Kirchenj. 1954/55 bis Himmelfahrt - 1- | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Buer-Hassel
Fecha/Datum:28/11/1954 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:1. Advent | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 21, 1 - 11 | | |
Skopus: Jesus auf dem Wege zum Thron | | Kirchenjahr 1954/55 bis Himmelfahrt - 1 - Matthäus 21, 1 - 11 "Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir! Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die anderen hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sprach: Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth aus Galiläa."
Es ist wieder so weit. daß der König der Ehren seienen Einzug in Jerusalem halten will. Wir haben es ja wieder in den letzten Tagen erfahren, was es heißt, ein Kaiser zieht in eine Stadt mit allen Ehren ein. Wir wissen, mit welcher Begeisterung der NEGUS, Kaiser von Äthiopien, überall in unseren Städten empfangen wurde. Aber noch viel größer sind alle Anstrengungen und Vorbereitungen und Hurraschreie, wenn ein neuer Regent seinen Thron zum ersten Male besteigt. Kaum zu glauben - diese Prachtentfaltung dabei und diese Begeisterung. Auch in unserer Geschichte findet ein Einzug und eine Thronbesteigung eines Königs statt. Nein, nicht eines Königs, sondern des Königs aller Könige. Selbstverständlich ist es dabei, daß auch dieser Einzug verglichen wird mit den anderen Einzügen der Könige und Kaiser und deren Thronbesteigungszeremonien. Allerdings werden wir erschüttert sein über das, was wir dabei feststellen können, denn es muß unweigerlich die Frage kommen, was hat unsere Geschichte überhaupt mit einem Einzug eines siegreichen Machthabers in die Stadt zu tun? Da sehen wir doch diesen Menschen Jesus von Nazareth auf einem Esel sitzend in die Königsstadt Jerusalem einziehen. Wie wir uns auch anstrengen, um etwas königliches an ihm festzustellen, wir werden enttäuscht sein. Wir entdecken nämlich nichts Königliches an ihm. Er trägt kein Purpurgewand und hat auch kein goldenes Zepter in der Hand. Er fährt nicht in einem goldenen Staatswagen einher. Auch reitet er nicht stolz auf einem Roß. Er zieht in Jerusalem ein auf einem Esel, auf einem armer Leute Tier. Ja, wenn er noch wenigstens auf seinem eigenen Esel gesessen hätte, aber wir erfahren aus unserer Geschichte, daß er sich diesen Esel sogar hat pumpen müssen. Reichlich lächerlich - nicht wahr - , hier von einem König zu sprechen. Was wir hier zu Gesichte bekommen ist nur eine Karrikatur, eine Attrappe eines Königs. Jeder echte und anständige König oder Machthaber würde es sich schwer verbieten, mit solch einer Gestalt überhaupt verglichen zu werden. Nichts ist vorhanden, was an den Einzug eines wahren König erinnert. Und wenn wir einen Blick tun in das Geschehen nach diesem Einzug, würden wir entsetzt sein. Normalerweise folgt einem solchen Einzug immer die Krönung mit der Thronbesteigung. Und es folgt auch die erste programmatische Rede des neuen Königs. Diesem Einzug des Jesus von Nazareth in die Königsstadt Jerusalem folgt in der Tat auch eine Krönung. Aber es ist keine Krone aus purem Gold mit den herrlichsten Diamanten besetzt, sondern es ist nur eine Dornenkrone, die ihm auf das Haupt gedrückt wird, sodaß das Blut heruntertrieft. Er wird auch auf einen erhöhten Stuhl gesetzt, aber - welch ein Hohn! - es ist das Kreuz, an dem er zwischen Himmel und Erde hängt. Auch Jesus von Nazareth hält eine Thronbesteigungsrede von seinem erhöhten Platz des Kreuzes aus. Aber die Antrittsrede des neuen Königs lautet: "Mich dürstet!" und "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!" Also so endet der Einzug dieses Jesus von Nazareth in Jerusalem. Wir können uns nur zu gut vorstellen, daß die Führer des damaligen Gottes Volkes nur verächtlich die Nase rümpfen: "Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der?" Und kurze Stadt später brüllt das ganze Volk: "Kreuziget, kreuziget ihn!" Daran ändert auch nichts, daß hier in unserer Geschichte von einem kleinen Völklein gesprochen wird, als ob es diesem König zugejubelt hätte. Ja, diese kleine Schar hatte wohl dem einziehenden Jesus zugejubelt, aber sie tat es nur deshalb, weil sie fest