Brief an die Kolosser 21 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:23/05/1957 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Kolosser 3, 12-14 | | |
Skopus: Bedeutung des "neuen Kleides " | | Der Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 21 3, 12-14 "So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und vertrage einer den anderen und vergebet euch untereinander, wenn jemand Klage hat wider den anderen; gleichwie der Herr euch vergeben hat, so auch ihr, über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit."
Wir haben im letzten Wochengottesdienst gehört, wie das neue Kleid, das uns Jesus darreicht, alle Gegensätze in der Gemeinde zwischen frommer und heidnischer Herkunft, zwischen schwarzer oder brauner oder weisser Hautfarbe, zwischen Patron und Peon, zwischen reich und arm, aufhört. Heute sagt der Apostel seinen Kolossern, was ihnen mit dem neuen Kleid noch geschenkt wird, mit dem neuen Kleide, das heisst: "Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid." Und was ist das, was uns da mit dem neuen Menschen durch Jesus Christus geschenkt wird? Paulus zählt uns die vielen Geschenke alle auf: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, sich vertragen können, einander die Schuld vergeben. Wir spüren auf Grund dieser Aufzählung, dass es hier wie in den Versen vorher um unsere Mitmenschen, um unsere Nächsten, geht. Dort ging es darum, dass wir die Zäune und Mauern, die wir gegenüber unserem Nächsten aufgerichtet haben, niederreissen und uns nicht mehr und höher dünken als der andere; hier dagegen geht es darum, dass wir den Schritt der Hilfe für den Nächsten wagen. Dort ging es darum, dass wir unserem Nächsten nicht den Schädel einschlagen, hier geht es darum, dass wir auf den Nächsten zugehen und ihm unsere Hand sogar zur Hilfe reichen. Herzliches Erbarmen heisst, unsere Augen offenhalten für die Not des anderen, in der er sich gerade befindet, Ist Jesus Christus es nicht, der auch seine liebenden Augen auf uns richtet, wenn wir als Christen in Not sind? Freundlichkeit bedeutet, die Not des anderen sehen und hingehen und helfen, wie Jesus Christus uns geholfen hat und heute noch hilft. Die Hände und Füsse des Menschen, der den neuen Menschen angezogen hat, sind flink geworden zum Dienst am anderen. Ach, wie schwer scheint uns die Demut. Demut haben, das sieht so aus: Helfen und Dienen und dabei nicht den Wunsch haben, eine grosse Rolle vor den Leuten zu spielen, dabei nicht den Wunsch haben, vor allen Menschen wegen der Guttaten gelobt zu werden. Demütig sein bedeutet nichts anderes als helfen und dienen, ohne dabei den Wunsch haben, dass dabei unsere eigene Person in den Mittelpunkt gerückt wird. Wahrlich, wenn uns diese Demut nicht geschenkt werden würde, hätten wir sie von unserer Natur aus nicht; aber mit der Geburt des neuen Menschen in uns, will sie auch in unser Herz ziehen. Wer hat die hier aufgezählte Sandtmut? Kein anderer als der, der immer und immer wieder von seinem Nächsten Böses erfährt und doch nicht gleich zum Gericht läuft und prozessiert. Der Sanftmütige vergilt nicht Böses Mit Bösem, auch nicht mit bösem Geschwätz auf der Gasse, sondern begegnet auch weiterhin seinem Feinde in aller Liebe und Freundlichkeit. Der Geduldige kann diesem seinem Feinde nicht nur einmal seine Freundlichkeit erweisen, sondern immer und immer wieder neu. Er kann warten; er hat Zeit zu warten, bis seine Sanftmut auch seinen grössten Feind überwunden hat. Geduldige Eltern können auf ihre ungeratenen Kinder warten und nochmals warten, ohne dass sie sich im Zorn von ihnen lossagen. Der Geduldige weiss, auch der schlechteste Mensch steht noch in der Hand Gottes und deswegen gibt es noch bei den allerschwierigsten Menschen die Möglichkeit, dass Gott sie überwindet und auf dieses Eingreifen Gottes kann der Geduldige allen Widerständen zum Trotz warten. Und wie nötig ist es, dass wir Menschen uns gegenseitig vertragen. Vieles in den Familien und Freundschaften und Gemeinden geschieht, was unser gemeinsames Zusammenleben vergiftet. Missverständnisse werden nicht gesehen, leichte Ärgernisse werden zu grossen Verfehlungen breitgetreten; ein unachtsames Wort in einem unpassenden Augenblick einem anderen an den Kopf geworfen, kann jahrelang das beste Miteinander und Zusammenarbeiten zerstören. Wieviele Bitternisse haben schon das Zusammenleben der Menschen vergiftet. Aber wer von Jesus Christus mit dem neuen Kleid seines Christseins die Verträglichkeit geschenkt bekommen hat, der sieht den anderen trotz seiner Verfehlungen und trotz seiner Ärgernisse an als einen Menschen, den Gott auch geliebt hat und für den Jesus Christus auch gestorben ist. Und selbst da, wo ungeheuerlich Böses und Schlechtes geschehen ist, wofür man vor dem Gericht sogar das Recht zugesprochen bekommen würde; wo der andere mir etwas angetan hat, was selbst Gott, der Herr, dem anderen in den 10 Geboten verbietet, wovor Gott mich schützen will, selbst da noch kann der Mensch mit dem neuen Kleid, der Christ, zu seinem Feinde hingehen und ihm sagen: Du hast mir zwar Böses getan, aber ich vergebe dir all das Böse; es soll alles wieder gut sein zwischen uns. Ein natürlicher Mensch kann das wirklich nicht tun, das wäre zuviel verlangt; aber ein echter Christ kann das tun, weil er weiss, dass Jesus Christus ihm ja all das Böse und Schlechte seines Lebens, all seine Feindschaft gegen Gott, auch vergeben hat, sodass er wieder ein Kind Gottes sein darf. Wohlgemerkt, alles dieses, was hier der Apostel Paulus aufgezählt hat, ist etwas, was wir aus unserer eigenen Kraft niemals vermögen. Es ist einfach eine Unmöglichkeit, aus eigener Kraft seinen Feind zu lieben; es ist uns Menschen unmöglich, dem, der uns unsagbar grosses Leid angetan hat, die Hand zur Vergebung auszustrecken. Alle unsere moralischen Kräfte reichen dazu nicht aus. Wer dieses alles, was der Apostel aufgezählt hat, von Jesus Christus noch nicht geschenkt bekommen hat, der wird dieses alles niemals fertigbringen: Den anderen in seiner Not zu sehen; zu ihm Freund sein; seine Hilfe ihm geben ohne die eigene Ehre zu suchen; zum Nächsten sanftmütig und geduldig sein; sich mit dem Nächsten vertragen können und selbst seinem eigenen Feinde noch die Schuld vergeben. Aber Jesus Christus reicht uns alle diese Gaben, die wir als LIEBE ZU UNSEREN MITMENSCHEN bezeichnen können dar, und zwar immer dann, wenn er seine und seines Vaters grosse Liebe zu uns anbietet und schenkt. Wer Gottes Liebe zu ihm persönlich geschenkt erhält, bekommt damit zugleich auch die Liebe zum Mitmenschen eingepflanzt in seinem ganzen Tun und Trachten und Denken. Durch uns hindurch darf die helle Sonne eines neuen Lebens der Menschen hindurchscheinen zu unserem Nächsten, damit auch er von dieser Sonne angestrahlt werde und sein Leben lebe in der ganzen Freude, die uns Gott schenken will: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."
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