-6-Kirchenj. bis Ewigkeitssonntag 02 | Lugar/Ort:Gelsenkirchen-Neustadt
Fecha/Datum:10/09/1967 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Reffino, 14-10-1979 Grabschental. 18-10-1981 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:16. Sonntag nach Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 7, 11-16 | | |
Skopus: Die Hilfe Jesu für alle Nöte ist gewiß | | -6-Kirchenj.bis Ewigkeitssonntag 2 -Lukas 7, 11-16 "Und es begab sich darnach, daß Jesus in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seiner Jünger gingen viele mit ihm und viel Volks. Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der ein einziger Sohn war seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. Und da sie der Herr sah, jammerte ihn derselben, und sprach zu ihr: Weine nicht! Und trat hinzu und rührte den Sarg an: und die Träger standen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf! Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter. Und es kam sie alle eine Furcht an, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht. Und diese Rede von ihm erscholl in das ganze jüdische Land und in alle umliegenden Länder."
Wir Menschen träumen alle miteinander nur zu gerne von einem Leben, das geprägt ist von einem glückseligen und paradiesischen Zustand: "Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein." Wir ersehnen uns ein Leben im Schlaraffenland. Und je notvoller unser Leben hier auf dieser Erde ist und je dreckiger es uns geht, desto mehr träumen wir und desto mehr flüchten wir in ein utopisches Paradies oder in ein fantastisches Schlaraffenland. (Gelsenkirchen-Neustadt: Ja, die beiden großen Machtblöcke im Osten und Westen sind gekennzeichnet durch die verschiedenen Weltanschauungen und Wirtschaftssysteme, die, jede auf ihre Art und Weise, bereits das Paradies auf Erden, ein Schlaraffenland, schon mitten unter uns erkämpfen, erringen und erarbeiten wollen. Wir haben sicherlich auch noch das Schlagwort im Ohr: "Deutschland das Wirtschaftswunderland." Für viele im Ausland bedeutete es SCHLARAFFENLAND. Und wenn wir Christen ehrlich genug sind, dann müssen wir sehen, daß sowohl der Kommunismus wie auch der Kapitalismus entstehen und sich entwickeln konnten, weil wir Christen zuviel von einem paradiesischen Schlaraffenland im Jenseits geträumt haben. Schauen wir uns doch einmal all die vielen christlichen Ewigkeitslieder an: Was für großartige Träume von einem paradiesischen Schlaraffenland. Dieses ist für uns Menschen so faszinierend, daß wir darauf nicht erst bis zum Jenseits warten wollten. Wir Menschen wollten nicht mehr träumen, sondern diese Träume bereits hier auf dieser Erde verwirklichen.) Gibt es nicht viele Ideen und Systeme, die uns solch ein Paradies oder Schlaraffenland versprechen und uns auffordern, uns dafür einzusetzen? Aber bisher scheiterten alle diese Versuche und sie werden auch in Zukunft scheitern. In erster Linie wohl deswegen, weil sie auf dieser Erde niemals die Realität des Todes werden beiseite schaffen können. Der Tod und seine Folgen stehen allen Versuchen, hier auf Erden eine glückliche Welt aufzubauen, entgegen. Und mit der Meinung vieler Christen, daß der Tod der Eingang zu einem erträumten paradiesischen Schlaraffenland sei, ist für die Bewältigung dieses Lebens auch nichts gewonnen. Unser Herr Jesus Christus versucht in unserem Text nun keine utopische Welt aufzubauen, ebenfalls träumt er nicht. Er weiß sich als Teil einer Welt, die im Argen liegt, einer Welt, die vom Tode bedroht und geängstet wird, einer Welt, die durch den Tod so unendlich viel Traurigkeit und Not erleiden muß. Und wenn Jesus Christus hier nach unserer Geschichte dem Tod ein Schnippchen schlägt und ihn für eine gewisse Zeit kalt stellt, so bleibt doch diese eine Realität bestehen: Eines Tages, vielleicht einige Jahre schon nach dem Eingreifen Jesu, wird auch dieser Jüngling zu Nain doch die Beute des Todes werden und sterben. Als der Evangelist Lukas diese unsere Predigt im Evangelium niederschrieb, da wollte er nicht verkündigen, daß Jesus Christus auf diese Erde gekommen ist, um von ihr den Tod zu verbannen und ein Schlaraffenland darauf zu errichten, sondern er wollte dieses an Hand des Geschehens am Stadttor zu Nain uns deutlich machen: In einer Welt, in der es drunter und drüber geht, in der der Tod uns Menschen in soviel Leid und Not und Traurigkeit stürzt, steht Jesus Christus an