Bergpredigt (07) | Lugar/Ort:Crespo
Fecha/Datum:16/08/1959 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 26-7-1959 Meroú, 16-8-1959 Reffino, 20-9-1959 Vizcacheras, 27-9-1959 Hernandarias, 25-10-1959 Paraná, 1-11-1959 Camarero, 8-11-1959 -spanisch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr: | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 5, 5 | | |
Skopus: Selig die Sanftmütgem | | Bergpredigt (7) - Matthäus 5, 5 "Jesus tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen."
Als normale Menschen müssen wir, wenn wir dieses Wort unseres Herrn Jesus Christus hören, nur mit dem Kopf schütteln. Was hier gesagt wird, geht gegen alle menschliche Erfahrung. Hier werden Menschen, die auf Erden nichts zu sagen haben, die kleinen an die Wand gedrückten Menschen, glücklich und selig gepriesen. Und von ihnen sagt Jesus Christus, dass sie einmal diese Welt beherrschen, auf dieser Erde regieren werden. Dieses von Jesus Christus Gesagte, ist deshalb für uns unverständlich, weil in der Welt, in der wir leben, es heute doch anders zugeht. Wer kommt heute an die Macht und an die Regierung? Doch nicht der, der sanftmütig ist, der sich leicht an die Wand drücken lässt, sondern der, der brutal sich nach vorne schiebt. Ist ja gerade doch ganz Lateinamerika ein typisches Beispiel dafür, dass die Menschen durch grausame Gewalt, Staatsstreiche und Revolutionen sich an die Spitze einer Regierung stellen; und das bedeutet doch immer, dass der Weg zur Macht und zur Herrschaft über Blut und Leichen geht, aber nicht dadurch, dass jemand sanftmütig ist. Es ist doch wirklich fast eine einzige Ausnahme, dass vor etlichen Jahren der Volksführer Gandhi in Indien durch Hungerstreiks und nicht durch Revolutionen den Engländern die Herrschaft abnahm und seinen Indiern übergab. Gerade das zeigt sich auf dem ganzen Gebiet der politischen Geschäfte, dass man heute eben nicht durch Sanftmut und Demut und Zurückhaltung an die Macht kommt, sondern durch brutale Gewalt und Demagogie. Aber nicht nur politische Führer stehen in der Gefahr, Demagogen, Diktatoren oder Tyrannen zu werden, sondern wir alle. Wieviele Hausväter gibt es, die die Tyrannen der Familie sind? Oder wieviele Ehemänner sind die Tyrannen ihrer Ehefrauen, aber auch die umgekehrten Fälle kommen vor. Eltern tyrannisieren ihre Kinder und Kinder ihre Eltern. Es gibt Patrone, die die Tyrannen ihrer Peone sind, und es gibt aber auch Peone, die ihre Patrone schikanieren, wo sie nur können. In dieser unserer Welt hat sich das ungeschriebene Gesetz durchgesetzt: Alles muss sich unserem Willen beugen und je nach der Macht, die wir besitzen, unterstützen wir diesen unseren Willen mit den entsprechenden Gewaltmitteln, bis zum Totschlag und bis zum Mord, wozu allerdings auch das Geld gehört. Das gilt für die Politik, geht aber durch unser ganzes Miteinander als Menschen. Sogar in einer christlichen Gemeinde und Kirche wird oftmals versucht, in dieser Weise zu handeln. Jede Macht, jede gehobene Berufsstellung, jeder Besitz, jeder Peso, den wir besitzen, verführt uns direkt dazu, unseren eigenen Willen als allein richtig durchsetzen zu wollen. Und wenn es nicht mit gesetzlich erlaubten Mitteln geht, dann werden eben ungesetzliche Mittel angewandt, wie Betrug, Raub, Totschlag und Mord. Aber auf Schritt und Tritt begegnen uns auch Menschen, die das nicht konnten, ihre Ellbogen benutzen und sich mit Gewalt in allen Dingen durchzusetzen. Und wir sehen sie, wie sie überall betrogen und belogen und in allen Dingen benachteiligt werden.Sie werden unterdrückt und ziehen den Kürzeren. Wir müssen also schon sagen, wer das grössere Maul hat und sich immer nach vorne drängt und vor Lüge und Betrug nicht zurückschreckt, der kommt in unserer