10 Gebote (01) | Lugar/Ort:Paraná
Fecha/Datum:05/06/1955 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Aldea Protestante, 5-6-1955 Reffino, 19-6-1955 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:2. Mose 20, 2-3 | | |
Skopus: Kontext der Gebote | | 10 Gebote (1) 2. Mose 20, 2 - 3 Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."
Wir können doch wohl allgemein annehmen, dass wir noch alle miteinander von der Konfirmationszeit her die 10 Gebote auswendig können. Uns allen ist sicherlich noch im Ohr, wie ernst und streng und hart diese Gebote uns vorkommen. Immer und immer wieder heißt es: Du sollst, du sollst oder du sollst nicht!" Oft haben wir dann den Eindruck gehabt, wer so hartes von uns erwartet, wer so unerbittlich mit uns umgeht, der muss doch sehr grausam sein. Es fehlte dann auch nicht mehr viel und wir wandten uns von dem so verstandenen tyrannischen Gott ab. Wer aber von uns die 10 Gebote so versteht, hat im letzten Grunde diese überhaupt nicht verstanden, der hat vergessen, dass die 10 Gebote garnicht mit "Du sollst!" anfangen, sondern mit den Worten: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe." Unser Reformator Dr. Martin Luther hat dieses in seinem Kleinen Katechismus ein wenig gekürzt, damit wir alle und besonders auch die Kinder es besser verstehen und lernen können: "Ich bin der Herr, dein Gott." Dadurch ist aber sehr leicht ein Missverständnis möglich gewesen. Denn zu schnell wurde vergessen,dass der Gott, der von uns Menschen etwas fordert, der ist, der uns Menschen zuerst etwas gibt; nein, nicht nur etwas, sondern alles, was wir sind und was wir haben und was wir zum Leben brauchen. Denken wir doch einmal daran, wie die Situation damals war, als Gott seinem Volke zum ersten Male die Gebote gegeben hat. Die Kinder Israel stehen am Berge Sinai, einige km weit entfernt von dem Lande, das Gott ihnen als Lebensraum verheissen hat. Gott selbst war es gewesen, der dieses Volk, das nicht besser war als alle anderen auch, aus der Knechtschaft der Ägypter befreit hat. Wir wissen sicher noch, dass das Volk der Ägypter in der schweren Unterdrückung und Sklaverei gegen die Kinder Gottes befohlen hatte, alle neugeborenen Söhne der Kinder Gottes (Kinder Israel) zu ermorden.. Aus dieser furchtbaren und grausamen Sklaverei und Knechtschaft hatte Gott Israel erlöst und befreit. Diese Befreiung war nur dadurch möglich, dass er die Ägypter mit den 10 Plagen bestrafte und erst bei der letzten Plage waren sie gewillt, die Israeliten ziehen zu lassen. Das Volk Gottes, das am Berge Sinai steht und die 10 Gebote empfängt, ist das Volk, das Gott als den Erlöser und Befreier kennengelernt hat. Es hat den Gott kennengelernt,der ihnen seine ganze Liebe erwiesen hat. Und dazu steht dieses Volk vor der Tür des Landes, das er seinem Volk verheissen hatte als Lebensraum. Es ist das Land, von dem es heisst, dass es so fruchtbar sei, dass darin Milch und Honig fliesst. Ihnen steht eine herrliche Zukunft als Kinder Gottes vor Augen. Nur so können auch wir die 10 Gebote recht verstehen; nur so, dass wir wissen, dass der, der vor uns steht und fordert: "Du sollst und du sollst nicht!" der ist, der uns zuerst das köstlichste Geschenk gemacht hat. Seien wir ein wenig stille und bedenken: War es nicht Gott selbst, der uns das Leben geschenkt hat und noch erhält? Jeder Atemzug von uns, jede Minute unseres Lebens, ist ein Geschenk unseres Vaters im Himmel. Was wollten wir schon machen, wenn dieser unser Gott seine liebende Hand von uns wegziehen würde?? Wir wären nur ein Stück verwesendes Fleisches. Alles, was wir sind und was wir haben,unseren Körper und unseren Verstand und unsere Familie und unser Auskommen und Einkommen, verdanken wir unserem Vater im Himmel. Und dazu ist der Gott, der uns unser Leben schenkte und noch erhält, derselbe, der seinen eigenen Sohn Jesus Christus am Kreuz für uns leiden und sterben liess, damit wir doch den Weg wieder zurückfinden möchten ins Vaterhaus, zu Gott. Der Gott, der vor uns steht und uns die 10 Gebote gibt, ist der Gott, der uns zuruft: "Du bist mein geliebtes Kind." Hören wir also recht, Gott hat uns die Gebote gegeben als solche, die seine Kinder sind, denen er soviel bereits geschenkt hat, die ihm in ihrem Leben einfach alles verdanken. Wenn also Gott, der uns zu sich gerufen hat, damit wir zu ihm gehören, von uns jetzt etwas fordert, hat er nicht recht, dass er von uns erwartet, dass wir uns auch als solche betragen und benehmen, die zu ihm gehören? Denken wir daran, das Volk Israel, das Gott als seinen Erlöser und Befreier aus der