Bibelw. 14a Anstößige Bibeltexte 3 | Lugar/Ort:Meroú
Fecha/Datum:23/01/1979 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Reffino, 24-1-1979 -deutsch- Camarero/Puíggari, 20-2-1979 -spanisch- Aldea Protestante, 12-2-1980 -spanisch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Reichtum wird fragwürdig | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 19, 16-26 - Mateo 19: 16-26 | | |
Skopus: Reichtum ohne Verpflichtung ist fragwürdig. | | Bibelwoche 14a -Textos chocantes 3-Matthäus 19, 16-26 "Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben? Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter; und: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Da sprach der Jüngling zu ihm: Das alles habe ich gehalten von meiner Jugend auf; was fehlt mir noch? Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, un gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. Da das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich und sprachen: Ja, wer kann denn selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich."
Für viele, auch für Christen, ist das, was Jesus gesagt hat, eine ärgerliche Sache. Wir können davor nur entweder es ablehnen und damit zum Ausdruck bringen, daß wir mit Jesus nichts zu tun haben wollen, oder es annehmen, so ärgerlich es auch sein mag und uns lästig erscheint. Jesus selbst hofft natürlich bei jedem einzelnen, daß er sein Wort für sich gelten läßt und damit sich das ärgerliche Wort in ein uns helfendes Wort verwandelt. Um was geht es in unserem heutigen Text, in dem ein Mensch zu Jesus kommt und ihn um seine Meinung fragt. Es geht um die Fragen des Besitzes, des Habens und Behaltenwollens. Unmöglich, daß ein Reicher ins Himmelreich komme, sagt Jesus. "Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen!" Ist den Armut voraussetzung für das ewige Leben? Ist Jesus so radikal, daß er den Verzicht auf materielle Dinge und den einfachen Lebensstil zur unbedingten Voraussetzung für das ewige Leben macht? Dann ist es verständlich, daß der REICHE JÜNGLING betrübt von dannen geht, verärgert, "denn er hatte viele Güter." Immerhin, von niemanden sonst hat Jesus so radikal gefordert, allen Besitz aufzugeben, Darum geht es vielleicht in unserem Text gar nicht grundsätzlich um das Problem des Reichtums. Vielleicht geht es eher um die Frage, unter welchen Voraussetzungen kann ein Mensch in das Reich Gottes kommen, in das Leben mit Gott. Immer wieder begegnet uns diese Frage im Matthäus-Evangelium. Auch der Textzusammenhang deutet die Frage nach den Eintrittsbedingungen für das Reich Gottes. Den Kindern gehört das Himmelreich. Die Jesus nachgefolgt sind und die die LETZTEN waren in dieser Zeit, sie werden herrschen im Reich Gottes und das ewige Leben ererben. Gibt es Bedingungen für das Reich Gottes? Ist das nicht ärgerlich und anstößig? Lieber hört man, daß Gott alle liebt und allen gnädig ist. Jesus aber hat die anstößige Wahrheit ausgesprochen. Er nennt die Voraussetzungen für das Leben mit Gott. Zweifellos liegt ein weiterer Schwerpunkt der Geschichte auch in der Frage nach dem Tun des Guten. Was ist das Gute, daß der Mensch tun soll, um ins Leben zu gelangen? Wie kann ein Mensch vollkommen werden im Tun des Guten? Eine Entscheidung, wie sie die römisch-katholische Kirche macht, die neben dem normalen Christen den HEILIGEN kennt, kann für uns nicht in Frage kommen. Wenn wir die Botschaft unseres Textes zusammenfassen wollten, müßten wir es so tun: Wer leben will, soll Gutes tun. Wer Gutes tun will, halte sich an die Gebote Gottes. Wer sich an die Gebote Gottes halten will, der folge Jesus nach. Wer Jesus nachfolgen will, der bitte ihn um die Kraft, den unmöglichen Weg zu gehen: "Bei Gott ist kein Ding unmöglich." Wenn wir das so hören, dann haben wir sicher die vielen Einwendungen im Ohr, die da sagen, Franz von Assisi und die anderen alle, die ihren Besitz um Christi willen aufgegeben haben, können für uns kein Vorbild sein. Das ist einfach zuviel verlangt und zudem, nützen würde es doch nichts, uns nichts und den anderen auch nicht. Nun zu unserem Text selbst, den wir in 3 Abschnitte einteilen können: Der 1. enthält die alte Wahrheit: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist. Da fragt einer nach dem Guten. Warum? Ist er mit sich und seinem Leben nicht zufrieden? Will er es besser machen? Will er von Jesus lernen, was Leben ist, erfülltes Leben, ewiges Leben, Leben mit Gott? