2 BEERDIGUNG 37a | Lugar/Ort:Johannes Schneider-Haus
Fecha/Datum: / / | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr: | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Johannes 13, 18 | | |
Skopus: | | 2 Beerdigung 37a -Johannes 13,18 "Jesus Christus spricht: Ich weiß, welche ich erwählt habe."
Wieder müssen wir einen aus unserer Mitte, der seit 74 Jahren zu unserem Dorf gehörte, und auch das Leben hier prägte, zum Friedhof tragen. Das sagt sich sehr leicht, was das aber in der ganzen Realität bedeutet, ist mit einigen wenigen Worten nicht zum Ausdruck gebracht. Und jeder von uns wird darüber, was das Entscheidende im Leben unseres Verstorbenen war, auch eine andere Meinung haben. In jedem Leben gibt es helle und dunkle Seiten, Gutes und Böses, Freundschaft und Feindschaft, verständliches und unverständliches Handeln, Freude und Traurigkeit, auch im Leben unseres Verstorbenen. Aber in der Abschiedsstunde hat das Herausstellen der bösen und guten Seiten keinen Zweck mehr, das Leben ist abgeschlossen und daran kann nichts mehr geändert werden. Das hat nur bei uns, die wir lebend noch zurückbleiben, einen Sinn, weil wir uns noch ändern können, wenn wir es wollen. Beim Abschied am Sarge eines Menschen ist etwas anderes entscheidend, die Antwort auf die Frage: Hat der Verstorbene, der sein Leben auf dieser Erde abgeschlossen hat, eine Zukunft oder ist das, was wir zum Friedhof tragen, das Letzte dessen, der 74 Jahre unter uns weilte? Diese Zukunft ist oft beschrieben worden in den farbenfrohesten Farben, aber das zeigt, daß uns die Worte fehlen, um das zu beschreiben, daß es für uns noch über den Tod hinaus eine Wirklichkeit gibt, die mit dem, was von uns im Sarg übrig bleibt, nichts mehr zu tun hat. Es gibt für uns Menschen die Möglichkeit einer neuen Zukunft, und zwar dann, wenn eine Hand aus einer anderen Welt, die nicht unsere böse Welt ist und von der wir ein Stück sind, nach uns greift und uns festhält und uns zuruft: Du gehörst zu mir. Dich habe ich schon von Anfang an geliebt und auch heute und auch morgen. Wenn das sich im Leben unseres Verstorbenen ereignet hat, dann wird ihm neues Leben geschenkt werden, dann gehört er zu den Menschen, von denen nicht nur ein faulendes und stinkendes Etwas übrig bleibt, sondern zu denen, von denen Jesus Christus gesagt hat: Ich kenne die, denen ich eine bessere und glücklichere Zukunft vorbereitet und geschenkt habe. Solche Menschen sind keine Menschen hier auf Erden mit einem Heiligenschein, sondern Menschen wie du und ich und wie unser Verstorbener. Aber doch merkt man es hier und dort bereits schon auf dieser Erde, ob ein Mensch ein Mensch mit Zukunft oder ein Bürger nur dieser vergehenden, faulen und stinkenden Welt ist. Und zwar merkt man es hier und da im Reden und Handeln und Sprechen und Schweigen solch eines Menschen. Ist unser Verstorbener ein Mensch mit Zukunft? Die letzte Antwort kann ich nicht geben, aber durch manche Begegnungen mit ihm in den 16 Jahren meines Hierseins habe ich den Eindruck gewonnen, daß Jesus zu ihm gesagt hat: Du gehörst auch zur Welt des Lebens. Du bist auch ein Mensch mit Zukunft. Ihm, dem Herrn, wollen wir ihn übergeben. Wir können das natürlich nur tun mit der bangen Frage: Zu welcher Welt gehören wir, zur Welt des Todes, des faulenden Etwas oder zur Welt des Lebens? Merkt man das bereits auch in unserem Reden und Handeln, Sprechen und Schweigen? Jeder von uns muß diese Frage selbst beantworten? Und ich würde das, was ich von dem Verstorbenen gesagt habe, nicht von jedem von uns sagen können. Wenn wir dieses Wort Jesu über uns gehört haben und sich das in unserem Leben beweist, dann kann diese Abschiedsstunde nicht schwer werden, dann haben er und wir das gleiche Ziel: "Jesus Christus spricht: Ich weiß, welche ich erwählt habe."
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