damit gerechnet hatten, es werde sich wohl doch noch alles ändern; weil sie angenommen hatten, er werde doch noch durch einen Staatsstreich alle Macht an sich reißen und dann mit aller Pracht und Herrlichkeit den Thron besteigen und die Römer fortjagen. Aber als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, flohen auch sie ALLE. Es ist in der Tat so, daß dieser Jesus von Nazareth mit seinem Einzug in Jerusalem nicht einzuordnen ist mit der Vorstellung, die wir uns über einen König und auch Präsidenten machen. Und doch, so sagt es unser Text, dieser Jesus ist wirklich und wahrhaftig ein König, ja er ist sogar der König aller Könige, der Herr aller Herren. Er ist der, den Gott schon durch seine Propheten dem Volk Israel versprochen hatte. Er ist der, durch den Gott sein Werk zu unserem Heil zur Vollendung bringen wollte. Schon der Prophet sagte es mehrere Jahrhunderte voraus, daß der König Gottes auf diese Weise in Jerusalem einziehen wird. "Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin." Vielleicht kommt jetzt unter uns die Frage, was soll dann überhaupt diese so ernste Geschichte heute am 1. Advent. Sie paßt doch garnicht zu uns, die wir uns in den kommenden Tagen und Wochen von Adventstimmungen getragen wissen möchten. Sie paßt doch garnicht zu den Weihnachtsbäumen auf den Plätzen unserer Stadt und zu den Lichtern und den Schaufenstern und erst recht nicht zu dem Hasten und Jagen der Menschen bei den Vorbereitungen zu Weihnachten. Wir alle gehören ja zu ihnen, die jetzt besonders mithasten und -jagen. Diese Geschichte versauert ja direkt uns alle Adventsstimmung. Ja, tut sie das wirklich? Es wäre sehr gut, wenn es diesem einziehenden König in Jerusalem wirklich gelänge, uns unsere ganze süße Stimmung zu versalzen. Denn das müssen wir ganz klar und deutlich hören, diese Geschichte ist am 1. Advent nicht fehl am Platze, wohl ist es unser ganzes Getue in der Adventszeit gleichwie es aussehen mag; dieses unser Getue in der Adventszeit ist fehl am Platze. Advent, rechte Advent, hat es immer mit diesem Jesus von Nazareth zu tun, wie er da so fern aller äußeren Würde und ohne Macht und Herrlichkeit einzieht. Gerade dieser ist der König Gottes, gerade dieser ist es, auf den wir uns in der Adventszeit rüsten wollen. Er hätte es auch anders gekonnt; er hätte auch seine Macht zeigen können, doch er verzichtet darauf, damit er durch sein Armwerden, durch sein Leiden und Sterben uns den Weg zum Vaterherzen öffnete. Jesu Niedrigkeit und Leiden und Sterben vollbrachte das Heilswerk Gottes für uns. Dieser so verschmähte König Jesus Christus konnte dann am Kreuz in der letzten Stunde ausrufen: "Es ist vollbracht!" Es ist nämlich vollbracht durch ihn, daß wir mit unserem Ungehorsam Gott gegenüber nicht mehr durch dieses Leben gehen brauchen, sondern daß wir alle es hören dürfen: Durch unsere Schuld ist ein Strich gemacht. Wir dürfen nun frei und ledig sein. Wir sind wieder Kinder Gottes, der Zugang zum Vater ist errungen. Adventszeit bedeutet, sich auf diesen Herrn und auf sein Kommen vorzubereiten, mit aller unserer Schuld zu ihm zu kommen und sie ihm vor die Füße zu legen. So ruft uns unsere Geschichte heute zurück von allen falschen Adventsvorbereitungen, von allen Stimmungsmachereien und von allen Betriebsamkeiten und fordert uns auf, ihn zu empfangen als den, der uns unsere Schuld vergibt und uns von ihr frei macht. Die vergangenen Generationen haben von einer solchen Adventsvorbereitung noch gewußt, als sie die Adventszeit beging als eine Zeit der Buße. Laßt auch uns es wieder neu lernen, in einer solchen bußfertigen Haltung ihn, Jesus Christus, als unseren Herrn zu empfangen. In dieser Weise ist der Einzug in Jerusalem trotz aller Ärmlichkeit und trotz allen Hohnes und Spottes dennoch der Einzug des von Gott gesandten Messias und Heilandes. Jesus Christus ist wirklich und wahrhaftig der Herr aller Herren, der nur eines im Sinne hat, uns das ganze Heil zu schenken. Darum kann es eigentlich für uns nichts anderes geben, als daß wir diesem einziehenden König zujubeln und zurufen: "Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
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