-6-Kirchenj. bis Ewigkeitssonntag 27 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:01/11/1956 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: La Providencia, 2-11-1956 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:Ökum. Gottesdienst auf dem Friedhof | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Römer 14, 7 - 9 | | |
Skopus: Wir gehören im Leben und im Sterben Christus. | | -6- Kirchenj. bis Ewigkeitssonntag 27 -Römer 14, 7-9 "Denn unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebendige Herr sei."
Das ist ja für uns alle eine feste und bekannte Tatsache, daß zwischen dem, der hier auf diesen Gottes Acker getragen wurde und in dieser Erde seine letzte Ruhestatt fand, und uns, die wir zurückgeblieben sind, eine große und undurchdringliche Wand besteht. Die Welt der Toten und die Welt der Lebenden sind so grundverschieden, daß es für uns anscheinend keine Verbindung zwischen den beiden Welten gibt. Was hat der Leichnam der Ehefrau oder des Ehemannes oder der Mutter oder des Kindes, noch mit der Ehefrau, des Ehemannes, der Mutter oder des Kindes zu tun? Kommt uns nicht allen ein Grauen an, wenn wir an diese eisige Welt der Toten denken? Und es hat schon seine besonderen Gründe, wenn selbst die stärksten und mutigsten Menschen vor Angst winseln wie die kleinen Kinder, wenn der Tod naht. Der Tod ist eine eiserne Grenze zwischen uns Menschen, die uns befiehlt Abschied zu nehmen von unseren Liebsten, Abschied zu nehmen von dieser Erde in eine uns unbekannte Welt. Diese eiserne Grenze erinnert uns daran, da wir Menschen auf dieser Erde uns nicht ewig einrichten und niederlassen können. Auch unsere Zeit läuft hier in der Welt der Lebenden ab, vielleicht kann es schon heute sein, vielleicht morgen, vielleicht in einigen Jahren. Und was wird dann sein? Viele Menschen haben sich Gedanken darüber gemacht und haben sich alles mÓgliche zusammengeträumt, von der gräßlichsten Höllenqual bis zu den lieblichsten Paradieserlebnissen. Paulus fängt nun in den Versen unseres Römerbiefes nicht an zu träumen, sondern sein BlIck fällt auf das, was Ostern geschah. Als Jesus Christus von den Toten auferstand, war er es, der diese eiserne Mauer zwischen uns Lebenden und den Toten durchgestoßen hat, und zwar so gründlich, wie es selbst eine Wasserstoffbombe nicht hätte durchführen können. In einem Osterlied singen wir: "Wir danken dir, Herr Jesu Christ, daß du vom Tod erstanden bist und hast dem Tod zerstört sein Macht und uns das Leben wiederbracht. Halleluja." Indem Jesus Christus den Tod besiegte und auferstand, wurde er selbst auch der König und Herr der Welt der Toten. Indem Jesus Christus die Mauer durchstieß zwischen der Welt der Toten undd der Welt der Lebenden, ist das Wirklichkeit geworden, daß er der König und Herr der Lebenden und der Toten geworden ist. Wenn wir also singen: "Jesus Christus, König und Herr, sein ist das Reich, die Kraft, die Ehr, gilt kein anderer Name heut und ewig. Amen." bezeugen wir damit, daß Jesus Christus, König und Herr der Welt der Lebenden und der Welt der Toten ist. Welch ein herrlicher Trost liegt in dieser Tatsache! Für den, der an diesen Jesus Christus glaubt, hat der Tod seine Furchtbarkeit und Grausamakeit verloren, denn wenn ich als Christ die Augen schließe, gehöre ich genauso meinem Herrn, wie wenn ich noch lebend über diese Erde gehe: "Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder sterben, so sind wir Eigentum des Herrn Christus." In diesem Leben nimmt Jesus Christus mich an die Hand und geht mit mir durch diese Welt, und im Tode hält der auferstandene Jesus Christus seine Hand über mir. Welch eine Freude und Herrlichkeit, immer bei diesem König Jesus Christus bleiben zu dürfen. Für den Christusgläubigen ist die Grenze zwischen Tod und Leben aufgehoben, einfach durch diese eine Tatsache, daß Jesus Christus immer bei mir ist. Aus dieser vollen Zuversicht über die Auferstehung Jesu Christi steht der Christ auch in einer ganz anderen Weise zu den lieben Angehörigen, die hier bereits beerdigt worden sind als die Ungläubigen. Der Christ weiß von seinem lieben Menschen, der im Glauben an Jesus Christus die Augen geschlossen hat, daß er bei demselben Heiland aufgehoben ist, wie der zurückgebliebene Lebende. Und der zurückgebliebene Lebende weiß, daß er und der, den er hier hat beerdigen müssen, verbunden bleiben, weil sie den gleichen Herrn Jesus Christus haben. Wohl spüren wir die große Lücke, die der Tod mitten in unserer Familie reißt, und diese Lücke kann durchaus für uns schmerzhaft sein, allerdings ist dieser Schmerz nicht so, daß wir darüber zerbrechen müssen, denn der Verstorbene wird genauso geliebt wir wir lebendig noch Zurückgebliebenen vom Heiland geliebt werden. Allerdings ist es nicht ohne Grund gesagt, daß diese Worte des Paulus, dieser Trost, nur denen gelten, die an diesem Jesus Christus ihr ganzes Heil gefunden haben. Paulus kann nur die auf dem Friedhof trösten, die es erfahren haben, daß Jesus ihr Heiland geworden ist, der allen Schaden gut macht. Und die, die hier versammelt sind, die von diesem Trost noch nicht erreicht werden, weil sie von diesem Jesus nicht viel halten, sich vielleicht über ihn lustig machen? Sie müssen zuerst ganz klar hören und wissen, daß es am Grabe eines Lieben, daß es im Angesichte des Todes ohne Jesus Christus wirklich und wahrhaftig keinen Trost gibt, die Mauer des Grauens und der Angst nicht angestoßen wird. Allerdings werden wir alle durch Paulus eingeladen, doch ja unseren Haß und unseren Widerstand gegen Christus aufzugeben und ihm zu gestatten, daß er mit uns an unserer Seite durch dieses Leben geht. Paulus lädt uns deswegen dazu ein, weil er weiß, wie reich wir mit Jesus Christus sind, auch wenn wir einen Lieben verloren haben. Paulus lädt uns ein, zu Jesus zu kommen, weil er weiß, wie herrlich es ist, diesen Jesus zum Heiland zu haben, der uns auch im Angesichte des Todes nicht verläßt, ja, uns überhaupt nie verläßt, weder im Leben noch im Sterben. Gott, der Herr, schenke uns die Kraft, daß wir dieses Wort des Apostels Paulus hören und glauben.
|
|