Bibelw. 04 Geliebte, ärgerliche Gem. | Lugar/Ort:Crespo
Fecha/Datum:14/10/1966 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Camarero/Puíggari, 14-10-1967 Meroú, 21-2-1967 Reffino, 22-2-1967
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Christus ist da - ihr verachtet den Bruder | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:1. Korinther 11, 17-34 | | |
Skopus: Der ARME Bruder in der Gemeinde. | | Bibelwoche 4 -Geliebte, ärgerl. Gem.-1.Kor.11,17-34 "Ich muß aber dies befehlen: Ich kann's nicht loben, daß ihr nicht auf bessere Weise, sondern auf ärgere Weise zusammenkommt. Zum ersten, wenn ihr zusammenkommt in der Gemeinde, höre ich, es seien Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich's. Denn es müssen Parteien unter euch sein, auf daß die, so rechtschaffen sind, offenbar unter euch werden. Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht des Herrn Abendmahl. Denn so man das Abendmahl halten soll, nimmt ein jeglicher sein eigenes vorhin, und einer ist hungrig, der andere ist trunken. Habt ihr aber nicht Häuser, da ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämet die, so da nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht. Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desselbigengleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt. Welcher nun unwürdig von diesem Brot isset oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und also esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn welcher unwüridg isset und trinket, der isset und trinket sich selber zum Gericht, damit, daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch und ein gut Teil schlafen. Denn so wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtet, auf daß wir nicht samt der Welt verdammt werden. Darum, meine lieben Brüder, wenn ihr zusammenkommt, zu essen, so harre einer des anderen. Hungert aber jemand, der esse daheim, auf daß ihr nicht euch zum Gericht zusammenkommt, - das andere will ich ordnen, wenn ich komme."
Am Anfang der Betrachtung dieses 1. Briefes des Apostels Paulus an die Korinther haben wir als Inhalt des ganzen Briefes erkannt: GELIEBTE ÄRGERLICHE GEMEINDE. Wir haben erkannt, das die Gemeinde in Korinth eine geliebte Gemeinde ist, weil sie von Gott alles geschenkt bekommen hat, was sie zum Leben als eine christliche Gemeinde benötigt. Ihr ist die Freude zuteil geworden, daß die Glieder sich gegenseitig mit der frohen Botschaft dienen können. Durch das Evangelium von Jesus Christus ist ihr Herr und Meister Jesus Christus selbst mitten unter ihnen und streckt seine helfende Hand alle Tage neu nach ihnen aus. Geliebte Gemeinde bedeutet, daß sichtbar ist, daß sie von Jesus Christus geliebt wird. Allerdings haben wir diese Gemeinde in Korinth noch ausführlicher charakterisiert: GELIEBTE ÄRGERLICHE GEMEINDE. Es ist ein Kennzeichen dieser Gemeinde, daß sie im alltäglichen Leben nur allzu oft diese Liebe, die ihnen geschenkt und immer wieder neu angeboten wird, in den Wind schlägt, nichts davon wissen will, also so lebt, wie wenn es in ihrer Mitte als einer christlichen Gemeinde diese Liebe Gottes nicht gäbe, oder keine Realität sei. Auch in den heutigen Versen müssen wir es erkennen: Geliebte ärgerliche Gemeinde. Indem wir so die Gemeinde in Korinth in aller Ausführlichkeit betrachten und analysieren, kommt wie von selbst die Frage gleichzeitig auf uns zu: Wie würde hier unsere Gemeinde am Ort im Lichte des 1. Korintherbiefes durch den Apostel Paulus charakterisiert werden müssen? Wollten wir nun auf Grund unseres heutigen Textes die Realität der korinthischen Gemeinde als eine "geliebte ärgerliche Gemeinde" mit anderen Worten genauer charakterisieren, dann könnten wir es sicherlich