2 Monatssprüche 1975/76- 21 | Lugar/Ort:Grabschental
Fecha/Datum:24/09/1977 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 2-7-1978 -deutsch- Meroú, 26-11-1978 -deutsch-D | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Monatsspr. Sept.1976 - Sent.Mens. 9-1976 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Jeremia 23, 23 - Jeremías 23: 23 | | |
Skopus: Wir können von Gott nicht weglaufen. | | 2 Monatsspr. 1975/76 21 -Sept.1976-Jeremias 23,23 "Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?"
Im Worte Gottes wird viel vom Gericht oder vom Zorn Gottes geredet, auch wenn diese Botschaft nicht die Hauptsache ist, sondern das Wichtigste ist die Botschaft vom Heil der Welt und von der Errettung der Menschen. Wir Menschen haben es nun fertig gebracht, die Ernsthaftigkeit der Gerichts- und Zornesbotschaft dadurch zu verwässern und herabzusetzen, daß wir das Gericht Gottes ausschließlich und allein an das Ende der Zeit verlegen oder in die Zeit nach dem Tode. Und da diese Zeiten für unser Verständnis unrealistisch und noch so weit weg erscheinen, nehmen wir diese Botschaft von Gottes Zorn und Gericht nicht mehr ernst und leben so, wie wir wollen und fragen nichts nach Gottes Willen und sind ihm nicht gehorsam. Allerdings haben wir, wenn wir so denken und handeln, uns schwer getäuscht. Das Wort: "Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten, denn was der Mensch säet, wird er auch ernten", geht normalerweise nicht erst nach dem Tode oder am Ende aller Zeiten in Erfüllung, sondern schon zu Lebzeiten von uns allen. Durch unseren Ungehorsam Gott gegenüber verursachen wir nicht nur seinen Zorn, sondern sind auch Vollstrecker seines Gerichtes in dieser unserer Zeit. Wenn wir die Zeitungen aufschlagen, das Radio hören oder den Fernsehapparat anstellen, dann wird es uns klar und deutlich, daß ganz besonders in unserer heutigen Zeit Gottes Zorn über dieser unserer Menschheit liegt und sich sein Gericht an uns vollzieht. Es wechseln sich ab Naturkatastrophen mit Kriegen, Bürgerkriegen und Revolutionen, Verfolgungen der verschiedenen Menschengruppen und Ideologien, Religionen und Rassen, Verletzung und Mißachtung der Würde und Rechte eines Menschen, Terrorakte, Not- und Hungerszeiten. Sieht es nicht auch an diesem Punkte sehr traurig in unserem eigenen Lande aus? Aber, und darauf nimmt unser Text "Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist", Bezug, gibt es nicht immer auch Menschen und Bevölkerungsgruppen, manchmal auch ganze Völker, die es verstehen, inmitten der großen Gerichtszeiten dem Zorn Gottes zu entfliehen, einfach wegzulaufen. Wenn andere Hab und Gut und Geld verlieren, werden sie immer reicher. Wo andere nichts mehr zu essen haben, verstehen sie es, in Saus und Braus zu leben. Heißt es nicht gerade von dieser so notvollen Zeit, daß in ihr die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden? Nicht nur unser Predigttext, sondern auch der Vers danach: "Meinst du, daß sich jemand verbergen könnte, daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde füllt?", will uns klar sagen, daß sich niemand dem Zorn und dem Gericht Gottes entziehen kann. Er holt jeden ein, auch wenn es manchmal aussehen sollte, als ob einige ihm entgehen. An der Wirklichkeit des Wortes "Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten, denn was der Mensch säet, das wird er auch ernten", kommt kein Mensch vorbei. Wollte nicht einmal der Prophet Jona aus Ungehorsam gegen Gott von ihm weglaufen und seinem Zorn entfliehen, er benutzte dazu sogar ein Schiff? Und Gott holte ihn auf dem Meere ein. So, wie Gott viele Weisen hat, uns Menschen zu helfen, so hat er ebenfalls unzählige Möglichkeiten, uns einzuholen und zu strafen. Selbst, wenn jemand in die sogenannte