Bergpredigt (09) | Lugar/Ort:Seguí
Fecha/Datum:24/11/1963 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 3-9-1960 Paraná, 3-9-1960 Reffino, 18-9-1960 Camarero, 11-3-1962 Meroú, 19-8-1962 Grabschental, 26-8-1962 Col. Nueva, 4-3-1962 -spanisch- Paraná, 6-5-1962 spanisch- Diamante, 12-5-1962 -spanisch- Camarero, 11-11-1962 -spanisch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr: | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 5,7 | | |
Skopus: Barmherzige | | Bergpredigt (9) - Matthäus 5, 7 "Jesus tat seinen Mund auf, lehrte seine Jünger und sprach: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."
Dieses Wort unseres Herr ist ein erstaunliches Wort. Was heisst Barmherzigkeit? Barmherzigkeit tun heisst, sich eines Menschen annehmen, der in Not ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob er unserer Hilfe bedarf in äusseren Dingen, wie Geldnot, Nahrungs- und Kleidungssorgen, oder ob er in inneren Schwierigkeiten steckt, mit denen er nicht fertig wird. Der Mensch ist gemeint, dem wir Bermherzigkeit tun sollen, der innerlich oder äusserlich elendig umkommen muss, wenn da nicht jemand ist, der sich seiner helfend annimmt. In keinster Weise ist dabei ausschlaggebend, was das für ein Mensch ist, der Hilfe und Barmherzigkeit nötig hat. Die Hilfe darf nicht davon abhängig gemacht werden, ob er ein Deutschstämmiger oder Deutscher oder ein"Hiesiger"ist, ob er zu unserer Kirche gehört oder vollständig gottlos ist, ob er einer aus unserer Freundschaft ist, oder einer, von dem wir wissen, dass er bereits schon viel Böses getan hat. Einzig und allein ist das ausschlaggebend, dass er in Not ist, ganz gleich welcher Art und ganz und gar auf unsere Hilfe angewiesen ist. Wir sagten am Anfang, dass diese Seleigpreisung ein erstaunliches Wort ist, weil es gegen unsere menschliche Natur geht. Wir als Menschen sind durchaus auch in natürlicher Weise bereit, einem anderen zu helfen. Aber wir machen unsere Hilfe abhängig von allerlei Voraussetzungen und Bedingungen. Wir fragen, ob der, dem wir helfen sollen, zu unserer Familie oder Freundschaft gehört oder zu unserer Volkstumsgruppe oder zu unserer Kirche, ob er mit uns die gleiche politische Meinung hat oder ob wir etwa erwarten können, dass er uns einmal die Hilfe wieder zurückerstatten wird, die wir ihm gewährten, oder ob er uns sonst einmal von Nutzen sein könnte. Wie oft sind wir auch aus freien Stücken bereit, einem anderen zu helfen, einfach deswegen, weil der Mensch, der in Not ist, uns gefällt und sympathisch ist. Das alles gilt aber nicht, wenn Jesus hier sagt: "Selig sind die Barmherzigen." Die Barmherzigkeit, die hier gemeint ist und zu der wir aufgefordert werden, ist nur an eine einzige Bedingung geknüpft: DER ANDERE BRAUCHT UNSERE HILFE. Alles andere gilt nicht. Müssen wir nicht bekennen, dass wir zu solch einer Barmherzigkeit von Haus aus nicht fähig sind. Wir stellen normalerweise Bedingungen, wenn wir helfen sollen. Wir haben vielerlei Ausreden, um ja nicht zur Hilfe in Anspruch genommen zu werden. Jesus hat uns in einem Gleichnis, in einem Bilde, gezeigt, was er mit dieser Seligpreisung: "Selig sind die Barmherzigen." gemeint hat. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt er von einem Menschen, der unter die Räuber gefallen ist, ausgeraubt und niedergeschlagen wurde. Halbtot und ohne Kleidung haben die Mörder ihn am Wegesrande liegen gelassen. Das ist ein Bild für einen Menschen, der in Not geraten ist. Es gibt aber so viele andere Situationen, da Menschen in Not kommen. Dieser Mann dort im Gleichnis ist rettungslos verloren, wenn nicht jemand kommt, der hilft. Wieviele Menschen vielleicht warten in unserer nächsten Umgebung auf eine helfendes, zurechtbringes oder tröstendes Wort oder auf eine beispringende Tat, damit sie nicht noch tiefer in die Ausweglosigkeit hineingeraten. Und was geschieht nun in dem Gleichnis? Es kommen Menschen vorbei. Sie sehen ihn in der ganzen Not, aber sie gehen vorüber ohne irgendeine Hilfeleistung. Vielerlei sind die Entschuldigungen, die sie in ihrem Herzen haben, warum sie nicht helfen. Der eine hat keine Zeit, der andere hat selbst Not in seinem eigenen Haus, wieder ein anderer mag sein Geld zu schade zu sein, um es in einen Halbtoten zu investieren. Das ist doch gegen alle Vernunft und wirtschaftliche Gesetze, das lohnt sich doch nicht mehr. Ja, in dem Gleichnis wird uns sogar berichtet, dass selbst einer, der ein Kind