Bergpredigt (02a) | Lugar/Ort:Alcaracito 3
Fecha/Datum:12/06/1971 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Krankengottesd. Meier in Paraná, 23-5-1971 Grabschental, 3-10-1971/28-8-1977 Aldea Protestante, 5-11-1972/ 8-8-1976 Meroú, 12-11-1972/30-4-1978 Camarero, 28-8-1977 Reffino, 25-1-1977 -spanisch- Grabschental, 12-2-1977 -spanisch- Aldea Protestante, 6-3-1977 -spanisch- Meroú. 27-3-1977 -spanisch- Diamante, 24-4-1977 - spanisch- Grl. Racedo, 28-8-1977 -spanisch- Camarero/Puiggari, 31-10-1978 -spanisch-
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Rogate | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 6,5-13 | | |
Skopus: Vom Beten | | Bergpredigt (2a) - Matthäus 6,5-13 "Jesus spricht: Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Synagogen und an den Ecken auf den Gassen, auf dass sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schliess die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr ihnen euch nicht gleichstellen. Euer Vater weiss, was ihr bedürfet, ehe denn ihr iohn bittet. Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen."
Schon beim flüchtigen Hinhören auf den verlesenen Text merken wir, dass es in ihm um das Gespräch des Menschen mit Gott geht, um das Gebet, das in fast allen Religionen als eine Frömmigkeitsübung eine wichtige Stellung einnimmt. Das Gebet als ein religiöser Frömmigkeitsausdruck hat im Sinn, die Gottheiten, die Götzen, zu denen man betet, gnädig zu stimmen, damit man als Beter das bekommt, was man haben will. Indem der Mensch zu Gott betet, will er ihn zwingen, ihm, dem Menschen, zu gehorchen. Das andere Charakeristische des Gebets in den Religionen ist, dass es öffentlich vor allen Menschen geschieht, um damit zu zeigen, wie ernst man mit der Gottheit meint, wie religiös gebildet man ist. Jesus erkennt diese 2 religiöse Merkmale auch in der Praxis im Volke Israel und darum stemmt er sich dagegen. Für ihn ist eben das Gebet kein Mittel, um uns Gott gefügig zu machen und auch nicht ein religiöser menschlicher Ausdruck, um vor den Menschen als religiös und fromm zu gelten. Für Jesus Christus ist das Gebet die Bereitschaft des Menschen, seinen Willen in den Willen Gottes zu legen, seinen eigenen Willen in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu bringen und dafür die Kraft zu erbitten. Wie betete Jesus selbst im Garten Gethsemane: "Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber, doch nicht wie ich will, sondern wie du willst." Das eben hat nichts mit einem Beweiss vor anderen Leuten, die eigene Frömmigkeit zu zeigen, zu tun, wie Jesus in unserem Text sagt: "Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Versammlungsräumen und an den Ecken und Gassen, auf dass sie von den Leuten gesehen werden." Das echte Gebet, wie Jesus selbst es auch praktizierte, hat es auch nicht damit zu tun, Gott uns gefügug zu machen, ihn dahinzubringen, dass er das tut, was wir wünschen und was wir haben wollen: "Ihr sollt nicht den Heiden gleichen, die meinen erhört zu werden, wenn sie viele Worte machen. Euer Vater weiss, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet." In unserem Text also greift Jesus die religiösen und frommen Verzerrungen des Gebetes und seiner Praxis an und zeigt, wie Gott selbst das Gebet von uns verstanden wissen will. Dabei hat er uns ein Gebet als Modell hinterlassen, wie wir recht beten können: "Das Vaterunser." Selbstverständlich bestehen kaum Schwierigkeiten, das, was Jesus in unserem Text hier sagen will, zu verstehen, allerdings fragen wir uns, was hilft es heute in unserer Situation, in der die Gefahr, dass Gott von uns gezwungen werden soll oder dass vor Menschen durch das Gebet geheuchelt wird, kaum mehr besteht. Wir stehen ja in der sehr grossen anderen Gefahr und Not, und zwar in der ganzen Christenheit, dass überhaupt nicht mehr gebetet wird, höchstens vielleicht nur in den Gottesdiensten oder anderen Gemeindeveranstaltungen oder selten genug, als Tischgebet. Ja, es gibt Christen, die meinen, wenn Gott weiss, was ich nötig habe und wenn er bereit ist, mir das zu geben, warum soll ich dann noch beten, warum soll ich dann noch bitten? Es gibt dann auch wieder andere, die zurecht verstanden haben, dass das christliche Gebet keine fromme oder religiöse Demonstration oder Vorstellung sein soll, die aber dann nicht bereit sind, sich korrigieren zu lassen, die überhaupt dann das Beten aufgeben. Unsere Zeit ist eine gesprächs- und gebetslose Zeit geworden, selbst Christen wollen oder können nicht mehr beten. Für uns heute als Christen, auch für uns, die wir uns hier im Gottesdienst versammelt haben, kommt alles darauf an, dass es auch bei uns, wie damals, Wirklichkeit wird: "Und wenn ihr betet." Es stimmt alles, was gesagt wird, dass Gott unsere Probleme und Nöte und Schwierigkeiten schon kennt, ehe wir überhaupt den Mund auftun, aber doch gehört es zu unserem Verhältnis zu Gott, wenn es es ein persönliches Verhältnis sein will, dass es zu einem Gesprächsverhältnis kommt. Gott spricht mit uns und wir sprechen mit ihm. So ist zum Beispiel ein Verhältnis zwischen Eheleuten, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Menschen überhaupt ohne das Gespräch garnicht möglich. Wenn ein Kind ein Vertrauensverhältnis zu seinen Eltern hat, dann weiss es, in dieser meiner Schwierigkeit jetzt werden meine Eltern mir schon helfen, aber doch geht es zu ihnen und legt ihnen seine Probleme dar. Und knüpft Jesus Christus nicht gerade an dieses Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind an, wenn er uns das Vaterunser als Modell eines gesunden Gebetes gibt? Durch ihn, Jesus Christus, wird Gott, der sein Vater ist, auch unser Vater. Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; sie fest in seiner Hand hält; dem alles, was existiert, gehört; durch Jesus Christus lässt sich Gott in eine ganz persönliche Gemeinschaft mit uns ein und gibt uns die Zusicherung, uns helfend beizustehen. Sollte es sich da nicht lohnen, vielleicht für uns ganz neu, unseren Mund aufzutun und mit ihm, unserem Vater im Himmel, zu sprechen, zu ihm zu beten, mit ihm alles durchzugehen, was mich, meine Familien, mein Land, die Kirche, diese Welt, angeht. Dieses Gespräch braucht nicht verschoben zu werden, weil ich vielleicht vor Gott nicht sprechen kann, sondern nur stottern, vielleicht auch nur seufzen und stöhnen. "Ihr braucht auch nicht viele Worte zu machen", sagt Jesus. Ihr braucht auch keine Angst zu haben, dass ihr vielleicht in dem Gespräch etwas vergesst, denn "Euer Vater im Himmel weiss, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet." Wir brauchen uns über unser Gestammel nicht zu schämen, wenn Jesus sogar einmal sagte: "Aus dem Munde der unmündigen Säuglinge hat Gott Lob zugerichtet." Ohne Gott, ohne das Gespräch mit Gott, ohne den Dialog mit Jesus Christus in seinem Reden und in seinen Taten, stirbt der Glaube und ohne Glaube kommt es garnicht zum Gebet oder wird zu einem Geplapper. Ohne das Gebet bringen wir niemals unseren Willen in Übereinstimmung mit Gottes Willen, werden wir nie seine Diener.
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