Kirchenjahr 1952/53 - 08 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:15/02/1953 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Estomihi 1953 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:1. Korinther 1, 18 - 24 | | |
Skopus: Wir predigen Jesus Christus, den Gekreuzigten | | Kirchenjahr 1952/53 - 8 - !. Korinther 1, 18 - 24 "Denn das Wort vom Kreuz ist Torheit denen, die verloren gehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben: Ich will die Weisheit der Weisen zunichte machen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. Wo sind nun die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, durch ihre Weisheit nicht Gott erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Predigt die zu retten, die glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit, denen aber, die berufen sind, Juden wie Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit."
"Wir aber predigen den gekreuzigten Christus." Damit faßt der Apostel Paulus die ganze Botschaft zusammen, die er bisher verkündigt hat und die er auch in alle Zukunft hinein verkündigen wird. Wir sind es durchaus gewohnt, daß wir im Laufe des Kirchenjahres je nach der betreffenden Zeit vom Stall zu Bethlehem, vom Kreuz auf Golgatha, vom leeren Grab oder von der Gründung der christlichen Kirche verkündigen. Und wir wissen, daß der Apostel Paulus das auch kann. Aber dennoch leuchtet durch die Verkündigung des Paulus zu allen Zeiten und bei allen Gelegenheiten das Kreuz mit dem daran hängenden Jesus Christus hindurch. Er kann nicht von der Geburt Christi reden, ohne schon das Kreuz dahinter zu sehen. Er kann nicht die Auferstehung Jesu Christi verkündigen, ohne vom Kreuz auf Golgatha herzukommen. Ja, Paulus bezeichnet in unserem Kapitel als die Mitte der ganzen Freudenbotschaft, als das Zentrum des Evangeliums, den gekreuzigten Jesus Christus. Und wenn Paulus dieses in einer solch eindeutigen Weise tut, dann kann es nicht so sein, daß wir über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer solchen Schau debattieren, sondern dann sind wir alle gerufen, uns auf den selben Platz stellen zu lassen, wo auch Paulus steht. Jesus Christus selbst hat ihn dort hingestellt und er will auch uns auf diesem Platz sehen. Es ist auch nicht von ungefähr, daß Paulus hier mit einer solchen Leidenschaft die korinthische Gemeinde zu diesem Platz hinruft und mit aller Entschiedenheit feststellt, für einen Christen kann es keinen anderen Standpunkt geben als den neben dem Kreuz auf Golgatha. Wenn Paulus das mit einer solchen Konsequenz tut, dann muß doch die große Gefahr der Gemeinde sein, daß in ihrer Mitte der gekreuzigte Christus nicht mehr die entscheidende Bedeutung hat. Und das ist in Wirklichkeit das Problem dieser Gemeinde. Es liegt sozusagen in der Luft der Gemeinde zu Korinth, an diesem gekreuzigten Jesus Christus vorüberzugehen, das Kreuz zu verschleiern oder wegzureißen. Wir spüren, daß das Kreuz auf Golgatha eine äußerst unangenehme Sache ist. Das ist in der Tat auch der Fall, nicht nur damals, sondern auch heute. Eine Geschichte von 2.000 Jahren der christlichen Kirche hat leider das Kreuz auf Golgatha zum frommen Symbol herabgewürdigt und es dadurch in seiner tiefsten Bedeutung entleert und verflacht. Die Korinther kannten noch kein rotes, kein blaues, weißes oder schwarzes Kreuz oder Eichenkreuz, erst recht nicht das Hakenkreuz. Sie kannten nur das Kreuz, das dazu diente, um die Todesstrafe an einem Verbrecher zu vollziehen. Sie kannten nur das Kreuz, an dem Jesus Christus sein Leben wie ein Verbrecher aushauchte. Dieses Kreuz, aber auch nur dieses Kreuz, war für die Korinther eine höchst unangenehme Sache, über die sie am liebsten garnicht mehr sprachen. Das Peinliche aber war, daß darüber durchaus gesprochen wurde, und zwar in einer nicht zu überhörenden Weise. Von den Juden drang das ärgerliche Grollen in die christliche Gemeinde hinein über das, was sich da das kleine Häuflein von ehemaligen Judengenossen geleistet hat, indem