unserer Seite und reicht uns seine Hilfe dar. Wir sehen in unserem Text die Witwe in ihrer ganzen Not. Zuerst hat ihr der Tod den Mann von ihrrer Seite gerissen und jetzt auch noch den einzigen Sohn, die letzte Stütze und Hoffnung ihres Lebens. Was sich dort ereignet hat, ereignet sich bis auf den heutigen Tag mitten unter uns, keiner bleibt davon verschont. Da wird der Mann von der Seite der Frau gerissen, die Frau von der Seite des Mannes, der Sohn von der Seite der hilflosen Mutter und die Eltern von der Seite ihrer Kinder und unendliches Leid, seelischer, aber auch materieller Art, bleibt zurück. Das Bemühen, durch die Bekämpfung des Todes, alle Traurigkeit und alles Leid aus dieser unserer Zeit zu verbannen kann nur vorläufiger Art sein. Der Jüngling zu Nain ist also dann doch gestorben, wie ebenfalls die vielen Menschen gestorben sind, denen gute Ärzte mit ihrer medizinischen Wissenschaft das Leben für einige Jahre verlängert oder sogar wie neu wieder geschenkt hatten und in der gleichen Weise wird es auch uns ergehen. So ist es nicht gut, von einem paradiesischen Schlaraffenland auf dieser Erde zu träumen und zu erwarten oder dafür zu kämpfen. Die Sehnsucht aber nach einem glückseligen Leben nach dem Tode kann uns nicht helfen, das Leben, heute und hier, mit all den Problemen, die der Tod unter uns aufwirft, zu meistern. "Als Jesus aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn war seiner Mutter und sie war eine Witwe und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr", das ist die Realität unseres Lebens, tausendfach abgewandelt und dieser Realität können wir nicht entfliehen. Ihr müssen wir uns stellen und mit ihr müssen wir einfach fertig werden. Es gibt viele Versuche, damit fertig zu werden, bis hin zu einer möglichst hohen Lebensversicherung, bis hin zu der Aussicht einer möglichst guten Hinterbliebenenrente. Das alles kann gut und schön sein und muß auch durchaus nüchtern beachtet werden. Aber es kann nicht die endgültige Art sein, mit diesem Problem fertig zu werden, mit dem Leid und der Not fertig zu werden, die auf uns durch den Tod eines lieben und unentbehrlich erscheinenden Menschen einstürmen und uns das Leben vergällen. Das Entscheidende ist nach unserem Text etwas anderes: "Und da die Witwe in ihrer Not Jesus sah, jammerte ihn derselben und er sprach zu ihr: Weine nicht!" Wir haben es schon einmal gesagt, daß das das Besondere ist, daß der Evangelist Lukas uns verkündigen will mit unserem Text: In der Not, in der Angst und in den Sorgen, in die der Tod eines lieben Menschen uns hineinstürzt, sind wir nie allein. Jesus Christus, der Herr über Leben und Tod, ist bei uns und steht neben uns. Er kennt unsere Not als einer, der mit uns über diese Erde ging. Und indem er tröstet: "Weine nicht!" hält er gleichzeitig die Hilfe bereit, die aller durch den Tod verursachten Not ein Ende bereitet, nicht nur die Not der Witwe, sondern auch deiner und meiner Not, nicht nur heute, sondern auch morgen, solange wir uns mit der Realität des Todes abgeben müssen. Wenn es auch in unserem Text nicht ausdrücklich anklingt, so dürfen wir das Gesagte noch erweitern: Jesus Christus hält für alle unsere Nöte, ganz gleich, welcher Art, seine Hilfe bereit und macht aller unserer Not eine Ende. Wie die Hilfe aussehen wird, die er für uns bereit hält, können wir jetzt noch nicht wissen. Seiner Hilfsbereitschaft und Hilfsmöglichkeit aber sind keine Grenzen gesetzt, wie unsere Verse es aufzeigen. Das er uns helfen wird, dürfen wir fest glauben. Unzählige Menschen aller Jahrhunderte könnten es bezeugen, daß ihnen in einer Not, die der Tod über sie brachte, durch Jesus Christus grundlegend geholfen worden ist: "Er hat viel tausend Weisen zu helfen aus der Not", singen wir in einem Lied. Vielleicht gebraucht er sogar einmal uns, um einem Menschen in seiner Not zu helfen. Wer das glaubt, was der Evangelist Lukas in unserem Text verkündigt, und wir sind ja zu einem solchen Glauben eingeladen, der braucht nicht seine Zuflucht zu suchen in einem paradiesischen, aber utopischen Schlaraffenland, der braucht nicht zu träumen, sondern der kann im Gegenteil durch diese vom Tode bedrohte Welt im Vertrauen auf seinen Herrn Jesus Christus froh und getrost gehen, ja, der kann sogar selbst froh und getrost seinem eigenen Tode entgegengehen, seine Zukunft ist ihm trotzdem gewiß.
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