Kirchenj. 1954/55 bis Himmelfahrt - 5- | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:24/12/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Camarero, Weihnachten 1956 Reffino, Weihnachten 1956 Meroú, Weihnachten 1956 Vizcacheras, Weihnachten 1956 Hernandarias, Weihnachten 1956 Aldea Protestante. Weihnachten 1956 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Heiligabend 1954 -Christvesper- | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jesaja 11, 1 - 2a | | |
Skopus: Aus dem Zusammenbruch wächst Leben | | Kirchenjahr 1954/55 - 5 - Jesaja 11, 1 - 2 a "Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchen wird ruhen der Geist des Herrn."
Jesus Christus, der Heiland der Welt, ist geboren. So haben wir es vom Altar her aus dem Evangelium gehört. Und wenn wir genau zugehört haben, dann ist uns vielleicht auch deutlich geworden, daß es damals ganz anders in dem Stall zu Bethlehem zugegangen ist, als es von uns angenommen wird oder als es von uns noch in unseren Köpfen herumschwirrt. Nichts Feierliches geschah dort in Bethlehem, sondern wir taten nur einen BlIck in ein Flüchtlingsschicksal. Maria und Josef auf der Landstraße wie so viele andere auch zu unserer Zeit, den Unbilden der Heimatlosigkeit ausgesetzt. Und dann kam noch auf der Landstraße hinzu das schwere Geschehen der Geburt über Maria. Ja, mehr war da nicht aufzutreiben als dieser erbärmliche Stall. Welch eine harte und erbarmungslose Wirklichkeit. Nicht in einer gefühlvollen Regung eines weihevollen Geschehens könnten uns die Tränen kommen, sondern aus lauter Mitleid und Schmerz über das, was dort in der grauenvollen Flüchtlingsnot passierte. Und man könnte schon fragen, warum denn dieses alles? Das ist doch auch das Fragen unserer Tage. Diese Not, wie sie uns in der Weihnachtsgeschichte geschildert wird, verfolgt uns bis zum heutigen Tage? Warum diese Not und warum all das Elend unserer Tage? Und wir haben hoffentlich nicht unsere Augen und Ohren verschlossen und meinen, das gäbe es unter uns nicht mehr. Schauen wir nur einmal diese angsterfüllten und sorgendurchfurchten Gesichter der Menschen an. Lassen wir uns nur einmal den Blick öffnen für die verhärmten Gestalten um uns her oder vielleicht sind wir selbst solche Gestalten und laufen mit solchen Gesichtern herum. Warum das alles? Dieselbe Frage hatten auch die Menschen im alten Volk Gottes zur Zeit des Propheten Jesaja: Warum läßt denn Gott, der Herr, solch ein furchtbares Unglück über uns hereinbrechen? Sind wir nicht solche patenten und feine Menschen, die eigentlich etwas Besseres verdient haben? Gott ist doch ungerecht. Das war der Weisheit letzter Schluß. Jesaja der Prophet, sieht in unserem Text einen abgehauenen Baumstumpf und fordert uns auf, ihn einmal anzusehen. Früchte sollte dieser Baum einmal tragen und nichts war davon zu finden. War es da nicht mehr als richtig, daß dieser Baum abgehauen und ins Feuer geworfen wurde? Mit diesem abgehauenen Baumstumpf ist zuerst das Königtum Davids und das alte Volk Gottes gemeint, aber darüber hinaus müssen auch wir als christliche Kirche uns darin erkennen. Alle Menschen, du und ich, können uns in diesem abgehauenen Baumstumpf wie in einem Spiegel erkennen. Denn, so müssen wir jetzt fragen: Wie steht es mit unserer Frucht, die wir für Gott bringen sollten? Wie steht es mit unserem Gehorsam Gott gegenüber in unserem alltäglichem Leben, in der Familie, an der Arbeitsstelle oder wo es sonst sein mag? Wir alle sind doch solche fruchtlosen Bäume, solche ungehorsamen Menschen. Darüber kann auch nicht die Tatsache hinwegt":auschen, daß wir hier uns zur Christvesper versammelt haben. Hätte Gott nicht wirklich ein Recht darauf, die Axt auch in unserem Leben anzulegen, unser Leben zu fordern, weil auch wir ungehorsam sind? Daß Gott das tun kann und auch tut, das haben wir erlebt in den Jahren des Krieges und in der Nachkriegszeit und das merken wir auch in unseren Tagen. Wissen wir, ob wir nicht schon morgen einem abgehauenen Baum gleichen, der ins