Brief an die Kolosser 11 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:26/07/1956 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Wochengottesdienst | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Kolosser 1, 24 - 29 | | |
Skopus: Paulus-ein Diener am Evangelium | | Der Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 11 1, 24 - 29 "Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was noch mangelt an den Trübsalen Christi, seinem Leibe zugut, welcher ist die Gemeinde. Ihr Diener bin ich geworden nach dem Ratschluss Gottes, der mir anvertraut ist für euch, um Gottes Wort in seiner Fülle kundzumachen, nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von allen Zeiten und Geschlechtern her; nun aber ist offenbart seinen Heiligen. Ihnen wollte Gott kundtun, was da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen mit aller Weisheit, auf dass wir einen jeglichen Menschen darstellen vollkommen in Christus; daran ich auch arbeite und ringe in der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt."
1. Teil Diese Zeilen schreibt der Apostel Paulus, der zu Cäsarea im Gefängnis sitzt, weil er für seinen Herrn Jesus Christus den Mund aufgetan hat und noch bis heute durch seine Briefe den Mund auftut. Und mitten im Gefängnis, mitten in der Angst und Not einer Gefangenschaft, die ihn in den Tod führen wird, kann er ausrufen, kann er den Kolossern mitteilen: "Ich bin froh und dankbar, dass ich leiden darf; ich freue mich, dass ich alle diese Nöte durchmache." Wenn wir das so recht bedenken, dann ist das doch ungeheuerlich. Es ist dasselbe, wie wenn einem Menschen viel Unrecht geschehen ist und er nicht sofort zum Richter läuft und nicht herumschimpft, sondern mit einem lachenden Gesicht noch DANKESCHÖN sagt. Paulus kann sich mitten im Leiden freuen, weil er ein Geheimnis offenbart bekommen hat: Unser Herr und Heiland hat seinen Jüngern versprochen, dass er mit grosser Macht und Herrlichkeit auf diese Erde wiederkommen wird, um sein Friedensreich aufzubauen und aufzurichten, in dem es keinen Zank und Streit, keine Not, keine Krankheit und auch keinen Tod geben wird, also auch keine Tränen. Es gibt eine Stelle in der Heiligen Schrift, die uns sagt, dass Gott in diesem aufgerichteten Reich alle Tränen von unseren Augen abwischen wird. Aber er weiss, dass vor allen Dingen vor dieser Friedensherrschaft Jesu Christi auf Erden besonders grosse Trübsale kommen werden über die Gemeinde Jesu Christi. Ohne diese besonderen Nöte und Verfolgungen gibt es kein Kommen Jesu Christi. Immer und immer wieder kommen grosse Kämpfe über die christliche Kirche. Damals zur Zeit der Apostel fing es schon an, als die Juden die Christen verfolgten. Und ging dann weiter über den grausamen Kaiser Nero in Rom, der die Christen als Pechfackeln in seinem Garten verbrannte und die Verfolgungen reichen bis in unsere Zeit hinein, da der Bolschewismus vor 30 Jahren die Christen in Sibirien umkommen liess oder der Nationalsozialismus in Deutschland die christliche Kirche verfolgte und ihre Diener verhaftete und in die Konzentrationslager warf. Oder was ist es anderes als eine Verfolgung, wenn vor wenigen Wochen der spanische katholische Staat durch die Polizei 900 Bibeln, 1.400 Neue Testamente, 20.000 Evangelien und 5.000 evangeliusche Gesangbücher in Madrid beschlagnahmte und die Theologische Schule mit Polizeigewalt schloss und den evangelischen Christen es fast unbmöglich machte, ihres Glaubens zu leben. Noch in diesen Tagen erreichte uns die Nachricht, dass in Kolumbien der katholische Staat Ende April 30 evangelische Kirchen geschlossen hat und 7 kolumbianische Pfarrer verhaftete. Das, was der Apostel Paulus damals erlebte, ist das, was mit der Gemeinde Jesu Christi immer geschehen wird, wenn sie zur Herrlichkeit Jesu Christi bei seiner Wiederkunft mit eingehen will in die Herrlichkeit. So freut sich Paulus darüber, dass er leiden darf, weil damit die Friedens- und Freudenzeit nähergekommen ist. Sobald die Leidensbecher Gottes ganz voll geworden sind, sobald bricht die Freudenzeit an. Darum helfen alle die Verfolgungen und alle die vielen Märtyrer der christlichen Gemeinde mit, uns der ewigen Seligkeit näherzubringen und wir sollten dafür dankbar sein: "Nun freue ich mich in meinem Leiden, dass ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was noch fehlt an Trübsalen in Christo, für seinen Leib, welcher ist seine Gemeinde." Paulus ist dadurch dazu gekommen, dieses alles zu sagen, weil der Kirchenvorsteher Epaphras von Kolossä ihm die Frage vorgelegt hatte, warum denn seine Gemeinde von den Heiden so schief angesehen wird; warum sie, die doch dem einen und wahren Herrn Jesus Christus folgen will, öffentlich von den Heiden angespuckt und verlacht und verspottet wird? Epaphras fragte weiter, warum denn er als der Apostel Paulus, als der Verkündiger der Friedens- und Freudenbotschaft im Gefängnis leiden muss? Auf diese Frage kann der Apostel Paulus dem Epaphras das freudige Bekenntnis sagen: Der Weg zur ewigen Freude geht durch das Leiden, wie ja auch der Herr der Kirche den Weg durch das Leiden und Sterben zur Auferstehung ging. Wer Osterfreude, und zwar ewige Osterfreude, erleben möchte, der darf an Karfreitag, am Kreuz nicht vorbeigehen. Und wenn diese Wahrheit gilt für den Herrn Jesus Christus als dem Haupte der Kirche und wenn diese Wahrheit gilt für die ganze Kirche, dann gilt sie doch in einer besonderen Weise auch dem Paulus, der ein Apostel Jesu Christi, ein Apostel der Kirche dieses Herrn ist. Die Kirche, die Christen in der weiten Welt, Paulus in Cäsarea und Epaphras in Kolossä leiden, damit die ewige Freude und Herrlichkeit, die mit Jesus Christus zu uns kommen soll, schneller, ja bald, zu uns kommen möchte. Leidende Menschen, für Jesus Christus leidende Menschen, lernen flehentlich zu beten: "Komm, Herr Jesus, ja, komme bald!" Wenn Paulus den Gemeinden, die verfolgt werden, aufzeigen kann, dass es eine grosse Freude gibt, für den Herrn Jesus zu leiden, wie er selbst schreibt ICH FREUE MICH IN MEINEM LEIDEN, dann müssen sich wohl alle die Gemeinden, die nicht leiden, fragen lassen, ob etwas in ihnen nicht in Ordnung ist. Liegt es nicht daran, dass wir hier in Argentinien so ruhig als Christen leben können, vielleicht daran, dass wir als Christen nicht unsere Aufgabe erfüllt haben und müde geworden sind, weil die anderen Menschen, die mit uns in Berührung kommen, garnicht in unserem Reden und Handeln merken können, dass wir Christen sind? Wir reden genauso schlecht und handeln genauso ungerecht und betrügen in derselben Weise wie die Nichtchristen. Aber eine echte christliche Gemeinde ist eine Gemeinde, die verfolgt wird. Ein echter Christ ist der, der wegen seines christlichen Handelns verlacht und verspottet und angespuckt wird. Nur durch Leiden und Trübsal und Verfolgung geht der Weg zur ewigen Herrlichkeit Jesus Christi.
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