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Möglichwerweise will er nur nachprüfen, ob Jesus auch die richtige Lehre vertritt. Vielleicht will er auch von dem berühmten Rabbi bestätigt werden und aus Jesu Munde hören: Nein, nein, dir fehlt nichts, du bist ganz in Ordnung, du bist ein Musterexemplar von Mensch. Die kühle Anrede MEISTER wird im Matthäus-Evangelium sonst nur von Gegnern Jesu gebraucht. Warum kommt der junge Mann zu Jesus? In ähnlicher Absicht oder in verlogener Hochnäsigkeit? Markus, der überliefert GUTER MEISTER sieht es anders als Matthäus. Wie kann ein rechter Israelit nur so töricht fragen, wundert sich Matthäus. Ein Jude weiß dich, was gut ist! "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." Was soll also die Frage: "Was fragst du mich über das, was gut ist?" Bist du denn ohne Gotteserkenntnis? Die Erkenntnis des Guten erfolgt aus der Erkenntnis Gottes. Er allein ist gut. Er hat das Gute offenbart. Er ist Anfänger und Vollender des Guten. Willst du gut sein, so richte dich nach dem guten Gott. Jünger Jesu bilden nicht die Partei der Guten, sondern eine Gruppe von Menschen, die gemeinsam nach dem guten Gott fragen. Die Frage des jungen Menschen scheint dumm zu sein, dennoch nimmt Jesus sie ernst. Längst könnte der Fragende wissen, was er zu tun hat. Die Psalmen (34,15; 37, 3+27), die Propheten (Amos 5, 15) und auch das Gesetz, sagen es. Jesus erinnert an die längst bekannte von Gott geoffenbarte Wahrheit: "Halte die Gebote!" "Welche!" fragt der junge Mann, als gäbe es Gebote Gottes, die zu halten sind, und andere, die man übertreten darf, dennoch bricht Jesus das Gespräch nicht ab. Er antwortet mit dem Katechismuswissen Israels. Es fällt auf, daß er nur die Gebote der 2. Tafel nennt. Auch in der Bergpredigt hat er die bessere Gerechtigkeit an Hand von Geboten der 2. Tafel des Dekalogs verdeutlicht. Natürlich soll die erste Tafel der 10 Gebote nicht ausgeschaltet oder verharmlost werden. Der Mensch hat keinen anderen Gott als den, der sich seinen Menschen hilfreich zuwendet. An diesem Gott soll er sich orientieren. Das Liebesgebot ist um Gottes willen zu halten, so wie das Fragen nach Gott um des Liebesgebotes willen nötig ist. Der Jüngling sagt: "Das alles habe ich gehalten!" Überschätzt er sich? Nicht unbedingt, aber seine weitere Frage verrät, wie wenig er vom Sinn der Gebote verstanden hat. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Nun fragt er, ob es noch andere Paragraphen gibt, die außerdem zu beachten sind, ob eine zusätzliche Leistung aufzubringen ist, um sich den Himmel zu verdienen: "Was fehlt mir noch?" Jetzt kommen wir zu dem 2. Teil der Bibelstunde über unseren Text: Das, was Jesus vom Jüngling direkt fordert: "Verkaufe alles, was du hast!" "Willst du vollkommen sein?, fragt Jesus, denn es gilt: "Ihr sollt vollkommen sein, gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!" Nicht eine Summe von einzelnen Gehorsamsleistungen erwartet Gott, sondern den ganzen Gehorsam, den vollkommenen Gehorsam. Daß der ganze Mensch den ganzen Willen Gottes mit Freuden tut, Gott zur Ehre, dem Nächsten zur Hilfe, darum geht es im Reich Gottes. Was fehlt dem Reichen? Jesus antwortet: Dir fehlt der arme Bruder. Du bist reich an Besitz. Was aber nützt es dem Armen? Du bist reich an Wissen und Bildung. Was aber nützt es den Unwissenden und Ungebildeten? Du bist reich an Rechtschaffenheit und Glaubenserkenntnis und was haben die Gottlosen davon? Was bringt dein Ansehen, dein Einfluß, dein gutes Leben, denen, die auf der Schattenseite wohnen? "Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben!", dann wird dein Schatz nicht mehr bei den vergänglichen Gütern der Erde sein, sondern bei dem ewigen Gott. Martin Luther sagt in der Erklärung zum 1. Gebot im Großen Katechismus: "Woran du nun dein Herz hängst und dich darauf verläßt, das ist eigentlich dein Gott." Es wird dem Reichen zugemutet, weil sein Reichtum ihn so versklavt, daß er ihn nicht mehr