Feuer geworfen wird, der zum Friedhof hinausgetragen wird? Alles Elend und alle Not, alle Grausamkeit und alle Gewissensnot, in denen wir mitten drin stecken, hat unser Ungehorsam Gott gegenüber, hat unser Pfeifen auf Gottes Wort, verursacht. Wir als die ungehorsamen Menschen machen die uns gegebene Erde zu einer Ausgeburt der Hölle. Wir haben uns und unsere Welt reif gemacht zum Gerichtszorn Gottes und von diesem Gerichtszorn bekommen wir Tag für Tag in unserem Leben zu spüren, wie es auch die Beiden unterwegs dort auf den Straßen Palästinas zu spüren bekommen haben: Maria und Josef. Die Willkür eines Kaisers Augustus, der nach dem Gelde seiner Untertanen griff, läßt sie Beide Haus und Hof verlassen und zu ihrem Geburtsort eilen, damit sie vom Steuereinnehmer registriert werden. So sind sie tagelang auf den Straßen der Welt schutz- und hilflos allen Gefahren ausgeliefert. Sie sind nicht allein, sondern mit ihnen eilen noch viele andere Menschenmassen. Kein Mensch ist davon ausgenommen, wenn Gott seine drohende Hand gegen uns erhebt. Da ist aber keiner von unter uns, der von sich behaupten könnte, er habe all das Schwere in seinem Leben nicht verdient, er könne vor Gott mit einem erhobenen Haupte treten. Aber mitten im Elend, mitten in der Not, geschah dort unter den Flüchtlingen etwas Besonderes, etwas Einmaliges. Mitten in diese so unheilvolle Welt hinein kommt Gott selber in der Gestalt seine Sohnes. Gott selbst wird einer von uns, er nimmt unser Gerichtsschicksal auf sich. Er erscheint als unser Bruder mitten unter uns, die wir eigentlich reif sind zur Vernichtung. Gott, der den Baum der Menschheit schon hat fallen lassen in seinem Zorn, greift in dem Geschehen dort in dem Stall zu Bethlehem noch einmal seiner ganz großen Liebe nach uns und gibt uns die letzte Chance vor der endgültigen Verurteilung. Wir singen doch auch im Liede: "Heut schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis; der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis!" Noch einmal reißt Gott die Tür zum Paradies, die Tür zu seiner so großen Liebe zu allen, die ein menschliches Antlitz tragen, weit auf. Wir spüren etwas von dem hellen Schein, der von Gott her in unsere trübe und finstere Welt, in unser so trübes und finsteres Herz, hineinstrahlt. Der Christtag ist die letzte Chance unseres Lebens, damit wir uns unsere Hände von ihm füllen lassen. So geht Gottes Zorn und Gericht an uns vorüber, wenn nicht, so bleiben wir in der ewigen Verdammnis, dann werden auch noch der Stumpf und die Wurzel ins Feuer geworfen werden. Da in der Krippe im Stall zu Bethlehem liegt Jesus, der Sohn Gottes, der von Gott in die Welt zu uns kam, um es noch einmal mit uns zu versuchen, ob wir nicht doch noch endlich uns an die Hand nehmen lassen, um zum Vater im Himmel zurückzukehren, und nicht mehr unsere eigenen Wege zu gehen.In der Krippe liegt der Mensch, der nun endlich an unserer Stelle die Frucht bringt, auf die Gott bei uns so lange umsonst gewartet hat. Dort liegt der eine Mensch, der Gott in allen Stücken gehorsam sein wird; ja, wir wissen es, der sogar gehorsam sein wird bis zum Tode am Kreuz. Was da im Stalle zu Bethlehem geschah, geht uns alle an, denn davon, ob wir dieses Kind auch in unserem Herzen einen Platz gewähren, hängt es ab, ob die Botschaft der Engel auch uns erreicht: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids." Das Wunder, das damals keiner für möglich hielt, ist geschehen, aus dem verdorbenen Geschlecht kam der Heiland der Welt und nun möchte auch das andere Wunder Wirklichkeit werden, daß aus einem Menschen, der wegen seines Ungehorsams hilflos und gerichtsreif war, nun einer wird, dem an der Krippe das ganze Heil geschenkt, der aus einem ungehorsamen Menschen ein gehorsamer Christ, wird, daß aus einem verpfuschten Leben doch noch ein neuer Sproß hervorbricht und uns su einem neuen Leben im Gehorsam führt. Um dieses doppelte Wunder laßt uns in dieser Weihnachtszeit bitten.
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