Knechtschaft und Sklaverei kennengelernt hat, dieses Volk soll nun noch das grösste Geschenk in Empfang nehmen, das verheissene Land. Mitten im grössten Heidentum, mitten zwischen heidnischen Völkern liegt eine Stätte, ein Land, wovon Gott gesagt hat: Dieses Land will ich als mein Eigentum meinen Kindern geben, denen, die zu mir gehören, damit sie als meine Kinder darin leben können. Es ist schon normalerweise ein Unterschied zwischen den allgemeinen Menschen- und den Königskindern. Genauso ist es schon ein grosser Unterschied zwischen den vielen Menschen, die ihre eigenen Wege gehen und denen, die zu Gott, zum Volk Gottes oder zur Kirche gehören, denen, die Gottes Kinder sind. Kinder Gottes haben es aber garnicht nötig, selbstgemachte Götzen anzubeten, seien sie aus Holz oder Stein oder sei es der eigene Geldbeutel, den ja auch viele als ihren Gott anbeten. Kinder Gottes haben es einfach nicht nötig, denn sie wissen, dass es nur diesen einen und wahren Gott gibt, dem sie alles in ihrem Leben verdanken. Kinder Gottes wissen von der Herrlichkeit des Namens Gottes. Sie wissen, dass ihr Heil mit dem Namen dieses Jesus Christus verbunden ist, darum werden sie ihn nicht in unnützer Weise in den Mund nehmen und missbrauchen. Sie werden bei ihrer Seelen Seligkeit diesen Namen Gottes und diesen Namen Jesus Christus nicht zu allen möglichen und unmöglichen Zaubereien, Besprechungen und Verfluchungen missbrauchen, weil sie wissen, sie schneiden sich ja selbst ins eigene Fleisch. Denn wenn ich den Namen Gottes zu allerlei unsauberen und dunklen Machenschaften benutze, dann wird unser Herr und Gott uns nicht mehr hören, wenn wir in Not sind und ihn um Hilfe anrufen. Menschen, die wissen, dass Gott den Sonntag eingesetzt hat, damit wir Menschen uns von der Mühe der Woche erholen können und Gottes Wort hören, werden nicht so dumm sein und den Sonntag zum Arbeitstag gebrauchen, da sie wissen, dass sie dadurch den grössten Schaden erleiden. Wer weiss, dass Gott uns geschaffen hat durch unsere Eltern, der uns unseren Eltern bis zum Mündigwerden in ihre Obhut gegeben hat, damit wir das köstliche Geschenk des Lebens auch gebrauchen können, der wird in selbstverständlicher Weise auch seinen Eltern die Ehrfurcht entgegenbringen, die ihnen gebührt. Ein Mensch, der weiss, dass Gott der Geber unseres Lebens ist und selbst bestimmen will, wann er uns wieder heimholt, wann unsere Stunde schlägt, der wird nicht meinen, er selbst könne und dürfe das Leben eines anderen Menschen verletzen und auslöschen. Christen sind Menschen, die die köstliche Verheissung haben, dass sie alles von ihrem treuen Vater im Hiummel erwarten dürfen, alles, was sie zum Leben brauchen. Gott wartet direkt darauf, dass wir unsere leeren Hände zu ihm emporstrecken, damit er sie fülle. Wer das weiss und sich daran klammert, der hat es garnicht nötig, sich durch Diebstahl oder durch Betrügereien das zu nehmen, was Gott ihm schon längst hat geben wollen. In derselben Weise dürfen wir von all den anderen Geboten sprechen. Haben wir nicht gespürt, dass so aus dem Müssen und Sollen ein Dürfen geworden ist? Wir dürfen dafür, dass Gott uns so lieb hat und uns mit allem versorgt, was wir nötig haben, auch als Kinder Gottes leben, und zwar so, wie es Gott haben will. Wenn wir so die 10 Gebote lesen und lernen, dann schaut aus ihnen nicht ein tyrannischer Gott heraus, sondern der Vater im Himmel in seiner ganzen Liebe zu uns, seinen Geschöpfen. "Ich bin der Herr, dein Gott." Er möchte uns davor bewahren, dass wir die Kindschaft Gottes durch unsere Unachtsamkeit verlieren. Er möchte uns auch weiterhin wohlgeborgen in aller Unruhe und Hast des Tages sicher ans Ziel bringen. So, wie das Geländer an einer Brücke deswegen angebracht wird, damit es uns vor dem Sturz in die Tiefe bewahre, so hat Gott, der Herr, seinen Kindern solch ein Geländer in den 10 Geboten gegeben, damit sie nicht in den Abgrund des Verderbens stürzen. Heil uns, wenn wir uns an dieses Geländer unseres Lebens, an die 10 Gebote halten, den Gott verheisst uns: "Ich tue Barmherzigkeit den vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten." Wir wären schlecht beraten, wollten wir auf die Gebote nicht achten und uns daran nicht halten, denn Gott spricht: "Ich bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetaten an den Kindern bis in das 3. und 4. Glied, die mich hassen." Aber dieses letzte sollte für uns wirklich und wahrhaftig nicht in Frage kommen, denn wir wollen das Glück und das Heil unseres Lebens doch nicht verscherzen.
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