-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 33 | Lugar/Ort:Meroú
Fecha/Datum:17/08/1980 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte:
| Año Eclesiástico/Kirchenjahr:10. Sonntag nach Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:Lukas 19, 41-48 | | |
Skopus: Gehören wir zur alten oder zur neuen Welt ? | | -5- Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 33 -Lukas 19, 41-48 "Und als Jesus nahe hinzukam, sah er die Stadt an und weinte über sie. und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängsten; und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem anderen lassen, darum daß du nicht erkannt hast die Zeit, damit du heimgesucht bist. Und er ging in den Temepel und fing an auszutreiben, die darin verkauften und kauften, und sprach: zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt's gemacht zur Mördergrube. Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Vornehmsten im Volk trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrächten; und fanden nicht, wie sie ihm tun sollten, denn alles Volk hing ihm an und hörte ihn."
Gott hatte seinen Sohn Jesus von Nazareth in sein Volk gesandt. Dieses Volk kennen wir als das Volk Israel. Es war von seinem Schöpfer zum Dienst an der Welt und in der Welt gerufen, aber die, die die Kinder Gottes sein sollten, erfüllten nicht nur nicht ihre ihnen vom Schöpfer gegebene Aufgabe, sondern sie wollten sogar von ihm nichts mehr wissen. Als dann Gott seinen Sohn Jesus von Nazareth sandte, um sie wieder neu in Kontakt mit ihm zu bringen, um sie doch noch darauf vorzubereiten, das Licht der Welt und das Salz der Erde zu sein, das Zeichen der Hoffnung in einer sich zerfleischenden Menschheit und in einer untergehenden Welt zu sein, da kannte ihre Feindschaft und ihr Haß keine Grenzen: "Hinweg, hinweg mit ihm! Kreuzige, kreuzige ihn!" Wir wollen von ihm und auch von Gott nichts wissen. Das, was wir in unserem Predigttext hören, ereignete sich wenige Tage vor seinem Tode, ermordet als der Herr Himmels und der Erde. Nur von einer kleinen Schar begeisterter Menschen wurde er beim Einzug in Jerusalem als der von Gott Erwartete empfangen: "Gelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn." Die Obersten und Priester und Vornehmen aber hatten bereits längst ihren Beschluß gefaßt, ihn umzubringen. Und nun beim Eintritt in die Königsstadt Jerusalem, ohne die Jubelrufe der wenigen zu hören, fängt Jesus an zu klagen und zu trauern, aber nicht über das, was auf ihn an Leiden in dieser Königsstadt wartet, sondern über das, was mit ihr selbst geschehen wird: "Wenn doch auch du an diesem Tage erkennen würdest, was zum Frieden dient!" klagt der Herr. Jerusalem als das Zentrum des Volkes Israel, als die Gottesstadt, wird als Antwort auf den Ungehorsam gegen Gottes Willen und als Strafe für das gotteslästerliche Verhalten gegen den Sohn Gottes bis auf die Grundmauern zerstört werden, sodaß kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Jesus sieht bei seinem Einzug in Jerusalem diese Stadt bereits wie in einer Vision als eine Ruinenstadt vor sich und die Bevölkerung einer feindlichen und grausamen Soldateska preisgegeben. "So wird es dir ergehen", klagt er über diese Hauptstadt Jerusalem, "weil du nicht die Zeit erkannt hast, in der du gnädig heimgesuucht worden bist." Dieses Versagen des alten Volkes Israel ist und soll uns eime ständige Warnung sein, uns, die wir das neue Haus Gottes, die Kirche Jesu Christi, bilden und ebenfalls die Aufgabe haben, Licht der Welt und Salz der Erde und Zeichen der Hoffnung für eine hoffnungslose Menschheit und Vorbereiter einer neuen und besseren Welt zu sein. Wird es uns nicht genauso ergehen, uns, die wir immer so viel davon sprechen, einer christlich-westlichen Welt anzugehören, aber von unserer Aufgabe als Christen nichts wissen wollen? Muß