-5-Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 15 | Lugar/Ort:Camarero
Fecha/Datum:20/10/1963 | Otros Lugares/Weitere Predigtorte: Palomar, 14-7-1963 -deutsch- Grabschental, 25-8-1963 -deutsch- Paraná, 6-10-1963 -deutsch- Reffino, 15-8-1965 -deutsch- | Año Eclesiástico/Kirchenjahr:4. Sonntag nach Trinitatis | Libro Bíblico/Buchbezeichnung:1. Mose 50, 15-21 | | |
Skopus: Wie geschieht Vergebung | | -5- Kirchenj. bis 14.S.n.Trinitatis 15 -1.Mose 50.15-21 "Die Brüder aber Josephs fürchteten sich, da ihr Vater gestorben war, und sprachem: Joseph möchte uns gram sein und vergelten alle Bosheit, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: Also sollt ihr Joseph sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, daß sie übel an ihm getan haben. So vergib doch nun diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters. Aber Joseph weinte, da sie solches mit ihm redeten. Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht denn ich bin unter Gott. Ihr gedachtet's böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, daß er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks. So fürchtet euch nun nicht, ich will euch versorgen und eure Kinder. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen."
Wie hatte Josef, der zum Vizekönig von Ägypten ernannt worden war, doch für die Seinen gesorgt, für seinen Vater Jakob und für seine 11 Brüder. Wenn er das nicht gemacht hätte, dann wäre die ganze Familie längst in der großen Hungersnot im Lande Kanaan umgekommen. Die Brüder sind durch dieses liebevolle Verhalten des Josefs tief beschämt. Hatten sie ihn nicht zuerst aus Neid töten wollen und schließlich dann als einen Sklaven verkauft? Alles Schwere in seinem Leben hatte Josef dem bösen Tun seiner Brüder zu verdanken und doch hat er Bóses nicht mit Bösem vergolten, sondern ihnen seine ganze Liebe geschenkt. Er hatte dieses nicht aus sich selbst, aus seiner eigenen moralischen Kraft gekonnt, sondern aus der großen Gewißheit heraus, daß Gott, der sein Gott und der Gott seiner Brüder ist, seine Brüder trotz der einmal geschehenen abgrundtiefen bösen Tat in einer überschwenglichen Weise liebt. Er, Josef, und alle seine Brüder, sind und bleiben die Träger der göttlichen Verheißung. Josef sieht also die große unaussprechbare Liebe Gottes zu seinen Brüdern, aber auch die Liebe, die ihn aus seinem Elend und aus seiner Not herausgerissen und an die zweithöchste Stelle des Landes Ägypten gestellt hat. Im Angesichte dieser Liebe Gottes wird die Bosheit seiner Brüder gegen ihn klein und gering. Wie bekennt Josef es vor seinen Brüdern?: "Ihr gedachtet's böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, daß er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks." Das Erbarmen Gottes überstrahlt die ganze Schlechtigkeit seiner Brüder. Im Angesichte der großen Liebe Gottes konnte und kann Josef nichts anderes als seinen Brüdern ebenfalls im Lichte seines liebenden Gottes begegnen, ihnen seine helfende Hand entgegenstrecken. Indem er das tut, zeigt er, daß die böse Tat der Brüder, selbst für ihn, der doch so sehr darunter hat leiden müssen, einfach nicht mehr besteht, daß er ihnen ihre Bosheit vergeben hat. Und er hat das tun können, weil zuerst Gott selbst ihnen sein Erbarmen, seine Liebe geschenkt, ihre Schuld vergeben hat. Das, was sich da im Verhältnis des Josefs zu seinen Brüdern im Lichte der Liebe Gottes ereignet hat, wartet direkt darauf, daß es sich auch in unserem Leben ereignet. Dieses nämlich möchte sich in unserem Leben immer wieder neu ereignen, daß wir im Lichte der Liebe Gottes zu uns die Bosheit eines Menschen gegen uns einfach als nicht mehr bestehend ansehen, sie dem anderen vergeben. Liebt Gott mich trotz meiner Schlechtigkeit, wie könnte ich jetzt nicht hingehen und die Bosheit des anderen gegen mich ebenfals vergeben, ihm ebenfals in Liebe begegnen, zumal Gott diesen anderen in der gleichen Weise liebt wie mich. Josef hat das in seinem Zusammensein mit seinen Brüdern in einer realen Weise