Gottlosigkeit zu flüchten versucht, Gott macht sich durchaus auch einem Atheisten bemerkbar. Erleben wir es nicht heute noch nach 35 Jahren, daß Menschen, von Gott eingeholt, unter der Last ihrer Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die sie unter Hitler begangen haben, zusammenbrechen und psychisch und physisch krank werden. Laufen dort in Deutschland nicht heute noch Gewrichtsprozesse gegen solche, die Verbrechen damals begangen und sich in Deutschland oder an anderen Stellen der Welt unter falschen Namen versteckt gehalten haben und dann doch aufgefunden wurden. Gottes Zorn hat sie noch nach Jahrzehnten eingeholt. Sind nicht oft in unserem Land die ablösenden Regierungen die Vollstrecker des Gerichts an den vorhergehenden abgelösten Regierungen? Es gibt internationale Büros, die besonders alle geheimen Verbrechen von offiziellen Regierungen, ganz gleich, ob sie von kommunistischer, kapitalistischer, demokratischer oder militärischer Seite verursacht wurden, notieren und bei passender oder unpassender Gelegenheit veröffentlichen und der Weltöffentlichkeit übergeben und damit einen Prozeß einleiten, der einem Gerichtsprozeß Gottes über die Verantwortlichen gleicht. Es gibt ein Sprichwort, das lautet: "Es ist nichts so fein gesponnen und kommt doch an das Licht der Sonnen". und das genau das wiedergibt, was unser Bibeltext sagt: "Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, und nicht auch ein Gott, der ferne ist. Meinst du, daß sich jemand so heimlich verbergen könne, daß er ihn nicht sehe? spricht der Herr." Nun ist es nicht der Sinn unseres Textes, daß wir Menschen durch solche Drohungen und Mahnungen dahin gebracht werden, Gott endlich gehorsam zu werden, als vielmehr anzuzeigen, daß das Gericht Gottes bereits mit solchen Worten angefangen hat, wie wir es zum Beispiel bei der Predigt vom Sündenfall der ersten Menschen bereits wissen. Mit der Frage: "Adam, wo bist du?" oder später: "Kain, wo ist dein Bruder Abel? beginnt das Gericht über diese Menschen. Es hat unser Predigttext auch den Sinn, uns vor der Illusion zu bewahren, als ob wir Gott nicht ernst zu nehmen brachen, als ob es ihn nicht gäbe, als ob er ein Hirngespinst von uns Menschen wäre, ohne Bedeutung für das reale menschliche Leben. Allerdings ist es nicht die eigentliche Aufgabe der christlichen Kirche, den Zorn und das Gericht Gottes zu verkündigen, sondern daß Gott uns Menschen liebt, daß er uns noch in unserem Ungehorsam liebt, daß sein Zorn und sein Gericht über uns sogar noch Ausdruck seiner Liebe sein kann. Er gibt uns nicht auf, sondern steht bereit da, uns zu helfen. Und wenn er zornig über uns wird, weil wir ungehorsam ihm gegenüber geworden sind, dann doch deswegen, weil wir in unserem Ungehorsam soviel entsetzliches Leid über andere Menschen bringen und verhindern, daß sie als Gottes Geschöpfe leben können, daß Gott ihnen seine Liebe und Kraft zuwenden kann. Aber selbst auch bei Menschen, die durch ihr Verhalten Gott und ihren Mitmenschen gegenüber Gottes Zorn herausfordern und sein Gericht zu spüren bekommen, hört er nicht auf, seine Liebe und seine Hilfsbereitschaft zu bezeugen und sie dadurch zu reizen, von ihrem Ungehorsam und falschem Handeln zurückzurufen. "Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er umkehre und lebe", heist es an einer anderen Stelle der Heiligen Schrift, So dürfen wir unser Textwort "Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist", das besonders für Gottes Zorn und Gericht gilt, ebenfalls so lesen, daß wir wissen dürfen, Gottes Liebe und Hilfsbereitschaft holt uns ein, da, wo wir sind, im Ungehorsam oder in der Gottesferne. Er bleibt uns nahe und streckt uns seine helfende Hand aus.
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