2 Außergewöhnliche Gottesd.- 44 | Lugar/Ort:General Ramírez ER
Fecha/Datum:25/10/1955 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Entre Ríos-Vertretertagung | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Johannes 15, 16 | | |
Skopus: Sind wir als Gemeinden leeres Stroh? | | 2 Außergew.Gottesd. 44 -ER-Vertretertagung-Joh.15,16 "Jesus Christus spricht: Ich habe euch gesetzt, daß ihr hingeht und Frucht bringet und eure Frucht bleibet."
Dieses Wort unseres Herrn und Heilandes läßt uns keinen Augenblick im Zweifel, daß ein Christ, ganz gleich, wo er stehen mag, daß eine Gemeinde, die sicb evangelisch nennt, vom Herrn aller Herren dazu gesetzt ist, Frucht zu bringen. Es gibt ja in der Welt viele Vereine, Versammlungen und Veranstaltungen, die alle das eine Ziel haben, unsere persönlichen oder auch unser gemeinschaftlicne Bedürfnisse zu befriedigen. Der eine liebt das Aufregende eines Auto- oder Pferderennes und eilt darum bei jeder sich bietenden Gelegenheit dahin, wo er diesen Nervenkitzel haben kann und kehrt dann beruhigt nach Hause zurück. Der andere liebt den Fußballsport, darum finden wir ihn so oft als möglich auf dem Sportplatz. Oder noch andere möchten ihre Sensationslust befriedigen, indem sie ins Kino gehen und sich die neuesten Kriminalfilme ansehen. Und welchem Menschen aus Entre Ríos lacht nicht das Herz im Leibe, wenn vor ihm auf dem Tisch ein ganz besonders gelungener Asado steht und wir unsere Freude am guten Essen durch ein besonders gutes Stück befriedigen können. Es soll hier auch in keinster Weise dagegen geschimpft werden, daß das Sehnen der Menschen dahin geht, ihre Wünsche und Begierden zu befriedigen. Das gehört doch einfach zu unserem Menschsein, daß wir möglichst schnell unseren Geldbeutel, unser Hab und Gut größer machen möchten, damit wir es auch einmal befriedigt sagen können, ich habe es jetzt doch geschafft. So, wie dieses rein menschliche durchaus verständlich ist und auch seine gewisse Berechtigung hat, so sagt doch unser Herr Jesus Christus, daß dieses Gesetz unseres menschlichen Handelns in seiner Kirche, in seiner Gemeide, nicht gilt. Nein, nein, die Kirche Jesu Christi hat auf dieser Erde nicht die Aufgabe, unsere religiösen Gefühle in Stimmung zu bringen, sei es. daß wir aus Religion meinen, weinen zu müssen, sei es, daß wir aus Religion meinen, lachen zu können. Wer meint, daß die Kirche zur Befriedigung unserer religiösen Gefühle da ist, der hat noch gar nicht begriffen, was Kirche Jesu Christi ist. Oder wer glaubt, zur Kirche gehören zu müssen, nur damit seine Kinder getauft werden und es bei der Hochzeit oder bei der Beerdigung etwas feierlicher zugehe, der unterscheidet sich noch in keinster Weise von einem Heiden, der solche Dinge alle auch kennt und es in seinem heidnischen Götzendienst zur Geltung bringt. Unser Heiland Jesus Christus gibt uns Christen, gibt seiner Kirche, eine ganz andere Regel, die mit Stimmungen und Gefühle und religiöser Weihe aber aucb gar nichts zu tun hat. Er sagt: "Ich habe euch gesetzt, daß ihr hingeht nund Frucht bringet und eure Frucht bleibet!" Haben wir es gehört? Wo eine Kirche besteht, wo eine Gemeinde besteht, die sich christlich nennt, dann kann sie sich nur dann in rechter Weise christlich oder evangelisch nennen, wenn sie nach der Regel und nach der Richtschnur ihres Meisters lebt, nämlich, daß sie Frucht bringt. Solange eine Gemeinde, auch hier im Entre Ríos-Gebiet, nur ihre Beiträge darnach richtet, wie sie ihren Pfarrer bezahlen kann und dann noch darüber schimpft und drückt, und überhaupt keinen Sinn dafür hat, daß eine christliche Gemeinde soviel Liebe zu ihrem Herrn und Heiland haben müßte, daß sie viel grÖßere Aufgaben zu erledigen hat, da kann von Frucht nicht die Rede sein. Wo bleibt hier in unserer Kirche die Aufgabe, den Armen und Kranken zu helfen? Wo bleibt das BETHEL unserer argentinischen Kirche? Müssen wir nicht immer die Nachrichten hören, daß selbst ein so kleines Heim wie das Waisenhaus in Baradero nicht weiß, wie es sich erhalten kann, weil unsere Gemeinden und unsere evangelischen Christen achtlos daran vorübergehen und meinen, das geht uns nichts an. Mir ist es wirklich ein typisches Zeichen für usnere Gemeinden, daß wir schon gar nichts mehr dabei empfinden, das mitten unter uns ein Sanatorium in Puíggari von den Sabbatisten ist, in das die meisten Christen unserer Gemeinden gehen. Den Sabbatisten war es möglich, dieses Sanatorium zu bauen und auch heute noch zu erhalten, obwohl diese Gemeinden viel kleiner und auch ärmer sind als unsere Gemeinden und eigentlich hätte es unsere Aufgabe sein müssen. Aber unser Geiz hat diese Frucht, die eigentlich unser Herr Jesus Christus von uns hätte erwarten können, einfach im Keime erstickt. Als ich in den ersten Tagen meines argentinischen Aufenthalts in Buenos Aires war, bekam ich den letzten Bericht der letzten Vertretertagung in die Hand gedrückt