Jahreslosungen 11 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:31/12/1971 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 31-12-1977 -spanisch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Jahreslosung 1971-Lema anual 1971 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Romer 15, 7 - Romanos 15: 7 | | |
Skopus: Jesus begegnet uns in der Gestalt unseres Nächsten | | Jahreslosungen 1971 11 -Römer 15,7 "Nehmet eiunander an, gleichwie uns Christus hat angenommen."
Das alte Jahr geht seinem Ende entgegen, nur noch wenige Stunden und es wird ein vergangenes Jahr gewesen sein, das Jahr 1971. Wenn wir hier noch einmal zu einer kurzen Besinnung zusammenkommen, dann soll es nicht nur in der Weise geschehen, daß wir uns Rechenschaft geben über das, was wir in den vergangenen Wochen und Monaten erlebt haben, und dabei in eine traurige oder in eine frohe Stimmung geraten. Wir wollen diese kurze Besinnung stattdessen im Angesichte Gottes, vor seinem Wort, führen, das lautet: "Nehmet einander an, gleichwie uns Christus hat angenommen." Für viele Christen war dieses Wort die Losung des zu Ende gehenden Jahres 1971 gewesen und hat sie begleitet alle Monate hindurch: "Nehmet einander an, gleichwie uns Christus hat angenommen." Was meint dieses Wort, das der Apostel Paulus den Gliedern der Gemeinde zu Rom geschrieben hat? Es meint ganz schlicht und einfach dieses: Es ist kein Geheimnis auf dieser Erde, daß das menschliche Miteinander korrumpiert und vergiftet ist und diese Welt durch Haß und Feindschaft am Abgrund der menschlichen Existenz, vor der völligen Vernichtung und Zerstörung, steht. Einer gönnt dem anderen nichts. Die Hauptsache ist und bleibt, daß ich mich durchsetzen, daß ich weiterkomme und daß ich Erfolg in meinem Leben haben kann. Weil wir uns um uns selbst drehen, fallen uns unsere Mitmenschen mit ihren Eigenschaften und Andersartigkeiten auf die Nerven. Wir gehen ihnen aus dem Weg. Wir verachten sie und machen sie schlecht, wo es nur geht. Was der Apostel von den Menschen vor 2.000 Jahren und von den Menschen in Rom weiß, ist, daß nicht nur dort die menschliche Realität erkannt wird, wie sie noch heute mitten unter uns nach 2.000 Jahren erkennbar ist, selbst bis in unser Land, unser Dorf und unsere Familien hinein. Wieviel Feindschaft, Mißgunst und Neid und Haß, die dem anderen nichts gönnen, gibt es doch mitten unter uns! Wo gibt es das überhaupt noch, daß das Verhältnis in der Familie, in der Freundschaft oder in der Nachbarschaft in Ordnung und von einer echten Liebe gepägt ist?! Wundern wir uns darum nicht, daß ganze Völkergruppen sich in Haß und Feindschaft durch Revolutionen und Polizeiaktionen und Kriegen zerfleischen. Und wenn wir dieses Wort: "Nehmet einander an, gleichwie Jesus Christus euch angenommen hat", als Scheinwerfer benutzen und in das vergehende Jahr hineinstrahlen lassen, in dein Verthältnis zu deinem Mann oder deiner Frau, zu deinem Sohn oder deiner Tochter, hast du sie in gleicher Weise behandelt, wie das Wort uns sagt? Wie steht es mit deinem Verhältnis zu deiner Mutter oder deinem Vater oder deinen Schwiegereltern? Und ist in deinem Verhältnis zu deinem Bruder oder deiner Schwester oder sonstigem Familienangehörigen im alten Jahr alles in Ordnung gewesen? Fällt uns unser Nachbar nicht mehr auf die Nerven? Wie sieht das Verhältnios zu denen aus, mit denen wir zusammenarbeiten, sei es als Patron oder Peon? Haben wir unsere Mitmenschen, auch die wunderlichen und seltsamen und uns nicht mögenden, als solche im Jahre 1971 behandelt, die Gott uns als unsere Mitmenschen zur Seite gestellt hat und die von uns alle Achtung und allen Respekt und sogar Hilfe erwarten können? Vergessen wir nicht, daß das, was wir hier jetzt machen, nicht eine Sache ist, die wir tun oder sein lassen können, sondern Gott mit seinem Wort steht vor uns, die wir doch Gottes Kinder sein wollen, und beleuchtet das vergehende Jahr in unserem Verhältnis zu unseren Mitmenschen: "Kain, wo ist dein Bruder Abel?", so hat Gott schon auf den ersten Seiten der Heiligen Schrift gefragt. Dieser Frage haben wir durch unser Wort aus dem Römerbrief auch heute am letzten Tag des Jahres standzuhalten. Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir alle, du und ich, im Angesichte Gottes und seines Wortes voll Scham bekennen: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Dieses Bekenntnis ist die Voraussetzung dafür, daß wir getrost in ein neues Jahr hineinwachen oder hineinschlafen können, du und ich, allerdings dann auch mit einem ganz neuen Hören auf dieses Wort: "Nehmet einander an, gleichwie uns Christus angenommen hat." Es werden selbstverständlich auch wieder unser Egoismus, unsere Herschsucht, unser Geiz oder unsere abgrundtiefe Menschenverachtung einer Respektierung unseres Mitmenschen, auch mit allen seinen Schwächen, im Wege stehen und uns davon abhalten wollen, aber laßt uns in solchen unseren Schwächen und Hindernissen und uns fast unmöglich erscheinenden Situationen unseren Blick richten, einmal auf das Kind in der Krippe im Rancho zu Bethlehem, wo der Weg Gottes begann, um uns, dich und mich, anzunehmen, mit unseren Absurditäten und Absonderlichkeiten, ja nicht nur um uns zu respektieren und anzunehmen, sondern uns seine Liebe zu bezeugen, uns zu Gottes Kindern zu machen. Zum anderen laßt uns, wenn wir dabei sind, auf unsere Mitmenschen herumzuhacken, ihnen zu schaden, statt zu helfen, laßt uns dann auf Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha schauen, der immer an der Stelle zu finden ist, wo einer betrogen und verachtet und schikaniert wird. Was wir unseren Mitmenschen antun, Liebe oder Böses, das tun wir Jesus Christus an. Im Nächsten begegnet uns unser Herr heute leibhaftig. Mit diesen Gedanken des Römerbriefes laßt uns das alte Jahr beenden und in das neue Jahr eintreten: "Nehmet einander an, gleichwie uns Christus hat angenoemmen."
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