Bergpredigt (11) | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:06/10/1963 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Meroú, 21-2-1965 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr: | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 6, 1-4 | | |
Skopus: Almosengeben | | Bergpredigt (11) - Matthäus 6, 1 - 4 "Jesus tat seinen Mund auf, lehrte seine Jünger und sprach: Achtet darauf, dass ihr die Werke eurer Gerechtigkeit nicht vor den Leuten tut, um von ihnen gesehen zu werden, ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie die Heuchler das in den Synagogen und auf den Strassen tun, um von den Leuten gesehen zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibt, und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir's vergelten."
Weithin besteht in der evangelischen Kirche, also mitten unter uns, die Meinung, dass dieses das Kennzeichen unserer Kirche sei, dass wir für Gott, für Jesus Christus, nichts zu tun und nichts zu geben brauchen. Wir meinen, dass das Geben und Tun nur eine Sache der katholischen Kirche sei, eine Sache der Katholiken, die sich damit den Himmel verdienen wollen. Das heutige Wort unseres Herrn aber belehrt uns, dass es eigentlich auch für den evangelischen Christen eine Selbstverständlichkeit sein muss, dass sein Glaube, den er in seinem Herzen trägt, auch in einem Tun, einem Handeln, einem Geben, seinen Ausdruck findet. Der Apostel Jakobus schreibt in seinem Briefe: "Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ister tot an ihm selber." So setzt Jesus Christus in seinem heutigen Wort es als eine Selbstverständlichkeit voraus, dass seine Jünger, dass wir, die wir uns nach seinem Namen nennen, gute Werke tun. Das bedeutet speziell an dieser Stelle, dass es eine selbstverständliche Pflicht eines jeden Christen ist, dass er auch seine Geldtasche öffnet, um die Sache des Herrn und um seine Kirche zu unterstützen oder einem Notleidenden zu helfen. Für Jesus Christus ist das so selbstverständlich, und er spricht hier sogar vom Opfer so klar und deutlich, dass niemand mehr sprechen könnte: Wir haben es nicht nötig, unser Geld ebenfalls unserem Herrn zur Verfügung zu stellen. Es bleibt dabei, was der Apostel Jakobus geschrieben hat: "Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber." Allerdings hebt hier Jesus Christus den Finger warnend hoch und fragt uns: Warum gebt ihr überhaupt euer Opfer? Warum tun wir etwas Gutes? Er sieht die grosse Schar derer, die durchaus bereit sind, sehr viel für das Reich Gottes zu opfern, sehr viel für die Armen zu geben. Eigentlich müsste man sich freuen können darüber, dass Menschen willig und bereit sind, für Gottes Sache viel zu tun. Denn es ist schon eine erstaunliche Angelegenheit bei unserem Kleben am Gelde und bei unserem Festsitzen auf unserem Eigentum und Hab und Gut, wenn Menschen da sind, die eine freigiebige Hand haben. Aber nicht bei allen Gebefreudigen kann Jesus sich freuen. Warum kann er sich nicht bei allen freuen? Weil einige Menschen einen bestimmten Zweck mit ihrer Gebefreudigkeit, mit ihrem Opfer, verbinden. Sie wollen sich bei den anderen als gutmütige und opferwillige Menschen einen besonders guten Namen machen. Man soll mit der Hand aus sie zeigen und anerkennend sprechen: : Er ist doch ein guter Mensch und hat ein mitfühlendens Herz. Dabei möchte man, dass jeder es erfährt, wie gut man ist, eine welch grosse Summe man für einen bestimmten Zweck gegeben hat und noch gibt. Es sind die Leute, die für Bethel, für das Waisenhaus in Baradero oder für eine besondere Sache nur deshalb einen Betrag geben, damit sie und die anderen ihren Namen im LANDBOTEN lesen können oder unter Umständen im Gottesdienst als Abkündigung hören können. Jesus warnt uns davor: "Habt acht auf eure Gaben, dass ihr nicht gebt vor den Leuten, dass ihr von ihnen gesehen werdet. Wenn du nun deine Gabe gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler tun, auf dass sie von den Leuten gesehen werden." Damit werden wir gewarnt, den eigentlichen Sinn des Opferns und des Gebens zu vermischen mit dem unlauteren Streben nach Ehre und Anerkennugn unseres gutmütigen und weiten Herzens. Beim Geben und beim Opfern geht es im letzten Grunde garnicht um unsere Gutheit und Barmherzigkeit, denn wer von uns könnte auftreten und sagen, er sei ein guter Mensch und wenn er noch so viel opfern würde. Sagt nicht die Schrift von uns allen: 'Sie sind böse in ihrem Herzen von Jugend auf. Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer." Das ist der Sinn unseres ganzen Gebens und Opferns, dass wir dadurch ein Dankeschön sagen dafür, dass Gott zu uns gut ist. Jedes Geben und Opfern, das von uns erwartet wird, ist, wenn es ein echtes Geben und Opfern sein soll, ein Dankeschönsagen gegen Gott für alle seine Liebe und Güte und Barmherzigkeit, die er uns jeden Tag neu schenkt. Wenn wir es uns einmal recht betrachten würden, dann wúrden wir uns schämen, dass wir das Dankeschönsagen vergessen dadurch, dass wir uns weigern, etwas abzugeben, dass wir murren, wenn wir etwas opfern sollen. Martin Luther hat uns in der Erklärung zum 1. Artikel einmal eine Liste aufgestellt über die Dinge, die wir von Gott tagtäglich erhalten und wofür wir ihm eigentlich danken könnten: "Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat, samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter, mit aller Notdurft und Nahrung des Leibes und Lebens reichlich und täglich versorget, wider alle Fährlichkeit beschirmt und vor allem übel behütet und bewahret, und das alles aus lauter väterlicher göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: des alles ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr." Dazu kommt der Dank für Gottes grosse, fast unbeschreibbare Güte, dass er uns seinen Sohns sandte, damit wir Gottes Kinder sein und bleiben dürfen, obwohl wir es nicht verdient haben. Jedes Geben und Opfern von uns erfüllt nur dann seinen Sinn, wenn es ein Dank sein soll gegen Gott für seine Güte und Fürsorge, die wir empfangen haben. Darum hat alles Geben und Opfern im eigentlichen Sinn es nur mit Gott allein zu tun und braucht nicht vor Menschen hinausposaunt werden. Alles andere Geben und Opfern bedeutet, dass es nicht von Gott als ein Dankeschönsagen anerkannt wird. Es hat mit dem Tun, dass uns als Christen geboten ist, nichts zu tun. Es mag unser Ansehen bei den Leuten vergrössern; es mag unsere Eitelkeit und unsere Selbstsucht streicheln und schmeicheln, aber mit dem von Gott erbetenen Geben und Opfern hat es auch garnichts zu tun. Jesus Christus warnt uns direkt vor einem solchen Geben und Opfern: Hütet euch davor, damit der eigentliche Sinn des Opferns und Gebens nicht in den Schmutz getreten wird! Lasst uns darum bei jedem Geben und Opfern fragen und nachdenken: Warum gebe ich? Warum opfere ich? Suche ich mit meinem Geld, das ich opfere, meine eigene Ehre. Dann hat alles keinen Sinn gehabt. O, dass wir alle doch dahin kommen, dass wir offene Augen haben für die grosse Liebe Gottes zu uns, dass wir sehen und erkennen lernen alldas, was Gott uns jeden Tag neu schenkt, uns, unserer Familie, unserem Lande und der ganzen Welt. Und lasst uns bitten, dass Gott uns ein Herz schenke, das dankbar wird, das bereit ist, mit den Gütern und Gaben, die Gott uns gegeben hat, ihm zu danken, indem wir sie dahingeben, opfern, für Menschen, die in Not sind, für die Aufgaben der Kirche, für die Verkündigung des Wortes Gottes in aller Welt und unter allen Menschen. Lasst uns Gott bitten, dass er uns davor bewahre, dass wir in unseren Opfern und Gaben unsere eigene Ehre suchen und uns einen Namen machen wollen. Lasst uns Gott stattdessen bitten, dass er uns erkennen lasse, dass wir es auch beim Gelde oder bei anderen Dingen, die wir abgeben, es ausschliesslich und allein mit Gott zu tun haben und mit sonst niemanden. Und lasst uns Gott darum bitten, dass er unser Geben und unser Opfern annehme als Dank für seine grosse Liebe, die er täglich uns erweist. In dieser Weise hat das Geben und Opfern auch in unserer evangelischen Kirche ein durch Jesus Christus selbst legitimiertes Recht und ist nicht nur eine Angelegenheit der falschen katholischen Lehre, als ob man sich durch Geben und Opfern den Himmel verdienen könne. Martin Luther sagte einmal: "Wo der Glaube recht ist, da tut er Gutes; tut er nicht Gutes, so ist es gewiss ein Traum und falscher Wahn, aber kein Glaube."
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