es so einfach in alle Welt hineinschrie, daß dieser hergelaufene Aufwiegler und Betrüger, der zu recht sein Leben am Kreuz beendete, der Messias Gottes sein sollte. Da hat man jahrhundertelang darauf gewartet, daß Gott diesen Messias mit aller Pracht und Herrlichkeit schicken würde und da wird nun behauptet, dieser Gotteslästerer Jesus von Nazareth soll der Messias gewesen sein. Wahrhaftig - dies war eine höchst ärgerliche Angelegenheit. Wenn er doch wenigstens sein Volk vom römischen Joch befreit hätte, dann hätte man vielleicht darin ein Zeichen Gottes gesehen, daß dieser der Messias sei, aber so ? Nein, das ist wirklich ein verteufelt ärgerliche Geschichte, die schon zur Gotteslästerung gehört. Damit wollten die Juden, die das damalige auserwählte Volk Gottes bildete, nichts zu tun haben. Sie wuschen ihre Hände in Unschuld. Aber glauben wir nur nicht, daß nur die Juden so darauf aus sind, Wunder zu erleben, von Gott Zeichen zu erhaschen, die vor aller Welt klar darlegen, daß ihr Gott der wahre Gott ist. Wie wundersüchtig unsere heutige Welt ist, beweist die augenblickjliche Jagd nach "Wunder"-Doktoren. Gestern war es Gröning. heute ist es der mit Leitungswasser heilende Wunderdoktor in Holland und wer wird es morgen sein, dem die Gunst des Volkes zuteil wird und den man dann auch zum göttlichen Menschen machen wird. Was kann schon diese wundersüchtige Welt mit einem gekreuzigten Jesus Christus anfangen?! Aber es dringt nicht nur das ärgerliche Grollen der enttäuschten wundersüchtigen jüdischen Welt durch die Kirchenmauern in die christliche Gemeinde ein, sondern wir merken, wie die Korinther gepeinigt werden von dem Hohn und Spott der Menschen der damaligen heidnischen Welt der Griechen. Was können diese Griechen, die in zahlreichen kunstvoll formulierten Systemen die Welt, die irdische und überirdische Welt, mit den Menschen und ihren Göttern zerlegt haben und für alles und jedes eine hohe Erklärung wissen, die genaue Kenntnisse haben über das, was der Gottvater Zeus zu Mittag ißt und wann er auf Reisen geht; was können diese hochgebildeten Griechen mit einem zum Kreuzestod verurteilten Gottessohn schon anfangen? Lächerlich ist für sie, überhaupt eine solche Frage zu stellen. Sie haben sich an den Kopf gefaßt und gefragt: Bin ich verrückt oder sind es diese Christen mit ihrem gehenkten Gott? Bei solch einer Fragestellung kann man in der Tat leicht dazu kommen, zu sagen: Nein und abermals nein, diese Christen sind nicht mehr normal, wenn sie doch wenigstens mit einem schönen System der Welt und ihres Gottes gekommen wären, dann könnte man sich zumindest gemeinsam hinsetzen und darüber diskutieren, aber so kann man nur den Ausdruck anwenden: Übergeschnappt! Und das, was in der damaligen Welt geschah, ist heute nicht anders geworden. Wenn wir einmal den verschiedensten Geistesströmungen und - richtungen der letzten Jahrhunderte nachgehen würden, so müßten wir entdecken, daß alle diese Ideen und Ismen mit dem gehenkten Christus nichts anfangen konnten, höchstens die Nase rümpfen und ihren Spott damit treiben. Man ließ sich wohl in ein Gespräch mit dem Christentum ein und kam dann zu den erstaunlichsten Meinungen über Jesus Christus. Die Idealisten machten ihn zum Oberidealisten, von dem man lernen könnte, wie man für seine Idee auch in den Tod ginge. Die Humanisten machten ihn zum ersten wahren Menschen, den man sich zum Vorbild nehmen sollte. Der Nationalsozialismus machte ihn zum Ehren-Arier und einige Kommunisten sahen ihn ihm den ersten Kommunisten. Das alles ist wohl möglich, aber der "gehenkte Christus", das Kreuz auf Golgatha, ist ihnen allen eine höchst ärgerliche oder lächerliche Angelegenheit. Unser Text sagt: "Sintemal die Juden Zeichen fordern und die Griechen nach Weisheit fragen, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit." Wenn der Apostel dieses feststellt, dann tut er es nicht, um uns zu informieren, wie es in der Welt draußen zugeht, sondern er ruft der Gemeinde in Korinth zu, daß