Kirchenj. 1954/55 bis Himmelfahrt - 6- | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:26/12/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Vizcacheras, Weihnachten 1955 Hernandarias. Weihnachten 1955 Meroú, Weihnachten 1955 Reffino, Weihnachten 1955 Aldea Protestante, Weihnachten 1955 Camarero, Weihnachten 1955
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:2. Christtag 1954 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 2, 15 - 20 | | |
Skopus: Was mit dem Kind in der Krippe angefangen hat | | Kirchenjahr 1954/55 - 6 - Lukas 2, 15 - 20 "Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war."
"Euch ist heute der Heiland geboren!" Das war die Botschaft, die die Hirten in der Nacht mitten in ihrer Arbeit gehört hatten. Das ist die Botschaft, die wir auch wieder in diesem Jahr vernommen haben: "Dir ist heute dein Heiland geboren!" Auf diese Nachricht kann es nur eine Antwort geben. Daß wir nämlich das tun, was die Hirten auf dem Felde getan haben. Sie müssen hin zu diesem Heiland. Sie müssen hin zur Krippe. Diese Freudenbotschaft aus dem Himmel: "Dir ist heute dein Heiland geboren!" will uns aus unserem grauen Alltagsleben mit all seiner Not und mit seiner Sorge herauslocken und hinweisen auf den Herrn Himmels und der Erden, der da arm und elend in einem dreckigen Stall liegt. Gegenüber dieser Freudennachricht, die uns genauso gilt wie den Hirten, gibt es nur eine rechte Antwort; daß wir auch zu diesem Jesus eilen. Wer vom Christtag nicht so in Anspruch genommen wurde, daß er dieses große Verlangen hat: Hin zu Jesus Christus!, der hat noch lange nicht ein rechtes Christfest erlebt. Wir könnten vielleicht jetzt sagen, die Hirten damals hätten es doch viel einfacher gehabt. Sie konnten doch zu diesem Stall nach Bethlehem gehen, selbst wenn es auch nur ein Stall gewesen ist. Was sollen wir aber tun, um zu diesem Kinde zu gelangen? Wo ist es denn überhaupt zu finden? In unserem Text sagen die Hirten: "Laßt uns gehen gen Bethlehem und das Wort sehen, daß da geschehen ist, das uns der Herr kundgetan hat!" Damit sprechen sie das große Geheimnis aus, daß Gottes Wort in der Krippe im Stall zu Bethlehem eine menschliche Gestalt angenommen hat. Gottes Wort kann gesehen werden. Auch heute kann Gottes Wort gesehen werden in der Taufe und im Abendmahl, auch heute kann Gottes Wort gehört werden in der Predigt. Wenn wir heute als Christen Antwort geben wollen auf die Botschaft von Weihnachten: "Euch ist heute der Heiland geboren!", dann kann es nur die sein, daß wir uns gegenseitig, wie die Hirten es auch getan haben, viel Mut machen, dahin zu gehen, wo Gottes Wort auch heute noch unter uns eine Gestalt annimmt, die wir hören, sehen, schmecken und fühlen können, und zwar im Gottesdienst der christlichen Gemeinde. Nur wer von diesem Weihnachtsfest das große Verlangen mitbekommen hat, durch das ganze kommende Jahr dahinzugehen, wo Gottes Wort gepredigt und wo die Heiligen Sakramente verwaltet werden, der kann sagen, bei mir ist der rechte Christtag gewesen: "Lasset uns hinaufgehen und hören und sehen das Wort, das der Herr uns kundgetan hat!" Von den Hirten wissen wir sogar, daß sie es so schnell taten, wie sie es eben schnell tun konnten: "Und sie kamen eilend." Seitdem diese Hirten als die Ersten hinpilgerten nach Bethlehem, hat eine einzigartige, fast könnte man sagen, Völkerwanderung begonnen, eine Völkerwanderung hin zu diesem Jesus Christus, vor dem sie huldigend niederfielen und niederfallen. um ihm die Ehre zu geben, die ihm allein gebührt. Von diesem großen Zuge hin zu Jesus Christus war etwas auf der Weltkirchenkonferenz zu Evanston in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu spüren, wo fast alle christlichen Kirchen zusammenkamen, um ihrem Herrn allein die Ehre zu geben: JESUS CHRISTUS - DIE HOFFNUNG DER WELT. Wer von der Nachricht getroffen wird: "Dein Heiland ist heute geboren!", der wird so voll echter Christtagsfreude erfüllt, daß er sich nicht erst lange überlegen muß, soll ich ein Jünger