folgendermaßen tun: Christus ist mitten unter euch gegenwärrtig, ihr aber verachtet diese Gegenwart dadurch, da ihr eure Mitarbeiter verachtet. Die Gemeinde zu Korinth war eine von Gott geliebte Gemeinde. Das zeigte sich darin, daß Jesus Christus mitten unter ihnen gegenwärtig ist. Jesus Christus ist in seiner Gemeinde gegenwärtig durch sein Wort des Evangheliums. Dieses Wort des Evangeliums hat eine doppelte Art und Weise, sich uns kund zu tun. Einmal ist es hörbar in den Predigten oder Bibelstunden oder Andachten, dazu gehört auch die Lesbarakeit der Heiligen Schrift, der Andachtsbücher und eines Gesangbuches oder Gebetbuches. Die andere Weise ist, daß wir das Wort des Evangeliums als sichtbares Wort Gottes in den Sakramenten haben. Die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl bezeichnen wir als sichtbares Wort Gottes, als sichtbares Evangelium. Zu dieser Sichtbarkeit gehört es, daß wir es fühlen, essen und trinken können. Jesus Christus ist in seiner Gemeinde gegenwärtig im hörbaren oder auch im sichtbaren Wort Gottes. Er sagt einmal: "Wo 2 oder 3 versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Eine Gemeinde, in der das Evangelium hörbar ist und die Sakramente gefeiert werden, kann nicht so tun, als ob sie nur unter sich wäre, sondern sie darf, sie soll und sie muß wissen, ihr Herr und Meister, Jesus Christus, ist auch anwesend, ist mitten unter ihnen. Sind unsere Gemeindeveranstaltungen hier in Crespo von dem Wissen erfüllt und geprägt, daß Jesus Christus, das Oberhaupt unserer Gemeinde, mitten unter uns ist, auch jetzt in dieser Stunde? Dieser unser Herr, der um unseres Heiles willen unser Bruder geworden ist, sich an unsere Seite gestellt hat, kennt in seiner Gemeinde ebenfalls nur Brüder. Menschen, die besser sein wollen als die anderen, Menschen, die frömmer sein wollen als die anderen, Menschen, die mehr sein wollen als die anderen, sind in der Gemeinde Jesu Christi am falschen Platz. Menschen, die sich als Herren in der Gemeinde aufspielen, vergessen, daß wir durch den einen Herrn Jesus Christus untereinander zu Brüdern gemacht wurden und der, der gerne ein Herr sein will, soll, wie Jesus Christus es gezeigt hat, bereit sein zu den geringsten Diensten. Das war es, was die Gemeinde von Korinth, obwohl sie eine von Gott geliebte Gemeinde war, zu einer Gemeinde machte, die ihrem Herrn und Meister viel Kummer und viel Ärger bereitete. Sie vergaß, daß der Herr bei ihren Veranstaltungen anwesend war und daß es vor ihm nur Brüder gibt, nur gerettete schlechte Menschen, nur Menschen, die berufen sind, sich gegenseitig zu helfen, aber nicht zu beherrschen. Weil die Gemeinde zu Korinth vergaß, daß Jesus Christus, der Herr, im Wort und Sakrament, in ihrer Mitte war, konnten sich einige Glieder der Gemeinde als Herren aufspielen, andere Gläubiuge um sich sammeln und nun gegeneinander Zank und Streit anfangen. Ist nicht die Kirchengeschichte der letzten 50 Jahre der protestantischen Kirchen bei uns in Entre Ríos in ähnlicher Weise geprägt worden? Die Gegenwart des Herrn der Gemeinde, Jesus Christus, wurde vergessen und es erhoben sich einzelne Menschen als Herren in der Gemeinde, die andere um sich sammelten und dann kam es zu Kämpfen zwischen den einzelnen Gemeindegruppen. Geliebte, ärgerliche protestantische Gemeinden von Entre Ríos, müßte man schon sagen. Vergessen wir hier in Crespo es wenigstens nicht, daß es nur einen einzigen Herrn in unserer Gemeinde gibt, der in Wort und Sakrament mitten unter uns gegenwärtig ist?! Vergessen wir wenigstens in dieser Gemeinde in Crespo nicht, daß es nur da zu Zank und Streit in einer Gemeinde kommen kann, wo man vergißt, daß Jesus Christus der Herr ist und darum sich