zum Wohle anderer einsetzen kann, sich von diesen Fesseln zu befreien, sich von seinem Reichtum zu trennen, daß dieser Reichtum sein Herz nicht ungeteilt bei dem Gott der Armen sein läßt. "Und folge mir nach!" spricht Jesus weiter. Nicht die Trennung vom Besitz, sondern die Verbindung mit Jesus garantiert seine Befreiung. Nicht nur der arme Bruder fehlt dem Reichen, ihm fehlt auch der arme Herr. Ihm fehlt die Nähe zu dem, "der ARM wurde um unsretwillen, auf daß wir durch seine Armut reich würden". ( 2. Korinther 8, 9) Wenn er die Seinen fragt, die Seinen, die alles verlassen haben und ihm nachgefolgt sind: "Habt ihr je Mangel gehabt?" so werden sie antworten: "Herr, nie, keinen!" Aus seiner Fülle werden sie, wie Johannes sagt, nehmen: "Gnade um Gnade." Der reiche Jüngling geht betrübt hinweg. Und wir lesen diese Geschichte und erschrecken und ärgern uns. Dem letzten Teil unserer Meditation wollen wir die Überschrift geben: 3, Das bleibende Wunder: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Die ungeteilte Liebe zum armen Bruder fehlt den reichen Jüngling und die Liebe zum armen Herrn. Doch wer kann schon solche ungeteilte Liebe aufbringen? Wer kann VOLLKOMMEN sein? Niemand, sagt Jesus, kann es. Es ist unmöglich, daß eiun Reicher ins Himmelreich komme. Selig sind die Armen. Aber wer ists chon arm? Wer hat nichts mehr, worauf er stolz ist, worauf er Hoffnungen setzt, was sein Leben erfüllt! Dieses Wort hat eine viel weitere Bedeutung als wir es uns vielleiht denken. Viele fallen darunter, die meinen, noch sich zu den Armnen zählen zu können. Das Wort vom ENTSETZEN der Jünger ist nur zu verständlich: "Wer wird dann gerettet werden." Kein Weg zum Leben, kein noch so schmaler Pfad zum ewwigen Leben scheint offen zu sein. Da erinnert Jesus an das Wunder Gottes. Alles Leben ist Wunder, ist göttliches Geschenk. Niemand kann sich selbst sein Leben geben, auch das erfüllte Leben mit Gott ist ein Wunder, ein Geschenk, niemand gibt es sich selbst und niemand kann es sich selbst nehmen. Solange ein Mensch nur fragt: "Was muß ich tun....." wird er nicht wahres Leben in Gott haben. Wenn er anfängt, zu achten auf das, was Gott tut, getan hat und tun wird, beginnt sein Leben. Vor Gott überfällt Menschen die Erkenntnis: "es ist doch unser Tun umsonst, auch in dem besten Leben." Der reiche Jüngling hat das Menschenmögliche getan. Er hat sich um das Gute bemüht und kann doch nie sicher sein: Habe ich nun genug getan? Kann ich vor Gott bestehen? Gehört mir das Leben in der gegenwärtigen und der zukünftigen Welt? In der Nähe Jesu hatte er gelernt, mit Paulus zu sprechen: "Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Leibe, wohnt nichts Gutes." Aber er hat auch gelernt, daß Gott das Unmögliche möglich machen wird, daß Gott Freiheit gibt, Besitz zu verkaufen oder zu behalten. Bei Jesus hatte er die Menschenfreundlichkeit Gottes, den Schatz im Himmel, kennengelernt und erfahren, was wahre Freiheit ist. "Ich kann niedrig sein und kann hoch sein, satt sein und hungern, übrig haben und Mangel leiden." Immer neu geschieht das Wunder Gottes, unmögliche Leute leben in der Verbindung mit ihm, sind Bürger des Reiches, Erben des ewiegen Lebens. Aus Dankbarkeit für die unverdiente Güte Gottes wenden sie sich mit ganzem Einsatz den Problemen dieser Welt und den Nöten des Nächsten zu. Die Frage nach den IRDISCHEN GÜTERN bleibt ihnen wohl wichtig und ist doch zweitrangig geworden. Erstrangig ist die Frage: "Was willst du, Herr, daß ich tun soll?" Solange Menschen vergängliche Güter zu ihren Götzen machen, werden sie betrübt, ärgerlich weggehen und allein bleiben. Wenn sie aber Christus folgen, der das ewige Leben schenkt, werden sie befreit zu einem Dienst für andere und es wird von ihnen heißen: "Sie zogen aber ihre Straße fröhlich." Wir wollen unsere Betrachtung dieses ärgerlichen Textes schließen mit einigen Fragen, über die wir zu Hause ein wenig nachdenken: 1. Wie werde ich frei, das Gute zu tun? 2. Worin liegt der Unterschied zwischen Abraham und dem reichen Jüngling? 3. Was ist gut? 4. Kennen wir Beispiele, die anzeigen, da Gott auch in unserer Zeit Unmögliches möglich macht?
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