Welt am besten voran. Und doch sagt Jesus hier, die Glücklichsten sind die Sanftmütigen, sind die, die sich haben an die Wand drücken lassen, denn sie werden einmal die wahren Beherrscher der Erde sein. Wir denken unwillkürlich daran, dass dieser Jesus von Nazareth auch einer war, der sich nicht mit Gewalt hat durchsetzen wollen. Mit ihm haben die Mächtigen dieser Erde Katze und Maus gespielt. Sie haben ihn verhöhnt und verlacht und verspottet. Sie haben ihn angespuckt. Er versuchte nicht, mit Gewalt sein Reich auf Erden aufzurichten und seinen Willen durchzusetzen, obwohl er es gekonnt hätte.Er selbst sagte: "Meint ihr, ich könnte nicht meinen Vater im Himmel bitten, dass er mir Heere von Engel zur Hilfe schicke." Jesus verzichtete darauf. Er wehrte sich nicht einmal, als ihn seine Feinde ermordete und ihn ans Kreuz hängten. Da hing er nun, der sanftmütigste Mensch, den es je gegeben hatte, da tat er auf dem Hügel Golgatha seinen letzten Atemzug, ermordet von den Mächtigsten dieser Welt. Wir könnten nun sagen: Ja, an diesem Jesus sehen wir gerade, wie es auch uns ergehen wúrde, wenn wir uns nicht mit Gewalt und mit einem grossen Maul überall im Leben durchsetzen wollten. Darauf verzichten wir gern. Und doch, mit der Ermordung dieses Jesus war für die Mächtigen der Erde eben noch nicht der Schlusstrich gezogen. Ein anderer hat diesen Wehrlosen, diesen Sanftmütigen, zu seinem Recht verholfen. Nicht nur das, sondern dieser andere, Gott selbst, hat dann wirklich allen menschlichen Lebensgesetzen zum Trotz, diesen einen Sanftmütigen am Himmelfahrtstage zum König und Herrscher nicht nur des Himmels, sondern auch der Erde gemacht. Wir können sagen, dass diese Seligpreisung, dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen und zu Königen dieser Erde, gemacht werden, bereits in Erfüllung gegangen ist, und zwar zum 1. Mal in der Gestalt dieses Jesus Christus. Und dieser Jesus Christus sagt uns: Verzichtet in eurem Leben auch auf alle Gewalt. Versucht nicht, nur euren Willen durchzusetzen. Rennt nicht mit dem Kopf durch die Wand. Geht in eurem Leben lieber den untersten, den niedrigsten Weg. Wenn er das sagt, dann sagt es der, der es selbst persönlich erfahren hat, dass auf alle Gewalt kein Segen ruht, sondern dass Gott, der Herr, bei den Sanftmütigen und Demütigen ist, bei denen, die sich benachteiligen lassen. Und wir wissen auch als Christen, dass Jesus Christus am Ende der Tage als der einzige Herr und König auf diese Erde kommen wird, um seine Herrschaft auszuüben. Dann werden alle die, die ihren Weg hier auf Erden gegangen sind mit Gewalt und Tyrannei und Staatsstreichen und Revolutionen und Totschlag und Mord, von ihm zerschmettert werden, aber eben die bisher auf Erden Getretenen und Geknechteten, die nichts zu sagen hatten, werden mit dem König Jesus Christus diese Erde besitzen und beherrschen. Und es ist die grosse Frage, was wir wollen? Wollen wir uns hier in dieser kurzen Zeit unseres Lebens als Tyrannen und Despoten aufführen, vor denen die anderen Menschen zittern und beben, aber am Ende der Tage von dem einen und wahren König Jesus Christus zerschmettert werden? Oder wollen wir uns in dieser kurzen Zeit unseres Lebens treten lassen, den untersten Weg gehen und nicht mit dem dicken Kopf durch die Wand rennen, aber dafür am Ende der Tage, wenn das Himmelreich auf diese Erde kommt, wenn Jesus Christus seine Herrschaft sichtbar auf Erden ausübt, mit ihm für alle Ewigkeit auf dieser Erde herrschen und sie besitzen werden? Jedenfalls sind am Glücklichsten diese Sanftmütigen, denn sie werden für alle Ewigkeit das Erdreich besitzen. Gott, der Herr, schenke es uns, dass wir zu ihnen gehören dürfen.
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