Gemeindeglieder als Herren aufspielen?! "Paulus schreibt an die Korinther: Ich habe es gehört und ich kann euch darum nicht loben, daß es unter euch Spaltungen gibt und Parteienwirtschaft." An einem Punkt wird für den Apostel Paulus das Verhalten der Gemeidneglieder in Korinth besonders ärgerlich: "Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht des Herrn Abendmahls, denn so man das Abendmahl halten soll, nimmt ein jeglicher sein eigenes vorhin, und einer ist hungrig, der andere betrunken." Wir können das nur richtig verstehen, wenn wir wissen, was denn da in der Gemeidne zu Korinth passiert ist. Die Art und Weise, wie wir heute das Heilige Abendmahl in den Gemeinden feiern, hatte sich damals in der ersten Christenheit noch nicht herausgebildet. Das Abendmahl wurde richtig gefeiert als ein Essen, als eine Mahlzeit. Man bezeichnete dieses Abendmahl als Liebesmahl. Das Abendmahl war also noch sehr stark an die Form der Passahmahlzeit des Volkes Isarel gebunden. Da es ja noch keine besonderen Versammlungsräume, Betsäle oder Kirchen gab, wurden die Abendmahlzeiten hin und her in den Häusern der Gläubigen zwanglos gehalten, zuerst einige Male in der Woche, später nur an Sonn- und Feiertagen. Jeder brachte für sich das Nötige mit. Nun bestand ein großer Teil der Gläubigen aus den Ärmsten der Armen, der Sklaven. Diese hatten kaum das tägliche Brot. Zu den Armen gehörten auch die Witwen und Waisen. Wir wissen es aus der Apostelgeschichte, das die Sitte und Ordnung war, daß die Reichen und Begüterten für die Armen und fúr die Ärmsten der Armen mit zu sorgen hatten bei den Liebesmahlzeiten, bei den Abendmahlsfeiern. Im Angesichte des gegenwärtigen Herrn im Abendmahl sollte es den Unterschied zwischen reich und arm nicht geben. Die Hilfe, die Jesus Christus zu verschenken hat, haben alle Menschen nötig. Auch der, der hier auf dieser Erde mehr besaß als der andere. hatte dieses Mehr nur deswegen, weil es ihm der Herr im letzten Grund ermöglicht hatte. Und es wurde als eine selbstverständliche Sache angesehen, daß ein Christ mit seinem ganzen Hab und Gut und Geld seinem Herrn zu Verfügung stand, der damit den Ärmsten der Armen half. Das hatte damals die heidnische Umwelt bald deutlich gemerkt, daß in einer christlichen Gemeinde sich hoch und niedrig, reich und arm, intelligent und einfältig, in tiefer, inniger und helfender Liebe begegneten. Ein heidnischer Schriftsteller schreibt: "Seht nur, wie haben die Christen sich untereinander so lieb!" Diese gegenseitige Liebe kam eben auch ganz besonders in der Feier des Heiligen Abendmahls, in den sogenannten Liebesmahlzeiten hin und her in den Häusern klar zu Tage. Eigentlich sollte das doch gerade im Angesichte dessen, was Jesus Christus für uns, aus Liebe zu uns, tat, eine Selbstverständlichkeit sein: "Nehmet, esset, das ist mein Leib, der fúr euch gegeben wird, und dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut." Und stattdessen, daß man sich der Ärmsten der Armen, der Sklaven, annahm, verachtete man sie in einer sehr beschämenden Weise in Korinth. Sie, die Sklaven, konnten sich immer nur nach einem schweren Arbeitstag unter vielen Mühen und manchmal unter großen Schwierigkeiten ihres irdischen Herrn von ihrer Behausung zur Gemeindeversammlung fortbegeben. An ein Mitbringen des Essens und Trinkens war gar nicht zu denken. Die Reichen in Korinth dagegen hatten, weil sie nicht arbeiteten, viel Zeit. Sie kamen sehr frúh und nahmen keine Rücksicht auf die Sklaven, die so früh nicht kommen konnten. Sie begannen ohne diese Armen die Liebesmahlzeit und aßen dabei auch das auf, was für die Armen mitgebracht worden war, ja, sie betranken sich auch mit dem Wein und wenn die Armen kamen, müde und abgespannt