2 Monatssprüche 1975/76- 09 | Lugar/Ort:Grabschental
Fecha/Datum:25/09/1976 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 29-7-1978 -deutsch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Monatsspr. Sept. 1975 - Sent.Mens. 9-1975 | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Römer 12, 8 - Romanos 12, 8 | | |
Skopus: Wie steht es mit unser Hab und Gut und Geld? | | 2 Monatsspr. 1975/76 9 -September 1975-Römer 12,8 "Wer gibt, der gebe ohne Nebenabsicht."
Der Abschnitt im Römerbrief des Apostels Paulus, dem wir unseren Predigttext entnommen haben, steht unter der großen Überschrift: "Der vernünftige Gottesdienst eines Christen im alltäglichen Leben." Was das bedeutet, wird uns in diesem Abschnitt an vielen Beispielen erklärt. Eines eben von diesen ist unser heutige Text: "Wer gibt, der gebe ohne Nebenabsicht", oder wie es in der Lutherübersetzung lautet: "Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn." Zunächst fällt es uns auf, daß der Apoostel Paulus ein ganz anderes Verständnis vom Gottesdienst hat, als wir normalerweise haben. Für uns beschränkt sich der Gottesdienst fast ausschließlich und allein auf die eine für die Gemeinde festgesetzte Stunde, in der wir singen und beten, das Wort Gottes lesen und hören. Für Paulus, oder besser gesagt, für Jesus Christus selbst, bedeutet das ganze Leben eines Christen ein Tun und Handeln und Sprechen, ein Dienst für Gott, ein Gottesdienst, ein Dienst für die Ausbreitung des Reiches Gottes inmitten dieser Welt. Zu diesem vernünftigen Gottesdienst sind wir als Christen ganz besonders aufgerufen. Vielleicht müssen wir unsere Verantwortung dafür neu erkennen und ihn auch neu zu praktizieren anfangen. Zu diesem Gottesdienst gehört es auch, wie Paulus es ausdrückt, daß wir Hab und Gut, Einnahmen und Geld, ob groß oder klein, ob viel oder wenig. nicht als unser Besitz verstehen, mit dem wir machen können, was wir wollen, sondern als Gottes Eigentum, das der Schöpfer uns nur zur Verwaltung übergeben hat. Die letzte Verfügungsgewalt darüber hat er sich selbst vorbehalten. Wir sind nur seine Gerenten, seine Verwalter, und zwar sollen wir das verwaltete Gut verwenden zur Ermöglichung eines würdigen menschlichen Lebens für uns selbst und fúr unsere Familie und zur Erhaltung der ganzne Menschheit und zur Ausbreitung des Reiches Gottes. Weil in diesem Sinne nicht gehandelt wird, haben wir auf dieser Erde soviel Armut und Not und Elend und ein solches Durcheinander, auch in unserem Lande. Und unser Ungehorsam macht, daß die Verwirklichung des Reiches Gottes mitten in dieser Welt immer wieder hinausgezögert wird. In unserem Predigttext: "Wer gibt, der gebe ohne Nebenabsicht", denkt der Apostel Paulus besonders an das Geld, das ein Christ gibt für die Ausbreitung des Reiches Gottes, für die Verkündigung des Evangeliums, für seine Kirche und für seine Gemeinde und für all die vielen Aufgaben, die damit verbunden sind, die ja hier mitten in dieser Welt geschehen, von Menschen getan werden und Kosten verursachen und eben auch Geld erfordern. Für Paulus ist es so selbstverständlich, daß ein Christ mit dem, was er an Hab und Gut und Geld von Gott zur Verwaltung ausgehändigt bekommen hat, auch der Ausbreitung des Evangeliums dienen soll. Er kennt ebenfalls noch die Regel aus dem Volk Israel, daß Gott auf alle Fälle 10% des Habs und Guts und der sonstigen Einkommen für sich und für sein Reich beansprucht. Wenn auch in der Christenheit jede Regel nicht gesetzlich gehandhabt werden kann, so könnte sie doch für uns Christen eine gute Richtlinier darüber sein, was Gott von seinen Kindern, von uns Christen, eigentlich erwarten kann. Es ist schon eine gute Sache, wenn von einigen der Gemeinden unserer Kirche praktiziert wird, nicht mehr einen festen Jahresbeitrag für die Gemeinde festzusetzen, sondern 1% des Brutto-Jahreseinkommens, ganz gleich, ob es ein Arbeiter, ein Geschäftsmann, ein Fabrikant oder ein Bauer ist. Damit würde errreicht werden, daß jeder Christ sich nach seinem Besitz und Einkommen an den Kosten seiner Gemeinde oder seiner Kirche beteiligt und nicht nach einem für alle geltenden Beitragssatz. Ich persönlich halte die bisherige Beitragsform, daß alle gleich bezahlen müssen, der mehr hat nur soviel wie der, der wenig oder nichts hat oder krank ist oder ohne Arbeit ist, für unsozial und ungerecht und im letzten Grunde einer christlichen Gemeinde für unwürdig. Wenn der Apostel Paulus nun diesen unseren Vers den Gliedern der Gemeinde zu Rom schreibt: "Wer gibt, der gebe ohne Nebenabsicht", dann ist das, was wir vorhin gehört habe, so selbstverständlich, daß er das gar nicht mehr erwähnt, sondern daß er noch weiter geht, daß er von denen, die nach ihrem Vermögen und Einkommen zur Ausbreitung des Reiches Gottes beisteuern, auch noch erwartet, daß sie das "ohne jede Nebenabsicht", oder wie Martin Luther übersetzt "mit lauterem Sinne" tun. Er sagt damit nichts anderes als daß der, der in dieser Sache des Gehorsams, wenn es um das Geld für die Ausbreitung des Reiches Gottes geht, sich dabei vor Gott und vor Menschen nichts einbilden kann. Daß es unmöglich ist, daß er öffentlich erscheint als der, der fúr die Gemeinde, für die Kirche, für die Verwirklichung des Reiches Gottes immer eine offene Hand hat, daß er diese offene Hand vielleicht ausnutzt, um vor der Welt geehrt zu werden oder sogar versucht, daraus Nutzen und Gewinn zu ziehen. "Wer gibt, der gebe ohne jede Nebenabsicht." Wie ist es möglich, daß ein Mensch seine Hand und seine Geldtasche für seine Gemeinde und seine Kirche öffnet und das auch noch ohne jede Nebenabsicht? Nur durch ein Eingreifen Gottes, nur durch eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus, wodurch er in Wahrheit ein Christ wird, in der er erkennt, daß Gottes liebende und helfende Hand ihn ergriffen hat, daß der Schöpfer ihm sein Hab und Gut und Einkommen nur auf Zeit zur Verwaltung übergeben hat und daß ihm deutlich wird aus Dankbarkeit Gott gegenüber, dem Beispiel Jesu folgend, öffne ich ohne jede Nebenabsicht meine Hand, meine Geldtasche, um der Sache Gottes zu dienen. "Wer gibt, der gebe ohne Nebenabsicht."
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