Jesu werden oder nicht, soll ich zum Gottesdienst gehen oder nicht, soll ich zu Hause mit meiner Familie beten oder nicht, soll ich jeden Tag die Heilige Schrift lesen oder nicht; nein, der die Christtagsbotschaft gehört hat, der wird von dieser Freude so erfüllt, daß er einfach sofort ein Jünger Jesu wird, daß er, wenn die Stunde gekommen ist, ohne Fragen zum Gottesdienst eilt, daß er zu Hause mit der Familie betet und die Heilige Schrift liest. Die Freude über die Geburt unseres Herrn und Heilandes läßt uns keine Ruhe, sondern macht, daß unser Gang zum Stall nach Bethlehem eine fröhliche und freudige Angelegenheit wird und kein Trauerzug. Wohl uns, wenn wir Anschluß finden an den großen Zug hin zum Stall in Bethlehem, den die Hirten anführen und denen die Zauberer aus dem Morgenlande folgen. Als die Engel den Hirten die frohe Botschaft verkündigten, da hatten sie ihnen auch verheißen: "Und ihr werdet finden das Kind!" und es wurde reale Wirklichkeit, daß sie das Kindlein finden: "Und sie fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen." Das Evangelium, das uns die große Liebe Gottes zu uns allen bezeugt, ist keine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Es geht in Erfüllung, wie es verheißen worden ist. Wenn wir uns mit auf den Weg machen, um Gottes Sohn in der Verkündigung seines Wortes und im Sakrament zu begegnen, und zwar hier im Gottesdienst an einem jeden Sonntag oder überall da, wo sonst noch die Möglichkeit besteht,sein Wort zu hören, der darf die ganz feste Gewißheit haben, daß er dort diesem Jesus Christus begegnet, daß er ihn dort findet, wie die Hirten ihn dort im Stalle gefunden haben. Was Gott zusagt, das hält er auch gewiß. Uns wird es wohl auch so ergehen, wie es diesen Männern im ärmlichen Stall ergangen war, daß ein Fragen über uns kommt: Was, das soll alles sein? Das soll der Heiland der Welt sein, der da armselig in einer Futterkrippe liegt? Was, das soll Gottes Wort sein, das uns da von der Kanzel gepredigt wird? Aber entscheidend ist, daß wir an dieser Niedrigkeit keinen Anstoß nehmen. Ja, liebe Gemeinde, suche Jesus Christus in den stammelnden Worten einer Predigt in der Kirche! Stoße dich nicht an dem geringen Taufwasser, an dem Brot und Wein! Gott hat verheißen, daß wir ihn gerade da finden werden. Und wenn Gott etwas verheißt, dann steht er auch dazu. "Ihr werdet das Kindlein finden!", so hatten die Engel es den Hirten verkündigt und "sie fanden es." Wenn wir Sorgen hätten, daß wir ihn dort nicht finden würden, dann wären wir die Ersten gewesen, bei dem Gott sein Wort nicht halten würden, und das könnten wir doch wirklich im Ernst nicht annehmen. Wir stehen hier mit den Hirten vor dem Wunder des Glaubens. Dieser Glaube hat es fertiggebracht, daß die Hirten einfach ihre Herde, ihre Tagesarbeit, verlassen, die sie doch bestimmt gern hatten, und sich aufmachten. Dieser Glaube hat es fertiggebracht, daß die harten Männer vor einem unscheinbaren Kinde, das aussah wie alle anderen Kinder auch, niederfielen und als den Heiland der Welt anbeteten. Und dieser Glaube bringt es dann auch noch fertig, daß diese bestimmt nicht redegewandten Männer ihren Mund öffnen und zu Predigern der großen Liebe Gottes werden: "Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches ihnen von diesem Kinde gesagt worden war." Nicht die gelehrten Leute, die Hohenpriester und Schriftgelehrten, ja nicht einmal Maria und Josef, sondern diese völlig ungebildeten Hirten, die nie ein Buch in der Hand gehalten hatten, wurden die ersten Verkündiger des Ecvangeliums, Boten dieses Herrn der Welt, der als ein kleines Kind in der Futterkrippe lag. Dieser Jesus Christus ist es später dann auch gewesen, der einfache Fischer zu seinen Boten machte. Wenn wir das lesen und hören, dann werden auch wir alle daran erinnert, daß es doch eigentlich unmöglich ist, daß wir diesen Heiland und Erretter gefunden haben und es nicht weitererzählen. in unseren Familien und in unseren Freundes- und Bekanntenkreisen. Wer seinen Heiland