und sich auch nach dem Essen und Trinken sehnten, war nichts mehr da. Sie mußten, ohne am Liebesmahl teilgenommen zu haben, ohne auch im rein physischen Sinne gespeist worden zu sein, wieder nach Hause gehen. Wahrhaftig, ein größeres Ärgernis konnte eine Gemeinde Jesu Christi ihrem Herrn fast nicht mehr bieten. Was war da vom Liebesmahl, von der Feier des Heiligen Abendmahls in Korinth noch übriggeblieben?! Wir können den Apostel Paulus schon gut verstehen, daß er solch harte Worte für dieses Verhalten findet: "Welcher unwúrdig von diesem Brot isset oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und BLut des Herrn. Wer aber unwürdig isset und trinket, der isset und trinket sich selber zum Gericht." Eine solch lieblose Haltung in der Gemeinde zu Korinth gegenüber den Armen, gegenüber den Ärmsten der Armen, ist ein Zeichen dafür, daß die Anwesenheit des Herrn Jesus Christus inmitten seiner Gemeinde in Wort und Sakrament nicht beachtet, ja mißachtet wird. Das ist es, was diese Gemeinde zu Korinth zu einer Gemeinde machte, die ihrem Herrn Jesus Christus viel Ärger bereitet. Nun könnte es sein, daß wir jetzt sagen, da sind wir in unserer Gemeinde hier gut daran, solche Unsitten bei der Feier des Heiligen Abendmahles haben wir nicht. Allerdings geht es auch im letzten Grunde gar nicht nur um diese spezielle Unsitte beim Liebesmahl, sondern um die Mißachtung von Gemeindegliedern, die in einer schlechteren Laghe sind, die ärmer sind als die anderen. Diese Mißachtung, diese Verweigerung der Hilfe für sie dürfte eigentlich inmitten einer Gemeinde, in der Jesus Christus durch Wort und Sakrament anwesend ist, nicht vorkommen. Gerade Jesus Christus zeigte, daß er ganz besonders um der Armen willen auf diese Erde gekommen ist und eine Gemeinde gegründet hat, in der einer dem anderen helfend zur Seite stehen soll. Da, wo Jesus Christus heute gegenwärtig durch Wort und Sakrament anwesend ist, also in der Gemeinde, sollte es eigentlich keine armen Menschen mehr geben, weil die Mitchristen sich helfend ihrer annehmen. Wie steht es damit bei uns? Haben wir immer eine offene Hand, wenn es darum geht, einem Notleidenden zu helfen? Oder gehören wir mit zu denen, die jede Aufforderung zur Hilfe einfach rigoros mit der Behauptung ablehnen, die Armen seien an ihrem Elend selbst schuld? Gibt es nicht auch solche Arme unter uns, die nicht zur Gemeinde gehören, weil sie das Geld für den Gemeindebeitrag nicht haben und nicht gerne von oben herab behandelt werden möchten und damit vom Gemeindeleben ausgeschlossen bleiben. Was würde mitten unter uns geschehen, wenn plötzllich in unsere Gottesdienste criollos aus den ranchos erscheinen würden, übelriechend und schlecht angezogen? Würden wir uns darüber freuen oder wúrden wir uns sogar von ihnen zurückziehen, um mit ihnen nichts zu tun zu haben? Fast müssen wir sagen, daß das gerade die große Schuld der christlichen Kirchen der ganzen Welt in den letzten Jahrhunderten war, daß man sich nicht der Armen angenommen hat, selbst nicht der Armen, die zu der gleichen Gemeinde gehörten. Wie sagt der Paulus an einer anderen Stelle: "Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen." Der Apostel Jakobus mahnt: "Wer da weiß Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist's Sünde." Wir wissen es nicht, ob die Gemeinde zu Korinth im Angesichte des gegenwärtigen Herrn auf Grund des Wortes des Apostels Paulus diesen Ärger abgestellt hat, aber wir könnten es noch. Wir können es noch, aus einer geliebten Ärger erregenden Gemeinde eine nur geliebte Gemeinde werden. Wir könnten es noch, dem Bruder, der in unserer Gemeinde ist und der vor unserer Türe lebt, helfen in allen seine Nöten, statt ihn zu verachten.
|
|