-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 35 | Lugar/Ort:Aldea Protestante
Fecha/Datum:02/08/1964 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Camarero, 9-8-1964 Meroú, 16-8-1964 Reffino, 16-8-1964 Grabschental, 15-11-1964 | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:10, Sonntag nach Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Römer 11, 25-32 | | |
Skopus: Die Schuld des neuen Volkes Gottes gegen das ALTE | | -5- Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 35 -Römer 11, 25-32 "Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis (auf daß ihr nicht stolz seid): Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies ist mein Testament mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen. Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte um der Váter willen. Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Denn gleicherweise wie auch ihr weiland nicht habt geglaubt an Gott, nun aber Barmherzigkeit überkommen habt durch ihren Unglauben, also haben auch jene jetzt nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, auf daß sie auch Barmherzigkeit überkommen. Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme."
Zeit seines Lebens ist der Apostel Paulus über eine Sache nicht hinweggekommen. Über welche Tatsache? Daß das alte Volk Gottes, das Volk Israel, zu dem Paulus selbst gehörte, und das wir meistens als DIE JUDEN bezeichnen, Jesus von Nazareth nicht als den von Gott gesandten Messias anerkannte. Dieses Volk Israel wurde daraufhin nicht mehr von Gott als sein Volk anerkannt, zumal es sogar diesen Sohn Gottes ermordet, gekreuzigt hat. Das alte Volk Gottes, das Volk Israel, verwirft den Messias Gottes, während die Heiden ihn als ihren Heiland annehmen. Dieses war ja die große schmerzliche Erfahrung des Heidenapostels Paulus auf seinen Missionsreisen gewesen. Der größte, fast ausschließliche Teil der christlichen Gemeinden bestand aus ehemaligen Heiden, ehemalige Angehörige des auserwählten Volkes waren nur sehr spärlich vertreten. Sie schlugen die Predigt über den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus in den Wind. Diese Tatsache, daß seine ehemaligen Glaubensgenossen den in das eigene Volk Gottes gekommenen Gottes Sohn ablehnen, machte dem Apostel Paulus solch eine Not, daß er einmal ausspricht: "Ich habe darüber große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlaß in meinem Herzen. Ja, ich habe gewünscht, verbannt zu sein von Christus um meiner Brüder willen, zu denen ich gehöre nach dem Fleisch." Allerdings ist bei aller Erkenntnis dessen, was damals geschehen konnte, eines ein für alle Male ausgeschlossen, daß Christen aus den Heiden, daß wir Christen überhaupt auf die Juden verächtlich und hochmütig mit dem Finger zeigen. Wir vergessen dabei zu leicht, das Jesus von Nazareth damals von Juden und Heiden zugleich ans Kreuz gebracht wurde, Der, der ihn verurteilt hat, Pilatus, war ein Heide. Die, die ihn aufgehängt und gekreuzigt haben, die Soldaten, waren Heiden gewesen. Wir können und müssen sagen, daß das, was da geschah, die Schuld aller Menschen war. Heute würde sich das Geschehene von damals unter uns genauso wiederholen. Wir wären nicht besser. Schon damals mußte der Apostel Paulus gegen die Haltung in der christlichen Gemeinde ankämpfen, als ob durch das Geschehen um Jesus von Nazareth erwiesen sein, das die Angehörigen des alten Volkes Gottes, die Juden, schlechtere Menschen seien als die anderen alle. Aber was im Volk Israel geschah, ist nur ein Zeichen dafür, was unter Menschen überhaupt, unter uns allen, mögich ist: "Da ist nich einer unter uns allen, der Gutes tue, auch nicht ein Einziger." Es ist eigentlich eine große Schuld aller Kirchen aller Jahrhunderte und auch vieler Christen, daß sie die Warnung des Apostels Paulus nicht haben hören wollen: "Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet, denn