gefunden hat, wie es die Schrift verheißt, der wird auch zu seinem Zeugen vor der Welt. Wir brauchen dazu kein Pfarrer zu sein und wir haben dazu auch keine Kanzel nötig. Der Glaube ist es, der uns unseren Mund öffnet, damit wir Zeugen Jesu Christi werden. Spürt es schon unsere Umgebung, daß wir bei dem Heiland der Welt gewesen und niedergefallen sind und ihm als unseren Herrn und Meister angebetet haben? Denken wir daran, daß es zum Christsein gehört, den Mund vor aller Welt aufzutun und unseren Glauben zu diesem Herrn zu bekennen. Es ist durchaus nicht erstaunlich, daß alle die Leute, die das Wort der Hirten hörten, verwundert den Kopf schüttelten: "Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten." Doch nicht das war erstaunlich und verwunderlich, daß ein Kind in solcher Armut geboren wurde, denn wieviele Kinder werden heute noch in solcher Armut geboren. Auch das war nicht erstaunlich, daß die Engel zu den Hirten geredet haben, das ist früher schon hin und wieder vorgekommen. Aber das ist für sie und für uns alle etwas völlig Unbegreifliches, daß Gott , der Herr, selber als ein Mensch mitten unter uns gekommen ist, Das war und ist etwas Unerhörtes, noch nie Dagewesenes. Das ist etwas, was wir mit unserem Verstande nicht begreifen können und mit unserern Sinnen auch niemals begreiflich machen können. Entweder lehnen wir es als puren Unsinn ab, oder wir nehmen es im Glauben als Gottes große Liebestat für uns an. Und wenn wir genauso wie die Hirten dieses große Wunder verkündigen, dann können wir es den Leuten nicht plausibel machen wie 2 x 2 = 4 ist. Nein, das können wir nicht. Aber das eine können wir, schlicht und einfach wie die Hirten das verkündigen, was wir erlebt haben, trotz aller Verwunderlichkeit. Manche von denen, die das Wort der Hirten gehört haben, werden natürlich ungläubig den Kopf geschüttelt und die Hirten für verrückte Leute gehalten haben. Ganz bestimmt wird das so gewesen sein, wie es auch uns ergehen wird, wenn wir etwas von der rechten Weihnachtsfreude weitererzählen und nicht von äußerlichem Weihnachtsgetue. Aber doch dürfen wir es wissen, daß unser Verkündigen dennoch nicht umsonst sein wird. Von einem Menschen erzählt uns unser Text, der das Wort der Hirten mit einem gläubigen Herzen aufgenommen hat: "Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen." Und wenn es nur einer ist, der auf das verkündigte Wort hört, dann ist unser Reden von Jesus Christus nicht vergeblich gewesen. Wir spüren bei Maria und bei den Hirten, wie sich echter Glaube zeigt. Maria geht ihrer Beschäftigung als Mutter ihres Kindes nach und die Hirten kehren zurück zu ihrer Herde. Es passiert nun nichts Gewaltiges, sondern der graue Alltag nimmt sie mit allen Nöten gefangen, wie er auch uns schon morgen wieder gefangen nehmen wird. Dennoch sind es nicht dieselben Hirten und nicht dieselbe Maria, die in den Alltag zurückkehren. Sie können wohl das gewaltige Freudenereignis noch nicht ganz fassen, aber dennoch kommt von dem Geschehenen und dem Kommenden schon ein heller Schein in ihre Herzen: Unsere Not wird ein Ende haben, so klingt es es bei ihnen in den Alltag hinein. Gottes liebende Hände haben nach uns gegriffen. Noch ist das ganze Werk nicht vollendet, aber sie können im Glauben warten auf das, was an noch größerer Freude auf sie wartet. Sie können warten, bis die große Wende aller Dinge anbricht. Gott wird auch diesmal sein Wort wahrmachen. Und diese frohe Gewißheit läßt sie in den Alltag hineingehen, der doch nicht mehr derselbe Alltag ist, sondern ein Leben in der großen Freude auf das Kommende. Was spielt da die Not des gegenwärtigen Alltags überhaupt noch für eine Rolle! Und diese Freude läßt die Hirten mitten bei der Arbeit Gott loben und danken für das, was sie gehört und gesehen haben, denn sie wissen und stehen im Glauben, daß diese Kind einmal vollenden wird, was es in der Krippe begonnen hat, nämlich sder Heiland der Welt, dein und mein Heiland zu sein.
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