Kirchenjahr 1952/53 - 01 - | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:07/12/1952 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:2. Advent 1952 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Offenbarung 2, 1 - 7 | | |
Skopus: Sendschreiben an die Gemeinde zu Ephesus | | Kirchenjahr 1952/53 - 1 - 2. Avent 1952 Offenbarung 2, 1-7 "Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: dies sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der mitten unter den sieben goldenen Leuchtern einhergeht. Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, daß du die Bösen nicht ertragen kannst; du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner erkannt; du hast Geduld und hast um meines Namens willen Schweres ertragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, daß du die erste Liebe verläßt. Bedenke, wovon du abgefallen bist, kehre um und tu die ersten Werke! Sonst werde ich zu dir kommen und deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen - wenn du nicht umkehrst. Aber das spricht für dich, daß du die Werke der Nikolaiten haßt, die ich auch hasse. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist." "Ich weiß deine Werke und deine Mühe und deine Geduld."
In einer Gemeinde, von der das gesagt wird, muß etwas los sein, da muß die Gemeinde schon ihren Dienst und ihre Aufgabe ganz ernst nehmen. In dieser Gemeinde kennt man keinen Kirchenschlaf, von dem viele unserer Gemeinden befallen sind. Mit einem Worte: DIESE GEMEINDE IST IN ORDNUNG. Und eine Gemeinde, die in Ordnung ist, verdient =da sind wir doch alle einer Meinung= mit Recht dieses Lob, das ihr in diesem Wort zugesprochen wird. Was vernehmen wir von der Gemeinde Rühmliches? Die Arbeit, die dort verrichtet wird, ist von EINEM GROßEN ERFOLG GEKRÖNT. Die Gemeinde wächst von Tag zu Tag, die Gottesdienste werden immer besser besucht und die Werke der Liebe können ihre Hilfe immer weiter ausdehnen. Vielleicht machen wir uns ein Bild davon, wenn wir an unsere eigene Gemeinde denken, die aus einem Schlummerzustand erwacht ist und es ereleben darf, daß die Gottesdienste immer besser besucht werden, daß die Opferfreudigkeit in der Gemeinde wächst, wie es sich schon in so vielen Fällen in erfreulicher Weise erwiesen hat. Wir denken nur allein daran, daß die Summe, die wir bisher für die Erneuerung des Altars und des Taufsteins geopfert haben, schon auf DM 800,-- zugeht. Die Gemeinde zu Ephesus ruht aber nicht auf ihren Erfolgen aus, sondern sie ist weiter bemüht, daß die Botschaft von Jesus Christus auch in die entlegensten Winkel ihres Gebietes hineingetragen wird. Wäre es möglich, die Verhältnisse von damals in unsere heutige Zeit zu übertragen, dann würden in Ephesus auch neue Gemeindezentren geplant werden und entstehen. Dann würden noch mehr Menschen hauptamtlich in den Dienst der Gemeinde gestellt werden. Dann würden sie bestimmt dem Paulus ein Auto zur Verfügung gestellt haben, damit die Sache Jesu Christi, die eine eilige Sache ist, noch weiter und schneller vordringen könnte. Alle Gelegenheiten wurden in Ephesus ausgenutzt, um die Heiden der Umgebung unter Gottes Wort zu bringen. Aber es bilde sich nur keiner ein, als ob diese Gemeinde nur vom Erfolg lebte, nein, sie konnte in unendlicher Geduld immer und immer wieder von neuem anfangen, ohne einen Erfolg zu sehen. In jeder Gemeinde gibt es solche Arbeit, die nur mit großer Geduld getan werden kann, ohne direkte Aussicht auf Erfolg. Wir wissen es ja, wie schwierig die Jugendarbeit ist, zu der wir uns wirklich immer wieder neue Kraft und neue Geduld schenken lassen müssen . Welche eine Freude, diese große Geduld ist in der Gemeinde zu Ephesus vorhanden. Sie brachte es fertig. monatelang Menschen in ihren Reihen zu tragen, die schwach waren, die mit ihrer Gebundenheit an die Sünde das Ansehen der Gemeinde schädigten. Aber eines brachte sie unter keinen Umständen fertig: Sie duldete nicht die Zerstörer, die Aufwiegler, die, die die Gemeinde durch Lügen zersetzen wollten, in ihrer Mitte. "Ich weiß, daß du die Bösen nicht tragen kannst und hast sie einer eingehenden Prüfung unterzogen, so da sagen, sie seien Apostel und sind es nicht, und hast sie als Lügner erfunden." Harte und schwere Auseinandersetzungen mit diesen Lügnern haben in Ephesus stattgefunden. Oft sah es so aus, als ob diese Lügner die Oberhand bekamen. Viele haben sich schon von ihnen verführen lassen und sind den Zerstörern direkt in die Arme gelaufen. Und das ist das Notvolle, daß es oft Christen waren, von denen bis zu diesem Zeitpunkt gesagt werden konnte, sie seien echte Zeugen Jesu Christi. Aber außer diesen Einzelnen hat doch die Gesamtheit der Gemeinde diese Menschen als Lügner und Aufwiegler erkannt und eine klare Scheidung herbeigeführt. Daß es zu diesem Bruch in der Gemeinde kam, wird in unserem Text als ein gutes Zeichen für die Gemeinde in Ephesus angesehen. Wir können uns sicherlich denken, daß es damals bestimmt Christen