praktiziert. Und unser Herr und Heiland Jesus Christus hat sogar sein Leben dahingegeben, damit wir dieses noch besser tun könnten als Josef, dem anderen seine Schuld gegen uns um der Liebe Gottes willen vergeben. Das war das helle Licht, das uns aus unserem Text, aus dem ganzen Leben dieses Josef entgegenleuchtet. Dieses helle Licht leuchtet auch in die augenblickliche Situation, die den Brüdern verdunkelt erscheint. Sie hatten wohl die ganze Liebe erfahren. Sie spürten daraus, daß er ihnen in tiefster Weise gut gesinnt war. Und doch lag ihre Schuld noch als eine schwere Last auf ihren Schultern. Sie hatten dieses ihr böses Tun gegen Josef wohl als ihre Schuld erkannt und Josef hatte ihnen in seinem Herzen schon längst vergeben, aber es fehlte noch das klärende Gespräch. Es fehlte noch das Gespräch, in dem die Brüder ihre Schuld bekennen und Josef ihnen in ganz konkreten Wiorten die Vergebung zuspricht. Um eine Schuld durch die Vergebung aus dem Wege zu räumen, ist normalerweise dieses klärende Gespräch für die Schuldigen notwendig. Und weil dieses Gespräch zwischen den Brüdern und Josef noch nicht stattgefunden hat, wird beim Tode des Vaters Jakob diese ihre Schuld als eine Last riesengroß. Nun sind sie in ihrem Leben ganz auf Josef angewiesen, den sie einmal haben töten wollen, sind sie ihm ganz ausgeliefert. Der Vater steht nicht mehr schützend vor ihnen. Das rechte Miteinander zwischen den Brüdern und Josef, auf das es jetzt nach dem Tode des Vaters ankommt, ist durch die noch nicht ausgesprochene Vergebung gestört. Jeden Augenblick erwarten sie, daß Josef furchtbare und grausame Rache an ihnen nimmt. Sie leben also ein Leben in Furcht und Schrecken. Das Leben von uns Menschen kann schon ein Leben in Furcht und Schrecken und Qual sein, wenn eine unvergebene Schuld zwischen uns steht. Nach einem jahrelangen Nichtwollen oder Nichtkónnen bitten sie endlich Josef um dieses klärende Gespräch: "Die Brüder aber Josefs fürchteten sich, da ihr Vater gestorben war und sprachen: Josef möchte uns gram sein und vergelten alle Bosheit, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: Also sollt ihr Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, das sie übel an die getan haben. So vergib doch nun diese Missetat uns, den Dienern des Gottes, deines Vaters. Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte." Wie durch ein Wunder öffnet sich jetzt der Mund der Brüder und es kommt das Bekenntnis ihrer Schuld und die Bitte um Vergebung über ihre Lippen. Jetzt erst beginnt Angst und Schrecken zu weichen. Ob es uns deutlich wird, daß die Entgiftung des menschlichen Miteinanders, das die Entspannung zwischen Menschen, die sich feind sind, die sich nicht riechen können, weil Schuld zwischen diesen Menschen steht, damit beginnt, daß die Schuld bekannt und die Bitte um Vergebung ausgesprochen wird? Das ist heute nicht anders als damals. Und nun kann diese Schuld endgültig begraben und weggetan werden. Die Brüder brauchen diese ihre Schuld nicht ein ganzes Leben lang zu tragen. Sie hätten diese Schuld schon lange beiseite schaffen können, wenn sie eben den Mut zum Gespräch mit Josef gefaßt hätten. Jedenfalls wird es jetzt offenbar, daß sie ein Leben ohne Furcht und Schrecken leben können. Josef hat keine Gedanken der Rache, sondern er streckt ihnen die Hand der Vergebung entgegen. Er kann das, weil Gott diese Vergebung bereits auch schon ausgesaprochen hat. Das, was die Brüder von Josef getrennt hatte, ist beiseite geschafft und sie können sich wieder in gegenseitiger Liebe begegnen: "Josef spricht: So fürchtet euch nicht, ich will euch versorgen und eure Kinder. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen." Gott, der Herr, schenke uns allen die Bereitschaft, anderen Menschen ihre Bosheit gegen uns vergeben zu können, aber ebenfalls schenke er uns die Bereitschaft, einem anderen Menschen, dem wir Unrecht getan haben, unsere Schuld zu bekennen und um Vergebung zu bitten.
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