Kirchenj. 1954/55 bis Himmelfahrt - 3- | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:12/12/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:3. Advent | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 11, 2 - 6 | | |
Skopus: Frage des Täufers an Jesus | | Kirchenjahr 1954/55 bis Himmelfahrt-3-Matthäus 11, 2-6 "Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei und ließ ihm sagen: Bist du der, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr sehet und höret: Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, der sich nicht an mir ärgert."
Armer, armer Johannes, so möchten wir am liebsten ausrufen. Der Täufer dort im Gefängnis des Königs Herodes kann uns richtig leid tun. In einer nicht zu überbietenden Weise hat dieser Mann im Advent, durch sein Leben und durch seine Predigt das Volk Gottes aufgefordert, sich auf den kommenden Messias zu rüsten. Allen Menschen hatte er zugerufen, mit ihm dem Messias entgegenzueilen, mit ihm MENSCHEN IM ADVENT zu sein. Wenn es schon Menschen im Advent gegeben hat, Menschen in der Erwartung des Kommenden, und diese Menschen hat es gegeben, denken wir nur an Maria, Simeon und Hanna, so war aber Johannes der Täufer doch der Größte von allen. Er war es gewesen, der verkündigt hatte: "Ich muß abnehmen, jener aber muß zunehmen." Der Täufer hatte wirklich und wahrhaftig seine ganze Hoffnung auf ihn gesetzt, auf den, den er im Jordan hat taufen dürfen. Er hatte in der Tat erwartet, daß nun, da dieser Erwartete gekommen ist, dieser Erwartete das wahrmachte, was er als Täufer verkündigt hatte: Der kommende Messias hat die Axt schon angelegt, um die fruchtlosen Bäume niederzuschlagen und zu verbrennen, oder: Der kommende Herr hat den eisernen Besen schon in der Hand, um die nutzlose Spreu in alle Winde zu zerstreuen. Das war doch seine Botschaft an die Menschen von damals gewesen: Nun im Angesichte des kommenden Richters umzukehren und einen neuen Weg zu gehen. Hinter der Botschaft vom Messias und der Aufforderung zur Umkehr stand die zürnende Gestalt eines Weltenrichters, der alle Ungehorsamen einer gerechten Strafe zuführt. Johannes mit seiner Botschaft gleicht nur zu sehr unserem Reden von Jesus Christus und unserem Zeugen vom Messias gegenüber den Menschen außerhalb der Kirchenmauern, außerhalb der Gemeinde. Was sagen wir, wenn wir Jesus Christus anderen Menschen bezeugen, wenn wir auf ihn hinweisen? Ist es nicht zum größten Teil ein Reden in der Art und Weise, daß wir losdonnern und lospoltern: Wehe euch, ihr Heiden! Wehe euch, ihr gottlosen Menschen! Jesus Christus wird euch schon am Jüngsten Tage eine Antwort auf euren Ungehorsam, auf eure Gottlosigkeit, geben, daß euch Hören und Sehen vergeht. Oft schon ist es mir auch in dieser Gemeinde in Gesprächen begegnet, daß bitter ausgerufen wurde, der und der wird schon seine gerechte Strafe erhalten. Dabei wünschten wir uns sogar, daß diese Strafe noch zu unseren Lebzeiten eintrete, oder wie oft hören wir bei Unglücksfällen, bei Unfällen oder beim Tode: Ja. nun hat auch dieser von Gott seine gerechte Strafe erhalten. Passen aber wir dabei auf, daß es uns nicht so geht wie dem Täufer Johannes. Er hatte erwartet, daß Jesus Christus mit harter Faust aller heuchlerischen Frömmigkeit ein Ende setzt und stattdessen muß er erleben, daß er sich auch mit den frommen Pharisäern und Sadduzäern an einen Tisch setzt. Er hatte erwartet, daß Jesus Christus eine scharfe Trennung zieht zwischen sich und den besonders großen Sündern, den Ehebrechern und Dieben und Zöllnern und stattdessen muß er hören, daß er mit ihnen verkehrt wie mit seinesgleichen. Er hatte erwartet, daß sich nun Himmel und Erde bewegen werden, um ein furchtbares Gericht auf dieser Erde unter allen Menschen zu halten und stattdessen geht alles seinen normalen und gewohnten Gang weiter. Hoffte der Täufer vielleicht nicht im Stillen auch, daß nun er, nachdem er seine Aufgabe als Adventsbote erfüllt hatte, von dem Messias beschützt in allem Gericht, seinen Tag bis zu seinem Tode vollbringen dürfe. Und da ist das furchtbare Geschehen, daß er im Gefängnis wegen seiner Adventsbotschaft auch gegenüber einem ehebrecherischen König einem schmählichen Ende entgegengehen muß. Und der Messias? - Der krümmt auch nicht seinen kleinen Finger für ihn. Was Johannes vom Messias hört, ist alles so ganz anders. Nicht als zorniger Richter geht Jesus Christus durch das Land, sondern als der helfende und heilende und schuldvergebende Herr. Darüber zerbricht er im Gefängnis. Er zweifelt daran, ob er überhaupt ein Adventsbote gewesen ist. Er, der Bote im Gerichtsadvent, läßt durch 2 seiner Jünger Jesus Christus fragen: "Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?" Wenn er auch nicht "aus noch ein"- weiß in seiner Ratlosigkeit, so läßt er doch den, zu dem sich sogar bei der Taufe der Vater im Himmel bekannt hatte, nicht einfach los, sondern möchte direkt von ihm eine Antwort haben auf alle seine Fragen. Wer könnte ihm denn auch schon eine Antwort geben, wenn nicht der, von