diese Kräfte, die am Gekreuzigten Anstoß nehmen und sich über ihn lustig machen, nicht draußen vor der Kirchentür stehen, sondern sie sind längst in die Gemeinde eingezogen. Der ganze 1. Korintherbrief ist Zeugnis davon, daß diese Kräfte in einem erschreckenden Maße am Werke sind und die Mitte des Evangeliums, das Kreuz auf Golgatha, verdunkeln, wenn nicht niederreißen. Auch diese Tatsache finden wir nicht nur damals, sondern sie sind zu allen Zeiten dieselben. Und was will uns Christen nicht schon alles vom gekreuzigten Christus abbringen!! Da ist es einfach der Stolz, der uns nicht vor ihm niederfallen läßt, der Stolz, der glaubt, in sich selbst noch so viele Kräfte und Fähigkeiten zu besitzen, um ein gutes und anständiges Leben führen zu können. Wer auf seiner Anständigkeit und seinen Fähigkeiten, mag man sie auch christlich nennen, sitzen bleibt, der läßt das Kreuz in seiner Bedeutung nicht stehen. Das Kreuz bedeutet ja völliger Zusammenbruch unseres Lebens mit allen Fähigkeiten, mit all unserem Tun. Oder sollte das kein totaler Zusammenbruch eines Lebens sein, wenn man als Verbrecher zum Tode verurteilt worden ist? Das Kreuz auf Golgatha erinnert uns ja gerade daran, daß wir alle solche zum Tode verurteilten Menschen sind. Wir sind schon ein großes Stück vom Kreuz abgewichen, wenn wir die Nase über einen rümpfen, der neben uns in der selben Kirche sitzt, der nach unserer Meinung bisher nicht einen solchen tadellosen Lebenswandel geführt hat wie wir. Wir mißachten den gekreuzigten Christus, wenn es uns zu wenig dünkt, eine Gemeinde unter dem Kreuz zu sein, eine Gemeinde derer, an denen dort am Kreuz eigentlich die Vollstreckung des Todesurteils vollzogen werden müßte, sondern die sich zu allerlei christlichen Gruppen und Grüppchen zusammenschließen mit allerlei Sonderrechten und -vollmachten und -ausprägungen. Alle Christen zusammen bilden eine Gemeinde unter dem Kreuz oder sie bilden menschliche Geminschaften von Menschen, die an religiösen Dingen interessiert sind. Warum warnt uns der Apostel in solch entschiedenem Ton, daß wir ja nicht von dem Gekreuzigten weggehen? Damit wir nicht dem Verderben preisgegeben werden. Er sagt: "Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden." Indem er uns bittet und beschwört, doch ja auf alle Fälle beim Kreuze auszuhalten, unter keinen Umständen daran Anstoß zu nehmen, unter keinen Umständen etwas anderes in unserem Glauben an die Stelle des Kreuzes zu setzten, nicht die Lehre vom Tausendjährigen Reich und auch nicht unsere Heiligung, möchte er uns bewahren, daß wir unseren Glauben verlieren, daß wir unseren Herrn Jesus Christus verlieren. Paulus ruft die Gemeinde zu Korinth, er ruft uns alle miteinander immer wieder neu zurück zum Kreuz auf Golgatha, an dem wir unsere Schuld vor Augen haben, aber auch das deutlich wird, was für uns von einer ungeheuren Bedutung ist. Er ist sich im klaren, daß nach menschlicher Ansicht und Meinung, das Wort vom Kreuz wahrhaftig eine ganz törichte Angelegenheit ist, die unserem Denken direkt entgegengesetzt ist. Er weiß durchaus, daß die nichtchristliche Welt außerhalb der Gemeinde, er weiß, daß auch die nichtchristliche Welt innerhalb der Gemeinde, er weiß, daß der nichtchristliche Mensch in uns für dieses Wort vom Kreuz, für diesen gekreuzigten Jesus Christus, kein Organ hat. Er weiß aber das Eine, das alle froh machen kann und soll. Er weiß, daß gerade durch dieses nach Torheit und Lácherlichkeit und Unverständlichkeit aussehende Handeln Gottes am Kreuz ER seine ganze Liebe zu uns gezeigt, nein, nicht nur gezeigt, sondern ausgeschüttet hat; und zwar in einem solchen Maße, daß wir als die Reichbeschenkten dastehen dürfen und vor Freude und Glück unseren Dank nur stammeln können. Ja ist ist Whrheit: Dir sind deine Sünden vergeben. Ich, Gott, gehöre zu dir, wie du zu mir gehörst, nichts mag uns mehr scheiden. "Das Wort vom Kreuz ist uns aber, die wir selig werden, eine Gottes Kraft.
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