und als ich den Beschluß las: "Die Gemeinden, die aus ihren normalen Einkünften Überschüsse haben, erklären sich bereit, aus diesen Überschüssen besondere Spenden an die Synodalkasse zu machen, um ärmere und schwächere Gemeinden zu helfen." Da dachte ich voll Freude daran, daß ich nun in einem Gebiet Pfarrer sein darf, in dem die Gemeinden etwas von einer Hilfsbereitschaft füreinander wissen und etwas davon sichtbar werden darf von dem, was Jesus Christus bei uns als Frucht sieht. Allerdings habe ich heute den Eindruck, daß dieser Beschluß der Vertretertagunhg nur deswegen gefaßt wurde, um gerade nicht zu helfen zu brauchen nach dem Motto: "Papier ist geduldig", oder "Was gehen uns die Beschlüsse an, wir handeln doch nicht darnach." Es wäre einmal im Laufe des Tages festzustellen, welche Gemeinde nach diesem Beschlusse gehandelt hat? Ich würde mich freuen, wenn wirklich eine Gemeidne da wäre, die gezeigt hat, daß sie an diesem Punkte Frucht gebracht hat, wie sie unser Herr Jesus Christus von allen Gemeinden im Entre Ríos Gebiet erwartet hat. Oder ich denke besonders an die Früchte, die jede Kirche zu bringen hat, wenn sie eine echte christliche Kirche sein will, daß sie sich der Ausbildung eines eigenen Pfarrerstandes annehmen muß. Wir wissen, wie schwierig es durch den Krieg geworden war, Pfarrer aus Deutschland zu bekommen. Und hier und da machen sich Stimmen laut, die der La Plata- Synode den Vorwurf machen wollen, als ob sie an diese Aufgabe achtlos vorübergegangen sei. Aber wie kann eine Synode solch eine Aufgabe erfüllen, die aus Gemeinden besteht, die am liebsten überhaupt nichts an die Synode abliefern möchten. Welche Gemeinden haben wirklich gezeigt, daß sie Frucht bringen, indem sie ihren Verpflichtungen der Synode gegenüber voll und ganz nachgekommen sind. Manchmal könnte man sogar meinen, das durch alle möglichen Machenschaften, vielleicht sogar auf eine unehrliche Weise, die Quoten besonders niedrig gehalten werden, nur damit dann auch weniger an die Synode abgeliefert zu werden braucht. Mir fällt dabei die biblische Geschichte von Ananias und Saphira ein. Wo bleibt die Frucht, die unser Herr Jesus Christus von uns und von unseren Gemeinden erwartet? Meine größte Erschütterung und Enttäuschung hier in Entre Ríos ist eben die, daß die Gemeinden hier, die sich evangelisch, die sich christlich nennen, dem Herrn Jesus Christus das als Frucht, das als Opfer, anzubieten wagen, was man im allgemeinen von einem geschlachteten Stück Vieh den Hunden vorwirft. Glauben wir aber ja nicht, daß unser Herr das als unsere Frucht annimmt. Solange wir als Christen, solange wir als Gemeinden, nicht zulassen, daß der Heilige Geist bei uns zum Geldschrankknacker wird, solange er es bei uns nicht fertig bringt, das wir statt 5o Centavos 5 oder 10 Pesos in die Kollekte geben, solange er es nicht fertig bringt, daß unsere Gemeinden soviel an Beiträgen bezahlen, daß auch noch die Synode soviel bekommt, daß sie ihre Aufgabe erfüllen kann und zu einer selbständigen Kirche mit den mannigfachsten Diensten wird, solange kann von einem Früchtebringen unserer Gemeinden nicht die Rede sein, solange muß Jesus Christus enttäuscht von unseren Gottesdiensten und von unserer Vertretertagung enttäuscht wieder von dannen ziehen mit der Meinung, er habe sich getäuscht und sei bei irgendeinem Verein oder Fußballklub gelandet, christliche oder evangelische Kirche jedenfalls hat er nicht zu sehen bekommen. Nun hält unser Herr und Heiland nicht aus einer Freude den Spiegel vor die Nase, damit wir uns in aller unserer Schlechtigkeit und Erbärmlichkeit als evangelische Gemeinden in Entre Ríos sehen, sondern er tut es aus seiner großen Liebe zu uns heraus, daß wir jetzt endlich den alten und schlechten und fruchtlosen Weg verlassen und den Weg gehen, den fruchtbaren Weg gehen, den er uns gezeigt hat und jetzt noch wieder neu zeigt. Jesus Christus hat dir den Spiegel vorgehalten, damit du vor dir selbst Angst und Schrecken bekommst und wieder zurückkehrst in seine Arme. Er ist der, der jeden Menschen liebt und für jeden Menschen gestorben ist. Er ist der, der auch dich liebt und dich nicht in das Verdereben laufen lassen möchte. Er ist der Herr, der auch der Herr seiner Gemeinden hier in Entre Ríos sein möchte und auch gerade unsere Entre Ríos-Gemeinden liebt und nicht will, daß sie leeres Stroh wird, sondern hundertfältige Frucht bringt. Wollen wir nicht hier als Entre Ríos-Vertreter heute noch anfangen, unsere Beratungen und Verhandlungen so zu führen und Beschlüsse zu fassen, die nicht nur auf dem Papier stehen, sondern in unseren Gemeinden auch zur Durchführung kommen, damit etwas ganz neu von dem Wirklichkeit wird, was unser Herr Jesus Christus von seiner Kirche erwartet: "Jesus Christus spricht: Ich habe euxh gesetzt, daß ihr hingeht und Frucht bringet und eure Frucht bleibet!"
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