worin du einen anderen richtest, verdammst du dich selbst." In welcher Weise wurden doch in den vergangenen Jahrhunderten in Predigten, in christlichen Büchern, in Andachten und auf andere Art und Weise, die Juden als Christusmörder, als Verbrecher, als moralisch schlechte Menschen verschrieen und verächtlich gemacht. Und daß es während der Hitlerzeit zu einer solch grausamen Judenverfolgung in Europa hat kommen können, war mit ein Ergebnis der Lieblosigkeit der Christen aller Jahrhunderte gegenüber den Angehörigen des alten Volkes Gottes, Jetzt erst hat die römisch-katholische Kirche beleidigende Ausdrücke gegen die Juden aus ihren Gebetsbücher und Messbüchern gestrichen. Und in den protestantischen Kirchen ist es nicht anders. Wir als Christen haben wahrlich nicht das Wort des Paulus zu Herzen genommen, daß wir durch unsere Liebe zu ihnen, die Juden reizen sollen, mit uns an Jesus Christus zu glauben, stattdessen haben wir durch unsere lieblose Haltung mit dazu beigetragen, daß über Millionen von ihnen Grausamkeit und blutiges Entsetzen in einer unvorstellbaren Weise hereingebrochen ist. Was da geschehen ist, können wir nicht rückgängig, auch nicht wieder gutmachen, das kann nur durch Vergebung aus der Welt geschafft werden. Allerdings müßten wir es wenigstens heute nach diesen Bluttaten lernen, in ein ganz neues Verhältnis zu den Angehörigen des alten Volkes Gottes, den Juden, zu kommen. Kirche und Synagoge, Christen und Juden, neues und altes Volk Gottes, müssen es lernen, daß sie beide miteinander unlösbar verbunden sind. Was wäre unser christliche Glaube ohne das Alte Testament, die Urkunde des alten Volkes Gottes, mit den Zeugnissen des Handelns Gottes schon von Anfang an in unserer menschlichen Geschichte? Bei aller Ablehnung Jesu Christi durch das alte Volk Gottes, werden sie mit der Tatsache, der Er einer der ihrigen ist, nicht fertig. Beide warten heute auf den Messias, die Juden auf das erste Kommen und wir Christen auf das 2. Kommen. Der Apostel Paulus zeigt in unserem Text gerade auf, damit wir uns nicht stolz und hochmütig über die Juden erheben sollen, daß nur die Verwerfung Jesu Christi durch sie, wir als aus den Heiden Kommende einen Platz im Volke Gottes gefunden haben. Wir haben in der Kirche Jesu Christi, bildlich gesprochen, nur die Plätze besetzen können, die eigendlich zuerst für die Juden reserviert waren, die sie aber ausgeschlagen haben. Ihr Unheil ist unser Heil. Das ist kein Grund zum hochmütig oder stolz zu sein, sondern wir können nur staunen, was für Wege Gott uns gehen läßt, damit allen Menschen das Heil zuteil wird. Denn wie Gott uns aus den Heiden das Heil zuteil werden ließ, dadurch, daß die, die das Anrecht zuerst darauf hatten, es ablehnten, so wird am Ende der Zeit auch für das alte Volk Israel die Stunde des Heiles schlagen, nachdem die Heiden die Gelegenheit dazu hatten. Dann wird es eine Herde und ein Hirte geben: "Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme." In der Zwischenzeit aber lasset uns durch unsere Liebe zu ihnen, die Angehörigen des alten Volkes Gottes, den Juden, sie reizen, ihre Blicke zum Messias zu richten und damit auch ihr Heil vorbereiten. In der Zwischenzeit lasset uns unsere Hände für sie falten, weil sie Gottes geliebte Kinder, trotz der Verwerfung, geblieben sind. Unter keinen Umständen dürfen wir sie verachten oder schlecht machen. Wir sind nicht besser als sie und Gott hat noch Großes mit ihnen vor. Laßt uns dieses Heil, das uns in Jesus Christus angeboten wird, ganz ernst nehmen, damit es uns nicht endgültig ergeht, wie es den Juden vorübergehend ergangen ist; vom Heiul ausgeschlossen zu sein. Paulus mahnt uns an einer anderen Stelle: "Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont und abgehauen, sei vorsichtig, daß er dich als einem eingepropften Zweig nicht auch abschlage."
|
|