Jahreslosungen 13 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:23/11/1974 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Grabschental, 9-2-1975 -deutsch- Diamante, 15-10-1977 -spanisch- Reffino, 16-10-1977 -spanisch- Aldea Protestante,26-2-1978-spanisch-conf. Meroú, 16-7-1978 -spanisch- ]Hasenkamp, 20-8-1978 -spanisch- Camarero/Puiggari, 7-10-1978 -spanisch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Jahreslosung 1974 - Lema anual 1974 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Johannes 8, 32 - Juan 8: 32 | | |
Skopus: Was ist Wahrheit für den Christen? | | Jahreslosungen 1974 13 -Johannes 8,32 "Jesus Christus spricht: Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen."
Jesus Christus hat in unserem Text etwas ausgesprochen und angesprochen, was unser ganzes menschliches Leben durchzieht und was uns nicht mehr losläßt. Es ist die Frage nach der WAHRHEIT. Dabei ist diese Frage keine philosophische Frage, die nur einige wenige Wissenschaften beschäftigt, sondern eine Frage, die in das Leben eines jeden Menschen auf dieser Erde hineinragt, ohne zu fragen, ob der betreffende schwarz oder weiß, reich oder arm, hungrig oder satt, krank oder gesund, Regierender oder Regierter, ist. Wieviele Menschen quälen sich mit der Wahrheitsfrage ab: Warum bin ich überhaupt auf dieser Erde und welchen Sinn hat das Leben? Andere werden mit der Frage nicht fertig: Warum muß ich so krank sein oder warum wurde mir der liebste Mensch durch den Tod von der Seite gerissen? Dazu komen weitere persönliche Fragen, die wir kaum zu beantworten wissen, wie etwas die, warum scheitern alle meine Bemühungen, aus einer gewissen Misere herauszukommen und warum muß ich das menschliche Leben so schwer nehmen. Zu diesen ganz persónlichen Fragen kommen die, die in einem großen Maßstab uns beschäftigen. Warum geht es den Menschen in Nordamerika und in Europa so gut, und bei uns in Südamerika, auch in Asien und Afrika, verhungern Millionen von Menschen? Warum wird das Zusammenleben immer grausamer und der eine fürchtet sich vor dem anderen? Warum werden die Ergebnisse der Forschung und der Wissenschaft zu unserem Schaden ausgenutzt und nicht zur Verbesserung des menschlichen Lebens? Unzählig sind die Fragen, die nach einer wahren Antwort Ausschau halten. Und über all diesen Fragen finden wir keine Antwort auf die Frage: Warum läßt unser Gott, der uns liebt, dieses alles ohne Eingreifen zu? Selbstverständlich gibt es auf die verschiedenen Fragen Antworten, die wir uns selbst geben, oder die uns andere geben. Entweder sind sie unvollständig, weil wir keinen Einblick in die wirklichen Hintergründe der Geschehnisse haben oder sie werden so gegeben, daß sie bewußt uns im Unklaren und im Dunkeln halten sollen, damit an den bestehenden Verhältnissen nichts geändert wird. Es gibt Kräfte und Mächte, die ein bewußtes Interesse daran haben, daß die Wahrheit über Geschehnisse und Zusammenhänge nicht an das Licht des Tages kommt, die alles tun, daß der Mensch zum Beispiel seiner unwürdigen Lage nicht bewußt wird und erst recht nicht, daß er sie ändern kann. Hat nicht im Falle Jesu der Gobernador Pontius Pilatus die aufregende Frage nach der Wahrheit und welche Rolle er dabei spielt, verächtlich mit der Feststellung beiseite geschoben: "Was ist schon Wahrheit?" Jesus Christus aber, der in der Heiligen Schrift als der "König der Wahrheit" bezeichnet wird, hat ein Interesse daran, daß die Wahrheit ans Licht kommt, daß die, die zu ihm gehören, die wahren Hintergründe alles Geschehens erfahren, sich nicht mehr durch Lügen und Verdummungsaktionen der verschiedenen Kräfte und Mächte das klare Ziel jeglichen menschlichen Lebens verdunkeln lassen. Dieser Jesus sagt uns: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen". Unsere Fragen sollen nicht unbeantwortet bleiben. Wir werden nicht im Dunkeln herumtappen müssen. Uns wird man keine Lügen und eigensüchtige Parolen als die Wahrheit anbieten