Gottes ist, ein Tempeldiener, ein Kirchenvorsteher, könnte man sagen, aus Religion, damit er sich nicht verunreinigt, nicht hilft. Er könnte sich die Finger schmutzig machen und damit zeitlich für den Gottesdienst im Tempel untauglich sein. Wieviele Entschuldigungen haben wir Menschen, damit wir einem anderen nicht zu helfen brauchen. Wir sind in unserem Herzen so verdorben, dass wir sogar als das Normale ansehen, dass wir an einem Notleidenden ebenfalls vorübergehen, dass wir ebenfalss vor der Hilfsbedürftigkeit des anderen unsere Augen verschliessen. Das Normale unter uns Menschen ist, dass der Hilfeschrei eines Notleidenden nicht gehört werden will. SO SIND WIR. Der unter die Räuber Gefallene müsste einem grausamen Ende entgegensehen, wenn ihm nicht von einer Seite aus Hilfe zuteil geworden wäre, von der man es hätte nie erwarten können. Es kommt einer vorbei, der nicht aus dem eigenen Volk stammte, der nicht zu der selben Kirche gehörte, einer, der vom Volk Gottes verachtet und verspottet wurde, ein SAMARITANER. Er half. Er stellte keine Bedingungen für die Hilfe. Er ging auch nicht vorüber, sondern er sah den Menschen in seiner Not, sein Herz wurde so bewegt, dass er nicht anders konnte, als sich zum Halbtotgeschlagenen hernieder zu beugen und zu helfen. Es gab also einen, der ganz aus unserer Art geschlagen war, der nicht vorüberging, sondern dem Unglücklichen half. Nun sollen wir diesem Samaritaner nachtun. Ich sage, dass das natürlicher Weise für uns unmöglich ist. Wir sind ja von Haus aus nicht barmherzig, sondern hartherzig. Aber hat dann die Seligpreisung über den Barmherzigen für uns keine Bedeutung? Oder hat sie nur diese Bedeutung, uns zu zeigen, wie abgrundtief böse wir sind? O nein. Diese Seligpreisung macht uns auf ein frohes Geheimnis aufmerksam. Wir sprachen im Gleichnis von dem Mann, der unter die Räuber gefallen war und nun zerschlagen am Boden liegt. Und das letzte Geheimnis dieser Gestalt sind wir, du und ich. Wir, du und ich, sind die durch dieses Leben mit all seinen Gefahren und Versuchungen und Anfechtungen und Verführungen zu Boden Geschlagene, trotzdem wir als die Glücklichen, als die Zufriedenen erscheinen, als die irdisch Reichen. Wir sind die, die hilflos den grossen Fragen und Problemen des Lebens gegenüberstehen und hilfeschreiend schauen wir nach einem aus, der sich über uns herabbeugt und uns aus der Gefahr und Not heraushilft und aus dem Schmutz und Dreck unseres Lebens herausrettet. Kommt keiner, obwohl viele an uns vorübergehen, um uns zu helfen aus der grössten Not unseres Lebens? Die grösste Not besteht darin, dass wir im Kriege leben mit Gott und dieser Krieg hat uns schon viele Wunden geschlagen. Es sieht durchaus so aus, alsob es daraus keine Errettung mehr gäbe. Und plötzlich erwächst uns eine Hilfe. Darum gilt diese Seligpreisung SELIG SIND DIE BARMHERZIGEN mit der Aufforderung, selbst barmherzig zu sein, nur dem, der selbst die Barmherzigkeit Jesu Christi in seinem Leben erfahren hat. Von einem Nichtglaubenden zu erwarten, dass er barmherzig handelt, ist eiun Unding. Aber nun sind wir Christen, die diese Barmherzigkeit Jesu Christi eigentlich erfahren haben sollten und immer noch erfahren oder eingeladen werden, uns ganz neu helfen zu lassen. Darum werden wir gerade gefragt, wie es mit dieser Barmherzigkeit bei uns bestellt ist. Kann Jesus Christus seine Barmherzigkeit an einem Menschen, der in Not ist, tun durch uns, durch unsere Zeit, indem wir sie einem anderen widmen und unser mitfühlendes Herz dem anderen öffnen, um ihn seine Not aussprechen zu lassen; durch unsere Arbeit, durch unser Geld und sonstige Hilfe, die wir dem Notleidenden gewähren? Fragen wir auch nicht nach dem Nutzen, den wir dabei haben könnten und stellen wir auch keine Bedingungen, bevor wir helfen? Jesus Christus, jedenfalls, wartet darauf, dass er durch uns einem, der sich nach Hilfe sehnt, seine Barmherzigkeit schenken kann. Wer so ein Handlanger, ein Peon, der Barmherzigkeit Jesu Christi ist, der braucht für sein Leben nicht mehr zu fürchten, denn bei dem ist es ja klar und deutlich, dass die Barmherzigkeit Jeus Christi ihn selbst trägt und ihn auch als ein Geretteter durch das Jüngste Gericht trägt in die ewige Herrlichkeit. Mögen wir so auch zu denen gehören, die der Herr in seiner Seligpreisung meint: "Selig sind die Barmherzigen, denn sie sollen Barmherzigkeit erlangen."
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