mit allem, was ich bin und was ich habe, sondern weil die Eltern sie schicken, damit die Nachbarn nicht mit dem Finger auf sie zeigen können, weil es nun einmal zur Sitte gehört, daß ihr Kind mit 14 Jahren als Abschluß der Schulzeit eben konfirmiert werden soll. Petrus ruft uns von solch einer oberfLächlichen Wahrnehmung der Verantwortung zurück. Wie aber werden wir fähig, daß wir unsere Verantwortung gegenüber unserem Kind in aller Freude und in aller Billigkeit wahrnehmen können? Wißt ihr, daß uns diese Hilfe geschenkt werden will?! Wir brauchen nur endlich alle unsere Müdigkeit und Voreingenommenheit und unsere Feindschaft gegen Jesus Christus und sein Wort über Bord zu werfen und nun endlich nicht alle Jahre einmal oder zweimal zum Gottesdienst zu kommen, sondern jeden Sonntag. Wie schön wäre es zum Beispiel, wenn an jedem Sonntag der Gottesdienst so gut besucht wäre wie am Karfreitag oder wie heute. Meint ihr nicht auch, daß wenn wir jeden Sonntag treu in den Gottesdienst gehen würden, unsere Kinder genauso freudig zu ihren Zeiten unter Gottes Wort gingen? Ob wir es jetzt einmal versuchen! Die 2. Gefahr, vor der uns Petrus bewahren möchte, lautet: "Sehet wohl zu, daß ihr diese Verantwortung nicht um des schändlichen Gewinnes willen, sondern aus Herzensgrund wahrnehmt." Wehren wir ja nicht diese Gefahr mit eine kurzen Handbewegung ab, die zum Ausdruck bringen soll, das kommt natürtlich für mich nicht in Frage, solch einer Schändlichkeit bin ich nicht fähig. Es braucht sich hierbei nicht um Verdienst und um Gnade zu handeln. Oft ist es mir schon in Gesprächen begegnet, daß Eltern sagten: Wissen sie, ich als Erwachsener halte ja nicht viel von der Kirche, aber für die Kinder ist es schon ganz gut, da bekommen sie ja auch gesagt, daß sie uns Eltern lieben sollen, auch nicht lügen und nicht stehlen und was dergeleichen Dinge mehr sind. Das sind ja auch die Grundwerte unseres menschlichen Lebens. Und wnn sie das im Konfirmandenunterricht lernen, dann habe ich es ja mit meineem Erziehungsplan als Vater oder Mutter leichter, das bißchen Christentum drumherum werden und können sie später ruhig vergessen. Der Untericht und der Gottesdienst werden auf diese Weise zu einem Hilfsdienst in den Erziehungsplänen der Eltern. Möglicherweise träumen wir alle davon, daß unsere Kinder alle einmal so tadellose und anständige Menschen werden, daß uns später die Leute auf der Straße anhalten und sagen: Was haben sie nur mit ihrer Erziehung ihrer Kinder fertiggebracht. Es sind so furchtbar nette Menschen. Es ist doch nur zu schön, im Glanz der eigenen Kinder zu stehen. Dazu schickt man dann auch gern seine Kinder in den Konfirmandenunterricht. Aber das gehört auch zu dem, wie wir unsere Kinder nicht in den Unterricht schicken sollen. Das Wort Gottes, das in der Kirche gelehrt und verkündigt wird, will nicht unser Handlanger sein, sondern will uns korrigieren. Es will auch unsere Erziehung, die wir mit unseren Kindern vorhaben, umgestalten. Darum, lieber Vater und liebe Mutter, lieber Pate, setzt euch gemeinsam an euren Tisch und lest zusammen Gottes Wort. Betet mit euren Kindern! Ich habe die bange Sorge, daß selbst der größte Teil derer, die jetzt hier im Gottesdienst sind, die Hände bei Tisch nicht faltet, geschweige denn zusammen mit der Familie Gottes Wort liest. Aber