Kirchenjahr 1952/53 - 10a - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:22/03/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Judika 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Philipper 2, 12 - 13 | | |
Skopus: Seid gehorsam | | Kirchenjahr 1952/53 - 10a - Philipper 2, 12 - 16 "Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist's, der in euch wirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen."
Das Wort des Apostels Paulus "Gott ist es, der in euch wirkt.", gilt in derselben Weise auch uns, wie es der damaligen Gemeinde zu Philippi gegolten hat. Wir sollen und dürfen dieses Wort ganz ernst nehmen. Gott ist es ja, der uns hier zu diesem Gottesdienst zusammengerufen hat. Denken wir einmal daran, aus welchen verschiedenen Welten wir herkamen. Jeder von uns hat zu Hause eine andere Welt, mit anderen Freuden und mit anderen Nöten und doch sitzen wir hier zusammen, um auf Gottes Wort zu hören, um ihn zu loben und ihm zu danken. Wir kennen uns ja nur zu gut, um zu wissen, daß uns menschliche Meinungen, Wünsche und Hoffnungen auf die Dauer nicht in dieses Gotteshaus zu bringen vermögen. Nein, da muß Gott selbst sich schon aufmachen und uns in Bewegung bringen. Wenn es das Kino oder das Theater oder das Fußballspiel und ein Klatschstündchen bei der Nachbarin wäre, dann wäre es natürlich eine andere Sache, da genügte schon ein leicht hingeworfenes Wort unseres Mannes oder unserer Frau. Wenn uns aber die Frauenhilfe oder der Männerdienst oder Jugendkreis unserer Gemeinde ruft, um uns Gottes Wort zu sagen, dann nützen alle lieben und nützlichen Worte nichts mehr. Wir verschließen uns und alle Worte und Einladungen prallen wir vor einer steinernen Wand ab. Jetzt könnte jemand unter uns aufstehen und behaupten, daß er glücklicher dran sei. Diese Not sei bei ihm nicht vorhanden. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit, zum Gottesdienst zu gehen, und zwar so selbstverständlich, wie wenn er sich morgens, mittags und abends an den Tisch, der gedeckt ist, setzt. Aber wenn dieses auch der Fall wäre, so müßten wir uns doch fragen lassen, ob es wirklich ein Wirken Gottes ist, das uns ins Gotteshaus gebracht hat, Vielleicht sind wir ins Gotteshaus gekommen, wirklich aus einem eigenen Antrieb heraus, aber nicht um Gottes Wort zu hören, sondern um etwas Theater, um etwas Feierlichkeit, zu erleben. Nein, uns Menschen, selbst wenn wir ernste und bewährte Christen sind, wird die rechte Freudigkeit zu Gott und zu seinem Wort niemals eine Eigenschaft oder eine Tugend, die zu uns gehört, wie unser Kopf zu uns gehört. Gott muß uns jedesmal neu überwinden oder wir gehen zum Gottesdienst nicht um Gottes Wort zu hören, sondern irgendeinem Götzen unsere Huldigung darzubringen. Wir wissen, daß schon das alte Volk Gottes es verstanden hat, einen Götzen in der Gestalt eines Stieres aufzustellen und von diesem Götzen zu sagen: Seht, das ist unser Gott. Unser gesamtes Tun als Menschen trägt nur zu leicht eine götzenhafte Fratze. Der Götze, dem wir huldigen, braucht nicht unbedingt schon uns zu behrrschen, daß wir stehlen oder ehebrechen oder morden. Kann nicht unser Götze, dem wir alle Huldigung bringen, unsere Lieblosigkeit unseren Angehörigen oder Nachbarn gegenüber sein? Dieser Götze kann aber auch sein unsere Bequemliochkeit oder der Daumen auf unserer Geldbörse oder unser Mund, der gern über andere Leute herzieht. Vielleicht ist er auch unsere Frömmigkeit, die sich gern über andere Menschen erhebt und auf sie mit dem Finger zeigt und heilig murmelt: Mir könnte dieses nicht passieren. Wir alle, ob wir schon lange Christen sind oder ob wir uns noch nicht Christen nennen können oder obwohl wir hier sind, schon den Entschluß gefaßt haben, mit diesem Jesus Christus wollen wir nichts zu tun