dem Gott bezeugt hat: "Dieser ist mein lieber Sohn!" Dadurch, daß der Täufer das tut, sich an den Herrn selbst zu wenden, dadurch wird seine so ausweglose Lage nicht verzweifelt, denn hier bei Jesus Christus wird er schon die rechte Antwort erhalten. Das ist nicht nur bei Johannes so, sondern auch in allen unseren Lebenslagen darf es so sein, daß wir uns an diesen Jesus Christus wenden. Es werden immer wieder über uns Zweifel und Sorgen und Nöte hereinbrechen, sodaß wir meinen, die Wellen würden über uns zusammenschlagen und wir nehmen vielleicht auch an, der Herr habe uns verlassen. Oder wir zweifeln überhaupt an ihn. So schlimm das auch ist, so schlimm das auch bei Johannes im Gefängnis war, verloren ist die ganze Angelegenheit doch noch nicht, wenn wir in aller Wirrnis und in allem Zweifel uns an den wenden, der uns allein die rechte Antwort geben kann. Die zwei Jünger des Johannes kommen zu ihm zurück, nicht mit einer zürnenden Antwort und auch nicht mit irgendeiner Patentlösung. Jesus Christus schickt sie zurück mit der Nachricht, sie sollen ihrem Täufer erzählen, was sie von ihm gesehen und gehört haben: "Jesus Christus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes wieder, wasd ihr sehet und höret!" Und was haben sie gehört und gesehen von diesem Jesus von Nazareth, der der Messias Gottes sein soll? Eben genau sasselbe, was Johannes, der Täufer, auch schon vorher von ihm gehört hat, also nichts Neues: "Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben Hören; die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt." Und doch hat diese Feststellung dessen, was Jesus tut, eine Antwort für Johannes, die ihm Klartheit über sich selbst und über den Messias geben kann. Er bekommt auf seine Zweifel die Antwort, daß Jesus von Nazareth in der Tat der Messias ist. Johannes ist nicht umsonst ein Mensch im Advent gewesen. Der, auf den er hingewiesen hat in seinem Rufen, ist der Verheißene Gottes. Er braucht im Gefängnis neben seiner Not als Märtyrer nicht noch die Not zu haben, als ob sein ganzes Warten umsonst und vergeblich gewesen sei. Nein, Jesus von Nazareth weist darauf hin, daß er der ist, von dem der Prophet Jesaja verkündigt hat. Allerdings muß der Täufer es sich gefallen lassen, daß er an einem Punkte seiner Verkündigung durch Jesus Christus zurechtgewiesen wird. Er war ein Bote im Gerichtsadvent, ein Bote, der den Messias als den zornigen Richter verkündigte, und er hätte sein dürfen eine Bote im HEILSADVENT. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob Jesus Christus verkündigt wird als der, der über uns ein furchtbares Gericht hält, oder ob mitten unter uns Jesus Christus verkündigt wird als dein und mein Heiland, der es macht, "daß die Bliunden sehen und die Lahmen gehen und die Aussätzigen rein werden und die Tauben hören, die Toten auferweckt und den Armen das Evangelium verkündigt wird." Wir alle, die wir gern Jesus Christsus verkündigen als den Messias mit der Peitsche oder mit dem Richtschwert, die wir mit ihm anderen Menschen drohen, wir müssen uns mit Johannes, dem Täufer zurechtweisen lassen: Laß das Drohen und Schelten, sondern verkündige mich als den Heiland der Welt. Ich komme zu dir nicht als dein Richter, sondern als dein Erlöser. Ich heile und mache dein Leben neu. Ich schaffe dir den Zugang zu deinem Vater im Himmel frei. Gerade den Armen verkündige ich die frohe Botschaft. Und wer ist denn schon arm, wenn nicht die, die unter ihrer Schuld und Last zusammenbrechen. Wer ist denn schon arm, wenn nicht die, die auf krummen und unredlichen Wegen gehen. Wer ist denn schon arm, wenn nicht du, du Johannes und du, der du meinst, deinen Nächsten um dich her mit Jesus Christus drohen zu müssen. Gerade darum, daß ich gekommen bin, den Armen das Evangelium zu verkündigen, gerade darum brauchst du im Gefängnis nicht zu verzweifeln, denn ich bin auch für dich da. Auch du hast es nötig, daß ich dein Heiland bin und nicht dein Richter. Meinst du, du könntest vor mir als deinem Richter überhaupt bestehen? Nein, nein, auch du als der größte Prophet, auch du als Christ, kannst nur leben davon, daß es einen Heilsadvent gibt. Es kommt alles darauf an, daß wir alle miteinander das erkennen, daß gerade der Jesus von Nazareth, wie er damals lebte, heilte, verkündigte, litt und starb und auferstand, unser Messias, unser erwartete Herr und Heiland ist, denn nur so, bricht für uns alle unser Heil an, während es sonst verschlossen blieb: "Selig ist, der sich nicht an mir und meiner Niedrigkeit und meinem Auftrage als ein Heiland aller Menschen, ärgert." Wenn es doch auch uns in dieser Advents- und Weihnachtszeit geschenkt würde, Menschen im Heilsadvent zu sein oder zu werden, die wissen, mein Helfer hat sich zu mir aufgemacht; die wissen, der Retter ist zu allen Menschen bereits unterwegs und wir haben den Auftrag, diese frohe Botschaft weiterzusagen. Laßt uns um dieses Kommen unseres Heilandes zu uns und zu allen Menschen bitten!
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