wir dürfen auch an diesem Punkte anfangen und nehmen wir doch auch in rechter Weise die Verantwortung für unsere Kinder wahr, die wir einst vor Gottes Angesicht in der Taufe getragen haben und gelobt, sie im christlichen Glauben zu erziehen. Denkt ihr noch daran?! Die dritte Gefahr, vor der uns Petrus bewahren möchte, lautet: "Sehet wohl zu, daß ihr diese Verantwortung nicht wahrnehmt als solche, die über ihre Kinder herrschen wollen!" Es hat einmal einer gesagt: Wir Menschen sind alle miteinander verhinderte Tyrannen. Wir tragen alle in uns das Verlangen, über andere Menschen zu herrschen. Können wir es nicht im Beruf, dann ist oft unsere Familie oder sind es unsere Kinder das Ziel unserer Machtgelüste. Nur zu leicht verbirgt sich hinter unserer Frömmigkeit, die wir unseren Kindern wie die Tyrannen aufbürden wollen, solch ein verhinderter Tyrann. Und der Unterricht, in den wir dann unsere Kinder schicken, soll dazu dienen, daß unsere Kinder sich unseren Herrschergefühlen unterordnen. Diese Gefahr besteht auch in besonderer Weise bei uns, die wir die Kinder unterrichten. Aber vergessen wir nicht, unsere Verantwortung lautet nicht, daß wir die uns anvertrauten Kinder beherrschen, sie so gestalten, wie wir uns einen guten Menschen oder einen guten Christen vorstellen, sondern unsere Aufgabe besteht darin, daß wie sie zu dem führen, der allein Herrscher ist, Hiummels und der Erden. Unsere Kinder sollen nicht so werden, wie wir sie gern haben möchten, sondern Gott schenke es uns, daß sie so werden, wie Jesus Christus sie haben will. So hat Petrus uns auf die Gefahren aufmerksam gemacht und Warnzeichen und - schilder aufgerichtet. Nun sagt er uns etwas, was wir gegenüber den Jüngeren unserer Gemeinde sein dürfen und sein können: "Werdet Vorbilder!" Das lautet doch nichts anderes für uns alle: Zeigt in eurem ganzen Leben, auf Schritt und Tritt, daß ihr Christen seid und danach handelt! Bringt nicht die Kinder allein schon dadurch in den großen Zwiespalt, daß sie im Gotteshaus und im Konfirmandenunterricht hören, daß Jesus Christus ihr Herr sein will und dann wenige Minuten später zu Hause feststellen müssen, der Teufel ist los, er hat bei meinen Eltern alle Macht. Ihr Katechumenen und Konfirmanden, ihr habt vernommen, wie groß und schwer für uns alle die Verantwortung ist, die Gott uns auferlegt hat, damit ihr einst vor Gott stehen dürft und bekennen könnt: "Hier bin ich, sende mich!" Seid nun auch allen denen, die euch Gottes Wort sagen, ganz gleich, ob es zu Hause, in der Schule oder hier im Gotteshause ist, voll und ganz untertan. Es geht ja nicht um uns. Wir wollen euch ja nicht die Hölle heiß machen und wir wollen euch auch nicht schikanieren, sondern wir wollen nichts anderes, als euch den Heiland, der auch euer Heiland sein will, verkündigen. Dazu brauchen wir euren Gehorsam und eure Aufmerksamkeit und euren Fleiß. Petrus sagt zu euch: "Ihr Jüngeren, seid den Älteren untertan!' So wandern wir als die Gemeinde, ganz gleich, ob jung oder alt, hinter dem GUTEN HIRTEN her und warten darauf, daß uns Jesus Christus den Siegeskranz aufs Haupt setzt und uns sagt: Du bist unter der Leitung dieses guten Hirten im Hause des Vaters im Himmel angelangt. Unser Leben darf und soll ein Leben zu diesem Ziele hin sein.
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