gegeben hat, die meinten, dieser Bruch hätte nicht geschehen dürfen, das wäre nicht brüderlich, wäre lieblos gewesen. Aber hier sagt der Text ganz deutlich, eine Gemeinde kann Aufrührer, Aufwiegler und falsche Apostel, nicht tragen. So ist in unserem Text in kurzen Sprüchen eine Gemeinde gezeichnet, die in Ordnung ist. Aber wenn hier auch an die eine ganz bestimmte Gemeinde Ephesus in Kleinasien gedacht ist, wie sie vor 2.000 Jahren lebte, so sind damit doch wiederum die vielen Gemeindeen ins Blickfeld gerückt, die in einer gleichen oder ähnlichen Situation stehen. Oft sind wir den Eindruck nicht losgeworden, daß da statt des Namens Ephesus HASSEL stehen müßte Wir hätten dann auch diese große Freude, gelobt zu werden, und zwar gelobt zu werden, wegen des Wachstums und des Lebens der Gemeinde; wegen der vielen Mühen, die wir auf uns zu nehmen gewillt sind; wegen der großen Geduld mit den Schwachen und wegen der ganz klaren einwandfreien Richtung, die wir zu gehen bereit sind und zu wachen, daß kein Unberufener unsere Gemeinde zerstört. Und diese Freude könnte uns um so mehr erfüllen, da wir wissen, daß dieses Lob nicht die Kirchenleitung, nicht irgendein Mensch ausspricht, sondern "der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern." Also der, der der Herr der Gemeinden ist, die er in seiner Hand hält, und der, der mitten in seiner Kirche hier auf Erden gegenwärtig ist. Und dieser Herr ist der, der alles durchdringt und vor dem kein Irrtum möglich ist. Wie gern würden wir jetzt den Schlußsatz der Predigt hören und mit gehobener Brust NUN DANKET ALLE GOTT singen, in dem vollen Bewußtsein: Was sind wir doch für eine ordentliche und gute Gemeinde. Aber leider läßt uns unser Text noch nicht fort, er ruft uns zurück zu dem, der noch weiter mit uns reden will, Und nun bekommen wir etwas zu hören, was uns wie ein Donnerschlag rühren müßte: "Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe läßest. Der Herr hat also nicht nur Lobes Worte auf seinen Lippen, sondern es kommt ganz offen zum Ausdruck, daß er bitter enttäuscht ist über uns. Er, der uns durch und durch kennt, kann sich nicht vertan haben. Wie ein Gerichtswort wird von der Gemeinde zu Ephesus gesagt: "Du hast die erste Liebe verlassen." Mag es nun stimmen, aber haben wir nach dem voraufgegeangenen Lob nicht auch das Recht unsere guten Taten und Eigenschaften auf die Waage als Gegengewicht zu legen? Tun wir es aber bitte nicht, denn dieses Pfündlein, das wir dort auf die Waage legen, kommt überhaupt nicht zur Geltung. Diese Liebe, die die Gemeinde verlassen hat, ist von einer solchen Bedeutung, daß es von ihr, und nicht von unseren guten Taten und Fähigkeiten, abhängt, ob sie aus der Kirche Jesu Christi ausgestoßen wird, oder ob sie auch weiterhin als Gemeinde Jesu Christi gelten darf. "Wo du nicht umkehren willst, werde ich bald kommen und deinen Leuchter umstoßen." Wenn wir recht gehört haben, dann lautet also heute auch in unserer Gemeinde die Frage, die über Tod und Leben entscheidet: "Hast du auch die erste Liebe verlassen?" Wenn das der Fall ist, und wer wollte es verneinen können, dann nutzt unsere ganze Arbeit nichts mehr, dann spielt es keine Rolle, ob das Presbyterium zusammentritt und anscheinend wichtige Dinge bespricht. Dann nutzt es auch nichts, wenn am nächsten Sonntag hier in einem Freudenfest der neue Altar mit Taufstein eingeweiht werden, dann hat es keinen Sinn, daß wir uns noch in den Gottesdiensten versammeln, dann hat es keinen Sinn, Advent und Weihnachten zu feiern. Was nutzt denn dann dieses alles, wenn es von unserer Gemeinde heißen müßte: "Ich werde kommen und deinen Leuchter umstoßen und dich aus der Kirche ausstoßen." Ein großes Erschrecken müßte durch unsere Gemeinde gehen, daß auch an unserer Gemeinde schon die Axt angelegt ist, um uns umzuhauen. Gibt es denn keine Rettung und keine Hilfe mehr für diese Situation? Jedenfalls nicht die, daß wir darauf hinweisen, welch ein wunderbares Leben in unserer Gemeinde herrscht. Die Rettung, die uns gezeigt wird, ist die, daß wir wieder, alle miteinander, die große Liebe, die wir verlassen, nicht beachtet oder weggestoßen haben, wieder ergreifen und diese Liebe Gottes nicht mehr loslassen; daß wir wieder die Hand Gottes, die er in seinem Sohn Jesus Christus nach uns ausstreckt, nicht fortschlagen, sondern uns festhalten lassen; daß wir als Gemeinde nicht mehr den Weg unserer eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten gehen, sondern uns jetzt aufmachen zum Stall nach Bethlehem und den dort nicht mehr verlassen, der die Liebe Gottes selber ist, laßt uns mit ihm allein Gemeinde sein wollen und ihn aufs neue fragen: Was willst , das wir als Liebe in unserer Gemeinde und in unserer ganzen Umgebung praktizieren und ausstrahlen und laßt uns damit sofort anfangen. Nur so kann es dann auch von uns heißen: "Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist."
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