Bergpredigt (02) | Lugar/Ort:Vizcacheras
Fecha/Datum:23/08/1959 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Hernandarias, 23-8-1959 Aldea Protestante, 6-9-1959 Camarero, 3-10-1959 Reffino, 4-10-1959 Paraná, 6-3-1960 Meroú, 25-5-1962 Paranaá, 5-8-1962 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr: | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Matthäus 6,5-8 | | |
Skopus: Vom Beten | | Bergpredigt (2) - Matthäus 6, 5 - 8 "Jesus tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Und wenn ihr betet, sollt ihr es nicht wie die Heuchler tun, die gern in den Synagogen und an den Strassenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen. Wenn aber du betest, so gehe in deine Kammer, schliess die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum macht es nicht wie sie. Denn euer Vater weiss, was ihr nötig habt, bevor ihr ihn bittet."
Ob wir Menschen das jemals richtig verstehen und begreifen können, was es heisst, dass Gott uns die Möglichkeit gegeben hat, mit ihm zu sprechen, zu ihm zu beten?! Schauen wir uns ein wenig in den vielen Religionen um, in denen sich Menschen nach ihren eigenen Vorstellungen Götter erdacht oder aus Holz geschnitzt und aus Stein gemeisselt haben, dann könnten wir sehen, dass diese von Menschen gemachten Götter solche furchtbaren und grausamen Gestalten haben, dass kein Mensch auf den Gedanken käme, zu solchen Göttern in ein wirkliches Gespräch zu treten. Vor solchen Göttergestalten kann man vor Furcht und Angst nur erbeben und erzittern und sich mit Grauen abwenden. Die anderen Götzen, die sich Menschen erdacht und gemacht haben, sind so lächerlich, dass kein Mensch auf den Gedanken kommt, von ihnen Hilfe zu erfahren. Diese Götzen gebraucht der Mensch als seine Spielpuppen, mit denen er machen kann, was er will. Der Mensch steht wohl vor solchen Götzen, aber er betet nicht, sondern er babbelt. Mit vielen Worten tut er so als ob er betet, aber in Wirklichkeit verdeckt er durch die vielen Worte die ganze Lächerlichkeit dieser Götzen. Aber das ist das Grosse und Herrliche, dass der eine und wahre Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und sie noch heute in seiner Hand hält, dass dieser Gott, der allein helfen kann, es von Anfang an uns Menschen erlaubt hat, mit ihm zu sprechen. Wir lesen in der Bibel, dass der allmächtige Gott schon mit den ersten Menschen Adam und Eva gesprochen hat. Die Geschichte des Volkes Israels ist eine Geschichte des Gottes, der mit seinen Kindern, mit seinen Menschen spricht und es zulässt, dass seine Menschen mit ihm sprechen und zu ihm beten. Der grosse und erhabene Gott lässt es zu, dass wir zu ihm beten. Wir, die wir Staub und Asche sind, wir dürfen zu unserem Schöpfer kommen und ihm unsere ganze Not sagen und er hat versprochen, uns dann auch zu helfen. So hat er es uns versprochen. Also schon im Alten Testament hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, mit ihm zu sprechen. Aber es bestand doch noch eine gewisse Scheu, Gott anzurufen. Ja, man vermied möglichst, den Namen Gottes auszusprechen. Jesus Christus aber nahm vom Alten Volk Gottes, vom Volke Israel, diese Furcht und Scheu, die aus dem Heidentum hereingebrochen war und machte den Weg zum Vater im Himmel ganz weit offen. Er sagt uns allen, dass wir zu Gott kommen dürfen mit all unseren Nöten, Sorgen und Fragen, wie ein Kind zum Vater kommt. Unsere Gottesdienst hier in der Kirche wollen Einübungen des Gebetes sein, damit wir zu Hause wieder ganz neu beten lernen. Jesus hat uns sogar ein kurzes Lehrbuch in die Hand gegeben, aus dem wir lernen können, wie wir beten sollen. Es ist das Vaterunser. In unserem Text nun zeigt uns Jesus unter den Menschen der damaligen Zeit 2 Gefahren, die das Gebet wertlos machen können: "Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gern stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf dass sie von den Leuten gesehen werden." Es war damals Sitte, in den Synagogen, in den Versammlungsräumen und im Tempel laut zu beten. Und dann gab es Menschen, die am liebsten beteten, wenn eine grosse Schar von Menschen um sie war, denen sie zeigen konnten, wie schön sie beten und wie fromm sie sind. Uns wird von einem solchen Mann erzählt, dass er sich mitten in den Tempel stellte und in folgender Weise betete: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste 2 x in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe." Das ist ein typisches Beispiel dafür, wie wir nicht beten sollen. Dieser fromme Mensch ist wie der Heuchler, den Jesus in unserem Text meint, der von den Leuten gesehen und gehört werden möchte und der so betet, dass alle Zuhörenden meinen und denken sollen, er sei ein ganz besonders frommer