können. Uns wird man auch nicht die Wahrheit über uns selbst, über unsere Lage und über unsere Welt- und Menschheitssituation vorenthalten können. Unser Herr und Meister wird uns durch alle lügnerische Propaganda und Parolen den Blick für die Wahrheit offen halten. Er sagt: "Ihr werdet die Wahrhheit erkennen." Selbst die Frage, die uns als Christen bewegt: Warum läßt unser Gott, der uns liebt, das ganze Elend und die Grausamkeit und die Unterdrückung unter uns Menschen zu? werden wir in Wahrheit beantwortet bekommen. Wichtig ist es allerdings für uns Christen, zu erkennen, daß wir mit unserem Christsein, vielleicht sogar traditionerller Art, nicht von vornherein die Wahrheit für uns gepachtet haben, nicht von vornherein mit unserem Konfirmandenuntertricht oder mit unseren Gottesdienstbesuchen die Wahrheit über alles wissen. Nein, wenn Jesus sagt: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen", dann heißt das: Er selbst wird uns von Zeit zu Zeit die Wahrheit aufdecken und zwar in unserem täglichen Umgang mit ihm und seinem Wort. Er, der als Person die Wahrheit ist, wird unseren Weg als Einzelmenschen, als eine größere Gemeinschaft, als ein Land und als gesamte Menschheit, erhellen mit der Wahrheit, sodaß wir erkennen können, in welche Richtung wir zu gehen haben und was wir zu tun haben. Es gibt keine absolute Wahrheit, die für alle Zeiten gilt, sondern immer nur konkrete Wahrheiten, die für bestimmte Zeiten und Situationen gelten, um uns unseren Weg zu erhellen. Wir werden, wie es in der Schrift heißt "von einer Wahrheit zur anderen geführt", und zwar immer im Kontakt mit dem, der die Wahrheit ist. Wenn das die Voraussetzung dafür ist, daß uns das Wort gilt und wir mit ihm mitgemeint sind: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen", dann kommt doch zuerst alles darauf an, daß wir im engen Kontakt täglich immer wieder neu mit dem Herrn der Wahrheit leben. Vorzeiten mit ihm gehabte Erlebnisse zählen nicht, Lehren und Katechismen genügen nicht, allgemeine Sitten und Aufforderungen und Traditionen helfen uns nicht heute zur Erkenntnis der Wahrheit, sondern ausschließlich und allein der heutige Kontakt mit Jesus Christus und das Bemühen um das Verständnis seines Lebens und seines Wortes in der Welt von heute, allein oder in Gruppen. Wir müssen wieder eine Christenheit des Wortes Gottes werden, damit bei uns die Bewußtseinsbildung der Wahrheit über uns und unsere Lage auch in unserem Lande Argentinien voranschreiten kann. Mit der Bewußtseinsbildung der Wahrheit (proceso de concientización) schreitet auch der Prozeß unserer Befreiung voran, wie es Jesus selbst gesagt hat: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wakrheit wird euch frei machen." Diese Befreiung umfaßt die Befreiung von unserer Schuld gegenüber Gott und gegenüber unseren Mitmenschen durch Vergebung. Nur der, der die Wahrheit über sich selbst erkennt und seine Verstrickung mit den Mächten, die das Leben auf dieser Erde zur Qual machen, kann von seiner Schuld und von seiner sündhaften Verstrickung, ganz gleich welcher Art, befreit werden. Nur der, der die Wahrheit darüber erkennt, daß Ordnungen und Gesetze des menschlichen Miteinanders keine ewigen göttlichen Ordnungen sind, sondern zum Teil egoistische menschliche Bestrebungen zur Sicherung von Macht und Gewalt und Reichtum, die in älterer Zeit entsprungen sind, der fühlt sich nicht mehr daran gebunden, sondern kann an der Überwindung dieser heute untauglichen Ordnung mitarbeiten und mithelfen, neue und gerechtere, dem Wohle aller dienenden zu schaffen. So werden wir durch Jesu Wort: "Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen", eingeladen, wieder näheren Kontakt mit Jesus und seinem Wort aufzunehmen, um diue Zeichen der Zeit verstehen zu lernen und mitzuhelfen, daß der Zeitenwechsel in der Menschheitsgeschichte vorankommt und nicht in eine völlige Zerstörung führt.
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