haben, wir alle tragen irgendeinen Götzen in uns, der seine Herrschaft über uns aufrichten, der uns gefangen nehmen will. Das Ende dieses Weges mit dem Götzen ist der Tod. Wahrhaftig, wir leben ein Leben und wir leben in einer Welt, da wir fast genau ausrechnen können, wann alles zum Stillstand kommen wird. Über uns liegt der Hauch des Todes. Jetzt aber will das Große und das Einmalige in unserem Leben Wirklichkeit werden. Gott hat sich zu uns aufgemacht. Er steht vor uns und schaut uns an und es kommt alles darauf an, daß wir nicht weglaufen, daß wir nicht schlafen, daß wir vor ihm nicht in frommen Worten machen, sondern daß wir vor ihm stehen mit der ganzen BNereitschaft: Hier sind wir. Paulus hat es uns einige Verse vor unserem Text schon gesagt, wer der ist, der da vor uns steht. Er ist kein toter und auch kein stummer Götze, sondern er ist der, von dem es heißt: "Gott wirkt". Als Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha starb und von den Toten auferstand, da brach ein neuer Tag an im Himmel und auf Erden.Von diesem Tage an gilt die ganze Wirklichkeit des Wortes "Gott ist es, der da wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." Er bricht in das Todesschweigen unseres Lebens ein und möchte uns vollständig umgestalten, ja, er gestaltet uns um. Er ist bei uns am Werk. Er läßt uns nicht in der Nacht unseres Lebens, in der uns das Leben nur noch anekelt, sondern er wirkt, um uns ans helle Licht zu führen. Er ist der, der uns immer wieder aus unserer Nacht herausführen muß in das helle Licht des Tages. Er wirkt in uns und will in alle Ewigkeit in uns wirken, ohne ihn kommen wir nie aus. Er allein ist es, der uns zu Christen macht. Wir dürfen es also froh und getrost wissen, mag es in unserem Leben noch so dunkel sein, Jesus Christus ist am Werk und dann wird es hell. Es wird hell, mögen auch noch so dunkle Wolken der Not und der Sorge über uns hereinbrechen, mag auch der Teufel uns immer wieder in seine Hand bekommen, Jesus Christus ist am Werk, er vertreibt alle dunklen Schatten, er allein kann den Widersacher Gottes überwinden. Jesus Christus, der durch sein Leiden und Sterben den neuen herrlichen Tag in der Weltgeschichte und in der Geschichte unseres Lebens heraufgeführt hat, ruft uns zu: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!" Indem der Herr diese Botschaft sagt, wird in unserem Leben ein ganz Neues, wir dürfen jetzt nämlich bekennen, ja, Herr, wir sind deine Kinder, wir gehören zu dir. Unser Mund, der bis dahin vor Gott verschlossen war, öffnet sich und Lob- und Danklieder steigen zu Gott empor. Wir laufen nicht mehr von Gott weg, sondern wir eilen ihm entgegen und werfen uns ihm in die Arme, denn wir wissen, bei ihm sind wir geborgen. Jesus Christus schenkt uns jeden Tag neu die Möglichkeit, dieses zu tun. Wir gleichen einem Pfeil, der von der Sehne losfliegt. Der Pfeil hat sich nicht selbst abgeschossen. Er fliegt nicht aus eigenen Kraft, aber doch steht das fest, er fliegt. Dieses unser Ja zum Herrn der Welt geschieht also nicht aus eigenen Kraft, sondern in der Kraft, die von Jesus Christus ausgeht. In dieser Weise wird es dann auch immer wieder zur Wirklichkeit, daß wir unter Gottes Wort gehen; nicht aus eigener Kraft, sondern getrieben durch Jesus Christus selber. "Gott ist es, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." Es ist in der Tat so, das Wollen und das Vollbringen ist nicht unsere Sache, sondern Gottes Sache allein. Aber wenn Gott vor uns steht und uns anspricht, dann können wir nicht faul dastehen, sondern gegenüber diesem unserem Herrn kann es nur eines geben, gehorsam sein. Wer Gottes Wort vernommen hat, bei dem kann es nicht im alten Schlendrian weitergehen, sondern dann ist zu sehen, daß der Angeredete den Befehl und den Auftrag