Jesus nicht auch über uns klagen und weinen, wie er über Jerusalem geklagt und geweint hat? Ist gerade unsere sogenannte westliche christliche Welt nicht reif zum Gericht? Im Volk Israel lag eine große Schuld auf den Schultern der Obersten, der Vornehmen, der Hohenpriester und Priester, die die Situation genau kannten, die wußten, daß Gott in seiner Liebe und Hilfsbereitsschaft schon oft versucht hatte, den Sinn des ganzen Volkes zu ändern. Sie haben zum Teil dieses Wirken geheimgehalten oder das gegebene Wort nicht weitergesagt, vielleicht sogar verdreht. Sie haben aus dem Glauben ein Geschäft gemacht. Dieses zeigt besonders der 2. Abschnitt unseres Predigttextes, der von der Tempelreinigung sprach und in der die Geldwechsler und Geschäftsleute durch Jesus hinausgetrieben wurden und er ihnen das Wort aus dem Jesajabuch zuruft: "Und es soll mein Haus ein Bethaus sein und ihr habt es zur Räuberhöhle gemacht." Wir müssen nun auch aus dem Gehörten Schlüsse für die heutige Zeit ziehen, in der wir, wie damals Jesus bei Jerusalem, fast handgreiflich vor unserem visionärem Auge nicht nur eine zerstörte Stadt sehen, sondern eine zerstörte Welt, eine Menschheit, die von einer Grausamkeit in die andere hineingetrieben wird. Sind wir Christen nicht die eigentlich Schuldigen an diesem ganzen Dilemma? Sind wir das Licht der Welt und das Salz der Erde, sind wir die Vorbereiter einer neuen und besseren Welt? Haben wir es durch Wort und Tat einer ungläubigen Welt bezeugt, da Gott uns in Jesus Christus eine Möglichkeit gegeben hat, das Leben auf dieser Erde zum Wohle aller Menschen neu zu orden? Das eine stimmt, daß durch den christlichen Glauben Technik, Wissenschaft, Forschung und Medizin und rationelles Arbeiten erst ermöglicht wurde und wir Christen zu erst von alledem profitieren. Wir haben es aber nicht akzeptiert, was der Schöpfer von Anfang an wollte, daß alle Menschen von seiner Schöpfung und in seiner Schöpfung leben sollten. Wir Christen haben aber alles nur uns selbst zugute kommen lassen, ohne nach den anderen zu fragen. So wird die Kluft zwischen reich und arm immer größer und zu der reichen Gruppe gehören 80% Christen und zu der armen Gruppe, die im Elend stecken und nicht mehr wissen, aus diesem Elend wieder herauszukommen, die auch vom Fortschritt der Technik, Wissenschaft, Forschung und Medizin und von der rationellen Arbeit nichts profitieren, obwohl sie es gerne möchten, gehören 80% Nichtchristen. Haben wir dadurch unseren christlichen Glauben, der das Heil der ganzen Menschheit bringen will und soll, nicht zu einem Geschäft gemacht, der nur sich selbst segnet und dazu noch Gott und Jesus Christus in Anspruch nimmt? Sind wir nicht schuld, daß dadurch das Leben auf dieser Erde in Unruhe gekommen ist und die ganze Menschheit wieder wie auf einem Pulverfaß sitzt? Ist das Strafgericht Gottes über diese Welt nicht bereits zugange, das zuerst bei uns Christen, bei den sogenanntebn christlichen Ländern beginnt, weil wir die Hauptschuldigen des ganzen Desastres sind? Wenn es für uns und für die ganze Welt noch eine Hilfe gibt und es gibt sie, wenn wir sie nur annehmen, dann ist es die, die Jesus zum Schluß noch anbietet: Neu auf sein Wort zu hören. Wir lesen nämlich von Jesus, daß er nach der Tempelreinigung darin täglich lehrte. Müßten wir dieses Neuaufseinworthören nicht mit als eine Bitte Gottes und als eine Bitte der ganzen Menschheit ernst nehmen, denn nur so und nicht anders erhalten und bewahren wir die ganze Welt vor der Zerstörung, denn dann können wir noch das Licht der Welt und das Salz der Erde und die Hoffnung für eine hoffnungslosen und Vorbereiter einer neuen Welt werden. Es wäre schade für uns und für die ganze Welt, wenn wir auch diese letzte gnädige Heimsuchung Gottes nicht erkennen und mit der Welt als Hauptschuldige untergehen würden.
|
|