Mensch. Wir spüren, dass sich die Frömmigkeit dieses Mannes um sich selbst dreht. Er glaubte im letzten Grunde an sich selbst und an seine eigene Frömmigkeit, tut aber vor den Leuten so, als ob er ein gottesfürchtiger Mann sei. Bei uns ist ja diese Gefahr nicht so gross, dass wir im lauten Gebet vor anderen Leuten mit unserer Frömmigkeit heucheln wollen, weil bei uns ein lautes Gebet vor anderen Menschen nicht üblich ist. Wir kennen diese laute Gebetsform hier nur bei den Brüder-Gebetsstunden und - konferenzen, die durchaus auch seine Berechtigung hat. Wir wissen, dass die Urgemeinde diese Art der Gebetsgemeinschaft ebenfalls praktizierte und pflegte. Aber überall, wo es Gebetsgemeinschaft gibt, muss davor gewarnt werden, dabei nicht zu frommen Heuchlern zu werden. Es hat schon eine gute Berechtigung, dass die Kirchenleitungen der evangelischen Kirchen in ihren Agenden für die Gottesdienste feste vorher formulierte Gebete vorschreibt. Man will die Pfarrer davor warnen, dass sie auch zu Heuchlern werden, in dem sie in einem freien Gebet laut und "schön" zu beten versuchen. Im Gebet, ganz gleich im Gottesdienst oder zu Hause geht es immer ausschliesslich und allein um das Gespräch mit Gott. Vor Menschen kann man heucheln, aber nicht vor Gott. Darum ist es eine ungute Sache, wenn Eltern ihre kleinen Kinder ein Gebet lernen lassen und bei jedem Besuch eines Verwandten oder Bekannten, oder sogar de Pfarres, das Kind auffordern: Zeig mal der Tante etct., wie schön du beten kannst. Ich weiss, dass darin ein gewisser Stolz der Eltern über ihr Kind liegt, aber bedenken wir dabei immer, dass wir damit das Kind auch zum Heucheln verführen, dann das Gebet soll ja zu Gott gesprochen werden und nicht die Tante oder der Onkel oder Pastor sollen angebetet werden. Und auf das Schöne kommt es beim echten Gebet auch nicht an, sondern dass es aus dem Herzen des Menschen kommt und zum Herzen Gottes geht. Und als eine andere Gefahr beim Beten zeigt Jesus Christus das Plappern auf, d.h. dass wir meinen, wir müssten lange Gebete machen, damit Gott uns hört und erhört. Und dabei dürfen wir wissen, so sagt uns Jesus Christus, dass es gar nicht auf die vielen Worte ankommt. Gott kennt schon unsere Not und unsere Sorge und das, was wir von ihm erbitten, im voraus. Das Plappern im Gebet, das Viele-Worte-machen, wir kennen es ja besonders in der katholischen Kirche, aber es ist auch in evangelischen Kreisen vorhanden, dieses Plappern hängt meistens damit zusammen, dass wir Gott gar nicht ernstnehmen, dass wir ihn behandeln wie einen selbstgemachten Götzen, von dem wir wissen, dass er uns doch nicht helfen kann. Allerdings habe ich den Eindruck, dass bei uns hier in keinster Weise die Gefahr besteht, dass wir als Heuchler laut vor den Leuten beten oder beim Beten viele Worte machen. Bei uns besteht meines Erachtens eine andere gleich schwere und grosse Not. Bei uns in unseren Familien wird in den meisten Fällen überhaupt nicht gebetet. Nur in ganz wenigen Fällen wird in unseren Familien vielleicht noch zu den Mahlzeiten gebetet. Wenn bei uns schon nur selten beim Essen gebetet wird, wieviel seltener ist es, dass wir betend Gott alle unsere Nöte, Sorgen und Bitten vor die Füssen legen und auch unseren Dank darbringen. Wollen wir nicht heute noch anfangen, von dieser einzigartigen Möglichkeit Gebrauch machen, mit Gott im Gebet zu sprechen?! Wollen wir nicht anfangen, zu bitten, dass Jesus Christus, unser Heiland, sich zu den Mahlzeiten auch als unser Gast an den Tisch setzt? Es ist doch wirklich nicht zu schwer, als Hausvater oder Hausmutter die Familie um den Tisch zu versammeln und zu beten: "Komme, Herr Jesus, sei du unser Gast und segne uns, was du uns aus Gnaden bescheret hast." oder: "Vater, segne diese Speise, uns zur Kraft und dir zum Preise." Wir brauchen doch dabei nicht viele Worte machen, wie Jesus es in unserem Text sagt. Fangen wir doch heute damit an, in irgendeiner freien Minute, und wenn es in der Küche als Hausfrau oder als Hausvater auf dem Acker oder wo es sonst sein mag, fangen wir doch endlich einmal an, mit wenigen Worten nur, Gott unser Herz auszuschütten, ihm unsere Not und das, was uns bedrückt, zu sagen und ihn um Hilfe zu bitten, ihm aber auch zu danken für das, was er uns geschenkt hat. Wenn wir das einmal versuchen würden, dann würden wir es erleben, wie unser ganzes Leben ruhiger, zufriedener und sogar fröhlicher würde und selbst unsere Mitmenschen würden es merken, dass wir in unserem Leben eine grosse Kraftquelle besitzen. Jesus Christus steht nun jetzt so vor uns und bittet und bittet: Fangt heute noch damit an! Wenn ihr es nicht tut, betrügt ihr euch selbst.
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