Gottes ausführt. Wenn Gott uns aus der Dunkelheit unseres Lebens herausreißt in sein helles Licht hinein, dann kann es nur das Eine geben, daß wir fortan auch in diesem Lichte wandeln. Kein Kraftfahrer, der seinen defekten Motor durch einen neuen ersetzt hat, wird weiter so fahren, als ob er noch mit seinem alten Motor fahren müßte. Nein, er weiß, er kann jetzt von seinem Wagen alles erwarten, ihm alles zumuten. Wenn wir durch Jesus Christus vernommen haben: Uns sind unsere Sünden vergeben, dann ist auch wirklich unsere Verbindung mit der Sünde zerschnitten und dann können wir einfach mit ihr nicht mehr paktieren. Wohl macht sie uns noch manchen Kummer, noch drängt sie zur Herrschaft, aber noch viel stärker ist die Hand Gottes, die uns hält und bewahrt. Der Apostel weiß etwas von der Möglichkeit, etwas zu schaffen, etwas zu tun. Er ruft uns sogar zu, nachdem wir wissen, daß uns Gott festhält, er ruft uns sogar zu: "Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern!" Wie oft fehlt doch dieses "Schaffen" in unserem Leben und im Leben unserer Gemeinde. Doch wo Jesus Christus einen Menschen angesprochen hat, da gibt es kein Sichausruhen, da gibt es keine Müdigkeit. Nein, da zeigt es sich in unserem Tun, ob wir wirklich von dem hellen Licht des Herrn angestrahlt werden. Unser Herr kann keine Müßiggänger gebrauchen. Es spielt dabei, wie im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberge, keine Rolle, ob der Mensch von Jugend auf oder erst im Greisenalter in die Nähe des Herrn kam. Aber darauf kommt es an, daß, wenn der Herr uns findet, uns in seinem Weinberg an die Arbeit stellt, daß wir dann auch gehen, daß wir dann auch gehorchen. Dieses Gehorchen ist so wichtig, daß damit eng unsere Errettung oder unsere Verdammung zusammenhängt: "Schaffet, daß ihr errettet werdet!" Dabei können wir aber nicht sagen, der Gehorsam, den Gott erwartet, besteht aus in folgenden Aufgaben: 1. 2. 3. usw. Nein, wir können nicht wie die katholische Kirche handeln, die ein verbindliches Buch aufschlägt und daraus entnimmt, wie man sich in bestimmten Fällen verhalten soll. Echtes Leben in der Freude als Jesu Jünger kann nur so geschehen, daß wir jeden Tag neu den Herrn fragen: Was willst du, Herr, das wir tun sollen? Und der Herr wird schon einem jeden von uns sagen, was er schaffen soll, damit er sein Heil nicht verliert. Es bleibt aber dabei, es kommt alles darauf an, daß wir gehorsam sind. Bei dem einen kann dieser Gehorsam bedeuten, daß Gott ihm die Augen öffnet für den Flüchtling, damit er ihm sein halbleeres Ziummer zur Verfügung stelle, bei dem anderen kann es sein, daß er sich schärfstens wendet gegen die Haßporopaganda, die vom Westen aus gegen den Osten im Augenblick gestartet wird. Wir kennen ja die Haßplakate an den Säulen und Wänden, auf denen ein bewaffneter russsischer Soldat zu sehen ist, im Hintergrund der Kölner Dom. Die Inschrift: Er ist bewaffnet. Wollt ihr, daß er am Rhein steht?! fordert geradezu unsere Gefühle zum Haß auf. Es kann deine Seligkeit kosten, wenn du hier an solch einem Spiel mit dem Feuer stillschweigend vorübergehst. Es kann deine Seligkeit in Gefahr kommen, wenn du in deinem Betrieb merkst, daß dein Kamerad mit seiner Arbeitskraft oder mit seiner Gesundheit übers Ohr gehauen wird und du setzt dich nicht für ihn ein. Es kann deine Seligkeit kosten, wenn du den Ruf hörst, komme bitte heute in den Mánnerdienst und du gehst aus Bequemlichkeit nicht hin. Aber das ist das Köstliche und Frohmachende, daß wir als Jünger Jesu Christi unserem Herrn gehorsma sein dürfen. Du darfst und kannst auf seinen Ruf: Gehe dorthin und tue das, was ich dir sagen werde! antworten: Ja, Herr, ich will es tun, denn du gibst mir die Möglichkeit dazu.
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